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Thema: American Football - Taktiken, Schemes, Fragen etc.

  1. #46
    Avatar von werder_rulez
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    Zitat Zitat von Wense Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von KrisIbi Beitrag anzeigen
    Mega Stiff

    Besten Dank für Deine Mühe und diesen Thread! Ist echt interessant und lesenswert da du das Fachlich echt gut erläuterst!
    Sehr lesenswert, in der Tat! Danke.
    +1000

  2. #47
    Avatar von nightcrawler
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    Mich würden neben der Front7 auch ein paar Gedanken über die sog. Secondary interessieren und was es da für unterschiedliche Typen gibt.

  3. #48
    Stiff Little Finger
    Gast
    Zitat Zitat von nightcrawler Beitrag anzeigen
    Mich würden neben der Front7 auch ein paar Gedanken über die sog. Secondary interessieren und was es da für unterschiedliche Typen gibt.
    Kann ich die Tage gerne was zu schreiben. Wie ausführlich soll es denn werden? Die grundlegenden Typen oder wie spezialisiert sie für gewisse Schemes sein sollten?

    Ansonsten:

    West Coast Offense

    Ursprünglich wollte ich vom Thema Run Blocking auf Kyle Shanahan umleiten, da seine Offense ein Paradebeispiel für (horizontales) Zone Blocking ist, auf das man dort nochmal näher eingehen könnte. Jetzt schiebe ich aber noch mal eben die West Coast Offense dazwischen, da sie das Passing Game Element in Shanahans Offense ist.

    Dabei sei vorweg gesagt, dass der Begriff „West Coast Offense“ kein in Stein gemeißelter Ausdruck für ein bestimmtes System mit bestimmten Konzepten ist. Ursprünglich wurde mal das mittlerweile als „Air Coryell“ bekannte System, entwickelt von Head Coach Don Coryell bei den L.A. Chargers, als „West Coast Offense“ bezeichnet. Mittlerweile bezeichnet der Begriff aber die offensive Philosophie der von Bill Walsh erst in Cincinnati und später bei den 49ers trainierten Teams.

    Dabei hat Walsh den Ansatz der WCO in Cincinnati überhaupt erst aus der Not heraus entwickelt: Bei den Bengals arbeitete Walsh unter Paul Brown als Quarterback Coach. Der damalige Quarterback der Bengals, Virgil Carter, hatte zwar einen sehr genauen Arm, aber es fehlte ihm an Wurfstärke. Deshalb betraute Brown Walsh mit der Aufgabe, eine Offensive zu entwickeln, die sich an Carters Stärken orientiert. Unter Walsh spielten die Bengals dann eine Art prototypische West Coast Offense, die weg von den tiefen Pässen ging und sich auf Routen mit einer Tiefe von meist 10 bis 15 Yards konzentrierte. Um die fehlende Passtiefe auszugleichen, wurde von den Receivern viele Yards After Catch (YAC) verlangt. Dabei brach die WCO mit dem konservativen Ansatz, das Laufspiel als Grundlage für das Passspiel zu etablieren. In der WCO ersetzt das kurze, präzise Passspiel teilweise das Laufspiel. Als dann Brown als Head Coach zurücktrat und nicht Walsh zu seinem Nachfolger ernannte, verließ dieser dann die Bengals. Über Stopps bei den Chargers und als Head Coach von Stanford landete er dann schlussendlich bei den 49ers, mit denen er durch seinen enormen Erfolg dann auch heute meist assoziiert wird.

    So viel zur Geschichte der WCO. Aber wie genau sieht die WCO nun aus? Disclaimer: Ich gehe hier vor allem auf den Pass-Aspekt der WCO ein.
    Zunächst einmal zum offensiven Personal. Unter Walsh (und auch unter bspw. Shanahan, der aber bei weitem nicht der einzige Verfechter der WCO ist) spielten die 49ers fast ausschließlich 21 Personnel mit dem Quarterback Under Center (im Gegensatz zur Shotgun).

    Beispiel für eine typische Formation in der West Coast Offense: die Weak I-Formation. Der Quarterback (Q) ist Under Center, hinter ihm zwei RBs (Fullback (F) und Halfback (H), daher ist es eine sog. I-Formation. Der Fullback ist offset zur Weak Side, daher der Name.

    Der erste wichtige Teil der West Coast Offense ist die Protection. Diese ist in der WCO durchnummeriert; es gibt hauptsächlich folgende „Serien“:

    20’s, 50’s, 70’s und 2-3 Jet (kommt der Ausdruck jemandem bekannt vor?). Damit schneiden wir auch schon ein anderes Thema an, die Nomenklatur in der WCO. Aber dazu später mehr. Es sei nur so viel an dieser Stelle gesagt: 10’s, 30’s, 40’s, 60‘s und 90’s sind Laufspielzüge, 80’s Trickspielzüge. Dazu kommen dann noch speziellere Anweisungen wie bspw. Scat (freier Release ohne Blocking Aufgaben), Hot (bei einem Outside Linebacker Blitz läuft der Runningback/Tight End dorthin, wo der OLB beim Snap war), Rip/Liz (hat nichts mit Match Coverage zu tun) etc. Hier erstmal eine grobe Übersicht, was überhaupt was bedeutet. Jede einzelne, mögliche Protection durchzugehen, wäre natürlich zu langatmig.

