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Thema: Jugendförderung/Scouting allgemein

  1. #1
    Avatar von MaxUnknown
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    Jugendförderung/Scouting allgemein

    Ich denke, hier passt so ein Thread am Besten. Ein paar interessante Aussagen sind mir in den vergangenen Wochen über den Weg gelaufen, u.a.:

    Interview Ricardo Moniz

    Genau darin wird sehr oft der Fehler gemacht, dass viel zu früh gesagt wird, das ist ein Supertalent. Ich sag' immer, du bist gut, aber du musst noch mehr investieren. Das ist ein täglicher Prozess. Die Spieler müssen selber investieren in einen Sprint, in die Ernährung. Beim Selbstbewusstseinsprozess spielt auch der Trainer eine ganz erhebliche Rolle. Er übernimmt eine Vaterrolle. Man muss mit den Kindern sprechen. Es ist leider sehr oft so, dass der Trainer eine autoritäre Position einnimmt.
    Die besten Talente haben das Meiste gearbeitet. Das ist ein Gesetz. Alle Topspieler haben doppelt investiert.
    Wird der moderne Fußball verkompliziert?

    Fußball ist keine Wissenschaft und muss bei der Basis bleiben. Es geht um die Individualität. Taktik ist nicht unwichtig, aber es wird sich zu sehr darauf versteift. Auch im Nachwuchs, dadurch bleiben viele Spieler nur Mittelmaß.
    --------------------

    Werner Kern, Nachwuchschef des FC Bayern im heutigen kicker-Interview:

    Warum Schweinsteiger und Lahm so groß rauskamen: "Beide haben diese Besessenheit", Lahm sei bei Turnieren getreten worden, er hat sich aber nie beklagt, Schweinsteiger habe jedes Bayern-Spiel gesehen, andauernd gekickt.

    Schule: "Heute sind die Jungs von acht bis vier weg. Die Schule engt uns immer mehr ein" Aber sie sagen doch, die Schule sei so wichtig "Ist sie ja auch. Nur müssen wir Kompromisse finden. Warum kann man einem besonderen Talent nicht helfen? Warum muss es Kunst und Geografie haben wie alle anderen? Warum kann es ikn den Ferien nicht Projekte nachholen?"

    Kroos' Entwicklung: "Er hat dadurch viel verloren, dass Hitzfeld ihn aus der zweiten Mannschaft wegnahm. Wir hatten ja einen Karriereplan. Er sollte dort alles lernen - Defensivverhalten, Wettkampfhärte."

    Wieviele Videos kriegen sie täglich von Talenten? "Die sind nicht wichtig. Einmal habe ich bei YouTube einen kleinen Holländer gesehen, den habe ich zum Probetraining eingeladen. Da habe ich gedacht ich hätte einen Augenfehler, so schlecht war der."

    --------------

    Vorwoche, Interview mit Norbert Elgert, Trainer der Schalker A-Jugend:
    "Die A-Jugend ist noch mal ein goldenes Lernalter, in dem man sich ohne den ganz großen Druck viel Zeit für Details nehmen kann"

    "Spieler sollten nicht so lange wie möglich bei mir bleiben, sondern so lange wie nötig"

    Hätte es Baumjohann gut getan, länger unter ihren Fittichen zu bleiben? "Davon bin ich überzeugt. Er wurde mit bester Absicht sehr früh zu den Profis geholt, aber ihm war es damals wichtiger, Beinschüsse zu verteilen, als ein Tor zu machen. Fehlende Effizienz ist bei ihm heute noch das Thema"

  2. #2
    Avatar von MaxUnknown
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    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    Zitat Zitat von kicker
    ...doch erst jetzt beginnen die Vereine damit, eigene Schulen einzurichten, in denen die Talente nicht nur kicken sondern auch büffeln können. "In puncto Trainingszeit hinken wir Spanien, Holland und Deutschland hinterher" gibt Ged Roddy, Direktor für Jugendförderung der Premier League, zu.
    Überhaupt ist aus meiner Sicht die Jugendarbeit in England unwahrscheinlich überhyped und glorifiziert, kommt primär über das Geld und die Hoffnung, irgendwann in der PL zu spielen. Von der Reserverunde ganz zu schweigen, die das Gegenteil von Förderung ist. Die reinste Talentevernichtung. Die Quote der Spieler, die in England aus dem Ausland mit 15-18 in den Nachwuchs kommen und es dann zum Stammspieler in der PL bringen ist erschreckend klein. Und trotzdem gehen so viele junge Spieler dort hin. Aus kleineren Ländern mit schlechterer Förderung wie Dänemark, Norwegen & Co kann ich das ja verstehen, aber was machen die ganzen Franzosen, Niederländer, Spanier oder Deutschen da? Der Mythos wird mMn nur noch durch die hohen Jugendgehälter am Leben gehalten.

