Vorweg: Ich würde mir nicht anmaßen, die fachlichen Qualitäten von Streeck beurteilen zu können. Und ich würde auch zu mehr Gelassenheit im Umgang raten. Es ist doch legitim zu sagen, man sollte auf einen Lockdown verzichten. Allerdings bietet er keine überzeugende Antwort auf die Frage an, wie man den Anstieg der Fallzahlen stoppen will. Die Appelle, sich freiwillig zurückzuziehen, haben anscheinend nicht gefruchtet und nun läuft man Gefahr, dass die Intensivmedizin überlastet wird. Das darf man aus ethischen Gründen nicht riskieren. Also finde ich es richtig, das Land runterzufahren. Die Strategie, die Ausbreitung des Virus zu stoppen, war doch über alle Monate gleich. Mal müssen hierfür die Zügel angezogen werden, mal kann man sie etwas lockerer lassen. Letztlich muss man sich immer der Dynamik der Pandemie anpassen und hoffen, dass Impfstoffe und Schnelltests dabei helfen, die Pandemie Schritt für Schritt zu kontrollieren. Deswegen muss man die verschiedenen Interessenlagen austarieren, ganz gerecht ist das sicher nie.
Einräumen muss man natürlich, dass die gesamte Strategie darauf fußt, dass es einen Impfstoff geben wird. Sollte die Entwicklung scheitern, was sehr unwahrscheinlich zu sein scheint, dann kämen wir in eine Sackgasse.