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Thema: American Football - Taktiken, Schemes, Fragen etc.

  1. #16
    Avatar von Die Nase
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  2. #17
    Stiff Little Finger
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    Moin,

    nachdem ich ja neulich ein paar Worte zu Man Coverages verloren habe, wollte ich jetzt mal mit den Zone Coverages starten. Beginnend mit Cover 2 bzw. Tampa 2 schreibe ich jeweils einen Beitrag für die verschiedenen Zone Coverages anstatt es wie bei den Man Coverages zusammenzufassen. Zuerst fange ich mit dem Base Tampa 2 an, Anpassungen wie Red 2 oder Green 2 kommen dann später nochmal.


    Tampa 2

    Die Tampa 2 Defense ist eine Modifizierung der ursprünglichen Cover 2 Defense und heutzutage das standardmäßig gespielte Cover 2 Konzept. Im standardmäßigen Tampa 2 gibt es sieben Zonen (zwei tiefe Zonen, fünf mittlere Zonen) mit einem Vier-Mann-Pass Rush. Ein starker Pass Rush ist essenziell für den Erfolg der Tampa 2 Defense, da ansonsten die Seams und Holes von der Offense gefunden werden. Wichtig ist außerdem ist eine ausgeprägte Athletik des MLB, der, wenn er den Lauf geklärt hat, sowohl die Hole Zone als auch die tiefe Seam zwischen den beiden Zonen der Safeties verteidigen muss.
    Das Tampa 2 ist eine eher softe Defense, die vorrangig die Offense „vor sich“ halten und Big Plays verhindern soll. Da die Augen der Defender nach vorne gerichtet sind, eignet sich das Tampa 2 gut gegen laufstarke Quarterbacks, da bei einem Scramble die gesamte Defense darauf reagieren kann (im Gegensatz zu Man Coverages, bei denen die Defender ihre Augen auf ihren Receiver haben). Bei Bedarf kann ein Spy für extrem mobiel QBs abgestellt werden, das ist dann i. d. R. der Will oder manchmal auch der Sam. Blitzen ist ebenfalls möglich, aber sehr riskant, da die frei werdende Zone attackiert werden kann, gerade, wenn der Blitz vom Quarterback Pre-Snap erkannt wird. Deshalb sollten Blitzes nur sehr dosiert oder zur Unterstützung eines schlechten Pass Rushes eingesetzt werden.

    Das standardmäßige Tampa 2 sieht so aus:

    Tampa 2 aus der 4-3 Base Defense

    Zur Aufgabenverteilung:

    Defensive Line: Die Defensive Line ist der Base Tampa 2 alleinig für den Pass Rush zuständig. Wie bei jeder Zone Defense ist es wichtig, dass der Pass Rush den Quarterback schnell unter Druck setzt, selbst, wenn kein Sack erfolgt. Desweiteren sollte die Defensive Line diszipliniert ihre Rush Lanes und ihre Gaps halten.

    Outside Linebacker: Die Outside Linebacker verteidigen die Hook/Curl Zones und müssen in erster Linie kurze Routen der Tight Ends oder Texas Routes der Runningbacks verteidigen. Außerdem sollten sie in der Position sein, Slants oder In- und Dig-Routes der Wide Receiver jumpen zu können.

    Middle Linebacker: Der Middle Linebacker muss zuerst einen potentiellen Laufspielzug clearen, bevor er zunächst die Hole Zone und danach die Seam zwischen den beiden tiefen Zonen der Safeties verteidigt. Er öffnet zunächst seine Hüfte in Richtung Strongside, um flexibler auf vertikale Routen der Tight Ends reagieren zu können. Gleichzeit muss er athletisch genug sein, seine Position sofort zur Weakside öffnen zu können, wenn er einen Pass in diese Richtung liest.

