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Thema: Bürgerwille,Repräsentation,Demokratie - wieviel Volksherrschaft steckt in Demokratie?

  1. #1
    Avatar von fruchtoase
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    Bürgerwille,Repräsentation,Demokratie - wieviel Volksherrschaft steckt in Demokratie?

    Folgernder Beitrag ließ mich einsehen, dass eine weitergehende Beschäftigung mit der Problematik wohl falsch wäre im Faden zu aktuellen Ereignissen, da es sich ja offenkundig um grundsätzliche Fragen zur Beschaffenheit der deutschen Demokratie handelt. Ob man die Skepsis die ich habe nun teilt oder nicht, vielleicht kann man an dieser Stelle einfach ein paar Wesensfragen demokratischer Ideen diskutieren.

    Zitat Zitat von raketeblau Beitrag anzeigen
    Erwartungen bestätigt. Ich bin raus.

    Bitte irgendwo „politische Grundsätze und Utopien“ aufmachen. Hat m.E. nicht unmittelbar etwas mit „Allgemeine Nachrichten...“ zu tun.
    Warum zweifle ich also an, dass Deutschland eine Demokratie ist? Als erstes wäre dafür mal zu klären, was Demokratie ist. Heruntergebrochen auf die Wortbedeutung ist es schlicht die Herrschaft des Staatsvolkes. Da dieses natürlich auch mal was anderes zu tun hat, als sich die ganze Zeit mit der Organisation des Staatsgebildes zu beschäftigen, braucht man dafür ein Staatswesen. Da setzt allerdings meine Kritik an, denn natürlich ist die Staatsführung nicht direkt vom Staatsvolk möglich, jede zwischengeschaltete Instanz oder Institution "verwässert" aber den direkten Kontakt zum Staatsvolk und entfernt sich damit gezwungenermaßen vom demokratischen Charakter des Ganzen.

    In Deutschland beispielsweise bestimmt der Bundeskanzler, in welche Richtung es politisch geht. Den wählt nun aber nicht das Volk, sondern der Bundestag. Der Bundestag als Sitz der Repräsentanten des Volkes wäre dafür natürlich auch ein denkbar guter Ort, wenn ja wenn da nicht auch ein zwei kleine Problemchen auftauchten. Wie setzt sich denn der Bundestag zusammen? Der wird theoretisch vom Staatsvolk bei der Bundestagswahl gewählt, aber eben auch nicht so recht direkt, sondern über den Umweg der Parteien (ich weiß, es gibt auch die Erststimme, aber jeder weiß auch, dass die im Großen und Ganzen zu vernachlässigen ist).

    Parteien stellen nun ihrerseits eine recht merkwürdige und meiner Meinung nach dem demokratischen, bzw. vor allem dem parlamentarischen, Charakter der Politik nicht förderlichen Aspekt dar. Sie sind Sammlungsorganisationen irgendeiner diffusen politischen Grundtendenz, die nicht wirklich mit übergeordneten Begriffen zu fassen ist. Ich muss also irgendeiner Partei meine Stimme geben, deren Parteiprogramm ich gut finden soll. Das stellt für mich allerdings eine Grundproblematik dar, denn, und jeder, der mal den Wahlomat benutzt hat, weiß das, jeder findet bestimmte Vorstellungen, die eine Partei vertritt, gut und andere eben weniger gut. Ich habe hier allerdings nur die Wahl, ein "Gesamtpaket" auszuwählen. Das wäre an sich noch kein Riesenproblem, bedenklich wird es im nächsten Schritt. Da bei der BT-Wahl nach dem Verhältniswahlrecht gewählt wird (Zweitstimme) heißt das aber nicht, dass "mein" Parteiprogramm, gesetzt den Fall es erringt die Mehrheit, umgesetzt wird, womit man dann ja leben könnte. Es heißt erstmal nur, dass das Programm bzw. die dieses vertretende Partei eine bestimmte Stärke im BT erlangt.

