Schenk ein - mach Striche!
Unsere Tochter geht in die 3. Klasse. Szenario B (Halbe Klasse, 2 Stunden pro Tag, Maske im Unterricht). Die Mehrheit der Eltern schicken ihre Kinder hin, wir auch. Wir finden es wichtig, dass sie weiterhin in die Schule geht. Ich denke unter den aktuellen Gesichtspunkten ist das Ansteckungsrisiko recht gering.
Werder ♥
16 Kinder ist auch heftig. Bei uns im Szenario B waren es 10-11 Kinder in der Klasse. Zwei bis dreimal die Woche vor Ort Unterricht, die anderen Tage mit Aufgaben zu Hause versorgt. Maske wird dort schon seit Dezember dauerhaft getragen. Da hat der Große aber nie drüber gemeckert. Das hätte von mir aus jetzt auch gerne so weiterlaufen können. Es geht auch nicht ums Vermitteln der Inhalte, aber gerade in der 1. Klasse gibt es ja noch sehr viele Aufgaben mit Ausmalen etc. Da kriegen wir ihn zu Hause einfach nicht motiviert, das zu machen, er hat da absolut null Bock drauf. Das führt mittlerweile zu richtig aggressiven Ausbrüchen bei ihm und unsere Geduld ist am Ende. Ich muss ja hier irgendwie auch "nebenbei" noch arbeiten.
@Schmolle: Danke für den Tipp!
Home School als Alternative zur Grundschule zu bezeichnen ist auch einfach Quatsch. Da musst du selbst in der 3. Klasse noch quasi jede Aufgabe erklären (sofern es keine reinen Beschäftigungsaufgaben sind). Mal ganz abgesehen davon, dass Kinder ja auch erst mal lesen können müssen. Von daher ist das quasi ein Fulltime Job. Und Pädagogen werden ja auch nicht aus Spaß als solche ausgebildet. von den fehlenden sozialen Kontakten in dieser wichtigen Lebensphase mal ganz abgesehen. Da wird gerade in der Grundausbildung jede Menge Mist gebaut.
Von daher finde ich es auch absolut richtig, dass die Schwesig in der Konferenz mal angesprochen hat, dass es nicht sein kann, dass man sich schwer tut der Wirtschaft Home Office aufzubürden (was vielfach möglich ist) aber nicht lange fackelt und Grundschüler in die Home School schickt (was nicht funktionieren kann).
Es kann und darf in Zeiten einer Pandemie aber auch nicht sein, dass etwa 17 Kinder ohne Abstand und Masken im Klassenzimmer oder in der Kita sitzen. Da müssen vernünftige Konzepte her, dass etwa nur Halbgruppen anwesend sind und die Kinder die andere Zeit/andere Tage Zuhause wenigstens beaufsichtigt werden. Für Eltern in systemrelevanten Berufen muss es selbstverständlich eine Notbetreuung geben.
In Bremen hat es vorgestern gestürmt und geregnet. Die Fenster im Klassenzimmer mussten alle 20 Minuten geöffnet werden und die Kinder wurden nassgeregnet. Ein Abrücken vom Lüften ist nicht erlaubt. Die zuständige Bildungssenatorin würde sich sicher freuen, wenn es zu Ansteckungen in der Klasse kommt und sie die Verantwortung trotz großspuriger Ankündigung doch nicht tragen muss, weil das Hygienekonzept (Lüften) nicht eingehalten wurde.
Auch wenn es schwierig ist, sehe ich es so, dass sich Eltern aktuell Zuhause mit ihren Kindern beschäftigen müssen und hier auch die Lerninhalte vermitteln müssen. Es ist sicher deutlich leichter gesagt als getan, die Kinder auch Zuhause zum Lernen und Arbeiten bewegen zu müssen.
Das Problem ist doch gar nicht nur die Motivation, sondern auch die Vermittlung von Lerninhalten. In der Schule werden ja auch nicht nur Arbeitszettel verteilt und am Ende wieder eingesammelt. Natürlich muss es zu jedem Thema eine einleitende Erklärung geben. Je nach Thema und Kind muss auf einige Aufgaben dann auch nochmal näher eingegangen werden. Und das sollen Eltern von zuhause nebenbei zu ihrem eigenen Beruf leisten? Was ist mit den Eltern, deren Arbeitgeber gar ein Home Office erlauben? Da wurde nun die Verantwortung auf die Eltern abgeschoben sich beim Arbeitgeber rechtfertigen zu müssen, nun unentgeltlich zu fehlen (und auf ein Drittel ihres Einkommen zu verzichten). Mit allen möglichen Konsequenzen für das weitere Berufsleben. (Meinem alten Arbeitgeber war es zB völlig Wurscht, ob Eltern nun ein Problem haben. Er sei nicht die Wohlfahrt sondern Arbeitgeber).
