Werders Finanzen

[Steffen]

da würde ich dir sogar ein wenig behilflich sein, wenn es gewünscht ist. du kannst aber natürlich auch alle lorbeeren alleine einsacken

[Bierstandszene]

BSB, da liegst du falsch. Vereinfachte Darstellung.

Und wo berücksichtigst du Rückstellungen? Oder sind das Originalzahlen von Werder?

[Kai__]

Nein, das sind keine Original-Zahlen, so isoliert findet man leider keine Zahlen zu einzelnen Vorgängen/Transfers (ist allerdings abgeleitet aus die bekannten Diego-Zahlen, mit leichter Vereinfachung).

Wenn du den Transfer tätigst, ist die komplette Ablöse als Umsatz zu buchen, das war's in der GuV (eventuell vorhandener Restbuchwert des Spielers außer acht gelassen). Wenn der Abnehmer nicht sofort zahlt, hast du dazu wie gezeigt noch für einen gewissen Raum Forderungen in der Bilanz stehen, die haben aber nichts mit dem Gewinn und der Steuerlast zu tun. Wenn ich einen Transfer tätige, buche ich keine Rückstellungen, weder bei einem Kauf noch bei einem Verkauf.

Rückstellungen werden gebildet, wenn ein Aufwand angefallen ist, der buchalterisch in das entsprechende Geschäftsjahr gehört und z.B. die Höhe noch nicht exakt bekannt ist, die Rechnung noch nicht da ist oder ähnliches.
Beispiel1: Klempner war im laten Jahr da, hat gewerkelt, aber noch keine Rechnung
Völlig fiktives Beispiel2: Die Werder-Angestellten haben für den letzten Monat des Jahres keine Gehaltsabrechnung bekommen und auch keine Gehälter überwiesen bekommen, weil die Geschäftsführung alle doof findet - auch dann müsste eine Rückstellung gebildet werden, weil die Leistung im alten Jahr erbracht wurde (zumindest buchhalterisch betrachtet).

Maßgeblich dafür, in welches Jahr ein Aufwand gehört, ist immer der Zeitpunkt/Zeitraum, in dem die Leistung erbracht wurde. Die Zeitpunkt der Zahlung und sogar der Rechnungsstellung spielt hierfür keine Rolle.

[Bierstandszene]

Du kannst doch auch Rückstellungen bilden, wenn die Gefahr eines Zahlungsausfalls besteht oder wenn die endgültige Höhe der Forderung nicht feststeht, oder?

Nicht falsch verstehen, ich bin nur doofer Kaufi und lerne immer gerne dazu.

Ich weiß nur von meiner Klitsche, dass wir bei einigen Wartungsverträgen, die nicht mit unserem Geschäfstjahr harmonieren (und wo die Rechnungslegung für den gesamten Zeitraum sofort erfolgt weil der Kunde sofort budgetieren muß) die erwarteten Einnahmen fürs nächste Geschäftsjahr in der Bilanz neutralisiert werden, damit wir eben nicht über die Zahllast hinaus Steuern zahlen müssen für Einnahmen, die wir noch nicht haben. Und wir haben nicht mal ne Tochtergesellschaft, die uns am 30.12. noch mal schnell ne Rechnung rüberschiebt.

[Kai__]

da würde ich dir sogar ein wenig behilflich sein, wenn es gewünscht ist. du kannst aber natürlich auch alle lorbeeren alleine einsacken

-> Bin mit diesem Thema mal umgezogen

[Kai__]

@BSB:
Wenn die (sehr konkrete) Gefahr eines Zahlungsausfalls besteht, kann man eine Forderungsabschreibung vornehmen. Ist dann buchhalterisch keine Rückstellung, in Sachen Gewinn kommt es aber auf das gleiche raus, man bucht den Aufwand, weil die Kohle weg ist (bzw. nicht mehr kommen wird).

Bei dem Bespiel Wartungsvertrag nennt sich das dann bei die Buchhalters 'Rechnungsabgrenzung'. Du als Leistungsempfänger bei dem Wartungsvertrag zahlst in dem Beispiel sofort die komplette Summe, allerdings geht der Leistungszeitraum über das Geschäftsjahresende hinaus. Dann buchst du für den Anteil der über das Jahr hinaus geht, eine Rechnungsabgrenzung, so daß per Saldo in deiner GuV nur der anteilige Aufwand für das Geschäftsjahr drinsteht. Im nächsten Jahr löst du die Rechnungsabgrenzung wieder auf, so daß der restliche Aufwand dann im nächsten Jahr in der GuV steht.

Das Gegenüber (der Monteur/Servicemacker) bucht das bei sich analog - vorausgesetzt er hat eine saubere Buchführung . Er bekommt zwar schon das komplette Geld von dir, bucht bei sich aber eine Rechnungsabgrenzung 'in die andere Richtung', so daß er per Saldo nur den Ertrag/Umsatz in seiner GuV drinstehen hat, der wiederum zu dem Geschäftsjahr gehört.

Auch hier, maßgeblich ist immer: wann wurde die Leistung erbracht. In diesem Beispiel habe ich eine Leistung, die sich über einen längeren Zeitraum erstreckt und dementsprechend muss abgegrenzt werden, wenn ein Geschäftsjahreswechsel dazwischen liegt.
Wenn wir dagegen wieder auf Transfers zurückkommen: Da habe ich eine Leistung, die sich nicht über einen Zeitraum erstreckt, sondern von jetzt auf gleich abgeleistet ist (gestern war der Spieler bei Verein A unter Vertrag, morgen ist er's bei Verein B). Damit hat der eigentliche Geschäftsvorgang stattgefunden und was dann noch an der Zahlungsfront von statten geht, ist für die Buchung von Umsatz und daraus resultierendem Gewinn unerheblich.