    Cornerbacks: Die Cornerbacks spielen Press Coverage in Outside Leverage. Im Gegensatz zum Cover 2 Man sollen sie einen Inside Release der Wide Receiver forcieren*, um sie einerseits in die dort lauernden Linebacker zu zwingen und um andererseits die Safeties nicht zu weit auseinander zu ziehen. Dazu spielen sie aus der Press Coverage eine sogenannte Jam & Sink Technik; das heißt, aus der Press Coverage heraus „jammen“ oder „bumpen“ sie den Wide Receiver, um seinen Release zu erschweren und ihn in die Mitte zu rerouten. Danach lassen sie sich in ihre Zone fallen („sinken“). Ihre Hauptaufgabe ist es, die Safeties gegen 7- (Post-) oder 9- (Go-) Routes zu unterstützen. Außerdem müssen sie die Flats verteidigen bzw. den Raumgewinn durch Pässe in die Flats minimieren. In der Laufverteidigung spielen sie die Edge und sollen den äußersten Blocker okkupieren.
    *dieser Unterschied in der Leverage ist für den Quarterback der entscheidende Read, um Cover 2 Man von einer Cover 2 Zone Defense zu unterscheiden.

    Safeties: Die Safeties sind für die beiden tiefen Hälften verantwortlich. Dazu lesen sie den Release des #1 Receivers ihrer Seite (der #1 Receiver bedeutet hier der äußerste Receiver, gezählt wird von außen nach innen). Bei einem Laufspiel füllen sie die Lücke zwischen CB und DE. Lesen sie einen Pass sichern sie zunächst die Innenseite ihrer Zone und arbeiten sich bei Bedarf (Post-Routes, Go-Routes bei geglücktem Outside Release der Receiver) nach außen weiter.


    Tampa 2 gegen Slot Formations

    Im Gegensatz zu Man Coverages wie bspw. Cover 1 bewegen sich die Cornerbacks bei Motions nicht mit ihren Wide Receivern mit. Für Slot Formations bedeutet dies, dass der CB auf der Closed Side bleibt und der Slot Receiver auf den ersten Blick ungedeckt ist. Da er zunächst keinen direkten Gegenspieler hat, wird der CB dort zum primären Edge-Defender. Spielt die Defense in nicht offensichtlichen Pass-Situationen Tampa 2 heißt das, dass der CB im Zweifel gegnerische Fullbacks oder pullende Guards als Gegenspieler hat und sicher tacklen können muss. Bei einem Passspiel verteidigt er vor allem 7-Routes und die Flats.

    Der Strong Safety spielt anders als der FS nicht ganz so tief und auf der Innenschulter des Tight Ends. Gegen den Lauf schließt er das C-Gap. Er spielt seine Zone aufgrund des fehlenden Receivers auf seiner Seite sehr eng und mittig.

    Tampa 2 vs. Slot in der 4-3 Base Defense


    Entscheidet man sich, aus dem Tampa 2 heraus zu blitzen, sind es vor allem Linebacker Blitzes (oder auch Dog Blitzes genannt). Möglich sind theoretisch auch CB Blitzes, allerdings werden diese in der Praxis recht selten angewandt. Da Blitzes aus dem Tampa 2 nur rudimentär eingesetzt werden, bringe ich auch mal nur ein Beispiel für ein Tampa 2 Fire Zone Blitz:

    4-3 Base Tampa 2 Will Dog

    Es können natürlich auch der Sam oder seltener der Mike oder auch mehrere Linebacker (Red Dog) blitzen.

  3. #18
    Stiff Little Finger
    Gast
    Cover 3


    Die Cover 3 Defense ist neben der Cover 2 die häufigste Zone Defense. Es ist auf jedem Niveau, von High School bis zur NFL, eine absolute Standard Defense. Sie ist extrem flexibel und nicht nur in der Passverteidigung sehr stark, sondern auch im Spiel gegen den Lauf. In der standardmäßigen Cover 3 Defense werden die tiefen Zonen von dem Free Safety und zwei Cornerbacks gespielt, sodass der Strong Safety in die Box „cheatet“ und so in der Base Defense eine 8 Man Box kreiert. Im Vergleich zu anderen Zone Defenses wird aus dem Cover 3 häufiger geblitzt; durch die 8 Man Box ist es für den Quarterback schwerer vorherzusehen, welcher Spieler den Pass Rush unterstützt.

