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Thema: Impfen: Strategien, Gegner und Diskussionen

  1. #316
    Avatar von anamous
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    Das eigentliche Problem ist mMn, dass der Bund 300 Millionen in Biontech steckte, ohne Bedingungen für die Lizenzierung des Impfstoffes zu formulieren. Es ist auch damals schon klar gewesen, dass ein Hersteller, egal welcher, nicht den globalen Bedarf in der nötigen Geschwindigkeit stemmen können wird. Der vernünftigste Ansatz wäre die Lizenzierung funktionierender Impfstoffe, um regional wie global Produktionskapazitäten auszuschöpfen.

    Stattdessen gibt es so alberne Nachrichtenblöcke (vor einer Woche), in denen Spahn einerseits feierlich verkündet, dass Biontech eine bestehende Fabrik aufgekauft habe und zur Produktion des Impfstoffes schnellstmöglich nutzen werde, um dann ein paar Sätze später „davor zu warnen“, die Schwierigkeiten der Herstellung zu unterschätzen, die eine Lizenzierung ganz kompliziert machen. Da wird klar, dass selbst in einer Pandemie die Sicherung von Wettbewerbsvorteilen - und damit Profiten - Vorrang genießt.

  2. #317

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    Zitat Zitat von anamous Beitrag anzeigen
    Da wird klar, dass selbst in einer Pandemie die Sicherung von Wettbewerbsvorteilen - und damit Profiten - Vorrang genießt.
    Was auch OK ist. Der Impfstoff wird kontinuierlich weiterentwickelt werden müssen. Da wird ein Wettbewerb weiterhin richjtig und wichtig sein. Da kann ich auch nicht einfach hergehen und sagen "Ihr produziert jetzt alle bis zum Sanktnimmerleinstag nach dem Rezept von Biontech und bekommt dafür Preis x von uns". Das wäre Planwirtschaft.
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  3. #318
    Avatar von PerRoentved
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    Zitat Zitat von janninger Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von anamous Beitrag anzeigen
    Da wird klar, dass selbst in einer Pandemie die Sicherung von Wettbewerbsvorteilen - und damit Profiten - Vorrang genießt.
    Was auch OK ist. Der Impfstoff wird kontinuierlich weiterentwickelt werden müssen. Da wird ein Wettbewerb weiterhin richjtig und wichtig sein. Da kann ich auch nicht einfach hergehen und sagen "Ihr produziert jetzt alle bis zum Sanktnimmerleinstag nach dem Rezept von Biontech und bekommt dafür Preis x von uns". Das wäre Planwirtschaft.
    Nein, das ist nicht ok, weil die Entwicklung massiv mit Staatsgeldern gefördert wurde. Es geht außerdem auch nicht um die Produktion bis zum Sanktnimmerleinstag, sondern um die Verknüpfung Staatshilfe-Lizensierung.
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  4. #319
    Avatar von anamous
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    Zitat Zitat von janninger Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von anamous Beitrag anzeigen
    Da wird klar, dass selbst in einer Pandemie die Sicherung von Wettbewerbsvorteilen - und damit Profiten - Vorrang genießt.
    Was auch OK ist. Der Impfstoff wird kontinuierlich weiterentwickelt werden müssen. Da wird ein Wettbewerb weiterhin richjtig und wichtig sein. Da kann ich auch nicht einfach hergehen und sagen "Ihr produziert jetzt alle bis zum Sanktnimmerleinstag nach dem Rezept von Biontech und bekommt dafür Preis x von uns". Das wäre Planwirtschaft.
    Irreführende Dichotomie ist irreführend. Marktwirtschaftlich betrachtet werden grosse Unternehmen weiter an ihren eigenen Impfstoffen forschen wollen, weil da die Gewinnmargen am grössten sind - zumal auch im Sommer nicht klar war, wer nun das Rennen macht. Daran ändert eine vorgegebene Lizenzierungsklausel nichts.

    PS: Planwirtschaft als Schimpfwort im Kontext des planvollen Umgangs mit einem weltverändernden Ereignis zu benutzen zeugt von beeindruckend fest verankerter Ideologie.

  5. #320

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    Also sollte die Produktion eines womöglich effizienteren und günstigeren Impfstoffes jetzt gedrosselt oder komplett heruntergefahren werden, um den Biontech-Impfstoff zu produzieren?! Und das betreffende Unternehen kalkuliert dann seinen Preis + x (und erlöst genau diesen Preis), weil die Lizenzkosten an Biontech noch abzuführen sind?
    Welcher Anreiz für Verbesserung des Impfstoffes besteht dann genau?
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  6. #321

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    Der Bund hat kein Geld in Biontech gesteckt.

    Zitat Zitat von janninger Beitrag anzeigen
    Die gleichen "Leitmedien", die den Verantwortlichen -in deren Haut ich im Übrigen weissgott nicht stecken möchte- jetzt das vermeintliche Impfversagen auf's Brot schmieren, hätten in so einem Fall die komplette Ahnungslosigkeit und Geldverbrennung angeprangert.
    Ja, das sieht man ja sogar hier schon in der Diskussion. Weil Sanofi voraussichtlich 2021 auf den Markt kommen kann, wird jetzt schon der Rücktritt von den EU-Verträgen gefordert.