    In Deutschland wir ferner die stärkste Fraktion damit beauftragt, eine Regierung zu bilden. Dabei kommt es, sollte nicht eine Fraktion die absolute Mehrheit erringen, zu Koalitionsverhandlungen, bei der aus den Parteiprogrammen mehrerer Koalitionäre ein Regierungsprogramm ausverhandelt wird. Das war früher ein dünnes Blättchen bzw. ein paar wenige Seiten mit einer Einigung darauf, in welche Richtung es grob gehen würde, heute ist das ein Buch (!), in dem möglichst detailliert geklärt wird, wie der Fahrplan für die nächsten Jahre aussieht (da sehe ich den Parlamentarismus und die Gewissensbedingung der BT-Abgeordneten jetzt irgendwie nicht mehr so recht berücksichtigt). Hier wird eine grundlegende Problematik der Kombination aus Wahlsystem mit Parteien und Regierungsbildung deutlich, denn ich musste mich bei der Wahl ja für ein ganzes Programmpaket entscheiden und nun wird in den Koalitionsverhandlungen Themengebiet für Themengebiet einzeln verhandelt und dabei kann es durchaus sein, dass die für mich überhaupt entscheidenden Punkte, dieser Partei und damit deren Programm meine Stimme zu geben, zugunsten der Position der anderen Partei gekippt werden. Inwiefern sich dadurch der Kratos des Demos durchsetzt ist mir ein Rätsel, trotzdem ist die Wahl (und in diesem Falle gar die Regierung) juristisch gesehen mit meiner Stimme legitimiert. Nicht, dass ich an dieser Stelle falsch verstanden werde, dass sich meine Vorstellungen zu einzelnen Fragen evtl. nicht durchsetzen, weil sie im Parlament (also in einer echten Repräsentation des Staatsvolkes durch Vertreter) keine Mehrheit finden, ist nicht mein Problem, das ist in einer Demokratie nun mal so.

    Das mal als Einstieg, vielleicht hat ja der ein oder andere etwas beizutragen, es würde mich freuen. Und um das gleich vorweg anzukündigen, ja, ich habe eine Vorstellung davon, wie sich das mMn besser organisieren liesse und werde die hier auch vorstellen.

  2. #2
    Avatar von hans koschnick
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    Zitat Zitat von fruchtoase Beitrag anzeigen

    In Deutschland beispielsweise bestimmt der Bundeskanzler, in welche Richtung es politisch geht.


    Damit hat sich doch bereits alles schon wieder erledigt ...
    Buongiorno Dio, lo sai che ci sono anch'io!


    Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen: Bin ich, ist er nicht. - Ist er, bin ich nicht.


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  3. #3
    Avatar von untersommer
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    Das ist zwar viel Text, taugt aber bestenfalls als Plädoyer gegen die repräsentative Demokratie. Wenn man Repräsentation doof findet, sollte man mMn wenigstens ein Ersatzmodell präsentieren können, ansonsten bleibt es inhaltfreies Gefasel.
    Der alte Hauptbahnhoftoilettenmann weiß genau, dass man nichts retten kann.

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  4. #4
    Avatar von fruchtoase
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    Zitat Zitat von hans koschnick Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von fruchtoase Beitrag anzeigen

    In Deutschland beispielsweise bestimmt der Bundeskanzler, in welche Richtung es politisch geht.
    Danke für diesen gehaltvollen Kommentar. Genau so hatte ich mir das vorgestellt.

  5. #5
    Avatar von hans koschnick
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    Dann hau nicht irgendwelche dümmlichen Parolen raus, deren Wahrheitsgehalt gegen Null geht!
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  6. #6
    Avatar von fruchtoase
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    Und was genau ist an der Aussage falsch (nur um ein letztes Mal einen argumentativen Weg zu beschreiten)?

  7. #7
    Avatar von mab123
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    Ich glaube bei uns ist die Diktatur seit 1945 beendet...

  8. #8
    Avatar von untersommer
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    Vermutlich wird derlei Fehlglaube aus der Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers nach Art. 65 GG abgeleitet, aber Grundgesetzinterpretation treibt ja hier öfter abenteuerliche Blüten.
    Der alte Hauptbahnhoftoilettenmann weiß genau, dass man nichts retten kann.

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  9. #9
    Avatar von hans koschnick
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    Der Bundeskanzler besitzt nach Artikel 65 Satz 1 des Grundgesetzes (GG) zwar die politische Richtlinienkompetenz, muss sich aber gleichzeitig an das Ressortprinzip (Satz 2) und das Kollegialprinzip (Satz 3) halten.

    Ersteres bedeutet, dass die Bundesminister ihre Ministerien in eigener Verantwortung leiten. Der Bundeskanzler kann hier nicht ohne Weiteres in einzelne Sachfragen eingreifen und seine Ansicht durchsetzen. Er muss jedoch nach der Geschäftsordnung der Bundesregierung über alle wichtigen Vorhaben im Ministerium unterrichtet werden.

