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Thema: Spielsystem, Strategie & Taktik Thread

  1. #3736
    Avatar von Banano
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    - Erich Kästner -

  2. #3737
    Avatar von kalotte
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    Ich habe den Eindruck, Werder/Kohfeldt waren ca. vor gut einem Jahr der Meinung sie seien jetzt soweit, den nächsten Schritt zu tun. Ein Fehler. Bis dahin wurde aus einer kompakten Verteidigung heraus gekontert. Später kam der Versuch hinzu, mit vermehrter Ballkontrolle eine gewisse spielerische Dominanz zu entwickeln. Als das einigermaßen zuverlässig funktionierte wurde man übermütig. Der Abwärtstrend begann genau in dem Moment, als versucht wurde noch offensiver zu werden. Denn die mühsam erworbene defensive Stabilität (es war allgemein Konsens, dass Werder sehr unangenehm zu spielen war) ging umgehend verloren und wurde durch nichts Adäquates ersetzt. Anfangs gab es ein paar torreiche Spiele, 2:3 gegen RB, z. B., die man sich schön log - oder tatsächlich für gut hielt - später fiel alles immer mehr in sich zusammen. Komischerweise wurde bislang weder in der öffentlichen Analyse noch auffm Platz eine Konsequenz gezogen, die darauf hindeutet, den notwendigen Schritt zurück zu gehen. Möglicherweise sind die Spieler mittlerweile allerdings auch so verunsichert und die Situation verfahren, dass das gar keine Option mehr ist. Aber ich empfinde es genauso, Werder hat den zweiten Schritt gemacht, bevor der erste sicheren Stand garantierte. Und das zu erkennen ist Sache des Trainers.

  3. #3738
    Avatar von newbarbarian
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    zustimmung.

    in meinen augen war einer der grössten fehler nicht zu erkennen, dass die spielerische idee, ballbesitzspiel, technisch hochwertiges offensivspektakel nur sehr selten funktionierte, auch nicht in der letzten, im ergebnis befriedigenden saison 18/19. schon in dieser saison war die ausbeute besser als das spiel. je mehr man davon redete, wie toll das spiel wäre wurde umso beharrlicher übersehen, dass werder nur dann wirklich überzeugend spielte, wenn sie aus der abwehr über kruse schnell vor das tor spielten. rashica blühte in genau diesen kontersituationen auf und konnte seine schnelligkeit in die vertikale nutzen. eggestein konnte in blindem verständnis mit kruse sein passpiel ideal nutzen und sah besser aus als das gesamtpaket ist.

    gegen die tiefstehenden mannschaften tat sich werder auch letzte saison oft schwer. hier rettete kohfeldts mut und der wille immer gewinnen zu wollen mit brechstangeneinwechselungen viel und verbreitete durch die aufholjagden eine euphorie, die aber nicht von dem eigentlich angestrebten spiel sondern von emotion getragen war. so spann man sich etwas zurecht, was man gern sehen und haben wollte, obgleich die realität auf dem platz trotz allem erfolges nicht dem wunschdenken entsprach. und wenn du so neben der realität herlebst fallen die auf dieser fehleinschätzung beruhenden entscheidungen halt nicht so gut aus, wenn das echte leben dich weggrätscht.

    die euphorisierte presse, die legendäre bremer kadavergefolgschaft der fans und die erschütternde naivität der bremer verantwortlichen haben aus dem ganzen ein echtes teufelsgebräu entstehen lassen.

    es wäre zielführend, die realität schnellstmöglich etwas ernster zu nehmen und planung und handlung daran zu orientieren.

    sollte es tatsächlich runtergehen, werden träume, theorien, sympathie und naivität den verein schneller killen als corona einen lungenkranken chinarentner.
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  4. #3739
    Avatar von AirRiedle
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    Zitat Zitat von newbarbarian Beitrag anzeigen
    ich mag florian kohfeldt als menschen. ich mag seinen respekt vor den spielern und seinen umgang mit ihnen. ich mag seinen grundsätzlichen glauben an ein schnelles passorientiertes offensivspiel.

    ich glaube, dass er ein guter trainer werden kann, glaube aber, dass er es noch nicht ist. von dem, was werder gestern gezeigt hat war ich weit mehr erschüttert, als von dem desaströsen mainzspiel und ich finde, es hatte viel mit dem vom trainer zu verantwortenden parametern zu tun.

    die entschuldigungen sind und bleiben weg. füllkrug wurde durch selke ersetzt, eigentlich waren all hands on deck. ein, zwei verletzte haste immer, bargfrede war nach eigenem bekunden nicht wirklich eingeplant, also egal. einen ersatz für möhwald hätte man im winter an jeder strassenecke verpflichten können, war nicht priorität. ok.

    ganz unabhängig von der persönlichen leistung waren die spieler letztlich in positionen eingesetzt, mit denen sie vertraut waren und dennoch fehlte alles, was auf eine idee, mannschaftliche geschlossenheit und eine struktur hindeutete.

    nach hinten wurde solide verteidigt, mehr nicht. ein organisiertes pressingspiel existiert nicht. werder erwartete den gegner am mittelkreis, wenn vorher draufgegangen wurde, war es nicht das beliebte jagen im schwarm sondern die hampeligen einzelattacken zumeist von selke. halbherzig und planlos. das mittelfeldpressing muss mir entgangen sein, abgesehen von dem versuch die räume zuzustellen waren die konkreten zugriffe zu selten, zu ineffektiiv und zu langsam. da wird kein schrecken verbreitet, wie auch, wenn die grösste waffe das sichhinschmeissen ist.

    das verschieben in die defensive fünferkette führt bei werder für meinen geschmack zu einer zu weit hinten stehenden abwehr, die wiederum zu spät zufasst. durch das einrücken des sechser in die defensivkette war der strafraum einigermassen safe, der bereich vor dem strafraum allerdings sehr weit offen. reichte aber ja. eigentlich.

    dann fällt ein unglückliches tor kurz vor der halbzeit.

