Ja, ich bin mittlerweile auch davon ab, auf Ambiente zu kacken wie früher, als ich noch Purist war
Aber ich würde dann einfach die Läden, in denen man sich unwohl fühlt, weglassen.
Übrigens ist inzwischen meine Lieblingsart von Restaurant Folgendes: Es hat selber keinen Michelinstern, aber der Koch betreibt andere Restaurants, die welche haben. Das führt dazu, dass man im Restaurant nicht unter Ehrfurcht erdrückt wird, die Tischdecken nicht weiß und gebügelt sein müssen, die Atmosphäre also wesentlich entspannter und potenziell freundlicher und - vor allem - lebhafter sein kann. Andererseits nutzt das Restaurant die Michelinrezepte der anderen Häuser, so dass man sich trotzdem noch am Essen erfreuen kann.
Beispielsweise die Mini Bar Teatro in Lissabon von José Avillez. Kein Stern, aber lebhaftes und unschnöseliges Ambiente mit ziemlich spannender Küche, basierend auf dem Belcanto desselben Koches (3 Michelin-Sterne und Platz 75 bei World's Best).
Oder die Mercatbar in Valencia vomselben Quique Dacosta, der in Denia ein homonymes Restaurant (3 Michelin-Sterne und Platz 68 bei World's Best) und in Valencia mit dem El Poblet 1 Stern hat. Mercatbar ist herrlich ungezwungen im Vergleich zu seinen anderen Restaurants, dass es eine Freude war. Im El Poblet dagegen flüsterten die Bedienungen formvollendet die Erklärungen zu den Speisen herunter, dass ich ihnen das Essen am liebsten in die Fresse geballert hätte, weil mich nichts so aggressiv macht wie leise sprechende Menschen.
Tim Raue hat in Berlin ja auch ein paar gelungene Restaurants der Sub-Gourmetpreisklasse, die sind auch nett.
Bref, das sind inzwischen meine Lieblingsrestauranttypen, die eben Atmosphäre, Deko und gutes Essen auf einen Nenner bringen. Kein Stern, aber spannend und lebhaft.