Zitat von
Chico-HB
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Das stimmt so nicht. Erst einmal muss man definieren, was "arm" eigentlich ist, dazu gibt es ja die absolute und die relative Armut. Dann kommt es darauf an, wie man "arm" (geworden) ist. Es gibt Leute (da kenne ich selbst zur Genüge welche), die haben einfach keinen Bock zu arbeiten. Und zum anderen gibt es Leute, die wollen arbeiten, dürfen aber aus unterscheidlichen Gründen nicht oder man verwehrt ihnen die Chance. Bei der ersten Gruppe würde ich sämtliche Leistungen komplett auf Null streichen (in anderen Ländern gibt es sowas wie Hartz IV nicht), bei der zweiten Gruppe eher die Leistungen erhöhen.
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Im öffentlichen Dienst müsste man den Beamtenstatus abschaffen. Somit sollten z.B. Lehrer generell dementsprechend soviel verdienen wie ein angestellte Lehrer, die weitaus weniger bekommen als ihre verbeamteten Kollegen. Das Gehalt eines angestellten Lehrers entspricht aber m.E. summa summarum der Verhältnismäßigkeit (Job an sich, nicht ganztags auf der Arbeit, viele Ferien, usw.) im Gegensatz zu dem der verbamteten.
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Zum ersten Teil: Das mit dem Streichen Leistungen für die erste Gruppe ist z.T. durch Sanktionen bereits Realität; dass sie nicht auf Null reduziert werden, ergibt sich aus der Verfassung bzw. der Rechtssprechung des Verfassungsgerichts. Als persönliche Meinung sei dir das unbenommen, aber vom Grundgesetz dürfte eine solche Position eher nicht gedeckt sein - vielleicht mag @Lombok das ja näher erläutern.
Zum zweiten Teil: Meinetwegen kann der Beamtenstatus für viele Bereiche im öffentlichen Dienst abgeschafft werden. Es stimmt auch, dass angestellte LehrerInnen weniger verdienen und mittel- bis langfristig die öffentlichen Haushalte geringer belasten. Dass in den meisten Bundesländern LehrerInnen aber verbeamtet werden, hängt (aus Arbeitgebersicht) damit zusammen, dass es kurzfristig billiger ist - es werden de facto keine Rücklagen für die Altersversorgung gebildet (obwohl m.W. dies schon in den 50ern von einem Bundesgericht angemahnt wurde). Solange in der Haushaltspolitik die schwarze Null im nächsten Jahr Vorrang vor langfristig solider Planung hat, erwarte ich da auch keine Änderung.
Deine Äußerungen zur Arbeitszeit und Tätigkeit von LehrerInnen sind einfach Echos längst widerlegter Vorurteile. Studien zur LehrerInnenarbeitszeit in verschiedenen Bundesländern haben regelmäßig aufgezeigt, dass 40 Stunden Wochenarbeitszeit
unter Einberechnung der Ferienzeit deutlich überschritten werden (mit Unterschieden je nach Schulform/Stufe). Zwar wurden mehrere dieser Untersuchungen von den Berufsverbänden initiiert, aber es spricht Bände, dass in Niedersachsen die nach dem Urteil zur Arbeitszeit der GymnasiallehrerInnen von der Arbeitgeberseite durchzuführende Arbeitszeiterfassung nach wie vor aussteht. Wenn damit (die in den nächsten Jahren dringend benötigten) Lehrerstunden generiert werden könnten, würde das Kultusministerium wohl kaum zögern. Auch im europäischen Vergleich ist die Unterrichtsverpflichtung in Deutschland ungewöhnlich hoch - ein spanischer Kollege kommentierte es einmal mit
"totalmente impossible."
Ob nun das Beamtengehalt angemessen ist - nun ja. Für meinen Job brauche ich einen formal dem (alten) Diplom/Magister gleichgestellten Abschluss in zwei Fächern (bei mir eine Fremdsprache und eine Naturwissenschaft) zuzüglich Pädagogik. Gerade mit dem naturwissenschaftlichen Teil hätte ich nach der Uni auch einen anderen Weg einschlagen können. Reicher bin ich durch meine Entscheidung eher nicht geworden.
Gerade an Grund- und Oberschulen sowie in eher unattraktiven Gegenden (Fishtown, Sachsen wegen der Nichtverbeamtung von LehrerInnen) gibt es große Schwierigkeiten, Lehrerstellen zu besetzen und die Unterrichtversorgung zu gewährleisten. Da frag ich mich doch - was sagt der Marktwirtschaftler in Chico? Gehaltskürzung zur Attraktivitätssteigerung des Jobs?