Zur Schlangeninsel:
Die Situation lief folgendermaßen ab: mit Ankunft von HIMARS konnte man die Schlangeninsel (und die von RU gestohlenen und mit Waffen aufgerüsteten Ölplattformen) abräumen. Das wurde gemacht. Die Russen haben das natürlich gesehen und 1-2 Tage später wieder neue Truppen angelandet. Dies wurde von UA zugelassen, die Truppen aber sofort per Drohne beobachtet. Wenn sich dann eine günstige Gelegenheit ergab (meist nach der Landung und Neustrukturierung) wurden die wieder abgeräumt. Dann ging das wieder von Vorne los (etwa 2 Wochen lang). Der Verlust der Schlangeninsel bedeutet nun konkret, dass eine Landeoperation auch theoretisch nicht mehr möglich ist (praktisch war das eh durch); dass die Russen ihre unsinkbare neue „Moskva“ ebenfalls verloren haben (und damit den letzten Rest der Luftabwehr hier); dass keine Anti-Schiffsraketen mehr auf Insel stationiert werden können.
Wenn man dann noch ordentlich Harpoons auf dem Weg stationiert, kann man im Prinzip mit einem überschaubaren Risiko den Hafen wieder öffnen.
Jetzt kommt aber das große Spiel zum Einsatz: passend zum Zeitpunkt macht das Baltikum die Grenzen zu Königsberg dicht. Danach erfolgt ein nettes Spielchen, wo die EU versucht zwischen RU und dem Baltikum zu vermitteln und sich ein wenig den Schwarzen Peter mit dem Baltikum gegenseitig zu schiebt (was dann natürlich auch jedes Mal wieder ausführlich und z.T. öffentlich ausdiskutiert werden muss). Somit geht die Zeit ins Land und die Blockade beginnt seine Wirkung zu zeigen. Hier nun das zweite Problem: die Einwohner Königbergs sind zwar Russen, fühlen sich aber zum ganz großen Teil eigentlich als Europäer. Somit war für die der Schuldige auch schnell klar: der Kreml!
Putin war also in folgender Situation: vor Odessa kann er die Blockade nicht mehr lange halten, das Baltikum/EU werden nicht nachgeben, die Königsberger machen öffentlich ihn dafür verantwortlich und ein Angriff auf das Baltikum scheint auch ne blöde Idee zu sein.
In diesem Zusammenhang präsentiert dann die EU die Lösung: freier Warenfluss nach Königsberg für freien Warenfluss aus dem Hafen Odessa. Jetzt greift Putin natürlich den Spatz in der Hand (nun kann er sich ja wenigsten als der Retter von Königsberg feiern) und zur Not greift man dann halt die ukr. Getreide Transporte mit Langstreckenwaffen oder Ubooten an. Gibt jetzt nur ein Problem dabei: die EU ist nicht doof. Um den Russen die Angst vor ukr. Angriffen (die sich bspw. als harmlose Getreidetransporte tarnen) zu nehmen, hat sich die EU entschlossen, dass das Getreide von europ. Schiffen mit europ. Besatzung transportiert werden. Nun kann Putin beruhigt schlafen und niemand muss mehr eine, selbstverständlich rein versehentliche, Versenkung eines Getreidetransporters fürchten. Das wäre dann ja auch die Versenkung eines Schiffes eines NATO Staates – erscheint ähnlich dämlich wie ein Angriff auf das Baltikum und wäre eine ganz dumme Idee.
War es also eine Verhandlungslösung? Irgendwie ja und irgendwie auch nein. Ohne die Fähigkeit und kontinuierliche Umsetzung der Abräumung der Schlangeninsel durch UA wäre diese Verhandlungslösung wahrscheinlich gar nicht möglich gewesen. Trotzdem zeigt dieses Ergebnis auch einen Weg auf, wie man in Zukunft zu einer Lösung verschiedener Punkte kommen kann: man muss zuerst genügend Druck aufbauen und dann eine kluge Lösung anbieten, die Putin zum einen als besserer Ausweg erscheint; ihm aber gleichzeitig nicht die Möglichkeit gibt, das Ergebnis zu missbrauchen. Schwierig, aber geht anscheinend.
Heute haben die Russen übrigens die Schlangeninsel zweimal mit Phosphor bombardiert. Wahrscheinlich um alles Restmaterial endgültig zu vernichten. Nach ersten Infos hat wohl nur eine einzige Bombe die Insel getroffen und viele Fische mussten unnötigerweise ihr Leben lassen. Wäre mal wieder mehr als typisch…
Edit: damit Putin jetzt richtig Spaß bekommt, hat die Ukraine am Abend öffentlich verkündet, dass ab sofort die Zerstörung der Kerch-Brücke ein offizielles staatliches Ziel der Ukraine sei (genauso wie eine massive Dezimierung der Schwarzmeer Flotte). Dummerweise könnte die Ukraine bald auch über die passenden Mittel und Fähigkeiten dafür verfügen, was Putin sicherlich sehr erfreuen wird. Was wäre Putin eingentlich bereit zu geben, wenn der Westen die Ukrainer von diesen Wahnsinnstaten abhalten würde? Frage für einen Freund...
Zum Thema Melnyk: schickt endlich Pavel wieder her oder von mir aus auch Wladimir Klitschko und holt endlich den Vogel zurück.