Dorfkind: Alles Gute Dir, ist ganz sicher eine schwere Zeit. Ich kann mir aber vorstellen, dass Deine Tochter mit 14 Jahren keineswegs in der Lage ist, eine Lebensentscheidung mit Konstanz zu treffen. Sie wird schwanken, ambivalent sein. Das könnte dann auch die Chance für Verbesserungen der Situation sein. Da sein, wenn sie in der Lage ist Kontakt zu knüpfen. Behutsam Führung und Beziehung anbieten, Interesse und Zugewandtheit zeigen, in Phasen, wo sie dies nicht ablehnt. Ich kann mir vorstellen, dass sie dann auch wieder in die Spur findet. Gut, dass das JA mit drin ist, so bist Du nicht allein derjenige, der mit dem vernünftigen Part kommen muss. ... Wünsche Dir viel Kraft, einen langen Atem und zwischendurch immer mal wieder ein Ruhebänkchen. Wird schon!
Belanglosigkeiten können eine ernste Sache sein. Man muss sich aufgrund derer aber nicht unbedingt ernsthaft in die Köppe kriegen.
Ich nehme mir seit mehreren Wochen vor, endlich den Artikel "Understanding Procrastination" durchzulesen, aber irgendwie bleibe ich immer im Text hängen.
Journal for the Theory of Social Behaviour 37:2
Life isn’t, and has never been, a 2 – 0 victory against the League leaders after a fish and chips lunch. (Nick Hornby)
Ich zitere einfach mal einen alten Beitrag von mir, weil das irgendwie miteinander verküpft ist.
Keine Ahnung ob das schon Gejammer ist, ich mich in etwas reinsteigere, etwas dramatisiere oder ob es wirklich so ist, aber ich gehe auf dem Zahnfleisch. Ich kann nicht mehr.
Zuallererst wären da Arbeit und Abendschule. Anfangs war die Belastung kein Problem, aber momentan zerfrisst sie mich. Ich komme schlecht aus dem Bett, ich hab keinen Bock auf Arbeit, ich hab keinen Bock auf Schule.
Dazu kommt, dass ich mich immer mehr der Gedanke bzw die Frage verfolgt, was mit mir ist, wenn ich das Abi habe, ich es aber nicht zur Polizei schaffe. Ich habe Angst davor, mich so auf die Polizei eingeschossen zu haben, dass mich nichts anderes mehr zufriedenstellen würde, wenn es nicht klappt. Falls ich überhaupt dazu geeignet bin. Dazu noch allgemeine Unsicherheiten und Ängste.
Abschalten und Entlastung klappt am Wochenende auch nicht. Dinge die mir sonst Freude bereitet haben, reizen mich kaum noch und wenn dann sind es meistens ruhigere Dinge, bei denen ich mich aber zu viel mit mir selber beschäftige und mein Gedankenkarusell sich auf höchster Stufe dreht. Oder halt, suboptimal, Party und Alkohol.
Einzig die Arbeit lenkt mich ab, diese belastet mich aber auch wieder, wenn ich meine Vorgänge hier sehe. Der Stapel wird nicht kleiner, kommt immer was neues dazu. Montags sehne ich das Wochenende herbei, Freitags die Arbeitswoche. Meine Tage starten um 7 Uhr und enden um 22 Uhr. Dienstags habe ich keine Schule, arbeite dann aber länger, mach ein bisschen Haushalt, und mach da noch meistens was für die Schule. Heute hab ich dann noch einen dienstlichen Termin um 19 Uhr.
Dann kommt noch bald die Wohnungssuche dazu, weil ich die Wohnung zum 01.07. ja gekündigt habe.
Mittwoch habe ich tatsächlich mal Schule gewschwänzt. Für ein zweites Date. Das erste mal, dass ich wieder abschalten konnte und ich nicht mit nem Kloß im Hals zur Arbeit gefahren. Allerdings ist der Kontakt so vage, dass ich nicht weiß woran ich bin und zusätzlich belastet, auch, weil ich so wenig Zeit habe um sich regelmäßig zu treffen.