Wie gesagt: Kindern kann man Bildung entziehen und Eltern doppelte Arbeit aufbrummen aber der Wirtschaft kein Recht auf HO aufbürden Jemand anders hatte das hier geschrieben: Wie kommt man eigentlich darauf, dass Unternehmen in der aktuellen Krise in der Produktivität der MA hinnehmen müssten?
Immerhin ist die Ausweitung des Kinderkrankengeld ein guter Anfang. Mir aber ein Rätsel, warum das zeitlich begrenzt wurde. Wie schon letztes Jahr die Ausgleichzahlungen für Eltern, die unentgeltlich auf Arbeit fehlen müssen. Das sollte es unbegrenzt geben, solange Schulen und Kitas geschlossen sind!
Witzig finde ich, dass nun (erneut) Nachholunterricht für benachteiligte Schüler diskutiert wird. Erstens hat jedes Kind Nachholbedarf. Zweitens dürften die Nerven geraden in Familien von benachteiligen Schülern besonders blank liegen. Da scheint mir ein Streichen von Ferien zur Erholung ein ganz toller Plan
Ich behaupte aber mal, dass es schlichtweg auch vielen Eltern daran mangelt, die Inhalte fachgerecht zu vermitteln...
Und das hat nichts mit dem intellekt der Eltern zu tun.
Zwischen schreiben können und schreiben lehren ist gerade bei Grundschülern ein mords Unterschied...
Edith:
Das mit der angedachten teilweisen Verkürzung der Sommerferien finde ich tatsächlich spannend...
aus pädagogischer Sicht bestimmt vollkommen richtig!
Aber wer zählt den bereits gebuchten Urlaub, der nicht angetreten werden kann?
Inwieweit wird dadurch erneut die Tourismus-Branche geschädigt.
Da hängt halt nen riesiger rattenschwanz dran... einfach mal so Ferien streichen ist halt nicht so einfach.
Geändert von Grobie (21.01.2021 um 12:37 Uhr)
Wenn man die Kinder, die in die Schule kommen, weiterhin regulär unterrichtet, braucht man sich nicht wundern, wenn alle Eltern ihre Kinder schicken, um eine Benachteiligung zu vermeiden. Solange Notbetreuung auch wirklich nur Notbetreuung ist, würde das nicht passieren.
Der alte Hauptbahnhoftoilettenmann weiß genau, dass man nichts retten kann.
You better watch what you are wishing for, or you'll wish your wishes won't come true no more
Deswegen benötigen wir zum einen eine Pflicht zum Homeoffice in allen Bereichen, in denen dies möglich ist. Eltern müssen die Möglichkeit haben, ihre Kinder Zuhause beaufsichtigen zu können.
Zudem müssen die Schulen bis auf wenige Ausnahmen geschlossen werden. Lehrkräfte können nicht gleichzeitig guten Präsenzunterricht und guten Disztanzunterricht abhalten. Somit könnten sich die Lehrkräfte darauf konzentrieren, vernünftigen Distanzunterricht anzubieten mit Videoschalten zu allen Kindern, Möglichkeiten Whiteboards oder ähnliches einzublenden und auch Möglichkeiten für die Kinder, ihre Aufzeichnungen zu filmen/zu fotografieren und bei Fragen an die Lehrkraft zu übermitteln. Hierfür benötigt man selbstverständlich eine vernünftige Infrastruktur für Lehrkräfte und Schulen, aber auch für die Schülerinnen und Schüler.
Gleichzeitig müsste man etwa Lehramtsstudierende aus den Unis holen, die für die Notbetreuung für Kinder aus Familien mit Eltern mit systemrelevanten Berufen oder meinetwegen auch produzierenden Berufen eingesetzt werden. Die Lehramtsstudierenden könnten als Aufsicht fungieren und die Schülerinnen und Schüler in separaten Räumen der Schule, Horten, usw. dem Distanzunterricht folgen, betreuen. Auch Kinder aus Familien mit schwierigem Elternhaus dürften an dieser Betreuung teilnehmen.
Die Lehramtsstudierenden würden sich sicherlich über dieses Zubrot freuen, da in vielen Fällen die Nebenjobs weggefallen sein dürften. Zudem könnte man die Tätigkeit als Pflichtpraktikum anerkennen.
