Tour de Doping

[gsus]

allein sich aus diesem Grund aber von einem ehemals gerngesehenen Sport abzuwenden, geht am Ziel vorbei.

Ich denke Du weißt, dass das alleine zumindest nicht bei mir der Grund ist.

Ich weiß ja nicht mal, ob du jemals ernsthaft Interesse an Radsport hattest. Bezog mich damit generell auf viele Zuschauer, die aufgrund der Doping-Fälle nichtmehr einschalten. Für mich ist das eine Doppelmoral: Einerseits verlangt der Zuschauer besonders spektakuläre Wettkämpfe, möglichst immer neue Rekorde und andererseits wird in den seltensten Fällen hinterfragt, wie es dazu kommt. Wer übrigens mal vollkommen desillusioniert werden möchte, der sollte sich mit dem Thema Doping im Fußball auseinandersetzen.

[Soler]

Ich sehe es genauso wie gsus. Wer glaubt denn, dass die Leichtathleten und Schwimmer ihre ständigen Weltrekordverbesserungen ohne Doping schaffen ? Selbst im Fussball ist Doping an der Tagesordnung.

Das Problem beim Radsport ist derzeit ein einziges Imageproblem. Es wird suggeriert, dass die Mehrheit "sauber" ist und es nur einige schwarze Schafe gibt - in letzter Zeit meistens die, die die Rennen gewinnen. Der Zuschauer will vor allem eines: Leistungsgerechtigkeit - einen ehrlichen Sport.

Das wird es in Zeiten in denen wissenschaftliche Entwicklungen so rasant voranschreiten allerdings nicht mehr geben.
Da eine offizielle Dopingfreigabe aus gesundheitlichen Gründen es niemals geben wird, wird man halt akzeptieren müssen, dass jeder Sportler dopt und jeder selbst entscheiden muß, wie weit er seine Gesundheit gefährdet.

Letztendlich war es allerdings immer so, insofern hat sich eigentlich nicht viel geändert, ausser dass es nun alle wissen....

[krusewitz]

Für mich wäre die Tour de Dope genauso spannend wenn der Km Schnitt 5-10 KM langsamer wäre und nicht gedopt würde. Nur soviel zum Punkt Doppelmoral. Ein immer gern genommenes Argument. Fans des Sports würden sich das Rennen immer angucken .Auch ohne Doping. Im Fußball übrigens ebenso. Der eigentliche Antrieb des Dopings ist die Kohle die man mit Erfolgen und Vermarktung verdienen kann .

[RoVer]

Krusewitz, Du nimmst mir die Worte aus der Tastatur. Gerade bei der Tour de France geht es nicht ausschließlch um Rekorde, da spielt auch die Taktik der Mannschaft bei den verschiedenen Etappen eine Rolle, aber so lange ich nicht einigermaßen sicher sein kann, dass da nicht wieder eine rollende Apotheke über die Anhöhe fliegt, schaue ich mir das nicht mehr an.

Das gilt im übrigen für fast alle Sportarten in denen Rekorde im Vordergrund stehen. In Mannschaftssportarten wie Fußball, Basketball etc. ist das Thema Doping nicht außer acht zu lassen, spielt aber m.M. nicht so die große Rolle.

[gsus]

In Mannschaftssportarten wie Fußball, Basketball etc. ist das Thema Doping nicht außer acht zu lassen, spielt aber m.M. nicht so die große Rolle.

Das ist ein populäres (gerade bei Fußballfunktionären), aber keineswegs richtiges Argument. Ich verweise mal auf folgenden Artikel, der einiges an Informationen zum Thema Doping/Fußball bietet:

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/te.../1/1#texttitel

Ich finde das Geheule über Doping verlogen hoch fünf.

Jeder wusste immer schon, dass im Radsport gedopt wird. Nur wenn es einer sagte, wenn einer Beweise sammelte, grölte die Meute: "Der will den Radsport schlechtmachen! Der willl unsern Ulle kaputtmachen!" Dabei war das jedem denkenden Menschen klar, dass die lahmen Telekoms nicht plötzlich zwischen 94 und 97 durch Training und Schwarzbrot zur Übermannschaft im Peloton geworden waren. Dennoch wars egal, es waren Deutsche vorne und es wurde gekuckt.

