Zitat von
Rentner
Es ist dann doch sehr lustig wie sehr der Nicht Support des restlichen Stadions gelobt und gefeiert werden muss während den Rest des Jahres selbstverständlich der Support von Ultras und Fans die sich an dieser Form des Supports beteiligen (das sind ja nicht alles Ultras) kritisiert wird, weil zu lang, zu wenig Spiel bezogen, zu komplizierte Lieder (lol) usw.
Bei Wimbledon würde ich diese Kritik noch verstehen, was dem normalen Zuschauer, der hier so selbstverständlich vereinnahmten schweigenden Mehrheit abgeht wenn es im Stadion auch nach einem Fußballspiel klingt, hab ich nie verstanden.
Das beste sind dann die Leute, die hier über die Ultras motzen, an anderer Stelle über wenig Gästefans oder die miese Stimmung in anderen Stadien herziehen.
Es hat, wie man durchaus wissen kann, im Weserstadion schon seit Jahrzehnten außergewöhnliche Unterstützung gegeben, auch und insbesondere als von einer Ultra-Bewegung noch keine Rede sein konnte. Die war dann gerne etwas mehr am Spiel orientiert als heute, hatte also Aufs und Abs, konnte aber immense Wucht entwickeln. Und wie das so ist, bedurfte es auch zu jenen Zeiten immer erstmal einiger lautstarker Leute, die erst ihr Umfeld und dann den ganzen Laden zum Mitmachen bewegen konnten. Ich kann das nicht, aber es gibt genügend Leute, die es können. Im Wesentlichen sah das Ergebnis dann so aus und hörte sich so an wie am Mittwoch. Es hat also Spaß gemacht.
Heute ist dieser anarchische Support nur noch ausnahmsweise möglich. Das hat aber absolut gar nichts mit der Support-Unwilligkeit im Nicht-Ultra-Bereich zu tun, sondern liegt ganz einfach daran, dass die Ultras durch ihre schiere Zahl und die Konzertiertheit ihres Supports jederzeit in der Lage sind, Stimmungsimpulse zu unterstützen - oder zu unterdrücken, indem sie dagegen an singen. Es ist halt ein Unterschied, ob 5-10 Leute einen Chant anstimmen oder 200. Was ja eigentlich super ist, denn es wäre eigentlich eine tolle Grundlage, um das ganze Stadion zuverlässig in einen Hexenkessel zu verwandeln. Denn niemand, der einigermaßen bei Trost ist und Spaß am Fußball hat würde sich solcher Anfeuerung verweigern.
Tatsächlich passiert das aber nur relativ selten. Und das liegt nun einmal daran, dass die Damen und Herren Ultras sich für den großen Rest des Stadions bedauerlicherweise einen Scheißdreck interessieren und stattdessen lieber mit kindlicher Begeisterung durch ihre Filterblase krabbeln. Und dafür möchten sie auch noch gelobt und respektiert werden und am liebsten auch noch die Regeln bestimmen, nach denen dies geschieht. Kann man so machen, sicher. Aber dann sollte man zur Kenntnis nehmen, dass man vom großen Rest des Stadions entweder ignoriert oder als störend empfunden, auf jeden Fall aber nicht ernst genommen wird. So, wie sich die Ultras, trotz ihrer zweifellos lobenswerten Vorgehens gegen rechtsextreme Stadionbesucher, überwiegend geben, sind sie leider in erster Linie ein Ärgernis - außer für sich selbst natürlich.