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Thema: BREXIT - Should I stay or should I go?

  1. #2881
    Avatar von W-ampir
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    Mir ging es um die Behauptung bzgl. Deutschland, weil hier eben repräsentative Studien das klare Gegenteil belegen. Das in Großbritannien Labour in den Medien schlecht wegkommt habe ich ja gar nicht bestritten, sondern sogar hinsichtlich Corbyn zugestimmt, allerdings eben auch Gründe dafür benannt.

    Zusätzlich sollte man zu dem Report den du hier zitierst aber auch erwähnen das sich Labour in der untersuchten Woche nicht gerade von der besten Seite präsentierte, sondern 12 Kandidaten unter anderem durch antisemitische/frauenfeindliche Äußerungen oder Bedrohungen von direkten Konkurrenten auffielen. Stichwort: Corbyn's dirty dozen. Das sich hier ein negatives Bild in der Presse ergibt ist jetzt nicht gerade Verwunderlich.


  2. #2882

  3. #2883
    Avatar von anamous
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    Zitat Zitat von W-ampir Beitrag anzeigen
    Mir ging es um die Behauptung bzgl. Deutschland, weil hier eben repräsentative Studien das klare Gegenteil belegen. Das in Großbritannien Labour in den Medien schlecht wegkommt habe ich ja gar nicht bestritten, sondern sogar hinsichtlich Corbyn zugestimmt, allerdings eben auch Gründe dafür benannt.

    Zusätzlich sollte man zu dem Report den du hier zitierst aber auch erwähnen das sich Labour in der untersuchten Woche nicht gerade von der besten Seite präsentierte, sondern 12 Kandidaten unter anderem durch antisemitische/frauenfeindliche Äußerungen oder Bedrohungen von direkten Konkurrenten auffielen. Stichwort: Corbyn's dirty dozen. Das sich hier ein negatives Bild in der Presse ergibt ist jetzt nicht gerade Verwunderlich.
    Hast du jetzt echt die Daily Mail als Quelle angeführt? Nicht schlecht.

    Selbst wenn irgendwelche Kandidaten Skandälchen verursacht hätten - ist ja nicht so, dass es bei den Tories an Arschlöchern, Fettnapffressern oder sonstigen Idioten im geringsten mangeln täte - fucking Boris Johnson ist deren Spitzenkandidat. Komisch, dass sich all das nicht in der Berichterstattung niederschlug.

  4. #2884
    Avatar von fruchtoase
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    @W-ampir
    Das ist doch wohl ein schlechter Witz?
    Wenn Du Corbyn Fettnäpfchen vorwirfst, was sagst Du denn dann zu Johnson? Fetttröge? Swimming Pools voller Fett? Der entscheidende Punkt dabei ist ein ganz anderer: Johnson hat noch vor wenigen Wochen versucht, die parlamentarische Demokratie auszuhebeln (auch wenn die zugegebenerweise im VK eh nie so bedeutend war). Alles egal, ist ja ein kleiner Schelm der Boris, das nimmt man dem nicht so krumm. Auch dreiste Lügen, alles kein Problem. Wenn Corbyn aber vor 100 Jahren mal Sympathie für den Befreiungskampf der Palästinenser geäußert hat, dann ist das ein nicht zu verzeihender antisemitischer Sumpf, der die ganze Partei in Verruf bringt...
    Das ist so dreist wie es lächerlich ist.
    Aber so funktioniert das bei den Rechten eben, im anderen Thread wurde gestern noch Esken als unwählbar dargestellt, einer lokalen Intrigenposse wegen, während Schäuble sich noch immer nicht erinnern kann, was es mit dem Koffer voll Geld damals auf sich hatte, aber als Godfather of schwarze Null jahrelang gefeiert wird für sein fatales Treiben.
    Rettungsaktionen für Banken sind alternativlos, Verstaatlichungen von Miethaien sind Teufelswerk.
    uswusf.
    Wenn es um die Linke (also die Partei) geht, wird selbst die taz zur mahnenden Stimme der Vernunft und gebietet Einhalt allzu radikaler Politk.

