Da liegt die Wahrheit m.E. irgendwo in der Mitte. Ich denke nicht, dass man ihn davon abgehalten hat sich zu stellen und Gündogan nicht. Btw. haben weder Özil noch Gündogan das Foto jemals als Fehler bezeichnet. Müssen sie auch nicht. Aber wie gesagt dann könnte auch Toni Kroos guten Gewissens Werbung für die AfD machen.Wenn man das Statement von Özil liest, hat dieser sein Verhalten vor der WM mit dem DFB abgestimmt und sich genau daran gehalten (Termin mit Steinmeier, die Sache nicht aufbauschen).Wegen des Fotos sicher nicht, wegen Feigheit sich der Öffentlichkeit zu stellen aber schon. Von mir aus darf sich jeder Nationalspieler mit der AfD ablichten lassen, dann sollte er aber auch dazu stehen und nicht den Schwanz einziehen, wenn die Leute dies zurecht kritisieren.Dass das Foto große Scheiße war, ist unstrittig. Einen Nationalspieler aber dafür zuhause zu lassen, dass er sich mit einem Politiker fotografieren lässt, der Ende September mit militärischen Ehren in Deutschland begrüßt wird, wäre dann schon ziemlich absurd.
Und wie bereits mehrfach berichtet wurde, spielte das Thema innerhalb der Mannschaft überhaupt keine Rolle. Daher taugt es auch nicht als Maßnahme, um die "innere Ruhe" des Teams nicht zu gefährden.
Ich war auch überrascht von der Heftigkeit der Kritik anfangs, mittlerweile bin ich aber froh, dass Özil nicht mehr dabei ist. Hat er nun halt mehr Zeit für Instagram.
Die Seitenhiebe auf Grindels politische Ambitionen finde ich nicht gut bzw. nicht besonders zielführend, aber da geht schon deutlich hervor, dass man gemeinsam das Vorgehen abgestimmt hat. Alles andere macht auch keinen Sinn - natürlich wird das Vorgehen bei so einer wichtigen Sache abgestimmt.Nach meinem Bild mit Präsident Erdogan wurde ich von Joachim Löw gebeten, meinen Urlaub zu verkürzen, nach Berlin zu fahren und ein gemeinsames Statement abzugeben, um die Diskussionen zu beenden und den Sachverhalt richtig zu stellen. Als ich versucht habe, Grindel mein Erbe und meine Herkunft, also die Gründe für das Bild, zu erklären, war er viel mehr daran interessiert, über seine eigenen politischen Ansichten zu sprechen und meine Meinung schlechtzumachen.
Angesichts dessen haben wir beschlossen, dass es das Beste wäre, sich auf den Fußball und die kommende Weltmeisterschaft zu konzentrieren. Das ist der Grund, warum ich nicht am DFB-Medientag während der WM-Vorbereitung anwesend war. Ich wusste, dass Journalisten, die über Politik und nicht Fußball berichten würden, mich nur attackiert hätten, obwohl die ganze Sache nach dem TV-Interview von Oliver Bierhoff vor dem Spiel gegen Saudi-Arabien in Leverkusen beendet hätte sein sollen.
Während dieser Zeit habe ich auch den Bundespräsidenten, Frank-Walter Steinmeier, getroffen. Im Gegensatz zu Grindel war Präsident Steinmeier professionell und wirklich interessiert, was ich über meiner Familie, meiner Herkunft und meinen Entscheidungen zu sagen hatte. Ich erinnere mich, dass das Treffen nur zwischen mir, Ilkay und Präsident Steinmeier stattfand, Grindel war verärgert, dass er nicht dabei sein durfte, um seine eigene politische Karriere zu forcieren. Ich hatte mit Präsident Steinmeier vereinbart, ein gemeinsames Statement zu diesem Thema zu veröffentlichen, ein weiterer Versuch, um voranzukommen und uns auf Fußball zu konzentrieren. Aber Grindel war verärgert, dass es nicht sein Team war, das das erste Statement veröffentlicht hatte, er war verärgert, dass die Presseabteilung Steinmeiers in dieser Sache die Führung übernommen hat.
Die Enttäuschung von Özil, dass nach der WM sowohl Bierhoff als auch Grindel dann so tun als wenn Özil das alles alleine entschieden hätte, finde ich sehr nachvollziehbar.