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Thema: Zur Sonne, zur Freiheit - Der Urlaubsthread

  1. #8746
    Avatar von Azad
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    Mein erster Eindruck von Ghana war übrigens eine Zollbeamtin in Accra, die mir komplett unverblümt mitteilte, dass sie ein kleines Bestechungsgeld von mir erwartet, weil sie mir sonst Probleme bei der Einreise macht. Da hätte ich direkt schon kotzen können.

  2. #8747

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    Zitat Zitat von Azad Beitrag anzeigen
    Mein erster Eindruck von Ghana war übrigens eine Zollbeamtin in Accra, die mir komplett unverblümt mitteilte, dass sie ein kleines Bestechungsgeld von mir erwartet, weil sie mir sonst Probleme bei der Einreise macht. Da hätte ich direkt schon kotzen können.
    Sowas kenne ich leider auch bereits, musste ich damals in Venezuela auch zahlen, sonst hätte ich das Land nicht verlassen können. Und in Paraguay nahezu same story

    Aber cool, freu mich trotzdem auf Afrika!

  3. #8748
    Avatar von Azad
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    In Burkina Faso haben sie mich fast nicht raus gelassen, in Mali waren kurz die Grenzen dicht weil alles nach Bürgerkrieg aussah (war auch ein schönes Gefühl) und vom Iran fange ich gar nicht erst an

  4. #8749
    Avatar von garrincha
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    Afrika ist riesig, und auch Subsahara-Afrika unterscheidet sich regional noch einmal gewaltig. Ich kenne nur Algerien und Tunesien im Norden und Uganda, Rwanda, Burundi, Kenia und Tansania im Osten. Ich fand die Leute eigentlich durch die Bank ok.

    In Algerien war ich mit 19 Jahren in den Osterferien vorm Abi, es war mein erstes Mal außerhalb Europas. Es war noch die Endzeit der Einparteienherrschaft, aber Parlamentswahlen wurden bereits geplant. Es lag etwas Spannung in der Luft, aber auch Aufbruchsstimmung. Es war Ramadan, und mein Kumpel und ich sind einen Monat lang durch das Atlasgebirge, die Sahara (wo wir eine 100%ige Mitnahmequote hatten) und an der Küste entlang getrampt. Ich fand das Land wahnsinnig faszinierend und die Leute total freundlich. Wir wurden ständig zum Fastenbrechen eingeladen oder zum Übernachten. Oder manche, die keinen Bock auf Ramadan hatten, hingen mit uns ab. Die Hauptstadt Algier, dramatisch vor einer Bergwand gelegen, mit den engen Gassen der Kasbah einerseits und weißen Belle-Epoque-Bauten andererseits fand ich eine wunderbare Mischung aus den letzten 2000 Jahren. Und dann jenseits des Atlas die fantastischen Wüstenstädte um Ghardaia herum mit ihren gelb und blau getünchten Wabenhäusern. Oder das ockerrote Timimoun mit seinen Marabout-Grabhäusern erst, da war man schon ganz schön weit weg von allem. Die wunderschöne Mittelmeerküste, und Constantine auf seinem Felsen!!!

