Ist er nun ja nicht geworden
Ich möcht' noch mal auf Fionouke zurückkommen. Leider oder gottseidank war ich bei beiden Gegentoren gerade auf dem Pott bzw was zu trinken holen, deshalb habe ich nicht gesehen, inwieweit er da beteiligt war - aber was ich gestern von ihm gesehen habe, hat mir richtig gut gefallen. Sehr feine Technik für einen Verteidiger, oder? Potenzial für Buli-Robustheit scheint mir auch vorhanden. Was sagen die U23-Expert(inn)en? Hab ihn jetzt zum ersten mal gesehen und er war eigentlich der Einzige, der mich gestern irgendwie beeindruckt hat.
Geändert von Dinge (19.10.2019 um 14:01 Uhr)
Ich finde generell, dass wir in der Abwehr gut zugelegt haben. Fiounouke macht Spaß, die Technik stimmt und zeigt auch die Ruhe in der Abwehr. Er ist auch mit 20 der Älteste, Becker ist 19 und Poznanski erst 18.
Die beiden letzteren haben mir z.B. in Havelse hervorragend zusammen gefallen. Becker macht für mich eh - mit Ausnahmen natürlich - einen sehr stabilen Eindruck.
Ob es wirklich für weiteres oben reicht ist schwer zu sagen. Fiounouke läßt aber schon etwas Phantasie walten. Mal sehen, wie es nach der Winterpause aussieht.
Wobei man bei Neumann wohl eher was lernen kann zum Thema jugendliche Selbstüberschätzung und falsche Karriere-Planung. Er wollte den zweiten Schritt gehen, bevor er sich Zeit für einen gründlichen ersten Schritt nehmen wollte. Gab dazu irgendwann in den letzten 2 Jahren auch mal einen guten Bericht im WK oder so. Heute ein sehr reflektierter Mann, der es akzeptiert hat, bei dem es aber nicht unbedingt an der Qualität mangelte. Auch nicht am Charakter, sofern man das aus der Ferne beurteilen kann. Eher an Geduld und vernünftiger Karriere-Planung und Beratung und der immer nötigen Portion Glück.
Straudi, Gruev und Philipp trainieren mit den Profis derzeit.
Ob die Drei heute gg H96 U23 dabei sind?
Max hatte ja früher des öfteren angesprochen, dass im Jugendbereich fast ausschließlich die Spieler spielen, die in der ersten Jahreshälfte geboren sind. Das setzt sich bei unserer u23 so fort, heute gerade mal 3 Spieler aus der zweiten Jahreshälfte im Kader.
Doppelpack Fred und damit ist die U23 nach dem 1:1 wieder ein Tor vorne
Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch!
- Erich Kästner -
Relative Age Effect. Ein Teufelskreis, der sich durch fast den gesamten Leistungssport zieht. Früher innerhalb des Stichzeitraumes (in diesem Fall gleichzeitig das Kalenderjahr) geborene Talente haben logischerweise mehr Lebenserfahrung und Entwicklungszeit. Sie können denen im gleichen Zeitraum später geborenen Spielern physisch und psychisch bis zu einem ganzen Jahr voraus sein. Das schafft häufig Leistungsvorteile (etwas größer, schwerer, schneller etc.), die wiederum zu mehr positiven Feedback und Einladungen zu Fördermaßnahmen (z. B. Lehrgänge des DFB/Landesverbandes) führen. Dadurch steigen die abrufbaren Leistungsvoraussetzungen (Motivation und sportartspezifisches Können) bzw. die Trainings- und Wettkampfleistung.
Alternierende Stichzeiträume, bspw. abwechselnd vom 01.01.-31.12 und 01.07.-31.06., sind eine grundsätzlich interessante Idee, organisatorisch allerdings nur sehr schwierig/unmöglich umsetzbar. Theoretisch kämen dann auch mal später im Kalenderjahr geborene Spieler in den Genuss, die ältesten ihres Jahrganges zu sein. Daraus würde in diesem Beispiel aber wahrscheinlich auch nur wieder folgen, dass im Januar/Februar/März bzw. Juli/August/September geborene Spieler wieder einen Vorteil haben und das gleiche Problem von vorne losgeht. Noch weiter heruntergebrochene/sich verschiebende Zeitfenster sind dann nur noch unrealistischer/schwieriger zu planen (Ligabetrieb, Auswahlmaßnahmen etc.).
