kann ich aus 2 behindertenwerkstätten bestätigen. nahezu alle dort wären in normalen betrieben chancenlos, gehen dort aber einer beschäftigung nach und fühlen sich wertiger als ohne eben diese beschäftigung.
ich kenne keine zahlen, aber zu glauben dass diese menschen in relevantem ausmaß als billiglohnarbeiter eingesetzt werden fällt mir zumindest schwer. natürlich ist es dort günstiger einfachste arbeiten erledigen zu lassen, als wenn das fachkräfte mit 25+ € stundenlohn erledigen - wer davon überrascht ist lebt dann irgendwie auch in seiner eigenen welt. aber weder gibt es von diesen werkstätten ausreichend viele um ganze unternehmen bei ihrem unbändigen gewinndrang in relevanten ausmaß zu stützen noch ist die gelieferte arbeit qualitativ so gut oder gar schnell genug um mit der freien wirtschaft schrittzuhalten. viele der aufgaben die ich dort gesehen habe werden anderswo von maschinen erledigt, mir erschienen diese werkstätten oft eher als therapie bzw beschäftigung für die behinderten menschen, was ich aus oben beschriebenen grund sehr begrüße.
und deutschland hält sich doch weitgehend an die un-regeln. es gibt strafgelder für unternehmen die keine behinderten beschäftigen, es gibt zig integrative maßnahmen und förderprogramme, es gibt eben jene werkstätten wo sicherlich auch mal einer den sprung in den ersten arbeitsmarkt schafft, es gibt programme von organisationen wie der awo wo unternehmen mit behinderten menschen betrieben werden - keine 100 meter von meinem büro ist ein cap-markt, das ist ein supermarkt wo eine erhebliche anzahl behinderter menschen arbeitet. die haben es schwer am markt, weil dort halt alles länger dauert und die produkte zudem teurer sind. ich gehe trotzdem regelmäßig hin, weil der kassierer zwar einen tick hat und jede münze 5x genau anschaut, dafür aber super freundlich ist und meine waren nicht wie im aldi in lichtgeschwindigkeit über den scanner geschossen werden. eben jener kassierer hätte aber bei den discountern überhaupt keine chance, weil er nicht so schnell ist. dieser markt wurde btw aktiv von der stadtverwaltung dort angesiedelt und man hat discountern wie aldi und co dort auf bürokratische art und weise klar gemacht dass sie unerwünscht sind.
was ich mich mit diesen, meinen ganz persönlichen, erfahrungen also wirklich frage: worüber wird sich denn hier konkret echauffiert? der "bericht" den fruchtoase verlinkte, endet übrigens mit:
demnach darf man mal wieder nicht ausschließen, dass sich hier ein problem erdacht wurde, was ggfs. in der art gar nicht existiert. insbesondere bei mmn weltfremden forderungen wieGegenwärtig besteht ein erheblicher Mangel an Daten über Menschen mit Behinderung. Dies erschwert die Beurteilung der Situation in den Mitgliedstaaten.
es gibt jetzt schon nicht genug wohnraum in vielen städten, wenn nun überall barrierefreie wohnungen freigehalten werden müssen, weil sich ja ein behinderter menschen in dieser stadt bewerben könnte, was und wie soll das bitte werden? öpnv - es gibt mehr als genug ecken in deutschland wo man froh ist wenn es überhaupt mal öpnv in sinnvollem umfang gibt! ja, neue bushaltestellen werden selbst in meinem rückständigen thüringen barrierearm gebaut, nützt dem rolliefahrer halt wenig wenn es nichtmal einen gehweg dahin gibt.Wenn ich für einen Job in eine Stadt ziehen muss, in der Straßen und Transport nicht barrierefrei sind oder ich keine behindertengerechte Wohnung finde, werde ich diesen Job auch nicht in Erwägung ziehen.
inklusion ist total wichtig und wir als gesellschaft sollten auch alles sinnvoll mögliche tun, um behinderten menschen ein ihren umständen entsprechend gutes leben zu ermöglich, das steht völlig außer frage. aber wenn wir über hypothetische ideale diskutieren ist das zwar ganz niedlich, bringt aber nichts. behinderte menschen werden immer behindert bleiben und dementsprechend werden nicht wenige von ihnen keine chance auf den ersten arbeitsmarkt haben. da können eu-abgeordnete ohne ausreichende datenbasis noch 100 kurzberichte ohne substanz verfassen.