    Die Aufstellung und die Zonen im Cover 3 Sky (standardmäßiges Cover 3) sehen so aus:

    Cover 3 Sky aus der 4-3 Base Defense

    Es gibt insgesamt 7 Zonen: 3 tiefe Zonen und 4 mittlere (jeweils Curl/Flat und die Hook-Zones). Der Free Safety steht als einziger Spieler tief, der Strong Safety cheatet in die Box. Die Cornerbacks können sowohl Off- als auch Press-Coverage spielen.


    Zur Aufgabenverteilung:

    Defensive Line: Wie in jeder Zone Defense müssen sie viel Druck auf den Quarterback machen bevor dieser die Löcher in der Defense findet. Obwohl sie öfter als bei anderen Zone Defenses von Blitzern unterstützt werden, sind sie in den meisten Fällen alleine für den Pass Rush zuständig.

    Outside Linebacker: Die Outside Linebacker haben unterschiedliche Rollen in der Passverteidigung: der Will spielt auf der Open Side die Curl/Flat Zone, die der Cornerback verlässt. Dementsprechend ist es wichtig, dass der Will athletisch genug ist, rechtzeitig seine Zone zu erreichen und dort Wide Receiver containen zu können. Der Sam spielt die Hook-Zone auf der Closed Side und ist dementsprechend dafür zuständig, kurze Route in die Mitte (i. d. R. durch Tight Ends, Runningbacks) zu verteidigen und ggf. Slants, In- oder Dig-Routes zu jumpen. In der Run Defense spielen sie je nach Front die freien Gaps zwischen DT/N und DE.

    Middle Linebacker: Der Middle Linebacker spielt die Hook Zone zur Open Side. Seine Aufgabe in der Pass Defense ist grundsätzlich die gleiche wie die des Sams. In der Run Defense spielt er das A-Gap, das nicht vom N gespielt wird.

    Cornerbacks: Die Cornerbacks sind für die beiden äußeren tiefen Zonen verantwortlich. Sie spielen entweder Off- oder Press-Coverage, meistens aber Coverage-unabhängig eine bail-technique; d. h. sie haben ihren Körper zur Mitte des Felder geöffnet und sprinten in dieser Position in ihre Zone. Sie verteidigen vertikale Route der Wide Receiver und sollen diese bei tiefen Routen in die Mitte und damit zum Free Safety leiten.

    Safeties: Der Free Safety spielt die tiefe mittlere Zone ähnlich wie im Cover 1. Er startet relativ tief und muss einen guten Winkel (idealerweise 45°) zu eventuellen Post-Routes haben. Gleichzeitig muss seine Range groß genug sein, um zur Not den Cornerbacks gegen Go-Routes Unterstützung geben zu können. Der Strong Safety cheatet in die Box und spielt von dort die Clur/Flat Zone zur Closed Side. Gegen den Lauf ist er der Edge Defender.


    Weitere Variationen:

    Die einfachste Variation des Cover 3 Sky ist das Cover 3 Weak. Hier tauschen die beiden Safeties ihre Responsibilities:

    Cover 3 Weak aus der 4-3 Base Defense

    Entsprechend rotieren die Linebacker ihre Responsibilities in Richtung der Closed Side.

