Impfen: Strategien, Gegner und Diskussionen

[paff]

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/kreis-impfzentren-starten-impfung-baden-wuerttemberg-100.html

Mit einer Woche Verspätung gehen heute die Kreisimpfzentren in Baden-Württemberg an den Start. Wegen Lieferengpässen ...

Trotz der Lieferverzögerungen .. (KIZ) in Baden-Württemberg an den Start. Allerdings kann an allen Standorten nur mit angezogener Handbremse geimpft werden. .. weniger Impfstoff geliefert als ursprünglich ...

Jedes der rund 50 Kreisimpfzentren im Land erhält ... jeweils 1.170 Dosen. Die Hälfte davon wird für die notwendige zweite Impfung gegen das Coronavirus zurückgehalten, daher kann jedes Zentrum zunächst nur 585 Menschen pro Woche impfen. ... . Deshalb dürfte es lediglich rund 150 Termine pro Woche und KIZ geben.

Habe versucht einen Termin für Papa zu kriegen. Keine Chance :-(

[[Sportfreund]]

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/kreis-impfzentren-starten-impfung-baden-wuerttemberg-100.html

Mit einer Woche Verspätung gehen heute die Kreisimpfzentren in Baden-Württemberg an den Start. Wegen Lieferengpässen ...

Trotz der Lieferverzögerungen .. (KIZ) in Baden-Württemberg an den Start. Allerdings kann an allen Standorten nur mit angezogener Handbremse geimpft werden. .. weniger Impfstoff geliefert als ursprünglich ...

Jedes der rund 50 Kreisimpfzentren im Land erhält ... jeweils 1.170 Dosen. Die Hälfte davon wird für die notwendige zweite Impfung gegen das Coronavirus zurückgehalten, daher kann jedes Zentrum zunächst nur 585 Menschen pro Woche impfen. ... . Deshalb dürfte es lediglich rund 150 Termine pro Woche und KIZ geben.

Habe versucht einen Termin für Papa zu kriegen. Keine Chance :-(

Hier wurde von Spahn / der EU halt auf ganzer Linie versagt. Und wir bekommen das nun zu spüren.

[Salbei]

Wenn der AstraZeneca Impfstoff nur für 18-55 Jahre zugelassen werden sollte - was sich immer mehr anbahnt - muss dies bedeuten, dass KITA- und Grundschulkindereltern diesen Impfstoff sofort bekommen können.

[Wümme Wiese]

@Sportsfreund: Genau, Hauptsache einer ist Schuld.

[paff]

@Sportsfreund: Genau, Hauptsache einer ist Schuld.

Manchmal ist es schon strange wie gedacht wird

Das es zu wenig Impfstoff gibt ist ja jetzt nicht überraschend und kein nur EU Prob

[Gunther]

Sascha Lobo hat das gestern bei Illner ganz gut auf den Punkt gebracht:
Unsere Corona-Situation wurde im Sommer, als viele wichtige Entscheidungen anstanden, brachial unterschätzt. Da hätten wir vorbereiten müssen:

- Gesundheitsämter aufrüsten
- Schul- bzw. Homeschooling-Konzepte
- WarnApp weiterentwickeln
- Labore aufrüsten/Testkapazität erweitern
- Schnellteststrategie
- Pflegeheim-Strategie
- Lockdown-Strategie
- Strategie für den Grenzverkehr
- Massiv Impfstoff einkaufen
usw.

Das hat man alles nicht ausreichend gemacht. Und die einzige Erklärung, die mir da sinnvoll erscheint ist, dass man einfach nicht mit einer dermaßen starken zweiten Welle gerechnet hat. Man hat es auf die leichte Schulter genommen.

Was den Impfstoff angeht, bin ich mir 100%ig sicher, dass man ganz anders Geld in die Hand genommen hätte, wenn man einen ähnlich verheerenden Sommer wie die USA (die das ja auch gemacht haben) gehabt hätte. Der Druck hat schlicht gefehlt und man hatte Angst, dass man viel ausgibt und es keine zweite Welle gibt. Kann man auch zumindest für Deutschland ein wenig nachvollziehen, wenn man sich in die Lage und Diskussion aus dem Sommer zurückversetzt. Da wurde wenig über den Herbst gesprochen und viel mehr über den überzogenen Lockdown aus dem Frühjahr, nie wieder Schulschließungen etc.

[untersommer]

Er hat sicher recht damit, dass man im Sommer nachhaltig gepennt hat, aber das, was alles aufzuholen wäre, dafür hätte der Sommer auch bloß nicht gereicht. Was man zehn Jahre lang nicht auf die Reihe bekommen hat, wird man dann auch nicht in drei-vier Monaten plötzlich gelöst bekommen. Vermutlich haben die meisten Schulen nicht mal neue Wasserhähne bekommen, geschweige denn ein extra Waschbecken.

[Wümme Wiese]

Wenig überraschend: hinterher ist man immer schlauer.