    sah es bis dahin schon nicht besonders wagemutig aus, was werder nach vorne trieb, war die folgende halbzeit echt erschütternd. um zu erinnern, das ist jetzt bestbesetzung abzüglich füllkrug. und frankfurt war keinesfalls im championsleaguemodus.

    ich denke es hätte eigentlich grund gegeben, genau das zu feiern. endlich alle da, da können wir es krachen lassen. 0:1 zur pause, klar wir wurden schlimm betrogen, den scheissern zeigen wir es. nichts, gar nichts. verbissenheit, leidenschaft, kampfeswille konnte ich nicht erkennen. hektik, verzweiflung und hilflosigkeit jede menge.

    es ist ja auch nicht so, dass es in einer halbzeit keine handlungsalternativen gibt. warum nicht die abwehr höher schieben. warum nicht die fünferkette auflösen. warum nicht verstärkt die mitte bespielen. warum nicht bedingungslos im strafraum den zentralen stürmer suchen?

    es wird stattdessen völlig unverdrossen weitergedaddelt, zumal auch frankfurt den ball überliess und zuguckte, wie werder sich zum wiederholten mal in dieser saison in bereichen, die der gegner zu verteidigen nicht nötig befand den ball zustupst, um in nähe des strafraums ernst zu machen. das gesamte werderoffensivspiel, solange es nicht konter sind ist kinderpimmelwedeln.

    das fängt schon hinten an. da hat denen irgendwer gesagt, dass der abwehrspieler den torabschlag jetzt im strafraum annehmen darf. also stellen sich zwei innenverteidiger rechts und links im strafraum auf und sollen... was eigentlich? den ball im strafraum annehmen und dann so weit es geht nach vorn prügeln? sicher nicht. es soll also durch ballstaffetten der angriff nach vorne getragen werden. das läuft aber schon aus dem ruder, wenn der gegner zwei spieler an den strafraum stellt. torwart und innenverteidiger schauen sich ratlos an. der keeper läuft an und bolzt die pille wie in guter alter zeit nach vorn. blöd nur, dass deine verteidiger immer noch recht weit hinten sind. wenn du deine mannschaft nicht weit auseinanderziehen willst, müssen alle recht tief bleiben und du bist von vorneherein in einer defensiveren position. irgendwer hat geschrieben, das machen jetzt alle. ist wohl satire, weil sonst isses stinkenblöd. zumal es machen nicht alle. von bayern, dortmund, real, barca, liverpool, mancity sieht man es, den meisten anderen ist es zu recht zu gefährlich. zu dieser spieleröffnung brauchst du technisch gute, bewegliche innenverteidiger, einen überdurchschnittlich gut mitspielenden torwart, wendige und extrem passichere spieler hinter der gegnerischen pressinglinie und was am allerwichtigsten ist, du musst jederzeit wissen, wie du dich da freispielst. kann ich nicht erkennen. wenn du schon nicht den mut hast anzufangen, wenn zwei gegner in der nähe sind, ist dies der falsche weg.

    wenn wir dabei sind, genauso bescheuert ist es, den torwart lange und halblange bälle auf die an der seitenauslinie postierten aussenspieler schlagen zu lassen, wenn der keeper die bälle ins aus schiesst, sie in kopfhöhe den empfänger erreichen oder kaum anzunehmen sind, ohne sich schwer zu verletzen. das ist nicht das spiel dieses torwarts. das spielt ter stegen in barcelona mit spielern, naja, die für den fc barcelona spielen. es passt nicht zu werders mannschaft und die bälle gehen viel zu schnell und leicht verloren.

    hat sich werder in die gegnerische strafraumnähe gespielt, ist scheitern system. davie ist kein guter spieler für steckpässe, er läuft komische wege und hat einen schwachen ersten kontakt. macht aber garnichts, er rennt wie doof, hinter und neben ihm sind wege frei, die werden nicht erkannt und nicht genutzt. weder von den einlaufenden anderen stürmern noch von den mittelfledspielern. all das sieht unglücklich, mutlos und vor allem unkoordiniert aus. es passt nichts zusammen. mich beschleicht das gefühl, dass hinter all dem unfug durchaus eine spielerische idee schlummert, die jedoch nicht mit dieser mannschaft zu realisieren ist. diese letzte fehlende erkenntnis wird werder das genick brechen, denn das geht ja jetzt schon seit wochen immer gleich weiter, mit den gleichen katastrophalen, aber vorhersehbaren ergebnissen.

    vielleicht sitzt da die wirkliche schwäche des trainers. er hat eine feste vorstellung, wie das spiel laufen soll, verkennt jedoch, dass diese vorstellung nicht mit den ihm zur verfügung stehenden spielern realisierbar ist.

    im gestrigen spiel beschlich mich die frage, wollen die eigentlich gewinnen? schon das wenig entschlossene spiel nach dem wechsel fand ich eigen. nach dem zweiten tor hatte ich das gefühl, weder die mannschaft noch die bank glauben an sich. es war doch egal, das war ein ko spiel. ein schickes zeichen wäre sofort nach dem zweiten tor die einwechselung von drei spielern gewesen . kohfeldt hat das die ganze letzte saison mit häufigem erfolg gemacht. gestern wird ein weiterer stürmer in der 90. (!) minute eingewechselt. ein zeichen an die mannschaft alles zu versuchen sieht so nicht aus. ich frage mich hat er die zeit verträumt, war er zu zögerlich oder hat er tatsächlich nicht dran geglaubt.

    vielleicht versuchen kohfeldt und werder den zweiten schritt vor dem ersten zu machen. mir scheint, es ist mehr die zeit für das handwerk als für die kunst. es fehlt erkennbar die sicherheit und die bekommst du nur durch einfache vorgaben, die dich vielleicht nicht glänzen, zumindest aber einen rückstand wegstecken lassen und dir einen weg in den strafraum zeigen der nicht auf highspeedpassingskills beruht die da keiner hat. die inkompatibilität der idee mit den möglichkeiten ihrer umsetzung zu erkennen und dann einen erfolgreichen weg unter verzicht auf die idee zu finden, wäre ein kohfeldt zu wünschender lerneffekt. nach dem gestrigen spiel würde ich der aussage, werder hat einen guten trainer widersprechen.
    Exakt so sieht es aus. Ich wundere mich seit Wochen bzw Monaten warum wir fast immer gleich spielen. Gegen Hertha spielt dann wieder Osako ganz vorne, was bisher immer zum Scheitern verurteilt war. Wenn ich keine Sicherheit im Kombinationsspiel habe ändere ich doch was als Trainer. So sehr ich Flo mag, warum erkennt er dies nicht??? Du solltest deinen Beitrag ausdrucken und in die Geschäftsstelle bringen...
    LEBENSLANG grün-weiß...

