Ich glaube nur an Glück
Du hast es oder nicht
Ich glaube nur an Glück
Du hast es oder nicht
@Schimmel: ich denke, ich verstehe dich schon, ich sehe es schlicht anders. Dass du daraus aber direkt folgerst, man sei an Kultur nicht interessiert, ist dann schon weit hergeholt.
Eigentlich wollte ich mit meinem Beitrag nur gesagt haben, dass ich kein GEZ möchte, da diese Geld falsch eingesetzt werden. Wie wir auf Filme gekommen sind, weiß ich ehrlich gesagt selber nicht! War aber nicht meine Intention. Ich will einfach nur, dass der ÖR lediglich Nachrichten, Bildungs-TV und Wissen-TV finanziert und anbietet. Sonst nichts oder hinter einer paywall, dass die zahlen, die es schauen wollen. Was die Förderung angeht, dass ist wie du sagst, ein heikles Thema und sehr komplex. Ich bin grundsätzlich bei dem Argument, dass Zuschauer Unterhaltung bewerten und somit auch Filme. Ist der Markt nicht da, ist der Film durchgefallen - mMn.
Ob ich einen Film sehen möchte oder nicht, entscheide ich anhand des previews innerhalb von 10 Sekunden. Das reicht mir. Und sorry, in diesen 10 Sekunden hat mich bisher kaum ein deutscher Film überzeugt...
Geändert von KrisIbi (08.08.2022 um 19:46 Uhr)
Life isn’t, and has never been, a 2 – 0 victory against the League leaders after a fish and chips lunch. (Nick Hornby)
Das hingegen sehe ich komplett anders.
Auch Unterhaltung sollte im ÖR seinen Platz haben. Aber die Qualität und der Anspruch muss mMn dabei eben ein anderer sein als Helene Fischer und Vergleichbares.
Das ÖR als ABM für die "Kultur"branche? Na ich weiß ja nicht... Wie sollte man das rechtfertigen? Mit kulturellem Mehrwert wohl kaum, wenn Trash gefördert wird, und dann kommt zwingend die Frage auf, warum fördert man diese Branche und andere (exemplarisch die Verkäuferin bei Aldi) nicht?
Schlägt in die gleiche Kerbe wie das direkt darüber, das sehe ich grundsätzlich anders.
Kann aber natürlich durchaus sein, dass ich Dich da komplett falsch verstehe.
Geändert von fruchtoase (08.08.2022 um 21:21 Uhr)
"Steuervorteile sind keine Förderung" ist für mich der finanzpolitische Spruch des Jahres.
Das finde ich halt sehr schwierig. Letztlich ähnlich wie bei WhiteHorse, wer bestimmt denn, was "Qualität und Anspruch" sind, gerade wenn man von Unterhaltung redet?
Ist "Der Untergang" Qualität und Anspruch? Ist ein Eichinger-Film, also nach WhiteHorse eher nicht.
Wenn du Helene Fischer ausschließt, schließt du dann jede Musik aus? Oder nur die, die irgendeiner elitär-bürgerlichen Vorstellung von "guter" Musik nicht entspricht? Wäre Death Metal okay? Was ist mit Punkrock, der rein technisch nicht anspruchsvoll ist.
Wenn ersteres, okay, da kommen wir uns dann näher. Würde aber auch bedeuten, keine ÖR Musiksender mehr. Wenn aber doch solche, wie das dann aufteilen? Erneut - wer kann sich anmaßen, zu bestimmen, was "gute" Kultur ist?
Die Grundidee, "Kultur" zu fördern, kann ich verstehen. Aber bereits beim Versuch, diese "Kultur" klar - und so müsste es für faire und transparente Förderung halt sein - zu definieren, wird es extrem kompliziert.
Zitat von lagom
Na zumindest bei Filmen lässt sich das auch objektiv bewerten, ob ein Film zumindest gut gemacht ist, da muss keine Elitenpolizei eingreifen.