[Gunther]

Er hat sicher recht damit, dass man im Sommer nachhaltig gepennt hat, aber das, was alles aufzuholen wäre, dafür hätte der Sommer auch bloß nicht gereicht. Was man zehn Jahre lang nicht auf die Reihe bekommen hat, wird man dann auch nicht in drei-vier Monaten plötzlich gelöst bekommen. Vermutlich haben die meisten Schulen nicht mal neue Wasserhähne bekommen, geschweige denn ein extra Waschbecken.

Denke auch, wir sollten es einfach lassen. Holen wir eh nicht mehr auf.
Nächsten Winter sagen wir dann einfach: hinterher ist man immer schlauer.
Problem gelöst.

Oder man setzt sich mit Kritik auseinander und stellt sich den Fehlern.
So ganz vielleicht hilft das dabei, es nun besser zu machen.
Pandemie soll nämlich noch büschn weitergehen.

[paff]

Er hat sicher recht damit, dass man im Sommer nachhaltig gepennt hat, aber das, was alles aufzuholen wäre, dafür hätte der Sommer auch bloß nicht gereicht. Was man zehn Jahre lang nicht auf die Reihe bekommen hat, wird man dann auch nicht in drei-vier Monaten plötzlich gelöst bekommen. Vermutlich haben die meisten Schulen nicht mal neue Wasserhähne bekommen, geschweige denn ein extra Waschbecken.

Ja

Im Winter 2019/20 haben wir bei uns noch diskutiert, ob die Eltern auf eigene Kosten/eigene Arbeit das Klassenzimmer der Kinder renovieren.
Und wir haben hier bestimmt nicht den ärmsten Landkreis von DE

Aber dafür muss man eins sagen. Das Homeschooling lief bei uns ab April 2020 schon ziemlich reibungslos . Stadt hatte auch schnell das Angebot Laptops für "Kinder" bereitzustellen. Eine Art "SchulCloud" gabs schon vorher. Das war gut.

Wieviel Impfstoff man auf Vorrat kaufen kann. Keine Ahnung?
Aber DE hat sich nach der Italien EU Geschichte (keine Hilfe usw.) bestimmt auch etwas zurückgehalten, da auf ganz dicke Hose zu machen

[Schmolle]

Vermutlich hat man auch mit auf sanofi gesetzt ?
Nobody knows.
Viele sagten " keiner will die 2. Welle aber alle tun was dafür, daß sie kommt "
Ging ja schön mit dem reiseverkehr, discotourismus und der schulöffnung ohne Hygienekonzept schlecht los.
Hat sich also der Spruch bewahrheitet, weil " die andern" sich nicht "dran halten".

Cuxhaven öffnet das impfzentrum erst Mitte Februar bis dahin will man die 56 Pflege und Altenheime durchgeimpft haben (mobile teams). Über 80jährige aus dem südkreis könnten bald in Bremerhaven geimpft werden. Die Länder arbeiten an einer Regelung.

Es nützt mir nichts zu sagen, daß mal wieder Bürokratismus und Amtsschimmelei regiert, doch ich sage es trotzdem.
Einheitliches Deutschlandweites Impfkonzept?
"Um Gottes Willen, wir haben Föderalismus."

[schuti]

Es nützt mir nichts zu sagen, daß mal wieder Bürokratismus und Amtsschimmelei regiert, doch ich sage es trotzdem.
Einheitliches Deutschlandweites Impfkonzept?
"Um Gottes Willen, wir haben Föderalismus."

Ich bin ja ein Verfechter des Föderalismus. Was dafür nötig ist, ist meiner Meinung nach die Fähigkeit Verantwortung zu übernehmen.

Ich bringe mal Beispiele:
Zu Beginn der Krise:
- Der KReis Heinsberg hat bei den ersten Fällen stark reagiert.
- Der Bundesgesundheitsmnister hat kurz darauf gesagt, dass man Veranstaltungen mit mehr als 1.000 PErsonen absagen sollte.
- In der Folge fand in Mönchengladbach nähe Heinsberg ein Spiel mit Zuschauern statt und in vielen Gegenden in Bayern Starkbierfeste.
=> Die örtlichen Gesundheitsämter sind ihrer Verantwortung nicht nachgekommen.

Irgendwann während der Öffnungen im Sommer
- Die Regierung in Thüringen hat beschlossen, dass es keine allgemeinen Regeln mehr gibt, sondern die Gesundheitsämter wieder regional entscheiden.
- Die Gesundheitsämter haben daraufhin nach zentralen Regeln geschrien
=> Die örtlichen Gesundheitsämter haben klar gemacht, dass sie die Verantwortung, die sie nach der Landesverfassung haben, nicht haben wollen.

Man kann das bis zu den kleinen Leuten weiter drehen. Wie viele Menschen wollen einfach ganz klare Regeln, die sie befolgen, ohne selber über den Sinn nachzudenken:
-> In der Innenstadt wird dann die Maske aufgesetzt, wenn man da als einziger lang geht
-> Und Weihnachten kommen 20 Tanten und Onkels, aber jede Stunde einer von denen, damit nie mehr als 4 gleichzeitig da sind.
=> Beides ist völliger Schwachsinn in verschiedene Richtungen, entspricht aber den Regeln und wird dann auch so gemacht.