  3. #3
    Avatar von maZe
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    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    Da stimme ich zu und meiner Meinung nach spiegelt sich das auch mittlerweile deutlich in der englischen Nationalmannschaft wider.
    Take my love, take my land, take me where I cannot stand.
    I don't care, I'm still free. You can't take the sky from me.
    ಠ_ಠ

  4. #4
    Avatar von Deichkind
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    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    Zitat Zitat von MaxUnknown
    Überhaupt ist aus meiner Sicht die Jugendarbeit in England unwahrscheinlich überhyped und glorifiziert, kommt primär über das Geld und die Hoffnung, irgendwann in der PL zu spielen. Von der Reserverunde ganz zu schweigen, die das Gegenteil von Förderung ist. Die reinste Talentevernichtung. Die Quote der Spieler, die in England aus dem Ausland mit 15-18 in den Nachwuchs kommen und es dann zum Stammspieler in der PL bringen ist erschreckend klein. Und trotzdem gehen so viele junge Spieler dort hin. Aus kleineren Ländern mit schlechterer Förderung wie Dänemark, Norwegen & Co kann ich das ja verstehen, aber was machen die ganzen Franzosen, Niederländer, Spanier oder Deutschen da? Der Mythos wird mMn nur noch durch die hohen Jugendgehälter am Leben gehalten.
    Warum so viele Spieler das machen ist recht einfach zu erklären. Durch die local player Regelung müssen die PL Klubs in Zukunft Spieler in ihrem Kader haben, die in ihren Jugendmannschaften waren. Die englischen Talente sind extrem schlecht ausgebildet, gehst du also nun mit 15 oder 16 nach England, dann bist du mit 18 oder 19 ein local player, der 3 Jahre in der Jugendabteilung des Vereins ausgebildet wurde. Damit bist du für die PL Klubs extrem attraktiv.
    So mogelt der eine oder andere beim Gespräch über das neue System aus Versehen auch schon einmal einen Spieler mehr auf den Platz, wie Nils Petersen, der ein 4-3-3-1 entdeckt haben will.

  5. #5

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    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    und wie hoch ist die Quote derer (insbesondere der Deutschen) die es dann tatsächlich in die Profiemannschaft schaffen?

    Wenn die englischen Talente so dermaßen schlecht ausgebildet sind wie du sagst, dann wir es den Talenten aus dem Ausland doch im Grund auch nicht anders ergehen.

  6. #6
    Avatar von Deichkind
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    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    Sie kommen ja erst später dazu und werden bis 15 oder 16 besser ausgebildet. Es gibt ja kaum Erfahrungswerte, weil diese Flut an Spielern aus De usw. erst vor 1-2 Jahren eingesetzt hat. Einige sind ja schon zurück gekommen. Ich habe ja nicht geschrieben, dass es für die Talente der richtige Weg ist. Aber es gibt sicher Berater, die das anders sehen und ihren Klienten das schon irgendwie vermitteln werden.
    So mogelt der eine oder andere beim Gespräch über das neue System aus Versehen auch schon einmal einen Spieler mehr auf den Platz, wie Nils Petersen, der ein 4-3-3-1 entdeckt haben will.

  7. #7
    Avatar von Otzehätsgemacht
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    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    bzw. in den entscheidenden drei Jahren wirds dann verhunzt ...
    "Jetzt bekommt auch meine Mutter in Freiburg mit, was ich angeblich für einen Mist gebaut habe." (TE)

  8. #8
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    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    Ach, die Engländer. Mich interessiert eher das, was Moniz sagt. Der Typ hat einfach Recht. Wer Profi werden will, der braucht vor allem mehr Einsatz, mehr Bereitschaft als all die anderen. Mit frühzeitiger Glorifizierung ist talentierten spielern am wenigsten geholfen. Worum es bei Begabung wirklich geht, hat Ericsson längst ausführlich wissenschaftlich erforscht:

    The theoretical framework presented in this article explains expert performance as the end result of
    individuals' prolonged efforts to improve performance while negotiating motivational and external
    constraints. In most domains of expertise, individuals begin in their childhood a regimen of
    effortful activities (deliberate practice) designed to optimize improvement. Individual differences,
    even among elite performers, are closely related to assessed amounts of deliberate practice. Many
    characteristics once believed to reflect innate talent are actually the result of intense practice
    extended for a minimum of 10 years. Analysis of expert performance provides unique evidence on
    the potential and limits of extreme environmental adaptation and learning.
    Finde es ausgesprochen wichtig, dass Leute wie Moniz dies erkannt haben.

  9. #9

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    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    ich wage ja zu behaupten, dass die Ausbildung der Talente in den Vereine dort sogar sehr gut ist. Das man dadurch aber so wenig von profitieren kann, hat andere Gründe. Und zwar ist die PL die stärkste Liga der Welt. Und hat damit auch den Anspruch, dass eben auch die stärksten Spieler der Welt dort spielen. Deswegen wird eben auch oftmals der Kader mit Spielern aus dem Ausland zusammengekratzt. Da haben die jungen Talente doch dann von vornherein keine Chance sich in den Profikader zu spielen. Ist eben ein schlechter Nebeneffekt die stärkste Liga der Welt zu sein. Man muss sich doch nur mal den Kader von Arsenal anschauen. Ein Verein der gnadenlos auf junge Talente setzt. Aber kaum einer von denen kommt aus dem eigenen Land. 89 % Ausländeranteil. Dabei sind die englischen Talente gar nicht schlechter als die aus anderen Ländern. Nur eben gibt es, wenn man sich die Spieler von überall her zusammenkratzt, eben überall auch mal einen Besseren als einen Engländer.

