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untersommer
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Rentner
Realistisch finde ich es unrealistisch an einen grünen Kanzler zu glauben, ob nun Habeck oder ACAB.
Das meinte ich, ob die im Grunde selbst nicht dran glauben, dass etwas in Richtung GRR oder GRG geht (dass R>G wird, sieht ja im Moment eher nicht so aus), und mit einem vielleicht vermeintlich "radikalen" Wahlkampf nur ganz entspannt in den Schoß von SG segeln.
Für die grüne Parteiführung gilt mE in erster Linie ein Grundsatz, den viele in der Form schlecht greifen können: Im Vordergrund stehen die Inhalte. Nicht Baerbock, nicht Habeck, nicht Machtkonstellation XY, sondern die Inhalte. Das sieht man am Programm, das sieht man aber auch an der Kommunikation und das zieht man, seit Baerbock/Habeck als Duo, unterm Strich beeindruckend souverän durch. Was man auch jetzt an der Entscheidung zur Spitzenkandidatin gesehen hat: Niemand hat das vorher irgendwie an die Medien durchgesteckt, es gab kein wie auch immer geartetes Gezeter und heute stellt sich dann Habeck als vermeintlich Unterlegener hin und bereitet buchstäblich der Kandidatin Baerbock die Bühne. Leicht wird auch ihm das nicht gefallen sein, auch er wird da sein Ego zurückgestellt haben müssen, aber er hats halt getan - und das ist aktuell der große Unterschied zu anderen Parteien, beispielsweise der Union. Da streiten sich die beiden selbsternannten Alpha-Männer vor den Augen der Öffentlichkeit und tragen, inmitten einer schlecht gemanagten Pandemie, Kämpfe um ihr fragiles Ego aus. Während die Partei als solche noch nicht mal einen Programmentwurf hat.
Deshalb gibts bzgl. Regierungsoptionen seitens der Parteispitze bei den Grünen ja auch kein klares Bekenntnis zu irgendeiner Konstellation, sondern stattdessen eine inhaltlich geprägte Botschaft: Alles ist drin. Im Entwurf, im Wahlkampf, bei der Wahl. Was danach möglich ist und was die sinnvollste Option ist, um die eigenen Inhalte umzusetzen, das wird man dann sehen und das wird man dann anstreben. Für großes Gerede darüber, was man eigentlich gerne hätte, ist der Ansatz schlicht zu pragmatisch.
Dass beim Blick auf den Programmentwurf klar sein sollte, dass die angestrebten Inhalte mit einer so reaktionären Partei wie der Union schlecht umzusetzen wären, steht für sich. Genauso, dass die FDP ein wenig erstrebenswerter Koalitionspartner wäre, solange sie weiterhin nur danach strebt, eine inhaltsleere, realitätsferne Photoshop-Partei zu sein, die außer phrasengeprägter Reden ihres Polit-Darstellers und wissenschaftsfernen Statements zu angeblichen Zukunftsideen, die eigentlich niemand ernsthaft diskutiert, nichts auf die Kette kriegt.
Fakt ist nur: Mit wem man gerne regieren wollen würde, hat man nicht in der Hand. Man kann für sich und seine Inhalte kämpfen und versuchen, damit so viele Stimmen wie möglich einzuholen. Mit wem man dann überhaupt regieren könnte, wird man im Nachhinein sehen müssen.