Alaphilippe wird in den Medien immer extrem gehypt. Vor allem in Frankreich. Da lassen sich nun schon die ersten "Experten" zu Aussagen wie "evt. Gelb in Paris, aber Podium sollte drin sein" hinreißen. Er ist auf dem Terrain von gestern (bzw. lieber noch eine Ecke härter) der Beste der Welt. Ein Bergspezialist ist er allerdings überhaupt nicht. Kann sich natürlich noch ändern in den nächsten Jahren, aber bei dieser Tour sehe ich ihn nicht in den Top 10. Es sind zwar schon einige komische Dinge bei seinem Team passiert, aber das wäre dann doch etwas zu viel. In 2-3 Jahren ist er vielleicht so weit, wenn er diesen Weg denn einschlagen will.
Eine soweit flache Etappe mit einem richtigen Berg am Ende kann er gut mitgehen. Bei mehreren Bergen der höheren Kategorie, sagen wir mal 3 Wertungen der 1. Kategorie, ist er nicht mehr in der Lage, bis zum Schluss an den echten Kletterern dranzubleiben. Anstiege über 30 Minuten kann er mit den richtigen Klassementfahrern nicht mitgehen. Davon gibt es bei einer Grand Tour natürlich so einige. Hinzu kommt noch, dass die Tour in diesem Jahr sehr viele Anstiege auf über 2000 Metern hat. Von zugeschnitten kann man daher auch nicht reden.
Um eine Grand Tour auf Klassement mal auszuprobieren, eignet sich für ihn am ehesten die Vuelta. Die Etappenprofile kommen seinen Stärken viel mehr entgegen (oft eher leichte Etappen mit einem schweren "Hindernis" zum Schluss, nur wenige Etappen mit mehreren schweren Anstiegen). Auch da sind allerdings schon Fahrer mit einem ähnlichen Profil dran gescheitert (bspw. Kwiatkowski im letzten Jahr). Er ist eher ein
Puncheur (sowas wie gestern oder die Klassiker die er gewinnt) mit überdurchschnittlichen Kletterfähigkeiten, als ein Kletterer mit überdurchschnittlichem Punch.
Um auf den Sieg gestern noch etwas einzugehen. Im Moment der Attacke konnte niemand mitgehen, dafür ist er zu explosiv. Es hat daraufhin allerdings kein Team die Notwendigkeit gesehen, ihn unbedingt wieder einfangen zu müssen. Bei einem Favoriten fürs Gesamtklassement hätte man allerdings alles daran gesetzt, den Abstand zu verringern bzw. den Fahrer wieder einzuholen.