    Uns sind soviele tolle Geschichten dort passiert, dass mir schwer ums Herz wurde, als kurz später die Parlamentswahlen abgesagt wurden und der Terrorismus sich des Landes bemächtigte. Aber die Geschichten bleiben. Als der Lastwagenfahrer, der uns mitnahm, uns auslachte, als wir an einer nicht auszumachenden Weggabelung mitten in der Wüste rauswollten: "Da kommt dreimal die Woche ein Auto vorbei, und einer davon bin ich, aber ich fahre heute nach In-Salah weiter, bleiben also nur noch zwei. Hier habt Ihr Wasser, und entfernt Euch nicht zu sehr von der Hauptstraße." Oder der Bulle, dem wir einen kleinen Diebstahl am Strand melden wollten (um was für die Reiseversicherung in der Hand zu haben): "Ihr seid ja rechts vom Bach bestohlen worden, aber ich bin nur für links vom Bach zuständig, und der andere ist gerade im Urlaub, aber alles kein Problem, ich organisiere euch heute Abend eine Übernachtung und hier habt ihr schonmal 100 Dinar." - "Oh danke, aber das ist nicht nötig" - "Oui, oui, prenez!!!" (mit vollem Lachen aus tiefster Stimme unter einem respektablen Schnurrbart), dann beim Limonadengroßhändler des Ortes im Gästezimmer (oh ja) gepennt und am nächsten Tag weiter. Oder der Eierwagen, der uns im Atlas mitnahm: "Ich habe nur auf der Ladefläche Platz, aber Vorsicht mit den Eiern!". Oder als wir von Constantine mit dem Zug über Annaba nach Tunis fahren wollten, unser Abteil professionell absperrten, einpennten und erst auf dem Annabaer Rangierbahnhof wieder aufwachten, als der Zug bereits abgeschlossen war und wir nicht mehr rauskamen. Oder die junge Familie in einer kleinen Sahara-Oase, die ihren kleinen Kindern erklärte, dass wir aus entfernten Landen kämen und jetzt erstmal bewirtet werden müssten. Wir haben bei denen im Garten in unseren Schlafsäcken unter freiem Himmel gepennt. Oder die andere Oase, in der der Muezzin einen Hustenanfall bekam und nur noch vom Minarett(-lautsprecher?) herabkrächzte. Und alles begleitet von zum Teil sehr cooler Rai-Musik.

    In Ostafrika war ich dann 3 Jahre später als Student für dreieinhalb Monate in den Sommersemesterferien, erst mit anderen Medizinstudenten (Hälfte Kenianer, Hälfte Deutsche) sechs Wochen bei einem Projekt für Straßenkinder in Nairobi mitgemacht, dann fünf Tage auf den Mt Kenya (beziehungsweise auf den ohne Kletterausrüstung erreichbaren 100 Meter niedrigeren Nebengipfel und von dort aus den Sonnenaufgang über der Savanne mit dem Kilimanjaro im Hintergrund bewundert) gewandert und schließlich noch durch die anderen Länder gereist.

    Uganda war damals das Hätschelkind von NGOs der "Ersten Welt", da funktionierte viel und wurde noch mehr aufgebaut. Ich bin da im Westen mit meinem Moskitonetz und Schlafsack durch den Urwald gelatscht und hab draußen gepennt, weil ich das einfach geil fand in stockdusterer Nacht ohne Lichtquelle. Und im Norden gab es die Nilwasserfälle zu sehen. Die Leute waren auch sehr nett.

    Aber dann in Rwanda, im wunderschönen Rwanda mit seinen Seen und Vulkanen und der besten französischen Küche der Region wurde es ziemlich ungemütlich, weil der Bürgerkrieg ausgerechnet wieder aufflackerte, als ich mich mit meinem geliehenen Motorrad im Urwald verirrt hatte und weder genau wusste, von wo die Schüsse kamen, noch, wo ich hinfahren sollte, um wieder zu der Missionsstation zu gelangen, von der ich mir das Motorrad ausgeliehen hatte. Jedenfalls habe ich meinen Aufenthalt dann abgekürzt, bin auf einem überfüllten Lastwagen nach Burundi abgehauen und mit einem Fähre den Tanganyikasee von Bujumbura bis nach Westtansania gefahren.