Natürlich schließe ich nicht jede Musik aus. Und mit Begriffen wie elitär-bürgerlich wäre ich vorsichtig, denn die bürgerliche Klasse füllt bei der Helene die Stadien... Für Musik ist eine Bewertung anhand objektiver Kriterien sicher weniger einfach als beim Film, aber 08/15 Retortenmusik aus der Dose wie eben Helene Fischer oder vergleichbare, kann man sicher aussortieren, ohne dass es in Bezug auf kulturellen Wert allzu viel ernstgemeinten Widerspruch gäbe. Das Goethe-Institut schickt ja auch immer wieder verschiedenste Künstler ins Ausland, um Deutschland zu repräsentieren, das machen die auch mit Popmusik, aber nicht mit Retortenmusik(ern). Und deshalb ist natürlich auch Death Metal ok, wenn man z. B. zu der Einsicht gelangt, dass da ein Künstler etwas für das Genre bedeutendes schafft. Bei Punk wird das musikalisch natürlich schwierig, da käme dann eher die Textseite zur Prüfung und da gibt es sicher einiges, was eine Förderung wert wäre. Und das heißt natürlich nicht, dass ÖR-Radiosender dann ihr Publikum alle halbe oder ganze Stunde mit Nischenmusik wie Death Metal verstören sollen oder müssen, aber warum nicht ein Mal die Woche eine Stunde "Neues aus der Gruft"?
Na niemand sagt, dass das alles supereinfach wäre, aber deshalb einfach aufgeben und entweder Gießkanne oder gar nichts? Oper und Theater z. B. wäre ohne Förderung, bei der jeder aufgrund fehlender Finanzen geschlossene Jugendclub im Strahl kotzen würde, nicht überlebensfähig. Es ist halt die Frage, ob wir als Gesellschaft diese Gattungen, die hauptsächlich von der gutsituierten oberen Mittelschicht frequentiert werden, irgendwie am Leben erhalten wollen oder nicht?
Ich finde, du lehnst dich da weit aus dem Fenster, denn wie genau lässt sich das denn objektiv bewerten? Ich würde davon ausgehen, dass viele der fiesen Schweiger und Pilcher Filme handwerklich "gut" gemacht sind, weil halt Profis an Kamera, im Schnitt usw. am Werk sind. Was ja auch WhiteHorses Argument ist, diesen Leuten Arbeit zu geben. Diese Filme sind halt im Prinzip Produkte und keine Kunstwerke, wobei das bei Schweiger noch in Frage zu stellen ist. Nur weil ich seine Kunst nicht mag, ist es ja dennoch so, dass er sich Gedanken darum macht, was er zeigen möchte.
Was bedeutet also "gut gemacht"? Mit einem Budget produziert, dass einem Technik und Profi-Personal ermöglicht? Dann dreht sich das Argument im Kreis, weil ja gerade die Förderung genau das möglich macht. Ein geförderter Film ist dann gut gemacht, weil er gefördert wurde.
Also ist dein Kriterium: "wofür es keinen ernstgemeinten Widerspruch" gibt? Also nicht mal "kein Widerspruch", sondern "kein ernst gemeinter Widerspruch", also noch eine weitere Ebene, über die man andere Sichtweisen ausblenden kann? "Helene Fischer hat mein Leben verändert" wäre demnach also dieser "nicht ernst gemeinte Widerspruch"?Für Musik ist eine Bewertung anhand objektiver Kriterien sicher weniger einfach als beim Film, aber 08/15 Retortenmusik aus der Dose wie eben Helene Fischer oder vergleichbare, kann man sicher aussortieren, ohne dass es in Bezug auf kulturellen Wert allzu viel ernstgemeinten Widerspruch gäbe.
Das Goethe-Institut ist ja eine der Institutionen, die de facto Kulturförderung betreiben. Dass es das tut, ist also kein Argument dafür. Ich betrachte das - wie bei der Musikauswahl im Radio oder eben der Frage, welche Filme, Theater oder bildende Künstler denn so staatlich gefödert werden - als sehr fragwürdig. Letztlich ist das im besten Fall eine massive Macht einzelner, gut meinender, Leute und im realeren Fall über Jahrzehnte gewachsene Seilschaften.Das Goethe-Institut schickt ja auch immer wieder verschiedenste Künstler ins Ausland, um Deutschland zu repräsentieren, das machen die auch mit Popmusik, aber nicht mit Retortenmusik(ern). Und deshalb ist natürlich auch Death Metal ok, wenn man z. B. zu der Einsicht gelangt, dass da ein Künstler etwas für das Genre bedeutendes schafft.
Provokant geantwortet: ja!Na niemand sagt, dass das alles supereinfach wäre, aber deshalb einfach aufgeben und entweder Gießkanne oder gar nichts?
Aber halt gar nichts, nicht Gießkanne. Wobei Gießkanne noch fairer wäre als das, was real existiert.