    Dass Corbyn ein denkbar schlechter Kandidat für diesen Wahlkampf war, weil er nie ein Freund der neoliberalen EU war, eine klare Fokussierung auf Remain aber der (wahl-)taktisch richtige Zug gewesen wäre, das ist sicher richtig, aber darum geht es hier ja garnicht. (Und die Politik, die im Manifesto steht, wurde in Umfragen überwiegend positiv bewertet.)

    Zitat Zitat von W-ampir Beitrag anzeigen
    Das müsste man in UK wohl klarer aufdröseln, da Sicherheitspolitik zu großen Teilen den kommunalen Lokalverwaltungen obliegt. Da die Stadtbevölkerungen in allen westlich geprägten Nationen eher linkslastig wählen und Landbevölkerungen eher konservativ, könnte hier trotz mangelnder Staatsregierung ein unbequemes Bild entstehen.
    Ja, die Verantwortung liegt bei der kommunalen Ebene, aber für die Finanzierung hängt sie am staatlichen Tropf und was wurde da in letzter Zeit so als Maxime vorgegeben?
    ...
    Das ist genau der gleiche Schmodder wie hierzulande.
    Alles kaputtsparen und dann mit dem Finger auf die zeigen, die den Notstand verwalten müssen.

    Zitat Zitat von W-ampir Beitrag anzeigen
    Die entsprechende Gegenbewegung gibt es doch gerade im englischsprachigen Raum schon länger mit "positive & constructive journalism" der gerade auch bei uns an den Hochschulen vermehrt gepusht wird.

    Allerdings werden diese eben auch nicht so angenommen wie man sich das erhoffen würde. Die Medien sind im Hinblick auf den Rezipienten eben immer noch einem Verdrängungskampf ausgesetzt, da es viele Anbieter gibt, der Leser aber nur eine bestimme Aufmerksamkeitsspanne einbringt. Ob man da dann von einer einseitigen Beeinflussung durch den Sensationsjournalismus sprechen kann oder nicht viel eher von einer wechselseitigen Beziehung ausgehen sollte wurde in den letzten Jahrzehnten auch mehrfach zur Forschungsgrundlage erklärt, allerdings sind die Methoden hierzu nur schwer umzusetzen und sehr anfällig für Framing und Priming durch den Forschenden.
    Ach was...
    Skandalisierung wirkt (als Absatzbeschleuniger (bzw. in der Printbranche ja eher als Absturzbremse)).
    Echter Informationsjournalismus ist ein Nischenprodukt.
    Na wer hätte das gedacht. Ach ja, ich... Im zitierten Beitrag.

    Zitat Zitat von W-ampir Beitrag anzeigen
    Einerseits richtig, andererseits sollte man sich dann eben den Ursachen dieser Unsicherheit annehmen. In meinen Augen sind das die immer weiter voranschreitende Zersplitterung der Gesellschaft und die damit einhergehende Entfremdung. Wer alleine lebt und seine Nachbarn kaum kennt wird eben gegenüber seiner Umwelt skeptischer, da die entsprechenden Vertrauenswerte fehlen. Auch dahingehend gibt es aber aktuell von keiner politischen Strömung vielversprechende Ansätze.

    Denn sowohl von rechts als auch von links ist man konsequent auf Konfrontation gebürstet.
    Eine der Ursachen habe ich doch gerade genannt: Der sich immer weiter selbstverstärkende und in seiner Frequenz zunehmende Sensationsjournalismus. Wie willst Du dem denn begegnen?
    Und gegen die immer weiter voranschreitende Zersplitterung der Gesellschaft solle man auch vorgehen... Das sehen die Herren und Damen Journalisten sicher ähnlich, wenn sie in einer Art panischem Furor vor Esken und Walter-Borjans als linksextremen Demagogen warnen und Stimmung machen und denn Seeheimer Kreis und seine Mitglieder als die Stimme der Vernunft preisen (kleine Erinnerung an der Stelle: Hartz 4 und das andere neoliberale Handwerkszeug zur Errichtung einer individualisierten Angstgesellschaft ist Kind genau dieser Leute...).