Musste das gerade einfach mal loswerden.
Geändert von Johnboy (19.03.2019 um 11:06 Uhr)
And I know that I can fight, or I can let the lion win
I begin to assemble what weapons I can find
Cause sometimes to stay alive you gotta kill your mind.
Sometimes quiet is violent!
@Johnboy
Ich hoffe, Du findest die Kraft zum Durchhalten. Und selbst wenn ich als Pauker erwarte, dass meine Schülerinnen und Schüler zum Unterricht erscheinen, solltest Du Dir keinen Kopf um die einmalige Abwesenheit machen.
Vielleicht hilft es Dir, wenn Du Dich nicht auf das Fernziel Polizei fokussierst, sondern auf das näher liegende Abi. So, wie ich Deine Berichte im Hinterkopf habe, bist Du derzeit im mittleren Dienst in der Verwaltung tätig. Ohne die Details zu kennen, wage ich mal die Behauptung, dass Du Dir mit dem Abi auch die Möglichkeit schaffst, den Aufstieg in den gehobenen Dienst anzustreben oder aber - ggf. abhängig von Deinem Alter - noch einen ganz anderen Weg einzuschlagen.
Johnboy, du schlitterst gerade mit voller Wucht (wenn du nicht sogar schon drin bist) in den Burn-Out.
Habt ihr immer Abendschule oder in den Ferien z.B. nicht? Sieh zu, dass du erstmal aus dem Trott raus kommst. Und wenn es Urlaub zuhause beim Mama und Papa ist.
Ein Tipp, den ich normalerweise nie gebe. Lass dich lieber eine Woche krank schreiben als wenn du auf lange Sicht für länger ausfällst.
Ist natürlich doof, dass du zuhause nicht abschalten kannst, durch die Mitbewohner-Situation.
+++ No surprising news +++
Das ist ein Tipp, den man viel öfters geben sollte, sobald man mit seiner Abwesenheit andere Arbeitskollegen nicht zu stark belastet. Die Gesundheit sollte immer Vorrang vor der Arbeit haben, immer. Mit Ferndiagnosen würde ich mich an dieser Stelle aber dann doch ganz stark zurückhalten, da kann man viel Schaden anrichten.
So wie es verstehe, geht es nicht nur um die Belastung an sich, sondern vor allem auch um Ängste (ohne diese jetzt genauer zu beschreiben). Ich würde da mal eine Sprechstunde bei einem Psychotherapeuten besuchen. Ggfs. liegt die Ursache für deine jetzige Gefühlslage deutlich tiefer oder eben woanders als in der aktuellen Belastungssituation. Sollte der Therapeut sofort feststellen, dass eine Therapie nicht notwendig ist, kannst du immer noch die Reißleine ziehen und dich mal eine Zeit rausnehmen.
Als Rat würde ich noch geben, berufliche Alternativen zu erarbeiten. Im Polizeiberuf sollte man psychisch gefestigt sein, da sollte man ehrlich zu sich sein. Sonst wird man glaube ich auf Dauer nicht glücklich.
Wenn “nur“ die aktuelle Belastungssituation Schuld an der Gefühlslage ist, umso besser.
ich kann dir nichts raten, Johnboy, und du wirst dir nix drum kaufen können, aber meine anteilnahme hast du. pass auf dich auf und hüte dich vor nem burnout. vielleicht kannst du versuchen, deine zukunftsängste (polizei-tauglichkeit, karriere an sich, beziehung, wohnung) fürs erste mal etwas nach hinten zu schieben. die bringen dir jetzt nämlich nix. vielleicht kannst du das in etappen "abarbeiten". introvertiertheit ist hier eine stärke, weil du in dich reinhören können solltest. und gönn dir "schwäche-phasen".
yeah, what?
