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Thema: Homosexualität / Ausgrenzung im Fussball

  1. #1591
    Avatar von booorsti
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    Zitat Zitat von Alofi Beitrag anzeigen
    Rezension gefällig?
    Ja bitte

  2. #1592
    Avatar von Al Knofi
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    Begleitet von spöttischen Blicken und markigen Sprüchen einiger Sportler gestaltete sich die Zeit am Einlass. Ein Stadion, eine Umkleidekabine, ein ungewöhnlicher Ort für ein Theaterstück. So ungewöhnlich, dass es direkt zu Hohn und Spott führte. Lag es am Titel? Lag es an der Presse? Lag es am Setting? "Steh Deinen Mann" schreibt sich viel auf die Fahnen. Aber irgendwie auch gar nichts so wirklich. Homosexualität und Fußball, das Skandalthema. Das totgeschwiegene Thema. Ein Nationalspieler hat sich geoutet. Das muss doch etwas verändern. Aber das traut sich ja doch kein Aktiver.
    Aus der eigenen Perspektive heraus wird sich ein Provinzsportler bewusst, dass es doch bei 10% homosexuell orientierten Männern etwa fünfhunderttausend homosexuelle Fußballer beim DFB geben müsse. Doch wo findet man die? Wie findet man die? Erkennt man die? Wie bewegen die sich? Diese und ähnliche Grundfragen begleiten das Stück, welches von den Erfahrungen aus der eigenen Jugend und dem Erleben in der Erwachsenenwelt bis auf die Bühne Profifußball wandert. Die Erkenntnis: Ist es nicht eigentlich egal, wenn es doch um Sport geht?
    Irgendwie wurden viele Aspekte des Stücks schon dutzendfach durchgekaut, selbst Artikel der Boulevardblätter bieten die thematische Vielfalt. Interessant ist allerdings die Präsentation. Das Stück ist als Monolog angelegt, welcher das Publikum einbezieht und einen Gastauftritt per Videoprojektion bietet. Die Einbindung des Publikums stellt sich als Schlüssel heraus, um Betroffenheit hervorzurufen. Durch gemeinsame Fangesänge, Trikotüberstreifen und die Aufforderung, gewisse Tests zu durchlaufen, ist man mittendrin statt nur dabei. Diese Methode der Einbindung fand mehrfach statt, so sollte ein Mann das schöne Wort "Luftikus" sagen, an einem anderen Teilnehmer wurde geschnuppert, es wurden Fotos ausgeteilt, auf denen Profis abgebildet waren, Männer sollten ihren Gang zeigen, es wurde mit Frauen verglichen, es war herrlich unangenehm. Dies ist für viele Zuschauer befremdlich, stellt es das anonyme Individuum aus der Masse heraus ins Rampenlicht. Sichtlich unwohl fühlen sie sich, aus ihrer Komfortzone gezerrt, dem Blick der Öffentlichkeit ausgesetzt. Es lässt sich erahnen, wie es ist, auf der Bühne zu stehen, was es bedeutet, wenn Menschen einem bei alltäglichen Dingen wie Theaterbesuchen zusehen - oder beim Fußballspielen. Trotz des Rampenenlichts bleibt doch auch der Profi ein Massenphänomen. Doch was ist mit dem schwulen Profi?
    Das Stück findet im natürlichen Territorium des Fußballspielers statt, der Kabine. Die beengte Situation, die feuchtwarme, verbrauchte Luft, die Nähe zur Dusche, welche in einer Szene die zentrale Rolle einnimmt, stellt die Nähe des Teams zueinander heraus. Untermalt mit Bildern unbändiger Freude, natürlich auf dem Platz stattfindend, sich umarmende, küssende und betatschende Hochleistungssportler mit Adoniskörpern zeigend, wird sinniert, was Männlichkeit bedeutet und wann die Grenze zur Sexualität erreicht wird. Garniert mit Interviews wird die Sichtweise der Fanscharen offengelegt, welche vom verständnisvollen Welt- bis zum offen schwulenfeindlichen Jungbürger reicht. Eine Person sticht hervor, ein ehemaliger Bergmann, welcher meinte, dass bei 10% Schwulenquote in deutschen Landen ja sicherlich auch ehemalige Kollegen dabei waren. Und es sei ja schließlich normal gewesen, seinem Nebenmann den Rücken zu schrubben, ohne übereinander herzufallen. Dann sollten sich die Fußballspieler nicht so anstellen.
    Auch die Stadionatmosphäre wird beleuchtet, das eigene Verhalten reflektiert. "Schiri, Du schwule Sau", "Schwuchtelpässe", woher kommen solche Ausdrücke eigentlich? Stellt Schwulsein die Männlichkeit in Frage? Wie würde es sich für einen Profi anfühlen, wenn zwanzigtausend Fans der gegnerischen Mannschaft einen in solcher Form beschimpfen?
    Größen des Sports werden zitiert, was denken Jens Lehmann und Lothar Matthäus zum Thema? Corny Littmann muss wieder als Vorzeigeobjekt herhalten, den schwulen Profi an sich könne man anhand der Aggressivität im Spiel herausfiltern, denn diese wären dem Gedanken unterlegen, sich als besonders harte Typen zeigen zu müssen, um Zweifel auszuräumen. Ein Klassiker. Auch andere kommen im Zitat zu Wort. Und der Hitzlsperger habe sich ja auch getarnt, der habe ja sogar eine Frau gehabt.
    Was bleibt nach der Aufführung? Es war unterhaltsam, der Schauspieler charismatisch, das Thema aber recht vage. Die Schockmomente waren eher durch das Videomaterial bedingt, denn durch den dargebotenen Inhalt. Die Reflexionsphasen im Monolog waren interessant, Zuschauende wurden in die mögliche Gedankenwelt der Sportler, ob schwul oder nicht, eingeführt und verständnisintensiv an Lösungsmöglichkeiten gekratzt. Wer kann, sollte es sich mal ansehen, auch ohne besonders am Thema interessiert zu sein. Zu tiefe Auseinandersetzung mit der Thematik sollte der eh schon in Bezug auf diese offene Mensch nicht erwarten, zur Meinungsbildung kann das Stück vor allem unentschlossenen Menschen helfen. Schade, dass das angesprochene Klientel sich eher der ersteren Sorte zugehörig fühlte. So sinniert König Fußball, er sei schließlich der Herr der einfachen Menschen, statt Bankenkrise und Europapolitik sei er noch immer der alte geblieben.
    Geändert von Al Knofi (28.04.2014 um 23:05 Uhr)
    Claqueur Superior
    Helfe gerne, ficke niemanden

