finde die diskussion schwierig zu führen, weil hier zu viel versucht wird zusammenzufassen. kleinstädte in der eher dünn besiedelten norddeutschen fläche haben ganz andere voraussetzungen und probleme als im sich langsam entvölkernden ostdeutschland oder im dicht besiedelten aber sehr ländlichen südwesten, zudem spielt die nähe zur nächsten groß-/schwarmstadt eine enorme rolle. wie soll mann zb walldorf, emden und wurzen vergleichen, sowohl wirtschaftlich als auch bezogen auf perspektive und somit zu-/wegzug komplett andere voraussetzungen.
Geändert von cluseau (01.12.2019 um 14:18 Uhr)
tiefbegabt
Schwierig...
Während die Jungen nämlich wegziehen, bleiben idR die Alten zurück. Diese machen, vor allem natürlich durch den grundsätzlichen demografischen Trend bedingt, einen immer größeren Anteil an der (Kleinstadt-)Bevölkerung aus. Hier muss man denke ich sehr delikat vorgehen, um nicht am Bedarf vorbei zu planen und agieren.
@Dr. Robotnik
Ich kriege euch noch alle!
Buongiorno Dio, lo sai che ci sono anch'io!
Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen: Bin ich, ist er nicht. - Ist er, bin ich nicht.
Fight like a titleholder, stand like a champion, live like a warrior - and never let'em break you down!
Siegen heißt verlieren
Aber dort hat sich dank der Aufwertung der Uni und Umstrukturierung des Stadtkerns tatsächlich in den letzten Jahren ein bisschen was zum Positiven geändert...
Allerdings auch ein Paradebeispiel für grandioses Versagen des ÖPNV in Kleinstädten...
Und da wir in einem fussballforum sind soll auch die Historie des Frauenfußballs in Siegen nicht unerwähnt bleiben
Ich dachte immer, dass viele aus den Kleinstädten wegziehen, weil es eben nicht genügend gute Jobs dort gibt oder eben, weil keine geeigneten Hochschulen in der Nähe sind...
Wenn die Grundvoraussetzungen gegeben sind: gute Infrastruktur, gute Anbindung, gutes Netz, dann ergibt sich der Rest doch von ganz allein. Dann sähe ich kaum gute Gründe, die Kleinstadt zu verlassen.
Ich denke die Digitalisierung hat das Kleinstadt Leben schon aufgewertet und wird es auch weiter tun. Für die meisten Menschen in der Großstadt macht es doch meiner Einschätzung nach fast keinen Unterschied ob sie in der Kleinstadt leben würden, weil sie ein Alltagsleben führen: Arbeit, freunde, mediale Unterhaltung. Und dann am Wochenende feiern, aber das können viele ja eigentlich auch aus einer Kleinstadt heraus machen.
Wie vielen Leuten ist due gastronomische Qualität denn wirklich so wichtig und das regelmäßig? Ich glaube das ist eine Illusion, das man das in der Großstadt so viel öfter macht, nach einer Zeit des auslebens, weil die Zwänge des Lebens es einem auch gar nicht so gut erlauben. Ich denke es ist sehr stark ein psychologischer Faktor und ein sich selbst verstärkender Effekt. Wenn viele coole Leute in der Kleinstadt geblieben wären, dann könnte ich es dort auch aushalten. Aber es ziehen eben die meisten interessanten Personen Weg, da bleiben oft eher auf Sicherheit und Tradition bauende Familienmenschen, die innerhalb ihrer Familie ihr Glück suchen, nicht im Aufbau einer interessanten Kultur. Man merkt den Unterschied zum Beispiel im Wendland. Da wohnen ganz andere Leute als in der emsländischen Einöde.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass das angesichts der Immobilienpreise auch Mal wieder anders werden kann. Dafür braucht es v.a. eine radikale Verbesserung des ÖPNV, und hier könnte man durch digitale Möglichkeiten auch etwas verbessern, wenn es zum Beispiel bei autonomen Fahrzeugen eine Durchsetzung gibt. Also so in 10+ Jahren vielleicht. Das betrifft aber dann, wie cluseau richtig differenziert v.a. Gebiete die noch eine gewisse Nähe zu einem Oberzentrum haben. Das Emsland muss aufgegeben werden.
Der Großstadt Aspekt verliert mit zunehmendem Alter aber seinen Reiz. Das vergessen einige hier. Digitalisierung? Freunde ? Kneipen? Work Life Balance in der Provinz? Nach ner Woche arbeiten will zumindest ich eigentlich nur noch Ruhe anstatt Asi Action im 1/4 oder ähnliches. ÖPNV ist zumindest in Bremen keine Option, die vielzitierten " Fachärzte" welche es aufm Land nicht gibt haben leider keine Zeit, insofern wumpe. Was zählt ist glaube ich sich die eigenen Lebensumstände und vier Wände optimal einzurichten. Das geht mMn aufm Land genauso gut wie in der Stadt.