  5. #3740
    Avatar von Schorsch007
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    Zitat Zitat von newbarbarian Beitrag anzeigen
    .
    (...)
    Wirklich toller Beitrag! Dafür kann man das Worum lieben.

    Einen Punkt will ich mal herauspicken, der mir auch öfter in den Sinn kommt die letzte Zeit. FK mit eigentlich guter Spielidee, "falsche" Spieler dazu. Wenn ich die mangelnde Anschlussfähigkeit meiner Ideen an die vorhandenen Möglichkeiten nicht erkenne und stattdessen meine Spielidee stoisch durchziehe, bin ich dann noch ein "guter" Trainer? Oder nur ein theoretisch guter Trainer, aber kein guter Trainer für die aktuellen Möglichkeiten von Werder? Wenn das so ist, dann blieben m. E. 2 Möglichkeiten. Zum einen, Reißleine (Trainerentlassung, Feuerwehrmann verpflichten), zum anderen den möglichen/immer wahrscheinlicheren Abstieg in Kauf nehmen und mit dem zunehmend als Trainer reifenden FK den Wiederaufstieg anpeilen.

    Was tun? Das ist wie Pest oder Cholera. Ich habe seit geraumer Zeit eine in kurzen Abständen wechselnde Meinung dazu. Am ehesten kann ich die so beschreiben, dass ich den Trainer gerne sofort wechseln möchte, aber andererseits nicht mit ansehen will, wie er dann später woanders gut aufschlägt und sich über Jahre bei einem guten Club etabliert. Geplegt ambivalent, ma sagn.
    Geändert von Schorsch007 (06.03.2020 um 09:56 Uhr)
    Belanglosigkeiten können eine ernste Sache sein. Man muss sich aufgrund derer aber nicht unbedingt ernsthaft in die Köppe kriegen.

  6. #3741
    Avatar von Banano
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    Zitat Zitat von Schorsch007 Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von newbarbarian Beitrag anzeigen
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    Einen Punkt will ich mal herauspicken, der mir auch öfter in den Sinn kommt die letzte Zeit. FK mit eigentlich guter Spielidee, "falsche" Spieler dazu. Wenn ich die mangelnde Anschlussfähigkeit meiner Ideen an die vorhandenen Möglichkeiten nicht erkenne und stattdessen meine Spielidee stoisch durchziehe, bin ich dann noch ein "guter" Trainer? Oder nur ein theoretisch guter Trainer, aber kein guter Trainer für die aktuellen Möglichkeiten von Werder? Wenn das so ist, dann blieben m. E. 2 Möglichkeiten. Zum einen, Reißleine (Trainerentlassung, Feuerwehrmann verpflichten), zum anderen den möglichen/immer wahrscheinlicheren Abstieg in Kauf nehmen und mit dem zunehmend als Trainer reifenden FK den Wiederaufstieg anpeilen.

    Was tun? Das ist wie Pest oder Cholera. Ich habe seit geraumer Zeit eine in kurzen Abständen wechselnde Meinung dazu. Am ehesten kann ich die so beschreiben, dass ich den Trainer gerne sofort wechseln möchte, aber andererseits nicht mit ansehen will, wie er dann später woanders gut aufschlägt und sich über Jahre bei einem guten Club etabliert. Geplegt ambivalent, ma sagn.
    Ein guter Trainer lässt das spielen, was die Mannschaft gut kann, wozu sie fähig ist!
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  7. #3742
    Avatar von chester
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    Wirklich sehr lesenswerte Beiträge. Sachliche und kostruktive Kritik.

    E: Ich vertrete auch die Meinung, dass ein guter Trainer sich dem Spielermaterial anpasst. Wenn die eigentliche Spielidee nicht funktioniert, sollte ein Trainer das merken und gegensteuern. Das ist mein größter Kritikpunkt an Kohfeldt. Ich vermute, dass uns genau das den Klassenerhalt Kosten wird.

    Klar, natürlich auch die Kaderzusammenstellung selbst, hier wurde alles zu genüge gesagt. Ich bin aber überzeugt, dass man trotz aller Widrigkeiten nicht mit 17 Punkten nach 23 Spielen auf den vorletzten Tabellenplatz stehen sollte.
    Geändert von chester (06.03.2020 um 10:42 Uhr)
    Thomas Schaaf

