Nachdem ich`s in WOL bereits vor geraumer Zeit getan hab, möchte ich hier nun ebenfalls einen Thread für meinen früheren, zweiten Lieblingsverein eröffnen.
Kurz die wichtigsten Punkte zur Tradition des Vereins:
1965 aus der Fusion mehrerer Stadtvereine mit dem Namen 1. FC gegründet. Wobei das schon bemerkenswert war, denn die Bezeichnungen "Klub" oder "Verein" waren in der DDR auf gewisse Weise verpönt und nicht gern gesehen.
DDR-Meister wurde der Klub 1972, 1974 und 1975, Pokalsieger 69, 73, 78, 79 und 83. Das erfolgreichste Magdeburger Fussball-Jahr dürfte 1974 gewesen sein. Da holte der 1. FCM als bis zum Ende einziges DDR-Team den Europapokal der Pokalsieger mit einem 2:0 gegen den AC Mailand (mit Karl-Heinz Schnellinger und Gianni Rivera). In dieser Mannschaft spielten mit Jürgen Pommerenke, Jürgen Sparwasser und Joachim Streich drei Spieler, die kurz danach auch in jener DDR-Nationalelf standen, die den späteren Weltmeister, die deutsche N11 im Eröffnungsspiel sensationell mit 1:0 besiegte. FCM Kapitän Pommerenke war Vizekapitän der Nationalmannschaft hinter Kapitän Bernd Bransch, der übrigens auch aus Sachsen-Anhalt, Halle-Saale stammt und ist heute Chef-Jugendkoordinator beim Fussballverband Sachsen-Anhalt. Pommerenke blieb nach der WM Vizekapitän, weil Dixie Dörner dieses Amt von da an innehatte und auch Bransch auf der Liberoposition beerbte. Streich ist mit 102 Länderspielen Rekordnationalspieler der DDR vor Dörner (100) und ist heute teilweise Kolumnist beim Kicker. Sparwasser bleibt vor allem durch sein Tor zum 1:0 gegen die deutsche N11 berühmt. Wermutstropfen an dieser Geschichte: Sparwasser`s Tor und die Entstehung bedeutete gleichzeitig das Aus für Werder`s Horst-Dieter Höttges als Stamm-IV der N11. Sparwasser flüchtete 1988 überraschend in die Bundesrepublik. Vor der Wende arbeitete er - war lizensierter Sportlehrer - als Co-Trainer bei Eintracht Frankfurt, gemeinsam mit seinem aus DDR-Verbands-Nachwuchstrainerzeiten bekannten und ebenfalls geflüchteten Freund Jörg Berger.
Von Mitte der 80er bis 1990 spielte der FCM immer um die vordersten Plätze der DDR-Oberliga mit, wurde 90 Dritter. Aber ausgerechnet in der entscheidenden Saison 90/91 (Streich war vorher als Trainer meines Wissens nach Braunschweig gegangen) leistete sich das Team einen schweren Hänger, wurde 10., verpasste damit die Qualifikation für den Profifussball und wurde im DFB in die dritte Liga eingegliedert. Nach Neureformierung fand sich der FCM ab 94 dann in der 4. Liga wieder, schaffte 97 den Aufstieg in die 3. Liga, wurde aber 2000 nach einer unsäglichen Anekdote mit den Ex-Bielefeldern Manager Lamm und Trainer Middendorp, was zu Lizenzproblemen führte, in die 4. Liga rückversetzt.
In der Folgesaison, eben im Jahr 2000, ließ der FCM jedoch im DFB-Pokal noch einmal aufhorchen, als er als Viertligist Köln, die Bayern und Karlsruhe rauswarf und erst durch ein unglückliches 0:1 gegen Schalke gestoppt wurde.
Gleichzeitig gelang der Aufstieg in die dritte Liga zur Saison 2001/2002, aus der der FCM - wiederrum wegen finanziellen Schwierigkeiten - erneut in die 4. Liga rückversetzt.
2006 gelang der erneute Aufstieg in die 3. Liga und in der Saison 06/07 spielte der FCM sogar bis zum Schluss um den Aufstieg in die 2. Bundesliga mit, wurde erst am letzten Spieltag vom VFL Osnabrück noch abgefangen. Es fehlte ein Punkt, da Osnabrück nach Rückstand in den Schlussminuten noch 2:1 gewann und der FCM kurz vor Spielende noch das 1:1 gegen St. Pauli kassierte.
Nach erneuten Reformen schaffte der 1.FCM 2008 die Qualifikation für die neue 3. Bundesliga nicht und ist seitdem wieder viertklassig.
In der Bundesliga heute bekannte Spieler, die aus dem Magdeburger Nachwuchs stammen, sind Marcel Maltritz, Maik Franz und Marcel Schmelzer.
Als Kind in den 80ern durfte ich sehr viel mit ins Ernst-Grube-Stadion mitfahren.
Heute hat der Verein ein neues, modernes Stadion, die MDCC-Arena, zu deren Eröffnung im Januar 2007 der erste Testspielgegner - wie sollte es anders sein - Werder Bremen war.
Inzwischen kämpft der FCM in Liga 4 um` s Überleben und hat vermutlich viel Glück, dass es dieses Jahr keinen Absteiger gibt.
Bei den Landesderby` s gegen den Halleschen FC sind 6000 bis 8000 Zuschauer nicht selten. Welch Wunder, wenn ein ganzes Bundesland nicht mal einen Verein in der 3. Liga hat.
Nächste Saison dann wohl gegen Werder II.
Bin gespannt, ob es hier irgendeine Resonanz gibt.