    20’s sind Split Protections. Das heißt, dass potentielle, zusätzliche Block-Aufgaben den Runningbacks zufallen. Der Tight End hat einen Free Release.
    50’s sind im Grunde genommen 20’s mit einer Rip/Liz Protection. Das bedeutet, dass die Runningbacks, je nach genauer Protection, einen Check-Release mit einem Double-Read machen (viele Worte für eine simple Aufgabe): Der Runningback liest die Linebacker auf seiner Seite (vom Inside Linebacker zum Outside Linebacker). Blitzt einer, blockt der Runningback ihn. Blitzen beide, blockt der Runningback den Inside Linebacker. Blitzt keiner, läuft der Runningback seine Route.
    70’s sind Weak Flow Protections. Hier gelten folgende Grundregel: Beide Runningbacks orientieren sich zur Weak Side. Der Tight End check-released (Fokus auf den Outside Linebacker), der Weak Side Back (in der Beispiel-Aufstellung oben, der Weak I-Formation, ist es der Fullback) hat einen Free Release, der Strong Side Back einen Check-Release (ILB to OLB).
    2-3 Jet ist die „Standard Protection“ der WCO. 2-3 Jets ist immer eine Six Man Slide Protection, das heißt, das heißt, dass ein Runningback blockt, während der andere eine Route läuft. Was eine Slide Protection ist, wird beim Thema Pass Protection allgemein noch aufgegriffen, ist jetzt gerade auch nicht allzu relevant.

    An diesen verschiedenen Protection Calls sieht man auch, warum Walsh vor allem das 21-Personnel spielen ließ.

    Der nächste Aspekt ist der Drop des Quarterbacks. Dass dieser vor allem Under Center spielt, hat zwei Gründe: der erste wäre, dass so das Play Action ermöglicht wird. Der andere, wichtigere Grund ist das Timing. Bei jedem Spielzug wird der Drop des Quarterbacks festgelegt (3 Schritte, 5 Schritte, 7 Schritte). In der Regel sind die Routen der Receiver so geplant, dass am Ende des Drops der Ball vom Quarterback geworfen werden soll.

    Walsh war mit der WCO außerdem Pionier der Pre-Snap Movements. Das ganze passierte quasi aus Versehen: Bei einem Spiel der Bengals gegen die Raiders stellte sich ein Receiver der Bengals auf der falschen Seite auf. Als er dies korrigierte und zur anderen Seite lief, brach das totale Chaos in der Defense der Raiders aus. Dies implementierte Walsh dann später in seine Offense, um durch diese Movements einerseits die Defense zu verwirren und andererseits auch die Defense zu lesen: bei fester Man Coverage folgt der Verteidiger bspw. seinem Gegenspieler, bei einer Zone Coverage eher nicht.

    Zu guter Letzt noch ein Beispiel, wie ein Play Call in der WCO aussehen können:

    https://imgur.com/a/v68yws1

    Dieser Spielzug hätte beispielsweise einen Namen wie Brown Right F-Short Jet-2 Flanker Drive:

    Brown Right F-Short ist die Aufstellung (Brown Right) mit dem Fullback hinter dem Quarterback (F-Short) und dem Halfback offset.

    Jet-2 ist die Protection

    Flanker Drive das Passkonzept. Das Drive Concept ist eine Routenkombination mit einer flachen und einer tiefen In-Route. Flanker ist der Name des Y-Receivers; das heißt hier, dass der Y-Receiver der Hauptread des Quarterbacks ist. Der X-Receiver läuft eine einfache Go-Route, hauptsächlich, um den Cornerback und idealerweise den Safety zu binden.
    Geändert von Stiff Little Finger (17.02.2021 um 14:50 Uhr)

  4. #49
    Avatar von LuCa
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    Wie kommt es eigentlich, dass du da so tief drin steckst?

  5. #50
    Stiff Little Finger
    Gast
    Hab mit 14 angefangen zu spielen, später dann an der Uni weitergespielt und helfe jetzt seit ein paar Jahren einem Kumpel, der so ein bisschen bei meinem alten Verein coacht.

  6. #51
    Avatar von LuCa
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    Zitat Zitat von Stiff Little Finger Beitrag anzeigen
    Hab mit 14 angefangen zu spielen, später dann an der Uni weitergespielt und helfe jetzt seit ein paar Jahren einem Kumpel, der so ein bisschen bei meinem alten Verein coacht.

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