  8. #3743
    Avatar von kalotte
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    Die Kaderzusammenstellung ist wie sie ist und muss per se nicht schlecht sein. Was der Trainer draus macht eine andere Geschichte. Dazu fällt mir ein Spiel aus der letzten Saison ein, das meiner Beobachtung nach einzige, wo der Trainer gegen seine Natur gehandelt und damit erfolgreich war, nämlich der Heimsieg gegen Augsburg. Werder hat damals endlich realistisch gegen einen sogenannten kleinen Gegner agiert und die Augsburger gnadenlos ausgekontert. 4:1 war das Ergebnis. Wow! Eigentlich hatte man damit den Schlüssel für eine erfreuliche Zukunft in Händen: gegen technisch schlechtere Mannschaften, die wenig Platz in der Offensive geben, wird nicht so getan als könne man sie auseinander spielen, sondern man schlägt sie mit ihren eigenen Mitteln, die zudem auch die Mittel gegen technisch bessere Teams, die einem mehr Platz geben, sind. Also mit Geduld und Spucke, sprich Konterspiel. Denn dafür gab es mit Rashica einen Spieler, der schnell ist und mit Kruse einen, der das Spiel schnell machen konnte.
    Doch das Gegenteil passierte und man versuchte weiterhin gegen Mannschaften aus dem unteren Drittel Ball- und Spielkontrolle zu zelebrieren. Dafür war und ist die Mannschaft aber fußballerisch weder gut noch klug genug. Dennoch wird bis heute so getan als sei dies nicht so. Die Spieler sind mit der Idee von Spielkontrolle überfordert, sind sie doch sämtlich nicht in der Lage diese Idee mit Leben zu füllen, keiner von ihnen.
    Wie sieht es stattdessen aus? Die Leute sind unkreativ bis zur Schmerzhaftigkeit und die absolut unerlässliche Passqualität ist gemeinhin miserabel. Es gibt zuviel Spieler auf zentraler Position, die sich nicht wohlfühlen, wenn sie beim Prozess der Ballannahme nicht wenigstens einmal einen Blick zum eigenen Tor geworfen haben, anstatt das Spielgerät umstandslos zum gegnerischen zu führen. Andere führen gern Zweikämpfe wo keine vonnöten sind usw. usf., die vorhandenen Spieler machen also alles mögliche, aber garantiert keine Spielkontrolle und üben deshalb auch kein bisschen Dominanz aus, die Basis jeder Kontrolle. Im Endeffekt entsteht so ein Ballgeschiebe, das zum reinen Selbstzweck ohne jede Zielstrebigkeit verkommt. Der Gegner hat zuverlässig genügend Zeit sich zu sortieren und Werder weder die Mittel noch den Mut diese Ordnung entscheidend zu stören. Es fallen also keine Tore mehr für Werder.
    Gleichzeitig lebt man aber die Illusion fort, im Grunde gut genug zu sein, den Gegner doch auseinander spielen zu können. Deshalb wird reichlich Personal nach vorne geschoben, häufig genug stehen 7-8 Leute vorm Ball und gucken zu, wie die restlichen sich die Pille zuschieben, und die Abwehr wird gedanklich und tatsächlich entblößt. Irgendwann geht der Ball also verloren und man kassiert Kontertore wie weiland unter Schaaf. Ein scheußliches Dejavu.
    Dabei war man doch schon viel weiter, der Fußball war mutig, vernünftig, passte zur Mannschaft und man hatte das Gefühl, so könne es weiter gehen, da entwickle sich was. Die Sache mit den schwächeren Gegnern würde Kohfeldt irgendwann kapieren, siehe Augsburg, und dann steht einer strahlenden Werder-Zukunft nichts mehr im Weg... aber es passierte weder das Eine noch das Andere. Stattdessen darf man Traumtänzern dabei zusehen, wie ihre Illusion von der Wirklichkeit eingeholt wird und mit einem hässlichen Knall zerplatzt. Sad. Und absolut unnötig.

  9. #3744

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    Zitat Zitat von kalotte Beitrag anzeigen
    Die Kaderzusammenstellung ist wie sie ist und muss per se nicht schlecht sein. Was der Trainer draus macht eine andere Geschichte. Dazu fällt mir ein Spiel aus der letzten Saison ein, das meiner Beobachtung nach einzige, wo der Trainer gegen seine Natur gehandelt und damit erfolgreich war, nämlich der Heimsieg gegen Augsburg. Werder hat damals endlich realistisch gegen einen sogenannten kleinen Gegner agiert und die Augsburger gnadenlos ausgekontert. 4:1 war das Ergebnis. Wow! Eigentlich hatte man damit den Schlüssel für eine erfreuliche Zukunft in Händen: gegen technisch schlechtere Mannschaften, die wenig Platz in der Offensive geben, wird nicht so getan als könne man sie auseinander spielen, sondern man schlägt sie mit ihren eigenen Mitteln, die zudem auch die Mittel gegen technisch bessere Teams, die einem mehr Platz geben, sind. Also mit Geduld und Spucke, sprich Konterspiel. Denn dafür gab es mit Rashica einen Spieler, der schnell ist und mit Kruse einen, der das Spiel schnell machen konnte.
    Doch das Gegenteil passierte und man versuchte weiterhin gegen Mannschaften aus dem unteren Drittel Ball- und Spielkontrolle zu zelebrieren. Dafür war und ist die Mannschaft aber fußballerisch weder gut noch klug genug. Dennoch wird bis heute so getan als sei dies nicht so. Die Spieler sind mit der Idee von Spielkontrolle überfordert, sind sie doch sämtlich nicht in der Lage diese Idee mit Leben zu füllen, keiner von ihnen.
    Wie sieht es stattdessen aus? Die Leute sind unkreativ bis zur Schmerzhaftigkeit und die absolut unerlässliche Passqualität ist gemeinhin miserabel. Es gibt zuviel Spieler auf zentraler Position, die sich nicht wohlfühlen, wenn sie beim Prozess der Ballannahme nicht wenigstens einmal einen Blick zum eigenen Tor geworfen haben, anstatt das Spielgerät umstandslos zum gegnerischen zu führen. Andere führen gern Zweikämpfe wo keine vonnöten sind usw. usf., die vorhandenen Spieler machen also alles mögliche, aber garantiert keine Spielkontrolle und üben deshalb auch kein bisschen Dominanz aus, die Basis jeder Kontrolle. Im Endeffekt entsteht so ein Ballgeschiebe, das zum reinen Selbstzweck ohne jede Zielstrebigkeit verkommt. Der Gegner hat zuverlässig genügend Zeit sich zu sortieren und Werder weder die Mittel noch den Mut diese Ordnung entscheidend zu stören. Es fallen also keine Tore mehr für Werder.
    Gleichzeitig lebt man aber die Illusion fort, im Grunde gut genug zu sein, den Gegner doch auseinander spielen zu können. Deshalb wird reichlich Personal nach vorne geschoben, häufig genug stehen 7-8 Leute vorm Ball und gucken zu, wie die restlichen sich die Pille zuschieben, und die Abwehr wird gedanklich und tatsächlich entblößt. Irgendwann geht der Ball also verloren und man kassiert Kontertore wie weiland unter Schaaf. Ein scheußliches Dejavu.
    Dabei war man doch schon viel weiter, der Fußball war mutig, vernünftig, passte zur Mannschaft und man hatte das Gefühl, so könne es weiter gehen, da entwickle sich was. Die Sache mit den schwächeren Gegnern würde Kohfeldt irgendwann kapieren, siehe Augsburg, und dann steht einer strahlenden Werder-Zukunft nichts mehr im Weg... aber es passierte weder das Eine noch das Andere. Stattdessen darf man Traumtänzern dabei zusehen, wie ihre Illusion von der Wirklichkeit eingeholt wird und mit einem hässlichen Knall zerplatzt. Sad. Und absolut unnötig.
    Wirklich tolle Beiträge hier. Der Punkt, dass wir gegen tiefstehende Gegner immer versuchen das Spiel zu machen und dann quasi durch die Bank eiskalt ausgekontert werden, ärgert mich schon seit Jahren. Notfalls muss man in solchen Spielen auch mit einem Unentschieden leben können.....tut Werder aber nicht und schenkt den direkten Abstiegkonkurrenten einen Dreier nach dem anderen. Es gibt quasi keinen Lerneffekt, was ein Armutszeugnis sondersgleichen ist.