Слава Украине
Da das Stichwort ja schon gefallen ist: der größte Einzelfaktor für den Run auf die Großstädte ist die Akademisierung. Heute studiert jeder 2., 2005 nur jeder 3., davor noch wesentlich weniger. Wer einmal weg ist, kommt in der Regel nicht wieder.
Ansonsten würden mich persönlich keine 10 Pferde zurück in die Provinz bekommen.
Genau in den Interessen liegt doch der Unterschied. Du suchst Ruhe und willst nach der Arbeit abschalten. Ich möchte Spaß, lecker Essen gehen, was trinken, in die Kletterhalle, zum Sport, ins Kino, das Leben beschränkt sich doch nicht aufs Wochenende. Alles innerhalb kürzester Zeit machbar. In meiner Stadt sind mittlerweile über 50% Ein-Personen-Haushalte gemeldet. Diese Leute gehen raus. Auch montags oder dienstags sind sowohl in der Innenstadt als auch in den Stadtteilen die guten Kneipen und Restaurants rappelvoll und das sind mitnichten alles Studenten. Denen fehlt ja häufig das Geld. Das sind gerade Personen 40-70, die dort abends in heiterer Runde sitzen. Ich genieße es beispielsweise mal eben nach der Arbeit spontan mit Freunden auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, vielleicht bin ich dann um 20 Uhr zu Haus, vielleicht geht's noch in irgendwelche Läden, dann wirds auch auf einem Mittwoch mal 1 Uhr. Konzerte, Poetry Slams, all das auch unter der Woche problemlos machbar. Diese Freiheit liebe ich und die hätte ich in der Kleinstadt so nicht. Dazu kommt dann noch, dass man bei Feiern einen Fahrer bräuchte und abhängig ist oder eben nochmal 50€ fürs Taxi hinlegt ( da die Miete ja günstiger ist, rechnet sich das vielleicht sogar ). Hätte ich aber halt keinen Bock drauf.
Ich denke, in den Kleinstädten haben schon die Familien die Oberhand, abends Weggehen mit Kindern wird in der Woche wohl kein Thema sein und auch am Wochenende nicht regelmäßig stattfinden. Da trifft man sich eben noch eher daheim mit Freunden und ggfs Kindern, im Partykeller oder im Vereinsheim. Entsprechend muss man dort anders entwickeln, was von Interesse ist. Sport- und Musikangebote, Feuerwehr, Jugendräume, die Natur nutzen usw. Diese Art von Angeboten ist im Ländlichen vermutlich sehr viel gefragter als 5 neue Kneipen und 6 Restaurants, würde mir persönlich aber nicht gefallen.
Zur Ausgangsfrage, ich stell es mir einfach wenig rentabel vor, das Angebot darüberhinaus mangels Masse zu erweitern. Auch bei Gemeinschaftsprojekten von Bürgern für Bürger muss ja irgendwie erstmal ein "Markt" da sein, wenn es über ein jährliches Event hinausgehen soll.
Geändert von uli's Fuß (01.12.2019 um 17:23 Uhr)
Ich habe mal ernsthaft in Erwägung gezogen, nach Verden zu ziehen, weil ich es da ganz nett finde und man mit dem Zug einfach und schnell nach Bremen kommt.
{Meta Male}
„Der Mensch braucht wenig und auch das nicht lange.“ - Edward Young (1683-1765)
„Das Wort verwundet leichter, als es heilt.“ -J. W. v. Goethe (1749-1832)
Ich habe selbst nie in einer wirklichen Kleinstadt gelebt (das erwähnte Siegen ist wohl schon zu groß um so bezeichnet zu werden), als dass ich das wirklich bewerten könnte, aber ich war jahrelang beruflich in der ganzen Republik unterwegs und da fallen mir spontan Städte wie Schleswig, Itzehoe, Aurich, Naumburg, Kleve und Verden ein. Aufgefallen ist mir da immer eine unfassbare Trostlosigkeit in den Innenstädten, die eigentlich überall gleich war. Man sieht kaum Menschen auf den Straßen, Geschäfte stehen leer etc. Stelle mir das schon schwierig vor, so einer Entwicklung aktiv entgegen zu wirken.
Die Vorteile, die du erwähnst sind in größeren Städten natürlich auch gegeben, den günstigen Wohnraum mal ausgenommen.
Sehe ich nicht so.
Hiding on the backstreets