  5. #2885
    Avatar von Nis Randers
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    Boris Johnson wants to destroy the Britain I love. I cannot vote Conservative | Peter Oborne
    https://en.wikipedia.org/wiki/Peter_Oborne
    https://www.theguardian.com/commenti...box=1576089179
    Die Torries gehen in großen Schritten den Weg der GOP in den USA. Die werden komplett von den Alt-Right-Flügel übernommen.

  6. #2886
    Avatar von fruchtoase
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    How Labour lost, and the hope that endures
    Die Stimmen der Bürger sind exakt das, was ich hier zu verdeutlichen versucht habe. Corbyn ist der Teufel und ihm ist nicht zu trauen. Woher die das haben? Tjaja, kann man ja mal raten...
    Corbyn ist nicht zu trauen und Labour Stammwähler wählen den pathologischen Lügner Johnson, damit endlich was für die Arbeiter getan wird... Das kann man nicht erklären, ohne in ganz großen Lettern MSM (mainstream media) dazuzuschreiben...

  7. #2887
    Avatar von Duffman
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    Auch wenn Johnson in meinen Augen mittelschwer bekloppt ist und ich nicht ansatzweise nachvollziehen kann, weshalb ihn eine große Zahl der Briten gewählt hat, finde ich das Ergebnis eigentlich sehr gut. Die Wahl war ja nichts anders, als ein neues Votum über den Brexit und nun herrscht endlich Klarheit über das Denken der Mehrheit der Bevölkerung diesbezüglich und man kann ihn nun wie geplant durchzuziehen. Dieses hin und her war ja nicht mehr zu ertragen.
    Hiding on the backstreets

  8. #2888
    Avatar von Balljunge
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    Das ist richtig Duffman. Parteien, die ein zweites Referendum wollten, haben klar gewonnen, stimmenmässig.

  9. #2889

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    ich denke, die verbreitete Hoffnung darauf, dass die Stärkung nationaler Autonomie eine Antwort auf das mMn weit verbreitete diffuse Gefühl des Kontrollverlustes gegenüber Effekten der Globalisierung sein könnte, ist weder durch einen Rechtsbias von Medien zu erklären noch ist es ein spezifisch britisches Phänomen. Sie ist mMn Ausdruck überladener Erwartungen an die Politik (die von der Politik allerdings gestützt werden, weil sie im Einklang mit ihrem Selbstverständnis sind), sie könne richtig betrieben die zentrale ordnende Instanz der Gesellschaft sein und z.B. eine globalisierte Wirtschaft in die gewünschten Bahnen lenken (welche auch immer, Unzufriedenheit gibt es von rechter wie von linker Seite aus).

    Die pupulistische Welle, die wir im Moment auf der ganzen Welt erleben, ist eine regressive Antwort auf diese Probleme. Sie lebt von der Sehnsucht nach der vermeintlichen Stabilität, Einfachheit und Verständlichkeit der Vergangenheit. Die steigende Reichweite diesen Topos bediender Medien ist mMn mehr Ausdruck als Ursache dieser Entwicklung. Warum sonst haben gerade solche Medien und nicht Andere steigende Resonanz?

    Ich denke, diese Entwicklung wird noch eine ganze Weile so weiter gehen. Und am Ende wird es sich an der Frage entscheiden, ob nationale Alleingänge wirtschaftliche Ungleichheit abbauen oder verstärken (ich denke letzteres). Aber bis da verlässliche Erfahrungen vorliegen, wird der Siegeszug dieser Populisten weitergehen.

