Hat er allen Ernstes in der zweiten HZ nicht die Taktik angepasst, um die Mannschaft nicht zu überfordern? Bin ich der Einzige, der diese Aussage ziemlich befremdlich findet?
Hat er allen Ernstes in der zweiten HZ nicht die Taktik angepasst, um die Mannschaft nicht zu überfordern? Bin ich der Einzige, der diese Aussage ziemlich befremdlich findet?
FK war im Hinblick auf die Partie gegen Hoffe (und eventuell auch darüber hinaus) die defensive Grundordnung von Dreierkette mit zwei Sechsern davor wichtig. An diesem Grundkorsett wollte er aus Stabilitätsgründen festhalten. Auch seine Aussage, dass er keinen aus Dreierkette, Außenbahnen und Egge wechseln wollte, geht in die Richtung.
Gegen das Pressing von Hoffe mit 3 Offensiven hat sich die Grundformation auch angeboten. Gerade in der letzten Viertelstunde der 1. HZ hatte Werder im Aufbauspiel im ersten Drittel praktisch kein Problem. Zur 2. HZ hat Hoffe umgestellt, ist Werder mit 2 Stürmern + 2 OMs angelaufen. Damit waren die Passwege zu den Sechsern (Gross & Egge) zugestellt. Natürlich kann man durch eine Änderung an der Grundformation von Seiten Werders dem entgegenwirken. Aber daraufhin hätte Hoffe kurze Zeit später auch umgestellt und es hätte das Spiel insgesamt wohl unruhiger gemacht. Vermutlich zu Lasten Werders...
Auch in der gegebenen Formation war es nicht verboten mit flachen Pässen das Pressing von Hoffe zu überspielen. Nur haben es die Spieler nicht gut hinbekommen. M. E. nach hätte insbesondere Moisander mit dem Ball am Fuß weiter vorrücken müssen. Sobald er angelaufen worden wäre, wären die übrigen IV und/oder die Sechser freier für ein Anspiel gewesen oder Moisander hätte von vorgerückter Position selber weiter nach vorn gespielt. Stattdessen hat sich Moisander -auch als Reaktion auf die Probleme in der Spieleröffnung- weiter fallengelassen und quasi als Libero agiert.
Ich sehe die Entscheidung von FK trotzdem eher positiv. FK legt Wert auf unterschiedliche Systeme und ist auch in der Lage diese zu vermitteln. Doch manchmal konnte man in den letzten Jahren den Eindruck gewinnen, er sähe darin ein Allheilmittel. Fussball ist nicht Rasenschach und es gehören noch viele andere Sachen dazu. Immo sind für das Team eher andere Dinge auf der Agenda!
Die Beobachtung, dass der Fussball der Vorbereitungszeit und auch der Testspiele in Länderspielpausen ein anderer und besserer war, habe ich auch gemacht. Das zeigt für mich, dass man bereits eine Spielidee hat, diese aber noch nicht einsetzt. Einerseits als Vorgabe, andererseits weil die Mannschaft es gegen Bundesligateams auch noch nicht auf den Platz bringen kann. Ich sehne mich auch nach schönerem Fussball, gerade aufgrund des gut anzusehenden Stils der letzten Jahre (als er noch funktionierte) bin ich ein Befürworter von Kohfeldt. Jetzt entwickelt er eine neue Mannschaft, den Fussball in den Testspielen finde ich ok, und auch den Weg über die Sicherheit zu mehr Kontrolle zu finden. Skeptisch bin ich nur, wie der Vorbereitungsfussball in das derzeitige Angebot eingebaut werden kann.
"Start cooking, the recipe will follow" - Brian Eno
Letzteres frage ich mich auch. Meine Befürchtung ist, daß man zwar im Begriff ist, etwas Routine im Duttball zu entwickeln (vielleicht sogar mehr als unter Dutt), es dann aber schwer wird, „den Schalter umzulegen” oder aber graduell eine Entwicklung zu einer besseren Form von Fußball auf die Reihe zu kriegen. Bisher hat der Defensivfokus in einigen Spielen besser geklappt als unter Nouri und Dutt, aber ich frage mich, ob man das allmähliche Hochfahren des Ästhetikreglers so realisieren kann.
Das Politbüro war nie weg. Es sieht nur keine Notwendigkeit, Dich über seine objektiv richtigen Entscheidungen zu informieren.
