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Thema: Uli Borowka: Volle Pulle

  1. #1
    Avatar von Worumteam
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    Uli Borowka: Volle Pulle

    Uli Borowka hatte eine ereignisreiche Fußballerkarriere, spielte von 1987 bis 1996 wettbewerbsübergreifend knapp 300mal für Werder Bremen. Der heute 50jährige war wegen seiner Spielweise bei den Fans beliebt, “Eisenfuß” und “Die Axt” wurde er getauft, langgezogene “Uli”-Rufe durchzogen das Weserstadion bei seinen Ballkontakten. Borowka gewann mit Werder je zwei mal die Meisterschaft und den Pokal, gehörte zur Mannschaft, die 1992 [...]

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  2. #2
    Bierstandszene
    Gast
    Fußballerbiographie? Nach Philipp Lahm und Lothar Matthäus hätte man eigentlich sagen müssen:" Mach doch ein Jodeldiplom, da haste was Eigenes". Ich habe das Buch natürlich trotzdem gekauft. Und ich habe es nicht bereut, es liest sich flüssig und hebt sich von dem pseudointellektuellem Getue und Rechtfertigungsversuchen anderer Autoren wohltuend ab. "Volle Pulle" Fußballersprache- offen, direkt, klar. Eine authentische Schilderung der 80er im Profifußball, wenn Uli z.B. das Halbfinale gegen Werder (5:4 n.V.) mit der Tränengaseinlage (war übrigens ne CS- Granate der Polizei, die bei den Garlstedt- Demos erbeutet wurde, falls es dich interessiert Uli) beschreibt, das Halbfinale gegen Frankfurt als Auslöser der jahrelangen "Pauly" Rufe im Stadion oder die Meisterfeier 88 im Hotel in Wiesbaden, dann denkst du als Fan:"Genau so war es und nicht anders." Diese Liebe und Hingabe zum Fußball, dieses "Fan-sein" auf dem Platz zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch, soweit es die Schilderung seiner Karriere betrifft.
    Uli reduziert sich von der ersten Seite an selbst- auf den Malocher, den Kämpfer, der eigentlich gar nicht Fußball spielen konnte und immer50% mehr Gas geben musste als alle anderen. Immer hält er andere für besser, braucht den „Arschtritt“ vom Trainer um sich im Grunde genommen vor sich selbst zu rechtfertigen. Auch sein Abdriften in den Alkohol schildert er offen und ehrlich aber unreflektiert, das war eben so, warum dafür gibt er keine Erklärung. Vielleicht gibt es auch keine, mag auch sein dass so etwas in einer Autobiographie nichts zu suchen hat, dafür gibt es genug Suchtpräventionsbücher die niemand liest der es nötig hätte.
    Aber so kann man sich selbst ein Bild machen, selbst rätseln warum es so weit kam, warum es Borowka traf und nicht einen selbst, der auch nie in ein Bier gespuckt hat.
    „Volle Pulle“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite mitgenommen- Schwelgen in Erinnerungen, Entsetzen über die Schilderungen was Uli seiner Familie angetan hat, Kopfschütteln über die irre Türkeigeschichte, Einblicke in den Alltag einer Entziehungsklinik- aber es lässt auch Fragen offen. Fragen, die vielleicht noch beantwortet werden. Lesenswert ist es allemal.
    Das Buch beinhaltet leider aber auch ganz offensichtliche, sachliche Fehler. Ob Uli da seine Erinnerung im Stich lässt oder einfach schlecht redigiert und nicht geprüft wurde vor Druck, Textpassagen wie auf Seite 95 dürfen einfach nicht passieren:
    „An den Rotschopf Gordon Strachan, der gemeinsam mit seinen schlauen Iren ein 0:0 im Hinspiel erkämpfte?“
    Es geht um das UEFA-Cup Halbfinale 86/87, Gladbach vs. Dundee United- Dundee in Irland zu verorten ist an sich schon ganz großes Kino, das sollte eigentlich nicht unter 4kg Haggis zum Frühstück belohnt werden. Und Strachan hat nie für Dundee United gespielt, nur für den FC Dundee.
    So etwas springt einem sofort ins Auge, selbst wenn einen wie mich die ausländischen Ligen eher nur peripher interessieren und ich nicht mal sagen könnte wer 1988 schottischer Meister war. Es ist einfach ärgerlich, weil es natürlich auch andere Anekdoten in Zweifel zieht auf den Wahrheitsgehalt.


    Im Epilog schreibt Borowka: "Sie denken an Uli Borowka, den Säufer, den Alkoholiker." Das mag für die Nachgeborenen gelten und da auch längst nicht für alle, aber für "meine" Generation wird er immer die Axt bleiben, legends never die.

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