  10. #2890
    Avatar von fruchtoase
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    Zitat Zitat von George Weah Beitrag anzeigen
    ich denke, die verbreitete Hoffnung darauf, dass die Stärkung nationaler Autonomie eine Antwort auf das mMn weit verbreitete diffuse Gefühl des Kontrollverlustes gegenüber Effekten der Globalisierung sein könnte, ist weder durch einen Rechtsbias von Medien zu erklären noch ist es ein spezifisch britisches Phänomen. Sie ist mMn Ausdruck überladener Erwartungen an die Politik (die von der Politik allerdings gestützt werden, weil sie im Einklang mit ihrem Selbstverständnis sind), sie könne richtig betrieben die zentrale ordnende Instanz der Gesellschaft sein und z.B. eine globalisierte Wirtschaft in die gewünschten Bahnen lenken (welche auch immer, Unzufriedenheit gibt es von rechter wie von linker Seite aus).
    Aber stimmt das denn überhaupt? Warum sollte die Politik nicht Ordnungsmacht sein können? Die rechtlichen Mittel hat sie. Warum lässt sie sich von den Interessen der großen Wirtschaftskonzerne so dominieren und könnte das nicht etwas mit der Struktur politischer Entitäten zu tun haben? Wenn Parteien elitengeführte (wertungsfrei, nur strukturell gemeint) Abnickinstitutionen sind, tun sich Wirtschaftsunternehmen natürlich leicht, an der entsprechenden Stelle der politischen Richtungsentscheidung helfend zur Hand zu gehen. Man stelle sich mal vor, das liquid democracy-Modell der Piraten wäre nicht von der gesamten Presselandschaft verteufelt und lächerlich gemacht worden, solche Eskapaden wie Scheuers (Mauschel-/)Mautdesaster wären mMn strukturell schon ausgeschlossen.
    Dass sich die Politik v. A. unter Merkel als Vollstreckerin der Kohlpolitik selbst quasi zur Verwaltung degradiert, die keine Führung übernimmt, sondern nur noch "auf Sicht fährt", ist ja kein unabänderliches Schicksal. Da ist Macron, auch wenn ich seine Politik scheiße finde, aus ganz anderem Holz geschnitzt. Der führt eine Digitalsteuer einfach mal ein, auch wenn jenseits des großen Teiches laut aufgejault und mit Vergeltung gedroht wird. Wenn man sich aber immer ins Bockshorn jagen lässt, dann brauchen wir auch die Politik nicht mehr, Verwaltung ist eine andere Instanz und die haben wir schon.
    Es ist mMn dabei auch nicht zwingend ein Ruck in Richtung Nationalismus, wenn man den Auswüchsen der Globalisierung begegnen will, es muss nur einfach mal Wille zur Gestaltung her, ob das allerdings mit unserem Demokratiesystem überhaupt noch geht, ich wage zu zweifeln. Die nächste BT-Wahl und die vermutlich schwarz-grüne Koalition werden zeigen, ob auch die Grünen dann zum GroKo (die wird es dann ja vermutlich sein) -Opfer wird und der Umfalleritis anheim fällt.

    Zitat Zitat von George Weah Beitrag anzeigen
    Die pupulistische Welle, die wir im Moment auf der ganzen Welt erleben, ist eine regressive Antwort auf diese Probleme. Sie lebt von der Sehnsucht nach der vermeintlichen Stabilität, Einfachheit und Verständlichkeit der Vergangenheit. Die steigende Reichweite diesen Topos bediender Medien ist mMn mehr Ausdruck als Ursache dieser Entwicklung. Warum sonst haben gerade solche Medien und nicht Andere steigende Resonanz?
    Es kann (und ist es mMn) beides sein. Ausdruck und Ursache.
    (Ursache ist vielleicht der falsche Begriff, Verstärker trifft es aber mit Sicherheit. Die Medien bedienen eine Nachfrage, die sie selbst anheizen.)