Um die Ästhetik geht es mir nicht. Aber das Grundproblem, das ich sehe, sprecht ihr auch an: Gut möglich, dass man das, was man eigentlich spielen möchte (also angeblich spielen möchte), noch nicht auf BL-Niveau zeigen kann. Das wäre aus diversen Gründen bedenklich, aber blenden wir das kurz aus. Das Grundproblem bliebe: Wie will man sich dahingehend so entwickeln, dass man es kann, wenn man es nicht versucht? Durch Training? Training ist nicht spielerischer Ernstfall, auch dann wird man es irgendwann richtig versuchen müssen. Und: Wenn man "Variante A" (d. h.: was man angeblich spielen möchte) trainiert, aber "Variante B" (derzeitiger Dutt-Ball) spielt, wie möchte man dann die Erfolgswahrscheinlichkeit steigern? Dafür müsste man "Variante B" verfeinern (was man aktuell offenbar macht). Nur: Wann möchte man dann wie zu "Variante A" kommen? In der Zwischenzeit trainieren schließlich auch die anderen Bundesligisten, sie erproben ihre Varianten, sie verfeinern ihre Variante und: sie analysieren uns. Es ist jetzt schon extrem einfach, uns offensiv aus dem Spiel zu nehmen.
Nein wird man nicht können. Werder macht etwas grundlegend falsch weshalb es keine Verbesserung geben wird. Werder investiert viel zu viel Geld in offensive Spieler und funktioniert diese dann um bzw. erwartet sehr viel Defensivarbeit zB von Sargent. Dadurch hat man allerdings keinen Druck nach vorne.
Man hat also aus der letzten Saison gelernt defensiver zu stehen und opfert dadurch die Offensive komplett. Das klappt auch bei den Standards. Leider entwickelt man so überhaupt keinen Druck nach vorne und wenn man mehr entwickeln will/muss läuft man wie letzte Saison in Konter. Da FK auf 3 defensive Mittelfeldspieler aufbaut und noch einen Stürmer nach hinten schiebt (Sargent) ist nach vorne kaum Druck möglich. Der wechsel von Lücke zu Osako hat das deutlich gemacht. Danach ging nahezu garnichts mehr nach vorne.
So etwas geht ab und an mal gut aber auf Dauer ist das kein Rezept um Spiele zu gewinnen.
Man hätte im Sommer die Defensive und das Mittelfeld stärken sollen und nicht noch einen Rashica leihen (Chong).
EDITh: achja und das angebliche System, dass in der Vorbereitung so gut geklappt hat, soll wohl ein Witz sein? Gegen 2-4 Klassen schlechtere Teams, sieht jedes System gut aus weil man auf jeder Position individuell deutlich besser ist. Werder braucht ein genau umgekehrtes System. Gegen stärkerer Gegner gut aussehen und sich Chancen zu ermöglichen und das ist NICHT Ballbesitzfussball.
Geändert von Eisbaer (27.10.2020 um 12:22 Uhr)
In den Spielen, die ich gesehen habe, sind wir nicht durch die individuelle Klasse zum Erfolg gekommen, sondern haben die Gegner systematisch bespielt. Das ist natürlich gegen schwächere Teams leichter als gegen stärkere. Ich glaube, dass es auch in der Bundesliga genügend Gegner und Spielphasen geben wird, die erfordern, dass wir mit unserem eigenen Ballbesitz etwas anfangen. Sowohl durch Konter, als auch durch Kombinationsspiel.
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Werder kann nicht einmal ordentlich kontern also wie soll das irgendwann mit Kombinationsfussball klappen? Kontern ist doch deutlich einfacher und schon ewig eine Schwäche von Werder.
Es gibt Kinder, die zu laufen lernen bevor sie krabbeln können. Man muss nicht erstmal das Kontern lernen, um Kombinationen spielen zu können. Das Ziel muss sein, dass die Mannschaft, bzw. einzelne Spieler wissen, wie und wann sie einen Konter zu spielen haben. Dass sie aber auch einen Plan haben, wie sie damit umgehen, wenn Konterspiel gerade nicht angesagt ist. Wir haben schon jetzt genügend Situationen, die wir nicht klug ausspielen, und genau das hat Kohfeldt ja auch angesprochen. Um keine Namen zu nennen: Wie oft verpassen wir, uns richtig zu positionieren, den richtigen Laufweg zu wählen, den Zeitpunkt fürs Abspiel zu finden, oder uns mit ein paar klugen Pässen mal ein wenig Zeit zu verschaffen, um den Druck rauszunehmen. Alles Situationen aus unserem Ballbesitz heraus. Das nervt mich.
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