Ebenso im Langlauf: Seit der ehemalige Läufer Behle Chaftrainer ist, sind die Deutschen vorne dabei, vorher waren sie lahme Enten. Selbstredend wird bei diesem extremen Ausdauersport ohne Doping gar nichts gewonnen. Aber was solls: Selbst positive Fälle wie ein zu hoher Hämatokritwert einer deutschen Läuferin werden mit fadenscheinigen Aussagen abgetan und es wird weiter gedopt.

Und im Fußball, wo nie vernünftig kontrolliert wird, wo Turin und Mailand ebenso mit dubiosen Praktikern in Verbindung stehen wie Madrid und Barcelona mit Fuentes. Nur wird da halt nicht kontrolliert und keinen juckts. Oder dass die Schmerzmittel fressen wie Smarties, bis die Nieren versagen. Egal, the show must go on.

Ebenso in der Leichtathletik. Seit Ben Johnson, vollgepumpt mit Anabolika, Weltrekorde lief, sollte man denken, dass es sauberen Sportlern nicht möglich sein könne, schneller zu laufen. Tun sie aber trotzdem und alle schauen zu, wenn die Oberdoper, die Leichathleten, im Nahmen der olympischen IDeale vollgepumpt bis oben hin um goldenes Edelmetall kämpfen. Oder die Schwimmer, die heute schneller schwimmen als zu Anabolika-Hochzeiten. Vielleicht wirken Epo und eigenblut einfach besser...

Aber der dumme Sportkonsument hat nichts besseres zu tun, als mit dem Finger auf den Radsport zu zeigen. Das impliziert ja auch eine Gewissensberuhigung, nach dem Motto: Die sind schmutzig, aber mein Sport ist sauber. Vollkommen absurd.

Die Krönung sind aber die amerikanischen Ligen NBA und NFL. Da wird gar nichts kontrolliert und die Spieler haben teilweise Muskeln wie Arnie (nicht Zeigler) früher und Körperfettwerte unter 5%. Alles Training natürlich

Der Radsport ist eine Sportart wie jede andere und ob ein Sportler sich zum Dopen entscheidet oder nicht, ist seine Entscheidung. Denn ob man Leistungssportler werden will oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab, auch z.B. die Perspektiven auf dem "normalen Arbeitsmarkt", die für Akademiker besser sind. Die können, wenn es mit der Karriere nicht klappt, immer noch Sportjournalisten werden und Dreck auf Sportler werfen, die es geschafft haben.

[krusewitz]

Der Radsport ist eine Sportart wie jede andere und ob ein Sportler sich zum Dopen entscheidet oder nicht, ist seine Entscheidung. Denn ob man Leistungssportler werden will oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab, auch z.B. die Perspektiven auf dem "normalen Arbeitsmarkt", die für Akademiker besser sind. Die können, wenn es mit der Karriere nicht klappt, immer noch Sportjournalisten werden und Dreck auf Sportler werfen, die es geschafft haben.

Völlig einer Meinung. Nur das man dann (du nicht) die Gier der Zuschauer nach immer neuen Rekorden als Grund fürs Doping anführt sehe ich sehr zwiespältig. Mann fährt ja nicht mehr für ein Pfund Butter bei der Tour den Berg hoch.

Nö, klar: Doping in Zeiten, in denen ein Zweitligaspieler so viel verdient wie der Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens, hat Doping dieselben Gründe wie bei Arbeitnehmern der Kaffeekonsum: Man muss schritthalten. Und es handelt sich wie üblich in solchen Fällen um ein prisoner's dilemma: Niemand hat einen Vorteil davon, wenn er auf Doping verzichtet.

[gsus]

Nur das man dann (du nicht) die Gier der Zuschauer nach immer neuen Rekorden als Grund fürs Doping anführt sehe ich sehr zwiespältig. Mann fährt ja nicht mehr für ein Pfund Butter bei der Tour den Berg hoch.

Das eine hängt ja vom anderen ab.
Wenn ein Sportler möglichst erfolgreich sein will, dann orientiert er sich zwangsläufig an Dingen wie z.B. Rekorden. Vom Erfolg des Sportlers hängt wiederum zumeist seine Popularität bei den Zuschauern ab. Dies hat großen Einfluss darauf, wieviel Geld er verdient (Stichwort: Werbung und Co.).

[Schmolle]

Diesmal wirds ne Tour der "jungen Hüpfer".
In Bezug auf die Mitteleinnahme bleibt alles beim alten.
Da für mich keine interessanten Fahrer (Wino, Klödi) dabei sind, bleibt die Flimmerkiste aus.