    Zitat Zitat von George Weah Beitrag anzeigen
    Ich denke, diese Entwicklung wird noch eine ganze Weile so weiter gehen. Und am Ende wird es sich an der Frage entscheiden, ob nationale Alleingänge wirtschaftliche Ungleichheit abbauen oder verstärken (ich denke letzteres). Aber bis da verlässliche Erfahrungen vorliegen, wird der Siegeszug dieser Populisten weitergehen.
    Wenn Leute wie BoJo diese Alleingänge gestalten, dann stimme ich Deinem Urteil definitiv zu. Grundproblem dieser Alleingänge ist ja immer, dass sie nur rechts "funktionieren" können, weil jeder linke Versuch sofort von allen "Verteidigern der freien Welt" mit allen wirtschaftlichen (und zum Teil anderen) Mitteln bekämpft würde und wird.

  11. #2891

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    @fruchoase
    nein, es ist "nicht zwingend ein Ruck in Richtung Nationalismus, wenn man den Auswüchsen der Globalisierung begegnen will". Ich schrieb ja auch in dem Zusammenhang nur von der Hoffnung auf Stärkung nationaler Autonomie.

    Ich glaube nicht an Politik als die zentrale Steuerungseinheit der Gesellschaft, weil

    - Politik nur national bzw. im Rahmen von Staaten (und nur sehr eingeschränkt auf der Ebene von Staatenbunden wie der EU) agieren kann, aber die Wirtschaft global agiert und Kapital, Wissen, Technik-Knowhow etc. aber auch Menschen nicht an Staaten gebunden sind.

    - Politik "nur" einen rechtlichen Rahmen setzen kann, aber nicht bestimmen kann, wie die Wirtschaft auf diesen Rahmen reagiert. Deswegen ist mMn gut gemeint (vom Staat) nicht automatisch gleich gut gemacht, Intentionen und tatsächliche Effekte fallen häufig auseinander.

    Gerade gegenüber multinational agierenden Unternehmen empfinde ich die nationale Politik als weitgehend hilflos. Da gibt es dann vielleicht schmissige Symbolpolitik, aber am Ende zahlt google seine Steuern in Irland (nicht).

    Ist aber nur meine Einschätzung, kann man natürlich drüber streiten.

  12. #2892
    Avatar von fruchtoase
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    Zitat Zitat von George Weah Beitrag anzeigen
    @fruchoase
    nein, es ist "nicht zwingend ein Ruck in Richtung Nationalismus, wenn man den Auswüchsen der Globalisierung begegnen will". Ich schrieb ja auch in dem Zusammenhang nur von der Hoffnung auf Stärkung nationaler Autonomie.

    Ich glaube nicht an Politik als die zentrale Steuerungseinheit der Gesellschaft, weil

    - Politik nur national bzw. im Rahmen von Staaten (und nur sehr eingeschränkt auf der Ebene von Staatenbunden wie der EU) agieren kann, aber die Wirtschaft global agiert und Kapital, Wissen, Technik-Knowhow etc. aber auch Menschen nicht an Staaten gebunden sind.

    - Politik "nur" einen rechtlichen Rahmen setzen kann, aber nicht bestimmen kann, wie die Wirtschaft auf diesen Rahmen reagiert. Deswegen ist mMn gut gemeint (vom Staat) nicht automatisch gleich gut gemacht, Intentionen und tatsächliche Effekte fallen häufig auseinander.

    Gerade gegenüber multinational agierenden Unternehmen empfinde ich die nationale Politik als weitgehend hilflos. Da gibt es dann vielleicht schmissige Symbolpolitik, aber am Ende zahlt google seine Steuern in Irland (nicht).