  10. #3745
    Avatar von newbarbarian
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    ein denkansatz:

    werders mittelfeld ist nicht wirklich gut, aber wichtig.

    sturm, abwehr finde ich nicht so entscheidend. ich bin bei pep, das mittelfeld gewinnt spiele. entweder weil es durchgehend brillant ist oder weil es sich ergänzt. werders mittelfeld ist weder das eine, noch das andere. da würde andersartigkeit helfen. frei sind sechs und zehn(schlimm genug).

    es gibt ja menschen, die glauben, dass ein bargfrede es besser machen würde. dabei wird für meinen geschmack übersehen, dass seine art fussball zu spielen eigentlich nicht so toll ist. er sucht zuviele zweikämpfe ausserhalb seines verantwortungsbereichs(heisst, er fehlt in den wichtigen räumen) und er rennt bei balleroberung mit dem ball am fuss durch die gegend. ist scheisse. sorry, seine lazarusfähigkeiten erkenne ich an, fussballerisch ist er überholt.

    ich weiss auch bis heute nicht, warum immer wieder überlegt wird, eggestein auf die sechs zu stellen. in meinen augen ist das keine variante, weil du keinen anderen impuls setzt. im prinzip braucht werder auf der position kraft. eggestein spielt libero vor der abwehr, das passt in meinen augen in situationen wo du all- in nach vorne spielst ohne druck auf den sechser, für einen generellen einsatz auf der position fehlt eggestein die defensive kompetenz. app. wenn ich ihn überhaupt verschiebe, dann auf die offensive mittelfeldposition. da hat er eigentlich eher seine stärken.

    aber es fehlt halt im mittelfeld generell eine andersartigkeit, die das nicht ganz so langweilig und ausrechenbar macht. also ich würde es mal mit einem guten alten rautensystem versuchen, zwei brauchbare achter hat man. sechs und zehn kannste nicht mehr kaufen, osako ist mist, das wussten alle, ausser bei werder, bittencourt bringt die technik, aber nicht das hirn(bekannt seit der u 17) das ist schwer. schmidt verliehen und auch nicht auf stammspiellevel für die bundesliga. j. eggestein, sorry, alle die ihn in der stammelf sehen, verkennen gewisse realitäten.

    ich würde pizarro auf die zehn stellen. scheiss drauf, das ist altherrenfussball, aber besser das gut, als alles was du sonst nach vorne siehst von werder. auf die sechs, und röstet mich, würde ich friedl stellen. da hast du die grösse und den zweikampf, nach hinten ist er abgesichert für die zwei drei unkonzentriertheiten(schlimmer als die komplettaussetzer von vogt ist es auch nicht). du bringst ihm bei, er ist ja jung und offensichtlich nicht der hellste, hol den ball und gib ihn weiter, da kann er nützlich sein, weil er etwas darstellt, das werder sonst nicht hat. zudem kann er sich auf das beschränken, was er hinkriegt. inhaltlich kann er das, spielt es auch in der kinder- ösinm und er denkt defensiv. einen physisch tauglichen strategisch beschlagenen sechser hat werder nicht, wird sich den auch nicht leisten können. warum nicht friedl. du nimmst klaassen und eggestein einen teil der verantwortung, die sie weder mental noch spielerisch tragen können und schaffst eine andere nicht besonders komplizierte struktur, weil bisher war alles bargfrede.

    letztlich geht es doch nur darum aus dem kader was besseres zu machen. gedankenspiele halt.

    eines noch, auch im weiteren sinne von kalotte. wenn ich nicht die spieler habe um dauerpressing und highspeedfussball a la klopp zu spielen, dann sollte ich das auch nicht versuchen, weil es bei minderbegabten dilettantisch aussieht.

    und wenn alle schnell spielen wollen, ich das nicht kann, dann verlangsame ich das spiel und versuche nicht noch schneller zu sein.

    kann man auch mal drüber nachdenken.

    das nur am rande, hertha, kann auch nicht schnell spielen. das hinspiel war von beiden seiten furchtbar, ich würde aber überlegen, dass im zweifelsfalle torunarigha oder stark spielen. beide sind scheisse.(stark ist für mich der überschätzteste verteidiger in der bundesliga, seit der 96er walter abgestiegen ist) ich würde die anlaufen um die ohnehin hohe fehlerquote zu steigern. oder anspiele auf mittelstädt zu forcieren. wenn der spielt. der ist nämlich noch scheisser. und du wirst so bälle in strafraumnähe erobern. dann schnell auf rashica gesteckt und schwupp, biste mal im strafraum.

    wait, dazu müsste werder pressen können.
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  11. #3746
    Avatar von Karatekakoordinator
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    Zitat Zitat von Schorsch007 Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von newbarbarian Beitrag anzeigen
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    (...)
    Wirklich toller Beitrag! Dafür kann man das Worum lieben.