    Diese beiden Standardformen können auch aus einer Cover 2 Shell heraus gespielt werden, um die tatsächliche Coverage zu disguisen:

    Cover 3 Sky in der Cover 2 Shell aus der 4-3 Base Defense

    Cover 3 Weak in der Cover 2 Shell aus der 4-3 Base Defense


    Je nach Situation können die Responsibilities weiter getauscht werden. Hat der Gegner beispielsweise einen extrem dominanten Z-Receiver aufgestellt, kann man das sogenannte Cover 3 Cloud spielen, mit dem man diesen Receiver im Endeffekt in Double Coverage nimmt:

    Cover 3 Cloud aus der 4-3 Defense

    Hier tauschen der Strong Safety und der Cornerback auf der Closed Side ihre Responsibilities. Dies nimmt den Z-Receiver bei tiefen Routen im Endeffekt in Bracket Coverage; da der Cornerback den Receiver aus der Curl/Flat Zone heraus verteidigt und der zweite Verteidiger gegen den Receiver der Strong Safety ist, muss der Free Safety hier nicht wie im Cover 3 Sky die Außenseite zusätzlich verteidigen und kann weiter die Mitte des Spielfelds verteidigen. Dies lässt natürlich die Curl/Flat Zone zur Closed Side offen, sodass ggf. der Sam darauf reagieren muss.

    Bei Subpackages ist diese Coverage extrem häufig. In der Nickeldefense übernimmt der Nickelback die tiefe Zone zur Open Side und der Cornerback dort bleibt wie der Cornerback zur Closed Side in der Curl/Flat Zone:

    Cover 33 Double Cloud aus der 4-2 Nickeldefense

    Bei Long Yardage Situationen spielen viele Defenses das sog. Cover 3 Buzz: Hier spielt der Strong Safety aus der Cover 2 Shell die Hook-Zone, um schnelle Curl-Routes oder Slants sofort abfangen zu können. Der Sam rotiert in die Curl/Flat Zone zur Closed Side:

    Cover 3 Buzz aus der 4-3 Base Defense

  4. #19
    Avatar von diamondstar
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    Geiler Thread! Vor dem Super Bowl werd ich mir das in Gänze reinziehen.
    Eines interessiert mich als Football-Noob aber besonders: Wieso wird nur vom Quarterback gepasst? Rugby funktioniert ja meines Wissens ähnlich (man darf nur nach hinten passen), aber Rugby hab ich so in Erinnerung, dass die Spieler immer quergepasst haben. Im Football hab ich das noch nie gesehen.
    Ole's at the wheel

  5. #20
    Avatar von werder_rulez
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    Zitat Zitat von diamondstar Beitrag anzeigen
    Geiler Thread! Vor dem Super Bowl werd ich mir das in Gänze reinziehen.
    Eines interessiert mich als Football-Noob aber besonders: Wieso wird nur vom Quarterback gepasst? Rugby funktioniert ja meines Wissens ähnlich (man darf nur nach hinten passen), aber Rugby hab ich so in Erinnerung, dass die Spieler immer quergepasst haben. Im Football hab ich das noch nie gesehen.
    im rugby darf man, genauso wie im football den ball so oft wie man will, nach "hinten" passen - beim football darf man zusätzlich den ball 1x nach vorne passen. das darf nicht nur der quarterback und ist auch nicht immer nur der fall, auch wenn es die regel ist. aber der quarterback ist eben der Field-general, der den ball am besten werfen kann und das ist neben dem lesen der defensive auch die kernkompetenz von einem quarterback.

    hier ein beispiel - erst ein Rückpass und dann ein vorwärtspass
    Geändert von werder_rulez (27.01.2020 um 18:03 Uhr)

  6. #21
    Stiff Little Finger
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    Zitat Zitat von diamondstar Beitrag anzeigen
    Geiler Thread! Vor dem Super Bowl werd ich mir das in Gänze reinziehen.
    Eines interessiert mich als Football-Noob aber besonders: Wieso wird nur vom Quarterback gepasst? Rugby funktioniert ja meines Wissens ähnlich (man darf nur nach hinten passen), aber Rugby hab ich so in Erinnerung, dass die Spieler immer quergepasst haben. Im Football hab ich das noch nie gesehen.
    Sowohl für Trickspielzüge, in denen andere Spieler als der QB den Ball passen als auch für Laterals (Querpässe) gilt das oberste Gebot der NFL: Turnover (Ballverluste) vermeiden. Trickspielzüge klappen nur, weil sie das Überraschungsmoment haben und die Defense auf dem falschen Fuß erwischen. In der NFL gibt es i.d.R. extrem enge Deckungen und nur kleine Fenster, in die der Ball platziert werden kann; einen Football in diese Fenster zu werfen, ist extrem schwierig und die meisten Nicht-QBs haben einfach eine zu geringe Wahrscheinlichkeit diese zu treffen. Die Gefahr einer Interception ist zu hoch.