Ich glaube wirklich, dass regional viel besser entschieden werden kann und bin kein Freund zentralistischer Strukturen. Da gibt es reichlich Aufsätze in verschiedene Richtungen.

Mit Freiheiten und Denzentralisierung wird aber nicht nur Freiheit, sondern auch Verantwortung an untere Ebenen abgegeben. Man muss grundsätzlich bereit sein, diese Verantwortung zu tragen und sich nicht nach Anführern sehnen, die einem nach Möglichkeit jede Form selbstständigen Denkens abnehmen. Ich sehe schon allein in den Rufen nach diesen zentralen Lösungen ein Mentalitätsproblem.

[Wümme Wiese]

Er hat sicher recht damit, dass man im Sommer nachhaltig gepennt hat, aber das, was alles aufzuholen wäre, dafür hätte der Sommer auch bloß nicht gereicht. Was man zehn Jahre lang nicht auf die Reihe bekommen hat, wird man dann auch nicht in drei-vier Monaten plötzlich gelöst bekommen. Vermutlich haben die meisten Schulen nicht mal neue Wasserhähne bekommen, geschweige denn ein extra Waschbecken.

Denke auch, wir sollten es einfach lassen. Holen wir eh nicht mehr auf.
Nächsten Winter sagen wir dann einfach: hinterher ist man immer schlauer.
Problem gelöst.

Oder man setzt sich mit Kritik auseinander und stellt sich den Fehlern.
So ganz vielleicht hilft das dabei, es nun besser zu machen.
Pandemie soll nämlich noch büschn weitergehen.

Zu beidem. Wie sehen denn die Lehren für die Zukunft aus?

[Auswechselspieler]

Es gab m.E. beim Impfstoff eigentlich nur zwei Möglichkeiten, die zu einer Verbesserung der jetzigen Situation geführt hätten:
Einerseits nationale Einkauf von Impfstoffen: Das hätte dazu geführt, dass wir mit deutlich höheren Preisen den anderen Ländern den Impfstoff weggekauft hätten (Impfstoffnationalismus). Das wäre ein derart unsolidarisches Verhalten, dass hier, so glaube ich, keiner gutheißen würde. Daher war der Einkauf über die EU-Kommission schon der richtige Weg, da die Alternative zumindest nur zu höheren Preisen und zu einer ungerechteren Verteilung der Impfstoffe in der EU geführt hätte. Auch die Risikostreuung durch Bestellungen bei unterschiedlichen Herstellern ist sinnvoll. Darüber hinaus bringt die Vielzahl der Hersteller den Vorteil, verschiedene Impfstoffe mit unterschiedlichem Profil zu haben, so dass diese zukünftig bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen gezielter eingesetzt werden können (Jüngere, Ältere, Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, usw.). Also soweit erst einmal weitgehend alles richtig gemacht.
Die andere Möglichkeit war, die Produktion früher noch stärker zu fördern (über weitere Subventionen, höhere Abnahmegarantien etc.). Hier wurde auch sehr viel gemacht, aber man hätte vermutlich noch mehr machen können. Dafür ist Kritik angebracht. Dadurch wurde der Impfstart vermutlich verlangsamt. Man hätte zumindest ein paar Wochen früher mit den großflächigen Impfungen beginnen können. Allerdings finde ich es nicht angebracht, von einem „Versagen“ der Politik zu sprechen. Dazu wurde wiederum zu Vieles richtig gemacht. Eher ist das Jammern auf recht hohem Niveau. Wir haben immerhin eine Impfstoffentwicklung in Rekordzeit. Diese wurde massiv gefördert, d.h. wäre ohne staatliche Hilfe gar nicht möglich gewesen. Das andere Unternehmen noch nicht so weit sind wie Biontec und Moderna bedeutet nicht, dass diese schlecht arbeiten. Wenn Curevac in QII fertig wird, ist das immer noch eine sehr schnelle Entwicklung. Biontec hat hier, sowohl was das Tempo der Entwicklung angeht wie auch bei Wirksamkeit und Verträglichkeit, die Messlatte extrem hoch gehängt. Andere Impfstoffkandidaten haben bei der Entwicklung viel größere Probleme und werden noch Monate od. Jahre brauchen oder womöglich nie auf den Markt kommen (Sanofi, IDT Biologika/UKE HH). Aber richtig ist: Durch frühzeitigere höhere Investitionen hätte man vermutlich mehr erreichen könne. Es wurden definitiv Fehler gemacht. Ob das jetzt wirklich alles so vorhersehbar war oder ob die Kritik im Nachhinein Besserwisserei ist, kann ich nicht wirklich entscheiden. Aber bei aller berechtigten Kritik sollte man immer noch bedenken, dass aber auch schon verdammt viel erreicht wurde.
PS: Was freue ich mich darauf, mal wieder im Stadion oder in der Kneipe ein Bierchen zu trinken …

[hawk83gut]

Hier übrigens ein ganz guter Artikel aus der lokalen Presse der das Argument der nicht bekannten Langzeitfolgen entkräftet:
https://www.anzeiger-verlag.de/oster...ne-spaetfolgen