[MaxUnknown]

Und im Fußball, wo nie vernünftig kontrolliert wird, wo Turin und Mailand ebenso mit dubiosen Praktikern in Verbindung stehen wie Madrid und Barcelona mit Fuentes. Nur wird da halt nicht kontrolliert und keinen juckts.

Ich empfehle hierzu einen L'Equipe Bericht (vielleicht finde ich irgendwo noch den Link), in der die Reporter bedroht wurden. Sie werden eben einfach mal eben umgebracht, wenn sie sich weiter um die Fuentes-Verbindung mit Real/Barca kümmern. Ist schon irgendwie bedenklich, wenn man als Journalist kurz danach rausfindet, dass besagte "Dopingmafia" tatsächlich Auftragskiller auf einen angesetzt hat. Aber auch nicht verwunderlich, denn für den Erhalt eines Millionen- bzw. Milliardenschweren Geschäfts gehen manche über Leichen. Da ist Bestechung eher eine kleine Angelegenheit.

[untersommer]

Maddin

Der Gipfel der Verlogenheit ist fuer mich aber das Auftreten der Sponsoren und der Verbaende sowie der uebertragenden oeffentlichen Verblendungsanstalten im letzten Jahr. Ob Akademiker als Sportjournalisten freilich besser aufgehoben sind, darf spaetestens seit Hagen Bosdorf nachhaltig bezweifelt werden.

Erinnert sich eigentlich noch irgendjemand an Joerg Paffrath? Der sagte mal sinngemaess (in Zeiten, in denen solche Statements alles andere als en vogue waren, und wurde daraufhin auch folgerichtig vom BDR lebenslang gesperrt), dass es bei einem durchschnittlichen Bundesligarennen so ist, dass der Sieger hinterher nicht gefragt wurde, ob er besonders gut trainiert habe usw., sondern allein, was er genommen hat.

Ansonsten fallen im Zusammenhang mit sportlicher Aufmedizinierung, wenn man mal nicht gerade wieder auf den Ostblock einschlagen will, noch solche Namen wie Birgit Dressel oder Florence Griffith-Joyner ein. Ein ewiger Held der Sportgeschichte mit zwei Fabelweltrekorden ueber 200 und 400 Meter namens Michael Johnson hat in seiner ganzen Karriere nicht eine einzige Trainingskontrolle ueber sich ergehen lassen muessen. Da verkommt ein Bauernopfer wie Marion Jones quasi zur Posse.

Ich schaue weiter TdF, ich habe auch schon TdF geschaut als die einzige Berichterstattung die Wochenzusammenfassung in der samstaeglichen Sportschau war (legendaer: Andi Kappes in Bordeaux). Ich gehe dabei etwas blauaeugig davon aus, dass alle Fahrer den gleichen Zugang zu den notwendigen Medizinschraenken haben und am Ende tatsaechlich auch der Beste gewinnt. Das duerfte zu Armstrongs Zeiten wohl nicht immer der Fall gewesen sein.
Wirklich schade fuer den Radsport ist, soweit es mich betrifft, dass keine echten Figuren mehr dabei sind...Indurain, LeMond, Delgado, Hinault. Armstrong hat nie annaehernd deren Groesse entwickelt.

[KölnerTeufel]

gedopt wird in allen anderen sportarten auch. nicht nur im radsport. insofern kann ich dieses übertriebene moralapostel-gehaben gegenüber dem radsport nicht nachvollziehen. in der leichtathletik wird sicherlich noch viel mehr gedopt als im radsport. bester beweiss sind zur zeit die us-trails wo innerhalb von einer woche 7 oder 8 neue weltrekorde aufgestellt wurden. spätestens dann müsste selbst dem dümmsten auffallen dass da was nicht stimmt.
und ich bin überzeugt dass auch im fussball gedopt wird. oder glaubt jemand ernsthaft dass mit der sportart in der man die meiste kohle machen kann in europa alles sauber ist?
die leute die sich die tour nicht mehr ansehen wegen dopings sollten sich in zukunft gar keinen sport mehr angucken.

Also ich fand Armstron geil. Der hat einfach alles in Grund und Boden gefahren und dass der mehr Dopinmittel als Ulle hatte, glaub ich keine Sekunde. Der war halt bis zu 10 Kilo leichter - und ich merk 10 Kilo Gewicht beim Joggen ganz gewaltig.

[7]

Zur Generation um Armstrong, Hamilton, Landis, Ullrich, Riis, Zabel & Co fällt mir folgendes Zitat ein:

Das waren die beschissensten Bescheisser, die uns jemals beschissen haben!