    Bzgl. Laterals ist auch hier die Gefahr eines Turnovers zu hoch, da Quer- und Rückwärtspässe als Fumbles gewertet werden. Kommt ein Vorwärtspass nicht an, ist das einfach eine Incompletion; kommt ein Lateral nicht an, hat die andere Mannschaft genauso ein Recht auf den Ball wie du. Daher sieht man Laterals nur in Verzweiflungssituationen (such mal nach "Music City Miracle" oder "Miami Miracle").

    Tl;dr: Risk > reward
    Geändert von Stiff Little Finger (27.01.2020 um 18:38 Uhr)

  7. #22
    Avatar von diamondstar
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    Okay, ergibt Sinn - danke Leute!
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  8. #23
    Stiff Little Finger
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    Moin!

    Nachdem ich ja bisher nur die Defense angekratzt habe, wollte ich in nächster Zeit ein bisschen mehr über die Offense schreiben. Da ich selber von der defensiven Seite komme, bin ich natürlich eher dort im Thema drin, aber einige grundlegende Dinge kann ich auch über die Offense sagen. Anfangen wollte ich einfach mal mit einem von unzähligen Pass-Konzepten. Im Grunde genommen ist ein Pass-Konzept vor allem eine bestimmte Routen-Kombination: durch die Besetzung verschiedener Zonen auf dem Feld will man bestimmte Matchups provozieren oder Freiräume erschaffen.

    Das erste Konzept, über das ich schreiben möchte, ist das sog. Stick Concept:

    Das Stick Concept ist eines der simpelsten Pass-Konzepte im American Football. Die Grundversion ist eine 3-Mann-Kombination mit einer Stick-Route, einer vertikalen und einer horizontalen Dimension. Die Grundversion kann natürlich abgewandelt werden, um auf bestimmte Situationen reagieren zu können. Theoretisch gibt es zahllose Versionen; ich greife hier die populärsten mit auf.

    Die grundlegende Variante sieht so aus:

    Stick mit drei Wide Receivern auf einer Seite

    Hier wird das Stick Concept aus einer Aufstellung mit drei Receivern gespielt:
    Der A-Receiver läuft die Stick-Route; d. h., er liest die Defense und läuft dann eine kurze Curl-Route oder geht in die Flats, je nach seinem Read.
    Der B-Receiver läuft die Flat-Route.
    Der Z-Receiver läuft eine Go-Route.
    Der Read für den Quarterback ist dabei der Flat-Defender. Dieser muss sich entweder für den A- oder den B-Receiver entscheiden. Der Quarterback muss sehen, für wen der Flat-Defender sich entscheidet und dann den anderen Receiver anspielen.

    Das wichtigste für das Stick Concept ist die Routenkombination; diese kann aus vielen verschiedenen Aufstellungen gespielt werden. Bspw. kann das Konzept auch aus einer Formation mit zwei Receivern gespielt werden, dann übernimmt z. B. ein Runningback eine der Routen:

    Stick mit zwei Receivern und einem Runningback

    Hier läuft der Runningback die Flat-Route, alles andere bleibt gleich.

