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Thema: Wer liesst denn noch Heutzutage?

  1. #7261
    Avatar von fruchtoase
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    Zitat Zitat von amecke Beitrag anzeigen
    Klar kann man Ulysses lesen, zumindest wenn man was anderes als konsumieren meint.
    Wenn du nicht Universalgelehrter bist, kannst du das mMn eben nicht.
    Wenn du nicht mindestens sehr versiert in Latein, Französisch, Deutsch und verständlicherweise Englisch bist, fundiertes Detailwissen der Dubliner Geschichte, Geographie und Architektur hast, ein grundsätzlich breites Allgemeinwissen in Bezug auf Philosophie, Musik, Geschichte, Religion, Poesie und Literatur hast, dann wird das entweder ein Abarbeiten Zeile für Zeile oder du nimmst maximal bruchstückhaft auf, was in dem Ding steckt.

    MMn hat Joyce einfach versucht, alles was irgendwie an Anspielungen, versteckten Informationen, rhetorischen Mitteln und grundsätzlich kommunikativen Rätselhaftigkeiten geht, in ein Buch zu packen. Deshalb ist der eigentliche Plot vermutlich auch so... Ja was eigentlich, nichtexistent...

    Wer Bock auf zeilen- zum Teil wortweise Textexegese hat, der wird daran sicher seine Freude haben. Wer etwas anderes von einem "Roman" erwartet, vermutlich eher nicht.

  2. #7262

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    Nö, auch fern exegetischer Auslegungen kann man das Lesen. Aber du sagst es selbst: es hat eben auch mit der eigenen Prämisse zu tun. Ich finde das auch entscheidender als die Suche nach dem, was vermeintlich "in dem Ding steckt".

  3. #7263
    Avatar von Schmolle
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    @fruchtoase
    Das würde dann aber auch für Machiavellis "Il Principe" sowie Dantes "Comedia" gelten und die versteht man. Ohne die historischen Gestalten und Geschehnisse auf die sich die beiden beziehen.
    Bin da eher bei amecke.
    Protest war schon immer käuflich.

  4. #7264
    Avatar von kalli
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    Unabhängig von dem was drin steckt, ist das Buch wunderschön geschrieben und lässt sich allein deswegen lesen.
    "If results and money go first, you are in the wrong path."

    Johan Cruyff

  5. #7265
    Avatar von fruchtoase
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    Zitat Zitat von amecke Beitrag anzeigen
    Nö, auch fern exegetischer Auslegungen kann man das Lesen. Aber du sagst es selbst: es hat eben auch mit der eigenen Prämisse zu tun. Ich finde das auch entscheidender als die Suche nach dem, was vermeintlich "in dem Ding steckt".
    Und was genau liest man dann da?
    Mich interessiert das echt, ich kann es nämlich nicht nachvollziehen.

    Zitat Zitat von Schmolle Beitrag anzeigen
    @fruchtoase
    Das würde dann aber auch für Machiavellis "Il Principe" sowie Dantes "Comedia" gelten und die versteht man. Ohne die historischen Gestalten und Geschehnisse auf die sich die beiden beziehen.
    Bin da eher bei amecke.
    Wenn es bei den beiden angeführten Vergleichswerken nur die historischen Gestalten und Geschehnisse sind, dann sind es schlechte Vergleiche. Hast Du Ulysses mal gelesen? Wer das nicht ausschnittsweise getan hat, kann sich unter dem, was ich hier anspreche nichts vorstellen. Ulysses ist einfach anders als alles andere, was es literarisch davor (und danach?) gab. Ich kann Dantons Tod lesen, ohne zu wissen, was die franz. Rev. ist, das ist in keiner Weise (sinnvoll) mit Ulysses vergleichbar, auch wenn Dantons Tod mit profundem Wissen über die franz. Rev. natürlich deutlich ergiebiger ist.

    Zitat Zitat von kalli Beitrag anzeigen
    Unabhängig von dem was drin steckt, ist das Buch wunderschön geschrieben und lässt sich allein deswegen lesen.
    Was macht da für Dich persönlich die Schönheit aus?

  6. #7266
    Avatar von Schmolle
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    Ich finde es einfach gut, daß man sich hier über Literatur unterhält.
    Protest war schon immer käuflich.

  7. #7267
    Avatar von hans koschnick
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    Wer den "Ulysses" liest, kommt an "Finnegans Wake" ebenfalls nicht vorbei, finde ich.

    JJ - unverständlicherweise nie nobelpreisgeehrt!
    Buongiorno Dio, lo sai che ci sono anch'io!


    Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen: Bin ich, ist er nicht. - Ist er, bin ich nicht.


    Fight like a titleholder, stand like a champion, live like a warrior - and never let'em break you down!

  8. #7268
    Avatar von Nordmanntanne
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    Da es kein 'richtiges' Verständnis eines Textes (von Kunst überhaupt) gibt, gibt es auch keinen Zwang, alles/alle Bezüge verstehen zu müssen. 'Schön' ist ebenfalls subjektiv, ich assoziiere damit immer einen Aspekt von Harmonie, da kann man drüber streiten, wie auch beim Ulysses, aber einen Tag in einem Kopf (bzw. Körper) als ein solches Universum zu schildern das nicht auseinanderfällt, das ist schon klasse, für mich begrifflich eher einzigartig toll. Und wwarum JJ nie den Preis bekommen hat? Kann ja auch ein Gütesiegel sein...