    Und schließlich per Zug für zwei Tage nach Dar-es-Salaam und Sansibar In Sansibar gab es damals noch keinen nennenswerten Tourismus, aber eine Altstadt mit ganz viel Patina, kunstvoll verzierten Holztüren, dem Haus der Wunder und einen Nachtmarkt am Hafen, wo sich das soziale Leben abspielte und man kulinarisch merkte, wieviel unterschiedliche Einflüsse auf diese kleinen Insel eingewirkt hatten: Kontinentalafrikaner, Portugiesen, Omanis, Perser, Inder, Briten. Es gab auch zwei Bars: Eine auf dem Dach eines ehemaligen Hotels und eine am Hafen. In ersterer konnte man Rucksacktouristinnen klarmachen, aber die lustigere war die Hafenspelunke, weil man dort mit russischen Seeleuten Wodka saufen konnte, während man sich Geschichten in für den anderen unverständlichen Sprachen erzählte. Im Inland gab es Gewürzfarmen (ich liebe Gewürze seit jeher) und im Osten traumhafte und leere Sandstrände, wo man entweder 5 Dollar pro Nacht für eine einfache Übernachtung (direkt am Strand!!!) oder 10 Dollar für dieselbe Übernachtung plus Fischengehen im Meer mit dem Hotelbesitzerbruder zahlte. Zum Fischen fuhr man aufs Meer raus und fing, was das Zeug hielt. Und der Fang wurde dann abends von der Hotelbesitzerfrau und Hotelbesitzerschwägerin über offenem Feuer zubereitet und von mir mit ganz großem Genuss und viel Glücksgefühl unter tiefem sterneglitzernden Himmelszelt verzehrt.

    Ach, Afrika kann schon super sein, es kommt wahrscheinlich wie überall darauf, was man sucht, auf den richtigen Zeitpunkt im eigenen Leben, den richtigen Punkt in der Zeitläufte des besuchten Landes, die richtige Region und Glück an.

    Ich würde noch sehr gerne vor allem aus musikalischem Interesse nach Äthiopien und Angola, aus landschaftlichem nach Botswana, aus sprachlichem nach Mozambique und aus geschichtlich-anthropologischem nach Benin (Nachkommen repatriierter brasilianischer Sklaven) reisen.

  5. #8750
    Avatar von garrincha
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    Zitat Zitat von Chico-HB Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von Azad Beitrag anzeigen
    Mein erster Eindruck von Ghana war übrigens eine Zollbeamtin in Accra, die mir komplett unverblümt mitteilte, dass sie ein kleines Bestechungsgeld von mir erwartet, weil sie mir sonst Probleme bei der Einreise macht. Da hätte ich direkt schon kotzen können.
    Sowas kenne ich leider auch bereits, musste ich damals in Venezuela auch zahlen, sonst hätte ich das Land nicht verlassen können. Und in Paraguay nahezu same story
    In Paraguay habe ich immer mit größtem Vergnügen Bestechungsgeld gezahlt, weil ich mich ja JEDES Mal von Brasilien kommend unter Umgehung der Passkontrolle in das Land geschlichen hatte und keinen Einreisestempel hatte. Das war die einzige Möglichkeit, zu verschleiern, dass ich mal wieder Monate oder Jahre über das Ende meines Tourismusvisums in Brasilien war. Ich habe acht Jahre lang in Brasilien gelebt, zwei oder drei davon legal, fünf oder sechs illegal (reine Faulheit, weil die Aufenthaltserlaubnis so kompliziert war). Damals gab es in Brasilien noch keine Zentralcomputer an den Grenzübergängen und Flughäfen, die Inkongruenzen bei Ein- und Ausreisedaten erfassten, und man konnte nach relativ easy unkontrolliert über die grüne Grenze nach Paraguay oder Argentinien ausreisen, sich dann mit den dortigen Grenzern auseinandersetzen, zwischen 20 und 50 Dollar zahlen, bekam einen Ausreisestempel, mit dem man dann wieder nach Brasilien einreisen konnte. Was meistens (außer am Flughafen von Ciudad del Este) funktionierte, war das Bestehen auf einer Quittung für das Bestechungsgeld. Damit konnte man das flugs auf die Hälfte oder weniger runterhandeln. Und der erste paraguayische Zöllner, mit dem ich zu tun hatte, sah mit seinem schiefsitzenden Zöllnerhut, seinem vollgekleckerten ehemals weißen fadenscheinigen Zöllnerhemd, unter dem zwischen den Knöpfen eine Wampe hervorquoll, dass einer der Knöpfe bereits abgesprungen war, seinem Dreitagebart und seinen Metallzähnen (wie bei James Bonds Beißer!), zwischen die er unverständlicherweise einen Zahnstocher geschoben hatte auch so klischeehaft verschlagen aus, dass klar war, dass man da einfach nur nicht die Ruhe verlieren dürfte und es dann schon klappen würde.