  7. #322
    Avatar von PerRoentved
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  8. #323
    Avatar von anamous
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    Zitat Zitat von janninger Beitrag anzeigen
    Welcher Anreiz für Verbesserung des Impfstoffes besteht dann genau?
    Dieselben Ansätze für die Weiterentwicklung jeder Technologie: Innovation, Effizienz und Effektivität, Alleinstellungsmerkmale als Verkaufsargumente, und dazu noch die grössere Marge. In diesem speziellen Fall auch noch die Tatsache, dass die Forschungen bei den Wettbewerbern eh schon liefen.

    Andersrum gefragt ist sofort klar, welchen Anreiz die Lizenzierung für Gesellschaft, Menschheit, und sogar Wirtschaft hätte.

  9. #324

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    Ja, eine Förderzusage. Geknüpft an Entwicklungsschritte und den Aufbau der Produktionskapazität. Also genau die gezielte Förderung, die wirkt.

    300 Mio in ein Unternehmen gesteckt hat der Bund im Frühsommer bei CureVac. Was wäre in dem Zeitpunkt der Effekt der geforderten Formulierung von Bedingungen für die Lizenzierung des Impfstoffes gewesen? Da bräuchte es ja erst mal (potentielle) Lizenznehmer, die vorbereitend globale Produktionskapazitäten (für CureVac) aufbauen, damit diese im Zeitpunkt der Zulassung schon im Einsatz sind. Damit verlagert man die Frage des Vorfinanzierung des Produktionskapazitäten auf ein anderes Unternehmen.

  10. #325
    Avatar von PerRoentved
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    Versteh' mich nicht falsch - ich habe nichts gegen diese Form staatlicher Förderung, ganz im Gegenteil. Und die konkrete Ausgestaltung einer entsprechenden Klausel überlasse ich gerne den Fachleuten. Allerdings sollte das Prinzip klar sein - der Staat fördert und bei Erfolg müssen Lizenzen zur Produktion an entsprechend befähigte Unternehmen erteilt werden. Dass dann Lizenzgebühren etc. anfallen, versteht sich von selbst. Nur erscheint es mir geboten, dass in einer Situation, in der wir alle mit deutlichen Einschränkungen leben müssen, auch bei wirtschaftlichen Akteuren das soziale Gesamtinteresse (schnelle Verfügbarkeit hoher Mengen Impfstoff) Vorrang vor dem unternehmerischen Einzelinteresse haben sollte.
    Geändert von PerRoentved (06.01.2021 um 13:01 Uhr)
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  11. #326

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    Zitat Zitat von anamous Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von janninger Beitrag anzeigen
    Welcher Anreiz für Verbesserung des Impfstoffes besteht dann genau?
    Dieselben Ansätze für die Weiterentwicklung jeder Technologie: Innovation, Effizienz und Effektivität, Alleinstellungsmerkmale als Verkaufsargumente, und dazu noch die grössere Marge. In diesem speziellen Fall auch noch die Tatsache, dass die Forschungen bei den Wettbewerbern eh schon liefen.

    Andersrum gefragt ist sofort klar, welchen Anreiz die Lizenzierung für Gesellschaft, Menschheit, und sogar Wirtschaft hätte.
    Genau diese Ansätze sind aber außer Kraft gesetzt, wenn ich dazu vergattert werden, in meinen Produktionsstätten die Produkte eines Konkurrenten ääähm Marktbegleiters zu produzieren. Was nützt mir ein Alleinstellungsmerkmal, wenn mein Produkt nicht auf den Markt kommt?
    Und nochmal: Das kann von mir aus gern beschlossen werden, ist dann aber Planwirtschaft.
    Geändert von janninger (06.01.2021 um 13:09 Uhr)
    Goddamn, Jimmy. This is some serious gourmet-shit!

  12. #327
    Avatar von anamous
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    Wer verbietet denn, dass dein Produkt auf den Markt kommt?

  13. #328

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    Mir geht zum Teil etwas die Perspektive verloren:

    Zu Beginn der Pandemie gab es unter Experten einen weit verbreitete Skepsis, ob man einen wirksame Impfstoff bekommt und eine Zulassung im Laufe des Jahres 2021 galt schon als sehr optimistische Prognose.

    Was hat man (Unternehmen, Forschung und Politik) seit dem Frühjahr 2020 geschafft? Der erste (auf Basis der Studien hochwirksame) Impfstoff ist Anfang Dezember 2020 zugelassen worden und alleine für diesen Impfstoff plant der Hersteller bisher (mögliche Kapazitätserweiterungen noch nicht eingerechnet) bis Ende 2021 mit 1,3 Mrd Impfdosen. Gleichzeitig laufen die Zulassungsverfahren für mehrere weitere Impfstoffe oder sind diese absehbar, bei denen jeweils die massenhafte Produktion schon angelaufen ist oder in den Startlöchern steht. Das sind enorme Erfolge.

    Was hat man bisher nicht geschafft? Die Dosen (oder zumindest die Mehrzahl davon), die derzeit schon zugelassen und verfügbar sind, zu verabreichen. Das ist die staatliche Aufgabe.

  14. #329
    Avatar von PerRoentved
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  15. #330
    Avatar von anamous
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    Zitat Zitat von Lombok Beitrag anzeigen
    Mir geht zum Teil etwas die Perspektive verloren: [...]
    Das merkt man daran, dass du den Blick auf Deutschland beschränkst. Wir brauchen Impfdosen für ein paar Milliarden Menschen, und Lizenzierung ist der beste Weg dorthin.

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