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11Freunde
Was genau in den neunziger Jahren bei Juve passierte, ist bis heute nicht geklärt. Aber das etwas passierte, wusste eigentlich jeder. »Haben sie seine verdammten Oberschenkel gesehen?«, fragte im November 1995 ein sichtlich aufgebrachter Walter Smith die anwesenden Journalisten. Seine Mannschaft, die Glasgow Rangers, waren soeben mit 0:4 aus dem Ibrox Park geschossen worden. Und zwar von einer Auswahl talentierter Muskelberge. Die Körper der vom Naturel eher schmächtigen Gianluca Vialli, Alessandro del Piero und Co. waren in kürzester Zeit erstaunlich schnell auf die Ausmaße der Leiber austrainierter Preisboxer angewachsen – nicht nur Smith witterte gezieltes Doping beim italienischen Vorzeigeverein. 1998 ging Roma-Coach Zdenek Zeman mit dem inoffiziell längst geäußerten Vorwurf an die Öffentlichkeit, Juve-Spieler seien mit verbotenen Substanzen aufgepäppelt worden. Bis heute ist keiner der prominenten Angeklagten um Weltfußballer Zinedine Zidane wegen Dopings verurteilt worden. Und auch Juves Macher Moggi überstand jahrelang alle Vorwürfe und wütende Proteste der Konkurrenz mit erstaunlicher Gelassenheit. Dem Journalisten Marco Travaglio hat es Moggi zu verdanken, dass er bald mit einem überaus passenden Spitznamen bedacht wurde: »Lucky Luciano.« Kein Zufall, dass einst ein bekannter Mafia-Boss den gleichen Namen zur Schau trug.