    Wäre ich normaler Tourist gewesen, hätte ich mich über so ein Verhalten natürlich auch echauffiert, aber mir kam es zupass.

    Keine drei Monate nach meinem Umzug von Brasilien nach Istanbul wurde illegal im Land lebenden Ausländern übrigens eine Amnestie gewährt und umstandslos Aufenthaltserlaubnisse ausgestellt.

  6. #8751
    Avatar von cluseau
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    ich liebe deine beiträge in diesem thread
    Geändert von cluseau (25.05.2019 um 10:47 Uhr)
    tiefbegabt

  7. #8752

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    @garrincha: Richtig geile Storys Wann hast Du denn in Brasilien gelebt und an welchem Ort? Eigentlich muss man ja nur alle drei Monate kurz in ein anderes Land und bekommt dann wieder für die nächsten 90 Tage einen Stempel, oder? Hab mal ein Jahr in Buenos Aires gelebt, damals dann meistens kurz nach Uruguay rüber und nen Stempel abgeholt.

    In Uganda/Ruanda war neulich ne Bekannte von mir, soll auch mega sein, allerdings Binnenländer. Wollten aber erstmal nach Ghana, weil es dort verhältnismäßig sicher sein soll und man nicht so wahnsinnig lange fliegt. Hab so schon ein schlechtes Gewissen, weil ich Freundin zu Hause lasse... Fliege zudem mit ein paar Kumpels, alle nicht afrikaerfahren, also zumindest was Subsahara angeht.

    Tansania/Sansibar würde mich auch noch am ehesten reizen oder Namibia und Südafrika, das würde ich auch mit Freundin allein machen. Davon ab muss ich unbedingt mal nach Australien/Neuseeland, Kanada, Kirgistan, Philippinen, Burma, Nepal und was ich noch vergessen hab

  8. #8753
    Avatar von Zoki
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    Letze Woche wolltest noch nach Sylt....wasn nu?
    Слава Украине

  9. #8754

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    Zitat Zitat von Zoki Beitrag anzeigen
    Letze Woche wolltest noch nach Sylt....wasn nu?
    Nach Sylt fahren wir auch, ist bereits gebucht

  10. #8755
    Avatar von Zoki
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    Cool..... hoffentlich spielt das Wetter mit.
    Слава Украине

  11. #8756
    Avatar von Milka!
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    @ garrincha

    Gerade mich beim Lesen eines anderen Fadens gefragt, was ich hier eigentlich noch mache und dann Deinen Post entdeckt... Geht also doch noch was.

  12. #8757

  13. #8758
    Avatar von alois hamm
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    Früher war's der Westen jetzt ist's der Osten
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    Zitat Zitat von Azad Beitrag anzeigen
    In Burkina Faso haben sie mich fast nicht raus gelassen, in Mali waren kurz die Grenzen dicht weil alles nach Bürgerkrieg aussah (war auch ein schönes Gefühl) und vom Iran fange ich gar nicht erst an
    Obervolta

  14. #8759
    Avatar von cluseau
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    @chico: genau jetzt fängt eine geo-reportage über ghana auf arte an, dürfte auch schon in der mediathek sein

    e: war hauptsächlich eine doku über businessfrauen in ghana, gab nur relativ wenig reiserelevante impressionen
    Geändert von cluseau (25.05.2019 um 19:16 Uhr)
    tiefbegabt

  15. #8760
    Avatar von Larsimoto
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    Manchmal kommst du noch vorbei an diesem Klotz aus Beton.
    Dein Club hat wieder mal bloß an Erfahrung gewonnen.

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