  3. #1593
    Avatar von booorsti
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  4. #1594
    Avatar von Blut-an-den Stollen
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    Drohend stehen die Faschisten
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  5. #1595
    Avatar von OpaReinke
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  6. #1596

  7. #1597

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    Zitat Zitat von Präposition Joe Beitrag anzeigen
    Der verlinkte Song im Interview ist unglaublich stark und wohl näher an der Realität als man immer denkt. "Einer wird's schaffen, aber ich bin es nicht" dürfte der entscheidende Satz sein. Sad but true

  8. #1598
    Avatar von cluseau
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  9. #1599
    Avatar von MaxUnknown
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    Passend dazu: http://www.sport1.de/de/ussport/ussp...el_889513.html

    NFL-Doppelmoral im Fall Michael Sam
    Das Schlimme: Jetzt geht die Doppelmoral schon in die falsche Richtung, denn Doppelmoral beweist hier Sport1.

    So schön die Story auch ist, zeigt sie die Doppelmoral im Milliardengeschäft NFL - trotz Gratulationen diverser Stars und sogar des US-Präsidenten Barack Obama. Denn vor seinem Outing galt Sam noch als sicherer Kandidat für die ersten drei Runden.
    Völlig falsch.

    Milwaukee Journal-Sentinel direkt vor dem Draft:
    Out of 21 scouts polled by the Milwaukee Journal-Sentinel, 15 said they wouldn't take Missouri DE Michael Sam until the seventh round or later.