    Das Kollegialprinzip besagt, dass Meinungsverschiedenheiten der Bundesregierung vom Kollegium entschieden werden; der Bundeskanzler muss sich also im Zweifel der Entscheidung des Bundeskabinetts beugen.
    Usw. usf.

    Quelle: GG der BRD, fakultativ auch de.wikipedia.org/wiki/Bundeskanzler_(Deutschland)


    Der Kanzler/die Kanzlerin "bestimmt" also nicht nach Gutdünken oder Tagesform, wohin die politische Reise geht. Und schon gar nicht "bestimmt" er/sie so etwas allein!
    Geändert von hans koschnick (28.05.2018 um 16:32 Uhr)
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    Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen: Bin ich, ist er nicht. - Ist er, bin ich nicht.


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  10. #10
    Avatar von untersommer
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    Doch, die Merkel hat doch die Grenzen uffjemacht!
    Der alte Hauptbahnhoftoilettenmann weiß genau, dass man nichts retten kann.

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  11. #11
    Avatar von mads
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    Theoretisch kann der Bundespräsident alle neuen Parlamentsgesetze verhindern
    Liebe. Freiheit. Alles! Und Musik.

  12. #12

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    Zitat Zitat von mads Beitrag anzeigen
    Theoretisch kann der Bundespräsident alle neuen Parlamentsgesetze verhindern
    Wars nicht Herzog der ein par Gesetze nicht unterschrieben hat mit dem Verweis, dass er dies so nicht tragen kann? (oder dann Köhler?!)

  13. #13

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    @ Fruchtoase, Du könntest anstatt einer Partei, die nur bruchteilhaft deine Vorstellungen umsetzt ein Kreuz zu geben, eine Partei gründen, die genau das umsetzen möchte was Du willst.

    Für mich übrigens der Inbegriff von Demokratie, dass jeder, jederzeit (solang nicht kriminell oder verboten), politisch tun und lassen kann was er möchte. Es bedarf eben nur ausreichend Anhängerschaft um den Willen dann ggü anderen durchzusetzen.

    Demokratie heißt halt eben auch irgendwie, dass man sich mit gewissen Schnittmengen begnügen muss, wenn eben andere Leute andere Meinungen zu anderen Themen haben.
    Geändert von Dondiego (28.05.2018 um 17:46 Uhr)

  14. #14
    Avatar von fruchtoase
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    Zitat Zitat von hans koschnick Beitrag anzeigen
    Der Bundeskanzler besitzt nach Artikel 65 Satz 1 des Grundgesetzes (GG) zwar die politische Richtlinienkompetenz, muss sich aber gleichzeitig an das Ressortprinzip (Satz 2) und das Kollegialprinzip (Satz 3) halten.

    Ersteres bedeutet, dass die Bundesminister ihre Ministerien in eigener Verantwortung leiten. Der Bundeskanzler kann hier nicht ohne Weiteres in einzelne Sachfragen eingreifen und seine Ansicht durchsetzen. Er muss jedoch nach der Geschäftsordnung der Bundesregierung über alle wichtigen Vorhaben im Ministerium unterrichtet werden.

    Das Kollegialprinzip besagt, dass Meinungsverschiedenheiten der Bundesregierung vom Kollegium entschieden werden; der Bundeskanzler muss sich also im Zweifel der Entscheidung des Bundeskabinetts beugen.
    Usw. usf.

    Quelle: GG der BRD, fakultativ auch de.wikipedia.org/wiki/Bundeskanzler_(Deutschland)


    Der Kanzler/die Kanzlerin "bestimmt" also nicht nach Gutdünken oder Tagesform, wohin die politische Reise geht. Und schon gar nicht "bestimmt" er/sie so etwas allein!
    Aha...
    Wer genau schlägt nochmal die Bundesminister für deren Posten vor?

    Von Gutdünken oder Tagesform war in meiner Aussage keinerlei Rede, zieh doch nicht ständig alles ins Lächerliche.

    Zitat Zitat von Dondiego Beitrag anzeigen
    @ Fruchtoase, Du könntest anstatt einer Partei, die nur bruchteilhaft deine Vorstellungen umsetzt ein Kreuz zu geben, eine Partei gründen, die genau das umsetzen möchte was Du willst.
    Was genau ändert das an der von mir aufgezeigten Problematik? Solange diese nicht die absolute Mehrheit erreicht, nichts.

  15. #15
    Avatar von Osnadame
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