Hier mal ein Bericht von einem, der nix gemacht hat, trotzdem Marathon lief und die erwartbare Quittung erhielt.
Von einer Vorbereitung zu reden wäre schon ein Euphemismus, die letzten drei Wochen vorm Lauf waren die längsten Strecken der Gang zum Supermarkt. Weiter als 17 km bin ich glaube ich seit wenigstens nem halben Jahr nicht gelaufen und das Frühjahr hindurch hatte ich mit Allergie zu tun.
Im letzten Vierteljahr komme ich vielleicht auf 150 km insgesamt.
Von anderen sportlichen Aktivitäten ganz zu schweigen...
Der Marathon in Budapest war natürlich schon ewig gebucht und mit ein paar Urlaubstagen garniert, absagen war dementsprechend keine Option. Da ich dann eben vor Ort war und zumindest nicht sonderlich krank oder so, war der Lauf selbst auch klar. So richtig gut geschlafen habe ich die Nacht davor dann nicht, ist für mich in "fremden" Betten aber eh nie drin, ein paar Bierchen am Abend waren vielleicht auch nicht explizit hilfreich, jedenfalls ging der Lauf dann mit bestmöglicher Vorbereitung los...
Am Anfang lief auch alles ganz gut, ich orientierte mich am 4h Zielläufer und das passte. Nur bei den Versorgungspunkten musste ich immer kurz abreißen lassen, um etwas zu trinken und danach mit minimal höherem Tempo wieder aufzuschließen. Da merkte ich dann schon, dass da nach oben keine Luft mehr war, was das Tempo anging. Aber ok, muss ja auch nicht.
So hielt sich das ganz gut durch, bis ich langsam merkte, dass sich da in den Därmen was zusammenbraut...
Überraschenderweise nichts angenehmes. Naja, eine Weile zusammengekniffen, aber in die Hose machen war keine Option, also bei km ~ 22 aufs Klo. Die Klosituation war da übrigens hervorragend gelöst, Chapeau an die Orga! Die hatten so Viererurinale, damit waren die Dixies für die frei, die wirklich eine Kabine brauchten, zudem immer Klopapier auf Vorrat da. Das machen viele andere Läufe deutlich schlechter. Wie auch immer, das zog sich ne Weile hin, der Zielläufer war natürlich lange weg und meine Kraft irgendwie auch... Daher das Tempo reduziert und einfach versucht, zumindest konstant weiterzulaufen. Irgendwie funktionierte das aber nicht so, wie ich mir das dachte. Ich wurde immer langsamer, die Gehpausen an den Versorgungsstellen immer länger und der Gedanke, sich einfach in den Graben zu legen, immer dominanter. Irgendwann war der psychische wie der physische Akku einfach komplett leer, jedes km-Schild eine Fata Morgana gleiche Hoffnung.
Irgendwann schob mich der 4:30 Zielläufer nochmal an und ich lief zwei km mit, danach war auch die Restenergie verbraucht und ein Schleppen-/Schlurfen-Hybrid von Bewegung quälte mich letztlich über die Ziellinie. Knapp unter 4:40 netto war es dann am Ende und von psychischer Seite her wohl eine meiner größten Belastungen bisher...
Daraus kann jetzt jeder ziehen, was er will. Ich würde beim nächsten Mal wieder starten, auch wenn die Vorbereitung wieder nicht existent wäre, vielleicht bin ich aber auch einfach ein bisschen doof.