    Einen Punkt will ich mal herauspicken, der mir auch öfter in den Sinn kommt die letzte Zeit. FK mit eigentlich guter Spielidee, "falsche" Spieler dazu. Wenn ich die mangelnde Anschlussfähigkeit meiner Ideen an die vorhandenen Möglichkeiten nicht erkenne und stattdessen meine Spielidee stoisch durchziehe, bin ich dann noch ein "guter" Trainer? Oder nur ein theoretisch guter Trainer, aber kein guter Trainer für die aktuellen Möglichkeiten von Werder? Wenn das so ist, dann blieben m. E. 2 Möglichkeiten. Zum einen, Reißleine (Trainerentlassung, Feuerwehrmann verpflichten), zum anderen den möglichen/immer wahrscheinlicheren Abstieg in Kauf nehmen und mit dem zunehmend als Trainer reifenden FK den Wiederaufstieg anpeilen.

    Was tun? Das ist wie Pest oder Cholera. Ich habe seit geraumer Zeit eine in kurzen Abständen wechselnde Meinung dazu. Am ehesten kann ich die so beschreiben, dass ich den Trainer gerne sofort wechseln möchte, aber andererseits nicht mit ansehen will, wie er dann später woanders gut aufschlägt und sich über Jahre bei einem guten Club etabliert. Geplegt ambivalent, ma sagn.
    Geht mir ähnlich. Zu bedenken ist aber, dass die Spielidee in den ersten Spielen tatsächlich ansehnlicheren Fußball bot. Ich habe in der Anfangsphase der Saison bei ein paar Trainingseinheiten zugesehen und festgestellt, dass das Offensivspiel sehr auf Lücke zugeschnitten war. Das war so die Phase, als die Anspiele in die Spitze noch auf brauchbare Verwerter trafen. Der Ausfall von Lücke war tatsächlich der Bruch, denn bis dahin funktionierte die Spielidee ordentlich. Wären die zwei imho unglücklichen Niederlagen gegen D'dorf und Hoffenheim nicht gewesen, hätte auch die Ergebniskrise ein freundlicheres Aussehen gehabt. Nach Lückes Ausfall war dann Essig. Sargent haute nicht hin, ist schlicht mal so.

    Aus barbs guter Analyse möchte ich auch noch einen Punkt rausgreifen, der zentral ist: Die Spieleröffnung. Das ist pure Hilflosigkeit mangels spielerischer Klasse. Die IV, die jetzt im Strafraum rumstehen, bolzen die Pille entweder nach vorn ins Niemandsland oder stolpern sie quer/zurück. Die weiten ABschläge auf die AV waren schon letzte Saison ausrechenbar. Wir haben auf rechts einen kopfballstarken AV, auf links aber eben nicht. In der Zentrale gibt es mit Klaassen und MEggestein Sitzriesen, da ist allenfalls Selke als Abschlagabnehmer möglich. Schön wäre ein spielstarker 6er mit Körper und Kopf, aber naja, alte Geschichte. Hamwanich.

    Mit den Spielern, die wir jetzt zur Verfügung haben - und barb hat recht, das sind ja tatsächlich mittlerweile fast alle, also auch die nominell besten -, muss die Spieleröffnung imho über Kurzpasspiel aus der Defensive raus, das bedeutet Laufspiel ohne Ball, anbieten, one-touch, anbieten, Laufspiel. Zügig auf die Außen, dann zügig in die Spitze und sauber annehmen und verwerten.

    Oh wait: Kurzpässe kommen ja nicht an, läuferisch gehen einige auf dem Zahnfleisch (ist aber imho noch am ehesten vorhanden), anbieten ist nicht so hip wie verstecken, one-touch landet nach Verspringen des Balls im Aus oder beim Gegner, saubere Ballannahme kann momentan auch keiner, und die einzig brauchbaren Verwerter haben gerade entweder wieder eine OP hinter sich oder sind gedanklich schon beim Großklub ihrer Wahl.

    Eine Scheißsaison vom ersten Kackergebnis nach 150 zu 3 Torschüssen gegen D'dorf bis zum letzten Kellergeisterspiel in Frankfurt. We are doomed.
    Das Problem der Welt ist, dass intelligente Menschen voller Zweifel und Dumme voller Selbstvertrauen sind. (Bukowski)

  12. #3747

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    Zitat Zitat von Banano Beitrag anzeigen
    Ein guter Trainer lässt das spielen, was die Mannschaft gut kann, wozu sie fähig ist!
    das sehe ich hingegen anders. ein guter trainer überfordert seine mannschaft gezielt, um sie weiterzuentwickeln. eine unambitionierte scheiße wie unter dutt will ich hier niemals mehr sehen. allerdings ist das entscheidende wort im ersten satz "gezielt". das heißt mit maß und schritt für schritt. das maß hat man diese saison verloren. dazu sollte man sich überlegen, ob man eben in einer ausnahmesaison mit so vielen verletzten und der fehlenden möglichkeit automatismen bei hoher trainingsqualität einzuüben, nicht dann doch auch mal die überforderung ganz weglässt und die mannschaft wirklich nur das spielen lässt, wozu sie bereits in der lage ist. das wäre wohl nicht besonders viel aber für den klassenerhalt hätte es trotz der vielen ausfälle und den entsprechenden nachwirkungen wohl ausgereicht.
    Geändert von tsubi (09.03.2020 um 12:37 Uhr)

  13. #3748
    Avatar von newbarbarian
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    zum trainingsstart kann man ja hier auch mal wieder anfangen.