  9. #7269
    Avatar von fruchtoase
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    Zitat Zitat von Nordmanntanne Beitrag anzeigen
    Da es kein 'richtiges' Verständnis eines Textes (von Kunst überhaupt) gibt, gibt es auch keinen Zwang, alles/alle Bezüge verstehen zu müssen. 'Schön' ist ebenfalls subjektiv, ich assoziiere damit immer einen Aspekt von Harmonie, da kann man drüber streiten, wie auch beim Ulysses, aber einen Tag in einem Kopf (bzw. Körper) als ein solches Universum zu schildern das nicht auseinanderfällt, das ist schon klasse, für mich begrifflich eher einzigartig toll. Und wwarum JJ nie den Preis bekommen hat? Kann ja auch ein Gütesiegel sein...
    Natürlich...
    Deshalb fragte ich amecke ja individuell, was genau er da lese... Mir gelingt es nämlich nicht, da mehr als wildes Experimentieren mit quasi allen möglichen und unmöglichen Stil-/sprachl. Mitteln herauszulesen, soweit wie ich es geschafft habe, da ausschnittsweise überhaupt etwas zu lesen und ganz ehrlich, die Geschehnisse eines Tages in ein paar hundert Seiten zu klatschen ist keine große schriftstellerische Leistung und dabei konsistent zu erzählen, vermutlich auch nicht unbedingt die allergrößte. Und jetzt mal konkret, was soll da auch inkonsistent sein, wenn quasi nichts passiert...

    Dass man jeden Text so oder so interpretieren kann, geschenkt.

  10. #7270
    werdergeist
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    Wie will man überhaupt wissen, was der Autor sich beim Verfassen gedacht hat?

  11. #7271
    Avatar von fruchtoase
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    Zitat Zitat von werdergeist Beitrag anzeigen
    Wie will man überhaupt wissen, was der Autor sich beim Verfassen gedacht hat?
    Inwiefern hat diese Frage irgendeine Relevanz für die Diskussion?

  12. #7272
    werdergeist
    Gast
    Zitat Zitat von fruchtoase Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von werdergeist Beitrag anzeigen
    Wie will man überhaupt wissen, was der Autor sich beim Verfassen gedacht hat?
    Inwiefern hat diese Frage irgendeine Relevanz für die Diskussion?
    Ich denke doch die Höchste. Wenn die These ist, das man das Buch nur lesen kann, wenn man alle Anspielungen versteht, die sich der Autor dabei gedacht hat, dann müsste man sich doch erstmal fragen, woher man wissen will, was sich der Autor dabei gedacht hat? Und ob die Anspielungen, die man versteht, nicht eigene Interpretationen sind anstatt die des Autors. Wenn man das nicht herausbekommen kann, dann reicht es doch vollkommen aus, wenn man sich seine eigenen Interpretationen macht und jeder kann das Buch auf seine Weise lesen.
    Geändert von werdergeist (25.04.2019 um 21:41 Uhr)

  13. #7273
    Avatar von fruchtoase
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    Zitat Zitat von werdergeist Beitrag anzeigen
    Ich denke doch die Höchste. Wenn die These ist, das man das Buch nur lesen kann, wenn man alle Anspielungen versteht, die sich der Autor dabei gedacht hat, dann müsste man sich doch erstmal fragen, woher man wissen will, was sich der Autor dabei gedacht hat? Und ob die Anspielungen, die man versteht, nicht eigene Interpretationen sind anstatt die des Autors. Wenn man das nicht herausbekommen kann, dann reicht es doch vollkommen aus, wenn man sich seine eigenen Interpretationen macht und jeder kann das Buch auf seine Weise lesen.
    Das ist doch eine recht alberne Relativierung, meinst Du nicht?
    Ich habe nicht gesagt, dass man das Buch nur lesen kann, wenn man alle Anspielungen versteht. Meine Behauptung war und ist, das Buch ist eine einzige Ansammlung von Anspielungen (ich verwende das jetzt mal als fassenden Begriff für die ganze Bandbreite an rhetorischen Spielereien, die da untergebracht sind), an denen ich keine (lesende) Freude entwickeln kann, weil da, wenn man das Abarbeiten an eben diesen weglässt, einfach sonst nichts ist. Inhaltlich ist das Buch doch in drei Sätzen zusammengefasst, ohne dass man da entstellend verkürzen müsste. Es ist einzig und allein das Spiel mit den Möglichkeiten der Sprache, dass dieses Buch so aussergewöhnlich macht, und klar, da kann man vielleicht auch Freude entwickeln, wenn man in den ersten Kapiteln hier und da etwas entdeckt, aber ganz ehrlich, das ist wie sich bei einem Gedicht über einen Reim (die Struktur an sich, nicht ein besonders gelungenes Exemplar) freuen...

    Im Prinzip kann man dann auch als Lateinunkundiger irgendwas lateinisches lesen und sich über eine handvoll Wörter freuen, die einem irgendwie bekannt vorkommen.

    Hast Du es denn gelesen?

  14. #7274
    werdergeist
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    Nein, aber ich glaube, die Diskussion lässt sich für alle Bücher führen. Klar ist es relativ, notwendig, weil jeder Mensch eben anders tickt und sich an anderen Dingen erfreut. Und auch Geschichte relativ ist. Wenn ich heute ein Buch lese, erfreue mich an bestimmten Dingen. Wenn ich später, nachdem ich mich weiterentwickelt habe, wieder zu demselben Buch greife, erfreue ich mich vll an anderen Dingen, dafür geben mir die Dinge von früher vll nicht mehr so viel. Das ist mMn die Grundeigenschaft eines jedes großen Werkes, viele Menschen auf komplett unterscheidlichen Ebenen anzusprechen. Und alles, was ich bisher über das Buch gehört habe, spricht dafür, das es sich genau um so ein Werk handelt. Ob man es dann unbedingt lesen muss, sei mal dahingestellt.
    Geändert von werdergeist (25.04.2019 um 22:20 Uhr)

  15. #7275

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    Ich melde mich nach dem Urlaub nochmal zu dem Buch (wenn ich es nicht vrrgesse).

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