    Specifically, three scouts said Round 7, five said they'd sign Sam as a free agent and seven said they wouldn't even sign him at all. The lack of a true position at the NFL level continues to plague last season's SEC co-Defensive POY. "He's not a linebacker, and he's really not a defensive end," an NFC personnel director said. An AFC exec added, "It's a tough fit when you're short and slow and a try-hard overachiever. That's the issue." Sam is hoping to become the NFL's first openly gay player.
    Da halte ich es wie Magic Johnson: "Michael Sam now has to prove to the Rams organization that he's an outstanding football player. Nothing more, nothing less."

  10. #1600

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    es hat sich noch nicht viel geändert: http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt...oming-Out.html

    doch es ändert sich stück für stück etwas: http://www.wochenspiegellive.de/trie...et-ist-normal/

    http://www.spiegel.de/video/fc-arsen...o-1519695.html

    und vor allem der kurzfilm von marcus wiebusch "der tag wird kommen", an dem auch werderaner und werderanerinnen beteiligt waren: https://www.youtube.com/watch?v=-qOg8E4Tzto

  11. #1601
    Avatar von Janosch
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    Zitat Zitat von Righteous Beitrag anzeigen
    es hat sich noch nicht viel geändert: http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt...oming-Out.html

    doch es ändert sich stück für stück etwas: http://www.wochenspiegellive.de/trie...et-ist-normal/

    http://www.spiegel.de/video/fc-arsen...o-1519695.html

    und vor allem der kurzfilm von marcus wiebusch "der tag wird kommen", an dem auch werderaner und werderanerinnen beteiligt waren: https://www.youtube.com/watch?v=-qOg8E4Tzto
    ist es denn total ausgeschlossen, dass es keinen weiteren, schwulen Fussballprofi gibt? Also ich habe auch einen sehr großen Bekanntenkreis und kenne aber persönlich keinen Homosexuellen. Und ich laufe nicht vor ihnen weg oder will die nicht kennen. Ich kenne halt keinen...

  12. #1602

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    allein aus gründen der wahrscheinlichkeitsrechnung gesehen, ist es relativ unwahrscheinlich, dass es "keinen weiteren, schwulen fußballprofi" mehr gibt. aber das mag in jede richtung auch spekulativ sein. grundsätzlich ist das auch vollends unwichtig, da dass eigentlich thema ja die grundsätzliche, tendzenziell homophobe atmosphäre im stadion ist. und das herumschmeißen mit homophoben beleidigungen ist bspw. einfach nicht förderlich, potentiell homosexuellen spielern ein coming out zu erleichtern. und in der hinsicht ist jede aktion wie bspw. jetzt auch der film von markus wiebusch einfach wichtig, um ein zeichen gegen homophobie zu setzen

  13. #1603

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    Bei fast tausend Fußballprofis in Deutschland ist es tatsächlich höchst unwahrscheinlich, dass es keine weiteren schwulen Spieler geben sollte.

    Ich bin nicht so sehr in dem Thema drin. Ich habe aber den Eindruck, dass Werder in Bezug auf die Ächtung und Unterbindung homophoben Verhaltens im Stadion recht weit vorn ist. Und das ist auch gut so. Wenn Du das anders siehst Righteous, würde ich mir gerne anhören, was Du dazu zu sagen hast.

  14. #1604

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    ich hab das schon bewusst allgemein und nicht werder-spezifisch geschrieben also allein das werder-fans bei dem kurzfilm von marcus wiebusch mitmachen und unsere fanbetreuung im abspann gewürdigt wird, hat ja an sich eine gewisse aussagekraft. nichtsdestotrotz gibt es auch weiterhin homophobes verhalten im weserstadion und dementsprechend sollten wir uns nicht darauf ausruhen, dass sowohl verein als auch fanszene sich aktiv diesem thema widmen.
    Geändert von Righteous (08.09.2014 um 13:25 Uhr)

  15. #1605

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    Man wird dieses Verhalten wohl nie völlig eliminieren können. Ich bin aber der Meinung, dass schon große Fortschritte gemacht wurden. Zumindest "offiziell" ist Homophobie im Stadion inzwischen "geächtet".

    Mit einem gewissen Prozentsatz von Idioten wird man aber auch auf Dauer leben müssen.

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