    letztlich zeigte die nachcoronazeit, wo werder stehen kann in seiner derzeitigen darreichungsform, irgendwo zwischen zehn und vierzehn in der tabelle, alles drüber ist glück, alles drunter pech. aber es lohnt sich weiter zu hinterfragen. wie ist das durchaus akzeptable durchschnittsergebnis nach coronarestart zustandegekommen, hat sich das team verbessert und was kann mitgenommen werden in die neue saison. es hilft vielleicht auch sich einzugestehen, dass ein wenig glück dabei war, was die frage nach der planbarkeit fussballerischen erfolges aufwirft. wenn ich ehrlich bin, hat mir nach dem restart nur ein einziges spiel wirklich gefallen und das war gegen mönchengladbach. werder hat mit einer mittelfeldraute gespielt und insbesondere, soweit ich das am fernseher erkennen konnte mit einem durchgehend auf der position spielenden sechser, zudem jemandem der diese position zu spielen gelernt hat. das war nicht brillant, aber solide, der druck auf die abwehr war nicht so hoch, es wurde früher angegriffen, die beiden defensivschwachen achter konnten besser im raum verteidigen und nach vorne ergaben sich herausgespielte möglichkeiten. ein nachvollziehbares spielsystem auf das vorhandene personal angepasst und auf den gegner gut ausgerichtet(bemerkenswert für mich nach wie vor, warum der ja als trainerfuchs verehrte gladbachcoach genau in diesem spiel auf einen rechtsaussen verzichtete, wo doch im hinspiel herrmann friedl dicke, hässliche knoten in die füsse gespielt hat, aber their loss is our gain).

    schon im nächsten spiel wurde wieder zu oft auf die unsägliche fünferkette verschoben, der sechser raum blieb zu frei, die achter mussten einrücken, nach vorne fehlten anspielstationen und die wege in die spitze wurden zu weit. paderborn und schalke präsentierten sich von viel gesehenen schwachen seiten und liessen wie in der gesamten rückrunde jedes fünkchen bundesligaformat vermissen, da muss man nicht viel rumpusseln, verdiente siege, bei denen der abstiegskampfnötige willen ausreichte. das kölner abschiedsgeschenk lassen wir mal lieber unbewertet, es gibt wohl keinen buchmacher, der gisdol mehr als zehn spieltage auf der fc bank in der neuen saison zutraut. die relegationsspiele waren entäuschend und spielerisch schrecklich, aber darauf kommt es dann nicht mehr an, wenn du die klasse hältst.

    was mich ein wenig verunsichert ist der hilflose angsthasenfussball, den werder mittlerweile pflegt. der move, den sechser in der defensive in die mitte der kette einrücken zu lassen ist bei den personellen möglichkeiten in meinen augen mehr als fragwürdig. zudem hat werder in den meisten spielen mit lediglich drei offensiv ausgerichteten spielern begonnen, was von vornherein ein abtastendes sicherheitsorientiertes spiel erwarten liess. und was vor allem massiv der grundidee kohfeldtschen fußballdenkens widersprach.

    auch hier kann man ein wenig grübeln, tatsächlich wurde uns seit zumindest der vorletzten saison verkauft, werder sei eine ballbesitzmannschaft mit gutem kombinationsspiel. zu sehen war davon nicht viel weder in der vorletzten noch der letzten saison. werders schwäche im aufbau und kreativspiel gegen tiefstehende gegner ist unübersehbar, zahllose punktverluste gegen vermeintlich schwache gegner sprechen bände. was werder ausgezeichnet hat war der mut, immer auf sieg zu spielen, das mittel war allerdings stets überschaubar und redundant. alles was offensiv aussah wurde reingefeuert, eggestein durfte den freien mann auf der sechs geben und alle bälle wurden in den strafraum geschaufelt. mich hat immer verwundert, wie oft werder mit diesem spiel durchkam, ohne dass die gegner auf diesen doch recht offensichtlichen schachzug entsprechend reagierten. dass es öfter klappte führte zu jeder menge legenden, die vom ballbesitzorientierten werderspiel und der überragenden qualität pizarros gehören dazu.

    werder hat in den letzten beiden spielzeiten, insbesondere mit kruse, hervorragend und schnell umgeschaltet. das gegenteil von ballbesitzfussball also.

    was also wollen die in zukunft machen.

    auch wenn andere anders darüber denken, werder hat kein torwartproblem, sicher kann man sich mit jemandem verbessern, der einen ball kontrolliert spielen und mutiger in der strafraumbeherrschung ist, aber für mich ist das gejammer auf hohem niveau und ein torwart ist nur wichtig, wenn er richtig scheisse ist, und das ist für mich nicht mal plogmann.

    auch die abwehr halte ich für lebensfähig, ob mit oder ohne einen spielfähigen toprak, mit agu und friedl hast du annehmbare backups, wenn da noch wer geht und kommt wird das die nominelle wettbewerbsfähigkeit der abwehr nicht schmälern. zu überlegen wäre es, das verschieben zu verbessern und die kette nicht zu tief stehen zu lassen, aber wenn du das niemandem beibringen kannst ist sowieso niemandem zu helfen.

    das defensive mittelfeldproblem scheint erkannt, die lang fällige trennung von bargfrede eröffnet möglichkeiten. problematisch bleibt die umsetzung. erras bringt lufthoheit, was dringend nötig ist und er ist ein solider aufbauspieler. er wird mehr zweikämpfe suchen müssen, um dadurch mehr bälle zu erobern. sein manko ist die nicht vorhandene ausstrahlung und die oft sehr geringe einflussnahme auf das spiel. ein weiterer mittelfeldschwiegersohn. was überhaupt nicht schlimm wäre, würde werders mittelfeld nicht ohnehin in tiefster biederkeit ersticken. auch das scheint erkannt zu sein, da für diese position das letzte wort noch nicht gesprochen sein soll. nachrückende jungprofis fehlen. ein spieler wie mbom, dem grosse mentale qualitäten in der mannschaftsführung nachgesagt werden und der dem spiel werders einen körperlichen schub verleihen könnte, steht leider mit dem ball für meinen geschmack zu sehr auf kriegsfuss, als dass mehr als ein defensivbackup in den letzten minuten enger spiele zu erwarten ist. die eins a lösung sehe ich noch nicht. wobei nicht falsch verstehen, zum in der liga rumdümpeln reicht es, aber du willst doch gerade nicht den gleichen mist wie letzte saison mit der hoffnung zwei plätze besser reinzukommen, sondern eine sichtbare fortentwicklung herbeiführen.