Meine Antwort ist halt "nein". Weshalb ich deshalb "nicht an der Kultur teilhaben" möchte, muss mir WhiteHorse nochmal bei Gelegenheit erklären. Wobei ich natürlich am Theater halt genauso wenig teilnehmen möchte wie an Schweiger-Filmen. Nicht mein Ding. Im ersten Fall nicht mein Medium, im Zweiten nicht mein Künstler.Oper und Theater z. B. wäre ohne Förderung, bei der jeder aufgrund fehlender Finanzen geschlossene Jugendclub im Strahl kotzen würde, nicht überlebensfähig. Es ist halt die Frage, ob wir als Gesellschaft diese Gattungen, die hauptsächlich von der gutsituierten oberen Mittelschicht frequentiert werden, irgendwie am Leben erhalten wollen oder nicht?
Man bekommt hier staatlich oft keinen (bestmöglichen) Zahnersatz, keine Kontaktlinsen, lebt bei Grundsicherung übel an der Armut vorbei - wenn man Glück hat - während immer noch über noch weiter gehende Privatisierungen nachgedacht wird. Wie gesagt, für mich ist Kultur und Unterhaltung das allererste, was privatisiert werden sollte und umgekehrt das letzte, was in Staatshand gehört.
Das was von uns Menschen nenneswertes überbleibt ist unsere Kunst. Kultur wird unterschätzt. Auch Kult kommt daher. Kunst dient als Inspiration für das Handwerk, es ist eines der offensichtlichsten Dinge die uns von unseren tierischen und pflanzlichen Bewohnern unterscheidet, daß wir Kultur und Kulturgüter erschaffen.
Das ist für mich neben der Sicherung der Demokratie eine der originärsten Pflichten unseres Staates, Kultur zu fördern, Kunst zu fördern.
Protest war schon immer käuflich.
Geändert von Totally On The Wood Way (08.08.2022 um 23:42 Uhr)
Es geht bei der Frage nicht um die tolle technische handwerkliche Umsetzung, da triffst Du mit der Unterscheidung zwischen Produkt und Kunstwerk ja korrekt den Nagel auf den Kopf. Nein, es geht bei einer objektiven Bewertung darum, was der Film inhaltlich veranstaltet. Werden Charaktere so eingeführt, dass man irgendein Interesse an ihnen hat? Werden Handlungsentwicklungen nachvollziehbar? Ist der Film immersiv? ...
Man muss sich z. B. nur einen neueren Star Wars anschauen, um ein reines Produkt zu sehen. Charaktere machen irgendwelchen Bullshit, den man aufgrund ihrer Charakterisierung in der Vergangenheit nicht nachvollziehen kann, Deus-ex-machina muss jedes plot hole retten, Charaktere handeln generell einfach dümmlich naiv, weil sonst der plot nicht wie gewollt vorankommt uswusf.
Um die technische Umsetzung des Ganzen geht es dabei überhaupt nicht. Plakativer wird das, wenn man ein Medium betrachtet, in dem die technische Umsetzung diese Schwächen eben nicht kaschieren kann. Denk' z. B. mal an Puppentheater. Da sind all die Effekte, die Star Wars (zumindest an der Kinokasse) "retten" einfach nicht möglich, dementsprechend würde da ein schlechtes Stück scheitern.
Ernstgemeint ist hier in Bezug auf Fantum zu verstehen. Man wird immer Kritik ernten, wenn man vor Fans von z. B. Helene Fischer sagt, dass das 08/15 Retortenmusik ist. Ist diese Kritik von irgendwas abseits von Emotionalität fundiert? Sicher nicht, denn HF ist 08/15 Retortenmusik.
Ja aber das Goethe-Institut schickt eben keine Helene Fischer. Das ist der Punkt.
Die Kritik daran sehe ich genauso wie Du, keine Frage, und sicherlich wäre da besser mit regelmäßig rotierenden Führungsebenen dieser Seilschafterei vorgebeugt, ob das dann praktisch umsetzbar wäre... keine Ahnung.
Aber was ist die Alternative? Der "freie" Markt? Auf dem setzt sich hauptsächlich der von den großen Agenturen verquirlte Einheitsbrei durch, eben weil er von den großen Agenturen gepushed wird. Im Radio läuft ja nicht der gleiche Scheiß Tag für Tag, weil die Moderatoren die Lieder so geil finden.
Das ist der fdP-Ansatz, von dem ich nichts halte.
Der Markt regelt das. Wie das dann läuft, beschrieb ich gerade.
Na ja, der Mensch ist mMn mehr als eine biologische Maschine, die nur gut gepflegt werden muss.
Was uns von der Natur abhebt, ist eben die Kultur. Und die möchte ich nicht völlig ungeschützt dem Kapitalismus zum Fraß vorwerfen. Schau Dir die privaten Fernsehsender an, hör Dir private Radiostationen an, wer das gut findet, frisst auch kleine Kinder.