Zitat von
Snowdinho
Zitat von
Estadox
... wenn dieser Verein unbedingt viel Geld in nen Ende Zwanzigjährigen ohne großen Wiederverkaufswert investieren will...
Liebe/r Estadox. Ich lese eigentlich das, was du schreibst immer mit viel Interesse. Aber dass man einen 27jährigen nicht mehr kaufen darf, weil er keinen Wiederverkaufswert mehr hat... Das kann nicht dein Ernst sein...
Natürlich kann man das. Erst recht, wenn du das Zitat nicht so aus dem Kontext gerissen hättest.
Aber hier auch nochmal die lange Erklärung: Werder ist finanziell am Arsch. Also so richtig. Die Transfereinnahmen dieses Jahr waren nett, aber reichen nicht, Werder wird auf Jahre regelmäßig ein Transferplus erzielen müssen(!) um sich finanziell wieder zu konsolidieren. Wie erreicht man ein Transferplus? Genau, in dem man Spieler verkauft und dann die Erlöse nur zu einem gewissen Teil wieder reinvestiert.
Da kommen wir dann auch schon zu Teil 1: Erlöse erzielen. Wie erzielt man möglichst hohe Transfererlöse? Genau, in dem man gute Spieler verkauft. Für Werder ist es absolut nicht drin, richtig gute Spieler direkt zu verpflichten, also muss man sich Spieler verpflichten, die man zu guten Spielern entwickelt. Meistens sind das dann eben junge Spieler aus kleineren Ligen, die sich Werder dann auch leisten kann und an denen man noch arbeiten muss. Wie Rashica zum Beispiel. Oder Pavlenka. Oder Delaney. Was haben all die Spieler, die uns diesen Sommer große Ablösen haben gemein? Sie kamen aus kleineren Ligen oder dem Nachwuchsbereich, wurden von Werder dann entwickelt und verkauft. Die größten Summen werden dabei für sehr junge Spieler gezahlt, meistens sind diese auch eher Offensivspieler, da da eine effektivere Saison meistens ausreicht, um für größere Vereine attraktiv zu werden. Gleichzeitig muss man auch den Zeitpunkt des Verkaufs richtig abpassen, Profis können abschätzen, in wieweit ein Marktwert am Maximum angekommen ist und/oder wie viel Steigerungspotential ein weiteres Jahr bringen würde.
Teil 2 ist dann logischerweise das reinvestieren des Geldes in andere "Mehrwertspieler", am besten stärker als das Ausgangsniveau des letzten Spielers, aber immernoch mit Potential nach oben, sodass man wieder mehr einnehmen kann als man ausgegeben hat.
Kommen wir also zum Fallbeispiel Fassnacht: Werder hat ordentlich verkauft, quantitativ wie qualitativ, sowohl von der individuellen Qualität her als auch von den Transfererlösen. Eingekauft hatte man vor dem möglichen Fassnacht-Transfer dann aber weniger Mehrwertspieler, sondern Rapp (fast 25), Assalé (fast 28), Jung (fast 30) und Ducksch (27). Einzig Park (20) war wirklich jung, Mai wird keinen finanziellen Mehrwert einbringen, da nur geliehen.
Wie bereits zu Anfang gesagt, wird Werder auch in den nächsten Jahren jeweils ein Transferplus erzielen müssen, also wird man wieder Spieler verkaufen müssen. Welche Spieler werden denn nächsten oder übernächsten Sommer aus dem aktuellen Kader gute Transfererlöse erzielen? Friedl vermutlich. Agu und Schmid vielleicht, wenn sie den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung machen, aber Schmid zum Beispiel würde von einem Transfer wie Fassnacht nicht profitieren. Ansonsten eben eher niemand mehr, erst recht nicht von den Neuzugängen. Werder hat diesen Sommer also fast das ganze Pulver an möglichen Transfererlösen verschossen, aber niemand Externen dazugeholt, der auch eine brauchbare Ablöse in mittelfristiger Zukunft einbringen könnte.
Fassnacht wäre der nächste fast 28-Jährige, den man dazuholen würde. Sportlich ist er sicher ein guter Spieler, aber er spielt eben auch auf einer Position, auf der wir bereits zwei recht teure, fast 28-jährige Spieler haben, in der Hinterhand zwei Talente. Eine Marktwertsteigerung ist mit steigendem Alter und einer schwächeren Liga ohne internationale Bühne auch eher unrealistisch. Auch Fassnacht wäre also kein Spieler, der das Problem mit dem Transferüberschuss lösen könnte und würde gleichzeitig viele finanzielle Ressourcen auf einer Position binden, auf der nicht der größte Bedarf im Kader herrscht.
Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass Werder gar keine Ablösen mehr für 28-Jährige ausgeben darf, auch wenn das hier teilweise auch schon gefordert wurde. Auch Spieler wie Fassnacht, Ducksch oder Assalé, von denen man sicher weiß, was sie sportlich einbringen werden, muss man verpflichten. Der Punkt ist nur, dass die Balance stimmen muss, um sich nicht in eine schwierige Situation zu bringen, wenn man Transfererlöse erzielen muss. Quasi alle Vereine der Größenordnung Werder, die sich in den letzten Jahren wieder nach oben gearbeitet haben (BMG, Atalanta etc.) arbeiten so. Aktuell schlägt das Pendel, wie schon in den letzten paar Jahren, aber danach aus, als dass man sich viele Ü25-Spieler anlacht, bei denen man direkt weiß, dass das Steigerungspotential des Marktwertes gering ist (zum Beispiel auch Toprak, Füllkrug, Bittencourt, Sahin, Klaassen). Hätte man statt Ducksch oder Assalé nen "Mehrwertspieler" geholt, wäre Fassnacht sicher ein deutlich sinnvollerer Transfer als im Gesamtkontext der bisher getätigten Transfers.
Auch wenn die Mannschaft wegen der Bank recht jung wirkt, wird die Startelf der kommenden Saison eher ziemlich alt sein (26 - 21; 32; 23; 30 - 25; 32; 23 - 28; 27; 28) und wer hier kein Stammspieler ist, wird kaum eine nennenswerte Ablöse einbringen können, das ist einfach ein Problem mit dem man sich auseinandersetzen muss.
(Wenn "fast" vor einem Alter steht, bedeutet das, dass der Spieler vor der nächsten Transferphase dieses Alter erreichen wird)