    Ist aber nur meine Einschätzung, kann man natürlich drüber streiten.
    Ein Blick nach China sollte doch eigentlich relativ einfach Deine Bedenken revidieren?
    Die Politik kann zentrale Steuerungseinheit der Gesellschaft sein (zum Guten wie zum Schlechten). Sie kann auch globale Megakonzerne in die Schranken weisen. Und die Gestaltung des Rahmens, in dem die Wirtschaft agiert, kann auch anders umgesetzt werden, als mit wischiwaschi-"Liberalismus" mit 20 Schlupflöchern in jedem Gesetz. Da muss man ja nur mal nach Bayern schauen, wie geschickt man eine (beschissene) Regelung so gestalten kann, dass kein Windrad neu gebaut wird. Der rechtliche Rahmen ist ja gerade das, was lenkt, wie die Wirtschaft reagiert (reagieren kann).

    Nationale Politik ist gegenüber multinational agierenden Konzernen genau dann hilflos, wenn die Politik sich jedes Mal, wenn ein Lobbyist "Arbeitsplätze" von der Seite flüstert, in die Hosen macht. An der Stelle ist das Berufspolitikertum, für die die Welt zusammenbricht, wenn sie nicht wiedergewählt werden, natürlich eine Katastrophe.

  13. #2893
    Avatar von anamous
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    Zitat Zitat von George Weah Beitrag anzeigen
    [...]
    Ich glaube nicht an Politik als die zentrale Steuerungseinheit der Gesellschaft, weil [...]
    Du glaubst demnach schon an Politik, aber eben nicht daran, dass sie von Politikern gemacht wird, sondern von Unternehmen. Es ist dennoch Politik, weil

    Politik bezeichnet die Regelung der Angelegenheiten eines Gemeinwesens durch verbindliche Entscheidungen.[1] Sehr allgemein kann jegliche Einflussnahme, Gestaltung und Durchsetzung von Forderungen und Zielen in privaten oder öffentlichen Bereichen als Politik bezeichnet werden.
    Es ist nur eben wie du schon indirekt herausstellst keine Demokratie. Drum spricht man ja auch davon, dass Neoliberalismus, der dem "privaten Sektor" (ein Euphemismus für "Kapital") weitestgehende Befugnisse einräumt, grundsätzlich antidemokratisch sei.

  14. #2894
    Avatar von Totally On The Wood Way
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    Zitat Zitat von anamous Beitrag anzeigen
    Es ist nur eben wie du schon indirekt herausstellst keine Demokratie. Drum spricht man ja auch davon, dass Neoliberalismus, der dem "privaten Sektor" (ein Euphemismus für "Kapital") weitestgehende Befugnisse einräumt, grundsätzlich antidemokratisch sei.
    Genau, und deshalb ist die begriffliche Abgrenzung vom Liberalismus allgemein eben auch sehr bedeutend. Neoliberalismus ist zutiefst antidemokratisch, er setzt auf die absolute, globale, Herrschaft des Kapitals (heute auch gerne als "die Märkte" umschrieben) anstelle auf die Herrschafts des Volks bzw. der Völker. Ebenso anstelle der Könige, der Führer, der kommunistischen Partei. Aber eben insbesondere auch anstelle der Herrschaft des Volks, also der Demokratie.

  15. #2895
    Avatar von fruchtoase
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    Zitat Zitat von Totally On The Wood Way Beitrag anzeigen
    Genau, und deshalb ist die begriffliche Abgrenzung vom Liberalismus allgemein eben auch sehr bedeutend. Neoliberalismus ist zutiefst antidemokratisch, er setzt auf die absolute, globale, Herrschaft des Kapitals (heute auch gerne als "die Märkte" umschrieben) anstelle auf die Herrschafts des Volks bzw. der Völker. Ebenso anstelle der Könige, der Führer, der kommunistischen Partei. Aber eben insbesondere auch anstelle der Herrschaft des Volks, also der Demokratie.
    Christian Felber: „Die Wirtschaftswissenschaft ist Hokuspokus“
    Wird genau so in diesem Gespräch thematisiert. Hörenswert. Kann ich nur unterschreiben.

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