Einerseits könnte man nun sagen, dass das ja alles gar kein Problem wäre. Die früher geborenen erhalten eine gute Ausbildung und bringen gute Leistungen. Demgegenüber stehen die Opportunitätskosten für Spätentwickler. Letztere werden dann im Zweifel erst gar nicht gefördert, bekommen ggf. weniger positives Feedback und geben die Sportart im schlimmsten Fall ganz auf, obwohl sie langfristig vielleicht viel mehr Potenzial zu Höchstleistungen besitzen. Man fördert dann u. U. einen Frühentwickler mit wenig Potenzial und vernachlässigt den Spätentwickler mit deutlich höherer Entwicklungsmöglichkeit, nur um dann in einigen Jahren festzustellen, dass es für den Frühentwickler dann doch nicht reicht.
Das Problem daran ist jedoch, dass das so wenig auffällt/messbar ist. Was wäre gewesen, hätte man den Spätentwickler besser gefördert?.. Immerhin hätte dieser trotzdem an vielen weiteren Faktoren "scheitern" können. Bevor der Scout/Auswahltrainer da die Glaskugel rausholt, lädt er lieber den ein, der gerade die beste Leistung bringt, weil es seine/ihre Arbeit legitimiert. Trotzdem muss die Identifizierung der begabtesten Spieler im Vordergrund stehen und idealerweise auf Indikatoren basieren, die den aktuellen Entwicklungsstand vernachlässigen und das langfristige Potenzial abbilden. Derartige Indikatoren sind nur rar bzw. werden von vielen Entscheidungsträgern im Fußball nur sehr zögerlich angenommen/bisher tendenziell abgelehnt.
Ich habe letztens Einblicke in den GSN Index der Firma Global Soccer Network, einer Datenscouting-Agentur, bekommen. Diese berechnet über einen komplexen Algorithmus mit verschieden gewichteten Faktoren einmal die aktuelle sowie die zukünftige Leistung von professionellen Fußballspielern. Fun fact am Rande, der Index sieht in Werders aktuellem Kader Potenzial zur Weltklasse bei Jojo und Pavlas. Sie liegen laut eigener Aussage/Prüfung bei 80% ihrer "Voraussagen" richtig, wurden dennoch zuletzt von einem Profi-Verein als Kooperationspartner abgelehnt, obwohl man sogar angeblich eine Kostenfreiheit angeboten hat. Diese Objektifizierung geht allerdings in die richtige Richtung, mMn. Es ist die Aufgabe der Talentförderung, einen Weg zu finden, langfristiges Potenzial noch besser und unabhängiger des aktuellen Standes zu bewerten. Andernfalls wird auch weiter der Großteil der Spieler in den ersten beiden Quartalen geboren sein.
Wenn man jeden Jahrgang teilen würde im Ligasystem der Spitzenförderung, sieht das auf den ersten Blick extrem aufblähend und unnötig aus. Aber andererseits werden die Spieler der zweiten Hälfte bisher komplett außen vor gelassen. Sie spielen schlicht nahezu keine Rolle. Also wäre so ein zweiter Halbjahrgang gar nicht so unsinnvoll und alles andere als ein B-Team. Bisher nutzt man wirklich nur das Potenzial von etwa 35% der Bevölkerung. Kein Wunder, dass Länder wie Kroatien dann auch mal mithalten können gegen einwohnerstärkere Länder, wenn man sich dort nicht erlaubt, jemanden durchs Raster fallen zu lassen.
In England rotiert der Stichtag, meine ich. Quartalsweise. Und England hat in den U-Teams und an der Schwelle zum Profi-Fußabll die mit Abstand meisten spätgeborenen Spieler. Sie haben sogar annähernd eine Gleichverteilung der Geburtsmonate. Quartalsweise ist sicher eine gute Sache, denn selbst bei meiner Idee der 2 Halbjahrgänge bliebe immer noch einiges auf der Strecke, was in Monat 5 und 6 des Halbjahres geboren wurde.
Ist das in England kompliziert? Keine Ahnung! Aber ich bin der Meinung, dass es das wert sein sollte. Zumindest, dass man mal ein wenig Gehirnschmalz in die Thematik investiert und drüber nachdenkt. Damit meine ich nicht solche Stellen, die dies bereits tun, sondern wirklich in der Schaltzentrale des DFB. Nirgendwo anders erlaubt sich eine Gesellschaft, zwei Drittel des Potenzials mutwillig auf der Strecke zu lassen.