  10. #10
    Avatar von MaxUnknown
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    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    Zitat Zitat von Deichkind
    Warum so viele Spieler das machen ist recht einfach zu erklären. Durch die local player Regelung müssen die PL Klubs in Zukunft Spieler in ihrem Kader haben, die in ihren Jugendmannschaften waren. Die englischen Talente sind extrem schlecht ausgebildet, gehst du also nun mit 15 oder 16 nach England, dann bist du mit 18 oder 19 ein local player, der 3 Jahre in der Jugendabteilung des Vereins ausgebildet wurde. Damit bist du für die PL Klubs extrem attraktiv.
    Beginnt denn Dein Beitrag dann nicht falsch? Also anstatt "Spieler" müsste da "Klubs" stehen. Die brauchen natürlich für ihre LP-Regel die Jungs möglichst sehr jung, deswegen sind da die 15jährigen wie Gnabry und Siemann für die Klubs attraktiv, aber was, außer dem Geld und dem Mythos, macht es noch so attraktiv für die Spieler?

  11. #11
    Avatar von kalli
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    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    Reichen die beiden Sachen nicht?
    "If results and money go first, you are in the wrong path."

    Johan Cruyff

  12. #12
    Avatar von MaxUnknown
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    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    Jein, da mir unverständlich ist, wie so viele große Talente da nicht richtig hinschauen und in dem Alter das Geld für so wichtig erachten - bzw. deren Eltern.

  13. #13
    Gast

    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    Zitat Zitat von MaxUnknown
    Jein, da mir unverständlich ist, wie so viele große Talente da nicht richtig hinschauen und in dem Alter das Geld für so wichtig erachten - bzw. deren Eltern.
    Nimm mal an Du hast einen 15jährigen, talentierten Sohn, der noch dazu von Dir ein wenig Grips geerbt hat. Nun hat der die Chance, mit 15 oder 16 mal nach England zu gehen, Auslandserfahrung zu sammeln, Englisch perfekt zu lernen und auf eine teure Privatschule oder sowas zu gehen, nebenbei reichlich Geld zu kassieren und etwas fürs Leben zu lernen. Bei einem 15jährigen Talent weißt Du doch gar nicht, was aus dem wird, ich kannte mal einen sehr talentierten Spieler, der war zwischen 15 und 18 gefühlt dauerverletzt, darunter zwei schwere Verletzungen. Danach konnte er Fußball vergessen. Da sind Geld, auslandserfahrung, gute Englischkenntnisse mehr wert als eine vielleicht um Nuancen bessere ausbildung auf dem Werderinternat.

  14. #14
    Avatar von Steffen
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    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    Vielleicht sagen sie sich, dass es trotz des Talents nur eine kleine Chance gibt, erste Liga zu spielen und deswegen will man die Kuh so früh wie möglich melken.

    xanti, Gegenbeispiel ist Barcelona. Die stärkste Mannschaft der Welt schafft es doch auch, ihr grundgerüst mit inländischen Spielern zu bauen und lediglich mit Legionären zu verstärken.

  15. #15
    Avatar von MaxUnknown
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    Re: Jugendförderung/Scouting allgemein

    @Maddin: das mag für Spieler der zweiten oder dritten Talentreihe des Jahrgangs sicherlich richtig sein, bei den Toptalenten sehe ich da aber wenig bis keinen Sinn. Insbesondere deswegen, weil man mit 17-18 hier deutlich besser gefördert werden kann als in England. Da macht es vielleicht Sinn, ihn von 15 bis maximal 17 in England zu lassen, dann wieder zurück nach Deutschland zu holen. In dem Alter dann erst dort hinzugehen wäre total gaga. Die meisten deutschen Talente, die in England kicken, wollen mit 18, spätestens 19, wieder zurück nach Deutschland, weil sie sehen, dass sie hier bessere Entwicklungschancen haben. Als "Toptalent" braucht man dann dort erst gar nicht hingehen. Die Engländer bezeichnen ihre Nachwuchsarbeit ja derzeit selber als hinter Deutschland liegend. Als großer Arsenal-Fan komme ich zudem eher zu dem Klub in die PL-Mannschaft, wenn ich mich in Deutschland durchsetze als dass ich billig mit 15 in den Nachwuchs gehe.

    Edit: den Sinn zwischen 15-17 kann ich da (nun) schon eher erkennen, danach aber absolut nicht mehr. Nehmen wir Aycicek: wenn der nun zum FC Liverpool wechseln würde, dann könnte ich mir nur an den Kopp packen.

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