Seit Jahrzehnten werden Kinder aus benachteiligten Familien in Deutschland systematisch benachteiligt und abgehängt. Es hat sich niemand dafür interessiert, dass solche Kinder nur in Ausnahmefällen einen "guten" Schulabschluss machen können. Schön zu sehen, dass Corona den Fokus der Öffentlichkeit nun auf diese Kinder legt. Wie vorstehend beschrieben, könnten diese Kinder in der Schule betreut und beaufsichtigt werden.
Wie ich ausgeführt habe, sind Möglichkeiten vorhanden, die Situation für Schüler, Eltern und Lehrkräfte zu verbessern. Dies hätte aber Engagement in den Behörden erfordert und die Einrichtung und Beschaffung von IT-Ausstattung, etc. Die ersten Schulschließungen sind nun zehn Monate her. Dass in der Zwischenzeit keine praktikablen Konzepte entwickelt wurden, haben sich die Politikerinnen und Politiker anzukreiden. Dies kann ich als nicht-Lehrer erkennen, der durch seine Ehefrau Einblicke in die Abläufe der Schulen und Behörden hat.
Eine mir sehr gut bekannte Person ist Grundschullehrerin. Laut ihren Ausführungen ist das Bildungsniveau die letzten Jahre zunehmend gesunken. Zumindest in Bremen in Stadtteilen mit hohen sozialen Problemen. Diese Kids jetzt auch noch ohne Schule zu Hause von den ohnehin überforderten Eltern zu wissen ist mMn eine staatliche Bankrotterklärung. Sei es drum, Jobs im Niedriglohnsektor müssen auch zukünftig bedient werden.
Der momentane Bildungswahnsinn zeigt aber auch, warum die Schere immer weiter auseinanderklafft. Mit ein Grund dafür scheint die immer komplexer gewordene Welt mit vielfältigeren Anforderungen zu sein. Wer vor dreißig Jahren einen Hauptschulabschluss machen wollte, musste ganz andere Erwartungen erfüllen als heute. Dafür war dann angeblich auch etwas mehr in Mathematik drin. Aber hatte man damals dieselben Anforderungen, bspw Grafikrechner?
Selbst mit den endlich verfügbaren Leihgeräten kann so mancher nicht viel anfangen, wenn man schon daran scheitert, Dateistrukturen nachvollziehen zu können und als digital native eigentlich auch nur ein wenig auf dem Handy wischen kann. Wenn man sich denn überhaupt traut, sich ein unversichertes Gerät für mehrere hundert zu leihen, wenn man in prekären Verhältnissen lebt, ohne zu wissen, was eine Privathaftpflicht ist.
Insta, Snap und TikTok auf dem Handy aber unfähig, sich bei SchulCloud, Iserv und co anzumelden. Das ist nichtmal Faulheit, es ist so viel mehr als das. Wenn man dabei helfen möchte, bekommt man schier unglaubliche Familienverhältnisse mit, die man sonst zwar erahnen konnte, nun aber in direkter Konfrontation erlebt.
Ich verzweifle mittlerweile an mir selbst und meinen Schützlingen. Zum Glück bin ich Eigenbrödler und genieße den Lockdown, wenn ich daheim bin.
Geändert von Al Knofi (21.01.2021 um 15:44 Uhr)
Claqueur Superior
Helfe gerne, ficke niemanden
Der MP des Saarland, Tobias Hans bei Twitter:
https://twitter.com/tobiashans/statu...29968950112258B.1.1.7 wird sich auch bei uns verbreiten. Das mutierte Virus zwingt uns, neu zu rechnen, neu zu überlegen und neu zu handeln, wenn wir eine ähnliche Entwicklung wie in Irland oder Großbritannien verhindern wollen. #coronasaarland
Was erreicht man mit dieser Art der Ansprache?
Die Covidiot*innen erreicht man schon lange nicht mehr. Aber bei den vernünftigen schürt man so doch echt Angst.
Hmm Kritiker sind keine Covidiot*innen. Das sind die Randalierer aber die sind in der Minderheit. Die Mehrheit muss man mit Angst auf Linie bringen, dass klappte bisher ganz gut und wenn die jetzt aus der Reihe tanzen muss das Angstlevel angehoben werden.
Das lässt sich doch während der Pandemie sehr gut beobachten. Normalesweise sollte das Licht am Ende des Tunnels doch nun immer heller werden, ist aber wohl nicht so gewollt.
Zahlen stabilisiert und nun fallend
Belastung in den Kliniken nimmt ab
Impfungen unterstützen hoffentlich auch
Und nun muss halt das nächste Level her...
Mag sein, dass die Mutation ansteckender ist. Wenn ich aber auf England schaue sehe ich da eher andere Gründe für den starken Anstieg. Da waren die Lockerungen einfach viel zu stark über Weihnachten...