Zitat von
alt-0229
Ich denke, ein Fehler bei der Abschätzung der potentiellen Zuschauerzahlen liegt darin, die Leute von der DK-Warteliste allesamt als zusätzliche Zuschauer anzunehmen. Auf der Liste stehen doch im Normalfall Leute, die häufig ins Stadion gehen und sich den Aufwand für den regelmäßigen Kauf der Tagestickets und die mit diesen in der Summe verbundenen höheren Preise ersparen wollen.
Man hat also im groben fünf Gruppen von Zuschauern im Stadion:
a) DK-Inhaber, die auch ständig im Stadion sind
b) Leute, die ständig im Stadion sind, aber keine DK abbekommen haben
c) Leute, die unregelmäßig im Stadion sind, weil sie keine DK haben, sich aber den ständigen Kauf von Tagestickets nicht leisten können
d) Leute, die zu unregelmäßig im Stadion sind, als daß sich eine DK für sie lohnt
e) Leute, die selten im Stadion sind, wie Familienausflügler, Fans von weiter her, usw.
Dazu kommen Leute, die bei ausverkauften Spielen nicht an Karten gekommen sind.
In den vergangenen Jahren schwankte die Zahl der Leute auf der DK-Warteliste meiner Erinnerung nach zwischen 8 - 12.000. Das Problem ist, daß bei sehr knappen Gütern gern mal gehortet wird. Das funktioniert nicht nur bei dinglichen Sachen so, sondern auch bei Ansprüchen. Ich habe z.B. jahrelang mit der Dauerkarte eines Freundes (der mehrere hat) in der Ost gestanden. Trotzdem habe ich mich immer wieder in die Warteliste eingeschrieben, um selbst an eine DK ranzukommen. Wenn man weiß, daß die Nachfrage nach DK so groß ist, dass am Ende sogar verlost werden muss, erhöht man seine Chancen natürlich, wenn aus dem interessierten Freundeskreis möglichst jeder seinen Wunsch nach einer (oder mehrerer) DK auf der Warteliste hinterlegt. Falls man mehrfach zum Zuge kommt, kann man ja immer noch verzichten. Es ist also keineswegs gesagt, daß hinter den 12.000 angefragten DK auch tatsächlich 12.000 Menschen stecken, die bei entsprechender Verfügbarkeit ins Stadion kämen.
Würde Werder jetzt mehr Plätze zur Verfügung haben und in diesem Zuge die Anzahl der Dauerkarten erhöhen, dann würden erst einmal die Leute aus der Gruppe b) in die Gruppe a) rutschen. Aufgrund der Rabatte der DK im Vergleich zu Tagestickets würden Werder aber bei dieser Gruppe Einnahmen wegfallen. Ebenso würden Leute aus der Gruppe c) in die Gruppe a) rutschen ohne daß Werder Mehreinnahmen hätte, da anzunehmen ist, daß sie ihr für eine DK zur Verfügung stehendes privates Budget vorher in Tagestickets investiert haben.
Für die Leute aus den Gruppen d) und e) erhöht sich natürlich die Chance, an ein Ticket zu kommen. Ich kann mir nur aufgrund der oben beschriebenen dünnen Besiedlung nicht vorstellen, daß aus diesen beiden Gruppen noch genug Potential vorhanden ist, um ein 55.000er Stadion zu füllen. Sofern hier noch Potential ist, müsste mit diesen Einnahmen auch erstmal die oben beschriebenen Einnahmeverluste der Gruppen b) und c) kompensiert werden.
Man hätte eigentlich bei allen bisher nicht ausverkauften Spielen mit dem größeren Stadion sogar geringere Einnahmen. Diese müssten, um das teurere Stadion zu amortisieren, mit den dann höheren Einnahmen aus den bisher ausverkauften Spielen überkompensiert werden, damit sich die Geschichte lohnt. Alternativ müsste das Geld über höhere DK-/ Ticket- / Bierpreise wieder reinkommen. Letzteres könnte natürlich wieder den einen oder anderen Zuschauer vergraulen.
Fände es echt interessant mal zu wissen, welche Zuschauer(-gruppen) man bei den Planungen zur Erweiterung im Blick hatte. Und es wäre auch interessant zu wissen, wieviele Kartenanfragen Werder bei den ausverkauften Spielen noch ablehnen musste.