    dazu fehlt werder der offensivspieler zwischen sturm und mittelfeld. kruse halt. ich finde es gefährlich eine spieldee auf einen spieler zu fixieren. verletzungen, formschwächen, clevere gegner können dir zu leicht striche durch die rechnung machen und ein verlust des spielers hinterlässt eine schwer zu füllende lücke. andererseits, wenn dir der erfolg recht gibt, kann es egal sein. darum ist es sicher richtig die risiken eines krusereloads abzuwägen. von der stellenbeschreibung ist er natürlich passend, wie sein aktuelles leistungsbild ist, weiss wohl er allein.

    kommt kruse oder ein vergleichbarer offensivspieler stellt sich die frage, wie schiebe ich es hin. da spielt natürlich der einsatz der stürmer eine rolle. drei zwei eins? da stellen sich jede menge neue interessante probleme. drei ist schwer, weil letztlich nur ein spieler da ist, der sowas wie aussen spielen kann, natürlich unter der prämisse des rashicaverkaufes, schmid. ob es bei ihm reicht, sei mal dahingestellt. sargent, füllkrug und selke kommen eher durch die mitte. bei drei stürmern hättest du weiter ein problem, dass kohfeldt bisher nicht anfassen wollte, die stammplatzgarantieen für klaassen und eggestein. ist kruse stürmer nummer drei tötest du mit einem mittelfeld aus eggestein, klaassen und einem defensiven sechser das spiel in die spitze(siehe letzte saison). ist kruse einer von drei mittelfeldspielern muss entweder klaassen oder eggestein weichen. oder einer auf den defensiven mittelfeldplatz. was ich eher heikel fände. beide spieler sind defensiv taktisch und im zweikampf zu schwach, um das in dieser konstellation zu spielen.

    etwas naheliegender erscheint ein zweistürmersystem. im gegensatz zu vielen anderen könnte ich mir sogar vorstellen, dass selke und füllkrug zusammenspielen, wenn man es schafft, füllkrugs fussballerische fähigkeiten mit den wilden skills selkes zu harmonisieren. sargent war für mich eine enttäuschung, ich hätte mir mehr erwartet, einen grösseren sprung, muss allerdings gestehen, dass ich ihn aufgrund seiner dynamik besser eingeschätzt hatte, sein spiel ist für mich taktisch naiv und technisch fehlerhaft. wenn er nicht einen gewaltigen sprung macht, ist er für meinen geschmack nicht mehr als ein einwechselspieler für all- in- varianten. ich würde woltemade nicht verleihen. so ein spieler wird lernen müssen seine figur im herrenbereich zu nutzen und durchzusetzen. er ist ein technisch guter spieler mit ideen und übersicht. soll er doch trainieren und lernen, dazu brauchst du ihn nicht in die zweite und schon gar nicht in die dritte liga zu verleihen. er braucht sicher ein, vielleicht zwei jahre, wenn man an ihn glaubt kann man sie ihm auch im verein geben ohne den stab über ihn zu brechen. mehr herrenpotential als bei johannes eggestein ist da, auch er muss viel an der athletik, vor allem der beweglichkeit arbeiten, aber als stürmer gibts immer einsatzzeiten. vor allem wenn die fünferwechsel bleiben.

    letztlich scheinen die vorhandenen und zu erwartenden spieler eher zu einer rautengrundaufstellung im mittelfeld zu passen. mal schauen, was kohfeldt hoffentlich mit einem neuen team da für uns zusammenrührt.

    zum saisonstart bleiben aufgaben. der verkauf einiger spieler, wobei sich die bedarfe erst im späten september bei potentiellen abnehmern zeigen können und auf der ankaufsseite im defensiven mittelfeld, in der offensivschnittstelle zwischen mittelfeld und sturm und sicher auf der offensiven aussenbahn.
    don`t know what i want, but i know how to get it.

  14. #3749
    Avatar von Estadox
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    Richtig schöner Post, dem ich aus taktischer Perspektive nur vollumfänglich zustimmen kann. Bei einzelnen Spielern habe ich teils minimal unterschiedliche Ansichten, aber an der Grundaussage ändert das nichts. Gerade falls Kruse kommen sollte, wäre eine Raute mE die mit Abstand sinnvollste Grundausrichtung. Wobei auch hier die Fehlplanungen des Kaders frustrierend sind, insbesondere hinsichtlich der sich mangelhaft ergänzenden Offensivspieler.

    Im Übrigen kann ich mich auch der Frage nach der fußballerischen Grundidee nur anschließen, das war mir in der vergangenen Saison ebenfalls viel zu oft Angsthasenfußball und hatte mit dem, was regelmäßig kommunikativ betont wurde (proaktive Ausrichtung, offensiver Fußball) selten etwas zu tun. Die Mannschaft war sichtlich auf Sicherheit bedacht, in nahezu jeder Aktion, in fast jedem Spiel. Auch deshalb kamen mE die besten Auftritte immer dann zustande, wenn Werder mit dem Rücken zur Wand stand und all-in gehen musste. Sobald sie abwägen mussten, sobald sie theoretisch etwas zu verlieren hatten, kam der angstkontrollierte Sicherheitsfußball. Das wird man dringend abstellen müssen.

  15. #3750
    Avatar von chester
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    @newbarbarian

    Sehr interessanter Beitrag.
    Thomas Schaaf

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