[Kai__]

Wiki-Interessierte dürfen >> hier klicken <<

[zebfaster]

@ Kai



Nachdem Du im Wiki ja auch einiges zur Zuordnung der Transfererträge auf die einzelnen Perioden geschrieben hast: Weißt Du, wie dabei die Periodenzuordnung gehandhabt wird? Finde ich im Fall von Spielertransfers nicht völlig banal, da ja idR. jeder Club sein Geschäftsjahr entsprechend der Saison legen dürfte, bei Werder ist ja auch der 30.6. der Stichtag. Wenn jetzt bspw. Diego im Mai 2009 bei Turin unterschreibt, wird dann der Umsatz in 2008/2009 oder 2009/2010 realisiert? Turin-Spieler wurde er dann ja in der Saison 2009/2010, Turin wird auch nicht im Mai, sondern im Juli mit der Abschreibung auf diesen Spielerwert begonnen haben und der Übergang findet ja streng genommen bei Spielertransfers "zwischen" den Saisons in der logischen Sekunde zw. Ende des alten Gj. und Beginn des neuen Gj. statt.

Das frag ich mich so grds. schon die ganze Zeit. Schonmal danke vorab!

[Kai__]

(Meine Vermutung

Das wird (unter anderem) an den festgelegten Transferperioden liegen - die Sommertransferperiode beginnt in der Regel am 1. Juli, vorher ist also formal eigentlich gar kein Wechsel möglich.

D.h. selbst wenn der Wechsel (wie bei Diego) bereits vor Ablauf der Saison dingfest gemacht wird, selbst wenn offenbar (wie bei Diego) schon Verträge unterzeichnet wurden - die dann aber wohl erst ab der neuen Saison gültig sind - , findet die tatsächliche formale Umsetzung frühestens am 1.7. statt. Den Umsatz aus dem Diego-Transfer werden wir im Jahresabschluss 09/10 finden.

Aber wie immer: keine Regel ohne Ausnahme - beim Kollegen Prödl haben es Sturm Graz und Werder irgendwie hinbekommen, den Transfer schon vor dem 1.7. zu vollziehen, so daß das ganze zahlenmäßig in das 'alte' Jahr gelaufen ist, in dem Prödl noch bei Sturm gekickt hat. Wie das 1. abgelaufen ist und was 2. überhaupt der Grund dafür war, erschließt sich mir übrigens nicht wirklich .

[zebfaster]

Denke auch, dass der UE grds. in dem Gj./der Saison vollzogen wird, in dem der Spieler erstmals für den neuen Verein aufläuft. Der Diego-Wechsel spricht ja auch dafür.

Dass mit Prödl wußte ich nicht, war das sicher so?

[Kai__]

Der Jahresabschluss-Bericht gibt das so her. In 07/08 ist er explizit erwähnt im Kommentar zu den getätigten Investitionen erwähnt und das ist auch nicht nur als Anzahlung gelaufen, sondern er ist voll in der normalen Position "Spielerwerte" mit drin. Und im 08/09er Bericht taucht sein Name nicht auf.

Genauso überraschend fand ich die Zidan-Geschichte, der ja eigentlich schon im Januar 2007 zu Mainz gewechselt ist. Da aber auch er namentlich erwähnt wird in den Transfererträgen 2007/2008, ist er offenbar im Januar zunächst noch einmal an Mainz verliehen worden und dann erst zu Beginn des Geschäftsjahres 2007/2008 komplett transferiert worden.

Ich glaube, es gibt eine durchaus beachtliche Menge an Transfer-Details, die wir als Normalsterbliche normalerweise nicht mitbekommen .

[weserbergland]

Dieser Artikel von The Swiss Ramble beschäftigt sich zwar primär mit Schalke – in den verwendeten Statistiken, Diagrammen und Tabellen taucht aber auch Werder auf.

[Bruno]

Damit man Werders Zahlen/ Transferverhalten besser einordnen kann hier die Daten des ausgehandelten Farfan Transfers zu Wolfsburg:

Brutto Gage: 5,3 Mio
15 Mio Ablöse
4 Mio wollte Farfan angeblich noch von Schalke als Abfindung! (was anscheinend den Transfer zum Scheitern brachte).

Quelle: Bild

BTT:

Wenn Werder durch das Verpassen der europäischen Plätze ca. 20 Mio Euro Umsatz fehlt (Fersehgelder, Prämien, Sponsoreneinnahmen usw.), muss der Gehaltsetat zwangsläufig um
ca. 20 % zusammen gestrichen werden, da sich der prozentuale Satz der Gehälter im Vergleich Umsatz seit Jahren immer in etwa gleich verhält (auch abhängig von jeweiligen Transfereinnahmen und letztendlich erzieltem sportlichen Erfolg, da diese nicht planbar sind).

In der Zone von roundabout 45- 50% Gehaltsausgabe am Anteil vom Umsatz müsste auch für Werder die Schwelle sein, um das Geschäftsjahr positiv abschließen zu könnnen.

[Der General]

Die Einnahmeverluste wären höher, sowohl absolut als auch prozentual (s. DFML 2010).

[Bruno]

Die Einnahmeverluste wären höher, sowohl absolut als auch prozentual (s. DFML 2010).

Dann wissen wir ja was das bedeutet!
die Frage ist aber auch was an Einnahmen geplant war (CL Quali stand noch nicht fest).
Ausgezahlt werden diese Einnahmen ja auch erst am Ende dieser Saison!

Die Möglichkeit konsequent am Gehaltsetat zu schrauben ist im Sommer gegeben.