Pathways sind keine Annahmen, sondern Projektionen. Mit optimistischen Annahmen meine ich zum Beispiel (BE)CCS, also theoretische Technologien zur "Beerdigung" von CO2, deren globaler, großflächiger Einsatz bei den positiveren Pathways (also denen, die unter 2 Grad bleiben) vorausgesetzt wird.
Zitat:
Mitigation scenarios reaching about 450 ppm CO2eq in 2100 typically involve temporary overshoot of atmospheric concentrations, as do many scenarios reaching about 500 ppm to about 550 ppm CO2eq in 2100. Depending on the level of the overshoot, overshoot scenarios typically rely on the availability and wide- spread deployment of BECCS and afforestation in the second half of the century. The availability and scale of these and other Carbon Dioxide Removal (CDR) technologies and methods are uncertain and CDR technologies and methods are, to varying degrees, associated with challenges and risks
Diese Art von
Annahme führt dann zu Pathways oder Projektionen. Zum Beispiel diese: selbst IPCC 2018 basiert auf der fehlerhaften Annahme, dass 2010 bereits das Maximum an CO2-Emissionen erreicht wurde. Ein weiteres Beispiel sind die Feedback Loops, deren Auswirkungen kaum bis gar keine Berücksichtigung finden - und zwar nicht, weil man etwa zu wenig darüber wüsste, dass zurück gehende Eisflächen das Albedo (Reflektivität) der Erde und damit die von Ozeanen aufgenommene Hitze erhöhen, und zwar in einem wesentlich größeren Maße, als in den IPCC-Modellen berücksichtigt wird. Ganz abgesehen davon, dass die IPCC-Modelle sich mit CO2-Konzentrationen befassen und kaum mit Methan, dem ungleich schwerwiegenderen Treibhausgas, dessen Konzentration in der Atmosphäre in der jüngeren Vergangenheit
explodierte.
Natürlich basieren die IPCC-Berichte auf vielen verschiedenen Modellen, die aber dennoch nach bestimmten Kriterien ausgesucht werden.
Dass die IPCC-Berichte 'konservativ' oder zu optimistisch ausfallen erkennt man eben auch daran, dass deren Projektionen eher positiv ausfallen. Am besten erkennt man das, wenn man etwa
die Projektionen von IPCC 2007 mit der seitdem tatsächlich eingetretenen Entwicklung vergleicht. Choice quotes:
In 2001, the IPCC offered a range of fossil fuel and industrial emissions trends, from a best-case scenario of 7.7 billion tons of carbon released each year by 2010 to a worst-case scenario of 9.7 billion tons. [...] Reality: In 2010, global emissions
from fossil fuels alone totaled 9.1 billion tons of carbon.
[...]
Projection: The IPCC's 2007 assessment projected a worst-case temperature rise of 4.3° to 11.5°F, with a high probability of 7.2°F. [...] Reality: We are currently on track for a rise of between 6.3° and 13.3°F, with a high probability of an increase of 9.4°F by 2100.
Und es geht so weiter. Zwei Dinge dazu: erstens, wenn man die im Artikel enthaltenen Erklärungen für die Fehleinschätzungen liest, dann wird klar, wo die Kompromiss-Linien innerhalb des IPCC verlaufen, und warum sie zwangsläufig zu optimistischeren Annahmen führen. Es geht nicht einfach darum, dass so viele Wissenschaftler fehlerhaft arbeiteten, sondern, dass sie Kompromisse finden müssen, um einen Bericht zu veröffentlichen, der von möglichst vielen Staaten akzeptiert wird. Zweitens: dieser Artikel ist von 2012, noch vor Paris, und seitdem haben sich mehrere Indikatoren noch schneller verschlechtert.
Also: ich finde es gut und wichtig, dass du und andere Optimismus bewahrt und daraus die Energie für Veränderung ziehen möchtet. Ich persönlich finde es aber ebenso wichtig, zu wissen, dass das Optimismus ist.
Is the IPCC overly optimistic on our climate?
Climate Science Predictions Prove Too Conservative
New Climate Report Was Too Cautious, Some Scientists Say