    Wie bei vielen Konzepten gilt es meistens, zunächst die „Grundversion“ zu etablieren, damit die gegnerische Defense darauf reagiert. Bspw. kann ein gegnerischer Linebacker zur Seite des Stick-Concepts shiften, um dem dortigen Flat-Defender zu helfen. Passiert das, bringt die Offense häufig mit dem sog. „Lookie“-Adjustment eine weitere Dimension in das Konzept:

    Stick "Lookie"

    Das Konzept an sich bleibt gleich, der A-Receiver (der Slot-Receiver auf der gegenüberliegenden Seite) bekommt aber die sog. „Lookie“-Responsibility; das bedeutet, dass er zusätzlich zu seiner Route (hier im Beispiel eine Post-Route, der dünne schwarze Pfeil) die Mitte der gegnerischen Defense lesen muss. Shiftet der dortige Linebacker in Richtung der Stick-Seite, so muss er anstelle seiner ursprünglichen Route schnell in das entstandene Loch laufen (der fette Pfeil in der Grafik), um die Adjustments der Defense auszunutzen.

    Eine weitere Möglichkeit, Adjustments der Defense auszunutzen, ist das sog. Stick Nod. Auch hier nutzt die Offense es aus, wenn die Defense auf das „normale“ Stick-Concept overcommitted:

    Stick Nod

    Hier passen der A- und der B-Receiver ihre Routen an:
    Der A-Receiver täuscht erst die Stick-Route an, macht dann aber einen Double Move in Richtung Mitte des Feldes und geht tief.
    Der B-Receiver täuscht seinerseits eine Flat-Route an, um sich dann um 180° zu drehen und eine In-Route zu laufen.

    Die letzte Variation des Stick-Concepts, die ich beschreibe, ist das Double-Stick. Hier wird auf die vertikale Komponente verzichtet, um auf beiden Seiten der Formation das Stick-Concept anwenden zu können:

    Double Stick

    Hier liest der Quarterback die Flat-Defender auf beiden Seiten, um dann den Receiver anzuspielen, der potentiell die meisten YAC („Yards after Catch“) machen kann.

    Wie man sieht sind einige Varianten dieses Konzepts oft davon abhängig, ob die Grundversion etabliert werden kann. Aus diesem Grund sieht man Offenses häufig einen Spielzug wiederholen, auch wenn dieser nicht 100%ig klappt; der Sinn dahinter ist dann weniger, mit diesem einen Spielzug viele Yards zu machen, sondern die Defense in eine Position zu locken, aus der die Offense dann mithilfe der Variationen dieses Spielzugs zuschlagen kann.

  9. #24
    Avatar von KrisIbi
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    Mega cool! Besten Dank @Stiff

    Mag das stick concept sehr, da es eigentlich echt "easy" aussieht und wenn der Pass ankommt die offense mit relativ wenig Einsatz im idealen Fall sehr weit kommt!
    "You can count on three things in life: death, taxes and Jake Moody."
    - Jim Harbaugh

  10. #25
    Stiff Little Finger
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    Das Dagger-Concept

    Das Dagger-Concept ist ein weiteres sehr beliebtes und weit verbreitetes Drei-Routen-Concept in der NFL. Aufs grundlegendste heruntergebrochen hat das Dagger-Concept eine ähnliche Funktionsweise wie das bereits besprochene Stick-Concept: Eine Route soll so viele Defender wie möglich bzw. ganz bestimmte Defender binden, um dann dem Quarterback einen einfachen Read für die anderen beiden Routen zu geben. Die verwendeten Routen und die „angegriffenen“ Defender bzw. Zonen unterscheiden sich dabei aber vom Stick-Concept: Während dort vor allem der Flat-Defender bzw. die Flat-Zone angegriffen wird, wird beim Dagger-Concept die Mitte des Feldes bzw. der Mike Linebacker attackiert. Die Grundvariante des Dagger-Concepts sieht so aus:

