Zurück vom Appletree Garden kann ich das Festival nur wärmstens empfehlen: Eine richtig coole Atmosphäre, ein liebevoll gestaltetes Festivalgelände und im Ganzen vor allem sehr entspannt. Vor allem im Vergleich zum Hurricane gefiel mir, dass die Stimmung genauso gut war, die Leute genauso lustig und offen, aber der Anteil an Idioten, die nachts Campausstattung stehlen oder gegen Ende des Wochenendes in Zerstörungswut verfallen angenemerweise um ein Vielfaches geringer ist. Dazu kommt, dass das Gelände viel kleiner und überschaubarer ist, so dass man auch viel schneller zwischen Festival- und Campinggelände switchen konnte und gut auch einfach mal für eine halbe Stunde zu den Bühnen gehen konnte. Die zwei richtigen Bühnen sowie die DJ-Area waren auch akustisch voll okay. Problematischer war die Situation des Spiegelzelts, in dem die meisten Lesungen, aber auch einige Konzerte stattfanden. Das Zelt sah cool aus, war aber akustisch richtig mies und fasste leider auch viel zu wenig Leute. Was mir ebenfalls gut gefiel, war dass das Festival innerhalb von Diepholz so zentral gelegen ist. Man war ruck zuck vom Bahnhof auf dem Gelände und Samstagvormittag ging es zu Fuß auch noch schnell zum Duschen und Schwimmen ins örtliche Freibad. Das habe ich bisher auch noch auf keinem anderen Festival erlebt.
Zu den Acts: Goldroger fand ich cool. Die Giant Rooks waren erwartungsgemäß spitze. Zu Habibi Funk konnte man nachts gut abgehen. Freitag habe ich immer mal ein wenig von verschiedensten Bands angeschaut. Da gefiel mir eigentlich fast alles. Einzig Alice Merton war doch sehr gleichförmig, da kam nicht viel rüber. Negatives Highlight ihres kurzen Auftritts war, dass sie ihren einzigen bekannten Song "No Roots" gleich zwei Mal performte.
Loyle Carner sagte mir gar nichts, aber hat mir sehr zugesagt. Die krankheitsbedingte Absage von Oscar and the Wolf war natürlich extrem ärgerlich, zumal das einer der wenigen Acts war, der mir bereits vor dem Einhören bei Spotify vor dem Festival etwas sagte. Am Samstag wären wir gerne zur Lesung von Heinz Strunk gegangen, aber das war nicht möglich, da das Spiegelzelt überfüllt war. Ärgerlich vor allem deshalb, weil viele im Zelt gar nicht zur Lesung wollten, sondern nur Unterschlupf vor dem harten Regenschauer suchten. Daher haben wir uns kurzer Hand auf den anderen Bühnen umgehört. Maeckes hat richtig gut abgeliefert. Irgendwie passte er nicht so hundertprozentig zum Festival, aber man hat ihm den Spaß und die Freude am Auftritt angemerkt und dementsprechend konnte er auch vor einem überraschend kleinen Publikum tolle Stimmung verbreiten. Danach haben wir kurz bei Voodoo Jürgens vorbeigeschaut, aber mit der Musik konnten wir alle überhaupt nichts anfangen. Stark war hingegen im Anschluss daran Tash Sultana, eine junge (und nebenbei gesagt unglaublich hübsche
) australische Interpretin. Boy konnte man am Ende auch noch gut mitnehmen, ohne dass der Auftritt ein besonderes Highlight gewesen wäre.
Unter dem Strich ein sehr entspanntes Festival mit vielen netten Acts. Auch wenn ich ein paar größere Namen ganz nett finden würde, hat es auch seinen Reiz, dass man auf dem Festival bzw. im Vorfeld beim Einhören auf Spotify die ein oder andere coole Musikentdeckung machen kann. Nächstes Jahr bin ich wieder da, wenn ich es schaffe.
EDIT: Wichtigste Erkenntnis des Wochenendes: Spare nicht am Zelt. Es könnte sich herausstellen, dass das 10€-Zelt vom Discounter doch kein wundersames Schnäppchen ist und es seine Gründe hat, warum es nicht mit "wasserfest" beworben wird.