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+3NG3L+
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Estadox
Es ist ein Irrglaube, dass wir ohne Kruse plötzlich zwangsläufig schwerer auszurechnen oder zu verteidigen wären. Ja, das Spiel war auf Kruse zugeschnitten und ja, der Gegner konnte sich darauf einstellen. Aber die restlichen Spieler waren eben auch noch da. Man wird nicht plötzlich kreativer, wenn man den besten (und: einzigen) Kreativspieler abgibt und durch Spieler ersetzt, die ganz andere Profile haben. Man wird in erster Linie anders. Ob das besser ist, wird man dann sehen. Aber berechtigte Zweifel kann man mE - Stand jetzt - durchaus haben, denn ohne Kreativspieler hat sich bisher so ziemlich jede Mannschaft schwer getan.
Dann irrt Kohfeldt wohl, wenn er äußert, dass er den Kruse Abgang auch als Chance sieht. Sich anders aufzustellen. Dass andere aus seinem Schatten treten. Mehr Verantwortung übernehmen. Ich persönlich sehe den Abschied auch eher als Chance. Weil Kruse sehr viel Raum eingenommen hat. Und das in jeglicher Hinsicht.
Von plötzlich oder zwangsläufig spricht ja auch keiner. Natürlich muss das erarbeitet werden. Für mich wirkt es so als hätte Kohfeldt da schon sehr konkrete Vorstellungen.
Kruse war unser Go-to-guy, der kreative Gestalter. Aber er war eben auch derjenige, der zwar den Ball gut halten und behaupten konnte, der aber auch oft Schwierigkeiten hatte, sich in im 1gg1 in Abschlusssituationen zu bringen oder zum Tor zu ziehen, der aufgrund seiner Rolleninterpretation wenig präsent im 16er war, dessen Standards aus meiner Sicht eher schlecht als recht waren usw.
Will sagen: natürlich werden uns viele Elemente seines Spiels fehlen, aber es gibt auch viele Bereiche, in denen wir uns verbessern werden. Und dass er trotz seiner herausragenden Rolle bei uns, eben als Spielertyp mit seinem Skillset für eine Mannschaft auch tragbar sein muss, zeigt ja, dass die internationale Cream of the Crop eher kein Interesse an einer Verpflichtung hat.
Du hast meinen Beitrag offenbar nicht verstanden. Natürlich bietet der Abgang von Kruse auch eine Chance, aber hier wird eben gerne behauptet, dass wir ohne Kruse flexibler und schwerer auszurechnen sind. Stand jetzt ist das nicht mehr als eine Mutmaßung. Stand jetzt sind wir das Team der letzten Saison, ohne Kruse und mit Füllkrug. Das Team der letzten Saison ohne Kruse hatte teils erhebliche Probleme damit, sich Chancen zu erspielen und im letzten Drittel für Durchbrüche zu sorgen.
Natürlich
kann sich das ändern. Natürlich
kann es sein, dass wir ohne Kruse eine andere Entwicklung nehmen, die uns voranbringen wird. Natürlich
kann es sein, dass Klaassen und Eggestein plötzlich, völlig konträr zu ihrer bisherigen Karriere, zu Kreativspielern werden. Aber das ist nicht mehr als ein "Kann" und Stand jetzt haben wir unseren besten und einzigen hochrangigen Kreativspieler verloren, ohne einen Ersatz in Aussicht zu haben. Daraus dann "ohne Kruse sind wir flexibler" zu konstruieren, ist - ich wiederhole: Stand jetzt - einfach naiv. Die Vergangenheit sollte uns gelehrt haben, dass "wir geben einen Schlüsselspieler ab und sind dann plötzlich schwerer auszurechnen" eben ein ziemliches Risiko ist.
Denn: Ja, Kruse war so gut, weil das Spiel auf ihn zugeschnitten war. Aber das Spiel wurde eben auch auf ihn zugeschnitten, weil er so gut war. Der letzte Gedanke wird mir hier zu häufig vergessen - und das sage ich als jemand, der sich v.a. in der Hinrunde schon gerne von Kruse getrennt hätte.
E: Außerdem kritisiere ich nicht Kohfeldts Gedankengang, denn den kenne ich nicht. Mir geht es um die Aussagen einiger user hier.
E: Um das nochmal auszuführen: Hier wird, so mein Eindruck, gerne mal vergessen, dass jeder unserer Gegner sich vor Spielen vorbereitet. Da werden etliche Spiele analysiert, Angriffsmuster seziert, Abläufe studiert usw. Basierend auf diesen Analysen bereitet man sich vor, entwickelt Pläne. Entscheidend ist dann häufig die Umsetzung: Wie gut schafft man es, die eigenen Stärken durchzusetzen und dabei den Gegner in Schach zu halten? Letzteres ist vor allem dann schwierig, wenn man es mit Spielern zu tun hat, die
trotz des gegnerischen Plans Lösungen finden. Die sich aus der Deckung lösen können, die auf dem Platz gegnerische Schwächen erkennen, das Team entsprechend dirigieren und diese Schwächen bespielen. Kruse konnte das sehr gut. Ja, unser Spiel war auf Kruse zugeschnitten und vielleicht werden die Gegner dann erstmal neues Material brauchen, um uns bis ins kleinste Detail analysieren zu können. Aber: Weder Maxi noch Davy haben bisher gezeigt, in dem Maße Lösungen finden zu können wie Kruse es konnte. Wenn nun also Kruse fehlt und nicht (im kreativen Sinne) ersetzt wird, kann es bspw. gut sein, dass wir zwar vermeintlich flexibler sind - d.h. mehr Aktionen unterschiedlicher Spieler, andere Angriffsmuster - aber dennoch leichter zu verteidigen, weil es an Spielern fehlt, die
trotz des gegnerischen Plans Lösungen finden. Denn häufig macht genau das den Unterschied aus.