    Dagger-Concept

    Der Y-Receiver (Slot-Receiver) läuft eine Go-Route. Er soll vor allem die Defense manipulieren: bei Defenses mit einem tiefen Safety (Cover 1, Cover 3) soll er neben seinem Man-Defender (Cover 1) auch den Safety binden. Gegen Defenses mit zwei tiefen Safeties (Cover 2, Cover 4) soll den „Playside Safety“ binden (gegen Tampa 2 noch zusätzlich den Mike Linebacker). Der Playside Safety ist derjenige der beiden Safeties, der auf der anzuspielenden Seite spielt.
    Der A-Receiver (kann prinzipiell auch der X-Receiver oder ein anderer der Playside gegenüber aufgestellten Receiver sein) läuft eine Drag-Route, er ergänzt die Dig-Route des Z-Receivers. Daraus ergibt sich ein simpler Hi-Lo Read für den Quarterback (Hi-Lo = eine kurze und eine tiefe In-Route, vereinfacht gesagt); in den meisten Fällen muss der Quarterback dabei den Mike Linebacker lesen. Idealerweise dehnt die Drag-Route die Defense genug, um dahinter die Dig-Route zu öffnen.

    Eine beliebte Variante ist, das Dagger-Concept aus einer Trips Formation (drei Receiver auf einer Seite) heraus zu spielen: Die Drag-Route wird dabei meist zu einer einfach Out-Route in die Flats abgeändert; die horizontale Dehnung der Defense und der Read (Mike Linebacker) ändern sich dabei nicht:

    Trips Dagger Out

    Wie bei allen Pass-Konzepten können alle möglichen Sachen angepasst werden; die grundlegende Idee ist einfach, das die Defense horizontal und vertikal zu dehnen und den Mike Linebacker zu attackieren.

  11. #26
    Stiff Little Finger
    Gast
    Moin,

    um den Thread mal wieder aufzufrischen, hätte ich ein paar Ideen, über welche Themen ich schreiben könnte. Um mir die Finger nicht umsonst wund zu schreiben, wären meine Fragen, ob überhaupt Interesse besteht und falls ja, zu welchen Themen. Meine Ideen wären:

    Allgemein

    Match Coverage (von der „Erfindung“ durch Belichick & Saban bei den Browns bis zum Super Bowl 54, in dem die Chiefs mit dem berühmten Spielzug „2-3 Jet Chip Wasp“ genau diese Coverage der 49ers ausgenutzt haben)
    Run Blocking (Zone & Man)
    Pass Protection

    Team- / Spielspezifisch

    Super Bowl 55 (warum die Chiefs keinen Touchdown erzielten und warum Brady praktisch zum Sieg cruisen konnte)
    Super Bowl 53 (vor allem natürlich, wie Belichick die nicht ganz so schlechte Offense der Rams bei 3 Punkten hält)
    Generell ein bisschen zu Philosophien verschiedener Coaches (je nach Interesse)
    Aufdröseln einzelner Plays (bspw. warum die Seahawks den Ball im SB49 nicht gelaufen sind und warum das der richtige Call war, ansonsten auch nach Interesse)

  12. #27
    Avatar von werder_rulez
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    Stiff, schreib dir die Finger wund - alles ist interessant.
    Ich würde ja cool finden, wenn du zu jedem Team/Coach eine kleine Einordnung zu den am häufigsten/beliebtesten Schemes machen könntest.

  13. #28
    Avatar von genau_so
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    von mir aus auch, lese das auch immer gerne!

  14. #29
    Avatar von Wense
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    Dito. Hau einfach raus. Was dir am leichtesten fällt, worauf du am meisten Bock hast.
    Bappsack (m/w/d)
    Done.

  15. #30
    Avatar von Die Nase
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    Keine Ahnung ob es machbar ist aber was auch cool wäre wenn du eine Einschätzung zu den neuen HC/OC/DC der Liga geben könntest. Also was sich evtl unter den neuen Trainern gerade in den Grundausrichtungen ändern könnte (hier favorisiere ich natürlich eine Einschätzung zu den Eagles )Ansonsten schließe ich mich meinen Vorschreibern an. Schreib worauf du Bock hast ich finde es auch immer interessant.
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