Welche Relevanz hat dieser Rückblick für die augenblickliche Situation?
Welche Relevanz hat dieser Rückblick für die augenblickliche Situation?
Egal, ob er den Klassenerhalt schafft: Er is ne reine Weltenttäuschung.
Wenn Werder bessere Spieler braucht, dann auch sicher nen besseren Trainer.
"You can count on three things in life: death, taxes and Jake Moody."
- Jim Harbaugh
Weil das jeder so glaubte. Weil es vorher immer gut gegangen ist. Weil man vorher eine richtig gute Phase hatte, in der man zuhause fast alles mit mindestens 3 Toren umgehauen hat - nur auswärts hat es nicht so gut geklappt. Hätte man die Situation auswärts in den Griff bekommen und nur Ansatzweise normal gepunktet, hätte das mit der Heimstärke der Spielzeiten davor in Richtung internationale Plätze gezeigt. Weil man eine eigentlich gute Mannschaft hatte. Weil man ja noch nicht ganz unten stand.
In der Abstiegssaison sah es in der Winterpausen-Tabelle ziemlich genau so aus wie heute. Nur das wir nicht Zuhause die mieseste Mannschaft der Liga waren sondern auswärts. Aber im Verhältnis schon gespenstisch ähnlich.
Würde es finanziell nicht so schlimm für uns werden, wäre ich fast für einen Abstieg. Einfach um den Verein und das Drumrum mal wieder zu Erden und daran zu erinnern, was es bedeutet. Um wieder die Furcht in die Köpfe zu bekommen und ein Gefühl dafür, was man tun muss für den Erfolg.
Das es schlimmer ist, in der zweiten Liga sinnlose Siege gegen Vereine ohne Ambitionen einzufahren, die dafür gerne mal dem Gegner die Beine umtreten, als in der ersten Liga einen Spieler auszupfeifen, der seinen Arsch und seinen Kopf nicht geordnet bekommt. Ihm mit Jubel überschütten, wenn er was Tolles gemacht hat, ist viel einfacher und ehrlicher als sich den Rest zu verkneifen. Spieler die das nicht abkönnen dürfen gerne zurück in Liga 2 wechseln.
Einem Bode mal zu zeigen, was seine netten Ideen wirklich wert sind, wenn sich keiner dafür interessiert. Den da unten kannst du keinen guten Ratschläge und Ideen verkaufen, du bist da unten nicht der Boss in einer schlechten Phase, du bist der Idiot der es vergeigt hat und was du sagst ist die Meinung der Verlierer.
Von dir wird erwartet das du nun zeigst, das du es kannst, die Erwartungshaltung ist aber, das du es wieder versaust, weil du es schon einmal versaust hast. Und solltest du auf die Idee kommen, das zu kritisieren, dann bist du nicht der Kämpfer für mehr Menschlichkeit sondern der Verlierer ohne Eier, der sich versucht der berechtigten Kritik zu entziehen.
Den Kritik, wie wir sie hier gerade haben, ist nach dem Abstieg die rationale Realität. Du musst dir normale Kritik erst einmal wieder verdienen durch Leistung. Die Leute erwarten, das du verlierst.
Ja, so war das damals - man konnte die erste Zeit in der zweiten Liga kaum begreifen, das es sich tatsächlich geändert hat.
Der Mann, der das von Null auf Hundert geschafft hat, war übrigens nicht Rehhagel sondern jemand, der hier praktisch vergessen ist: Kuno Klötzer. Der hat den Grundstein für den Wiederaufstieg gelegt. Otto hat den Zug Aufstieg nur übernommen.
Wäre mal interessant zu sehen, wie Leute, die in ihrer Zeit in der Mehrheit nur überdurchschnittlichen Erfolg hatten, mal mit so einer Situation klar kommen.
Aber leider wird das nicht so kommen - steigen wir ab, gehen hier mit guter Wahrscheinlichkeit ganz schnell und ganz hart die Lichter aus. Finanziell wird das der härteste Abstieg eines Clubs seit Ewigkeiten. Die Chance das wir den Weg von 1860 und Lautern nehmen ist da ganz real - realer als das sich die Geschichte nach dem Abstieg 1980 wiederholt.
Der Abstieg mit der finanziellen Situation von Werder hier und heute darf nicht passieren. Mir haben viel zu viele Leute hier und bei Werder zu wenig Furcht vor etwas, was man fürchten sollte.
In dem Post steht vieles was auch mir durch den Kopf geht @Wintermute. Vielleicht ist es bei dem "jüngeren Semestern" schwierig nachzuvollziehen aber die von dir genannte Gefahr ist leider nicht zu weit hergeholt...
Warum sollte Werder denn nach einem Abstieg insolvent gehen?
Weil wir jetzt schon kaum Kohle haben, um den Laden am Laufen zu halten. Ein Abstieg geht einher mit massiven Mindereinnahmen, mit denen das Gesamtpaket Werder Bremen fest plant.
Und wir haben nicht den Background und das Umfeld, wie es der VfB Stuttgart zum Beispiel hat.
Mal ganz banal gerechnet: du baust ein Haus, finanzierst es 30 Jahre lang. Dafür geht 1/3 deines Nettoeinkommens in Höhe von 1200€ drauf. Jetzt verlierst du deinen Job, findest einen neuen und nimmst 2000€ netto mit nach Hause. Die Kosten erschlagen dich dann einfach.
Weiterhin verlässt dich noch deine gut verdienende Ehefrau, hinterlässt dir ein paar Euro, die dich vielleicht über den Sommer kommen lassen. Deine Freunde kommen auch nichtmehr so zahlreich in dein Haus zur zwei-wöchentlichen Grillparty. Wofür ist der ganze Platz jetzt gut? Dafür das die Jungs vom Schützenverein aus Sandhausen im Dezember für einen Freitagabend rumkommen?
Geändert von denisov15 (26.01.2020 um 23:49 Uhr)
"Financial Fairplay scheint derzeit eher eine Empfehlung zu sein."
(Wolff-Christoph Fuss über den Transfermarkt 2015)
Ich bezweifle nicht, dass ein Abstieg finanziell herbe wäre, aber insolvent wäre man nicht. Man müsste sicherlich die Stadionfinanzierung neu justieren. Aber die Lichter gingen nicht aus.
Natürlich gehen die Lichter nicht sofort aus. Aber glaubst du ernsthaft, dass das Ausrutschen in eine Zweitligasaison ein einmaliger Fehler bleibt? Mit der Vereinsführung, dem Umfeld, dem Dilettantismus werden wir sicherlich nicht direkt wieder aufsteigen.
"Financial Fairplay scheint derzeit eher eine Empfehlung zu sein."
(Wolff-Christoph Fuss über den Transfermarkt 2015)
Warum nicht? Das halte ich nicht für ausgemacht. Aber warten wir mit der Diskussion, bis es soweit ist
In der 2. Liga geht das Leben weiter. Ich freu mich schon auf Bochum, Dresden und Hamburch.