_
scheisst ihnen in die klangschalen!
©Sprengnagel
Life isn’t, and has never been, a 2 – 0 victory against the League leaders after a fish and chips lunch. (Nick Hornby)
Ich kann den Vorpostern nur zustimmen: Nimm Dich raus. Und zusätzlich: hol Dir Hilfe, eine (akute) Krisenintervention ist bei Psychotherapeuten relativ leicht zu beantragen und mit wenig Aufwand verbunden. Es geht dabei auch gar nicht um eine Problematisierung, sondern darum, jemanden zu haben mit dem man mal einen Schritt zurückgehen und sich seine Situation anschauen kann. Hilft ungemein.
Und unter Umständen gibt es wenn nötig auch ganz konkrete Hilfe für die Alltagsbewältigung. Mein Tipp wäre, damit auch nicht zu lange zu warten, sonst hast Du vielleicht nicht mehr die Kraft, das anzugehen.
Und noch mal ausdrücklich: Das hat für mich nichts mit Problematisierung oder "Herrje, jetzt bin ich auch noch krank" zu tun. Es ist eine sinnvolle Option, wenn man sich vom Leben mal überfahren fühlt.
Bis Unendlich ist es ein weiter Weg.
Ob das wirklich der Zweitnick eines Worums-C-Promis ist?
{Meta Male}
„Der Mensch braucht wenig und auch das nicht lange.“ - Edward Young (1683-1765)
„Das Wort verwundet leichter, als es heilt.“ -J. W. v. Goethe (1749-1832)
So, ich glaube ich bin hier noch eine Antwort schuldig. Erst mal vielen Dank für eure ganzen Ratschläge, das hat aufgebaut. Es geht mir ein wenig besser, nicht so viele negative Gedanken zugelassen.
Ändert aber nichts an der grundlegenden Situation die ich geschildert habe. Es ist nur etwas erträglicher geworden. Wobei das Adjektiv in diesem Kontext dann ja auch eher negativ belastet ist. Ich geh jetzt noch ein mal ein bisschen auf Postings von euch ein.
Ja, hast du recht. Bin im mittleren Verwaltungsdienst, arbeite sogar schon im Bereich mit polizeilichen Aufgaben (Gefahrenabwehr, Verkehrsbehörde), erfüllt mich aber noch nicht komplett. Der gehobene Dienst ist ne Option, das wäre sie aber auch ohne Abi. Ich könnte mit Realschulabschluss und Berufserfahrung könnte ich am Studieninstitu studieren, da muss dann aber auch mein jetziger Arbeitgeber wollen (oder andere) und meine Gemeinde will nur Leute im Studium, die sich auch als Führungskraft sehen. Als Führungskraft sehe ich mich aber (noch) nicht.
Die Mitbewohner-Sitatuon ist soweit eigentlich gelöst. Sie ist raus, ich hab die Bude für mich alleine und meine Ruhe. Nur ist Ruhe teilweise das Problem, dass dann mein Gedankenkarusell anfängt und nicht mehr aufhört (grübeln) und daher dann auch nicht wirklich Entspannung ist.
Es ist im Moment die Belastungssituation schätz ich und die multipliziert dann vieles. Wie gesagt, das Jahr zuvor lief alles tutti, ich hatte keine Probleme.
Es ist jetzt alles nur ein bisschen viel auf ein mal und die fehlende Erholung (Ich hab dieses Jahr noch insgesamt 51 Urlaubstage, davon 21 Rest) und an die 40 Überstunden (ist jetzt nicht die Welt), war aber bis vor einigen Wochen noch bei 60.
Wegen diesen Ängsten und das oben beschriebene Grübeln. Ich hatte tatsächlich schon mal über psychologische Hilfe nachgedacht. Allerdings wäre das bezogen auf meinen Wunsch bei der Polizei das Aus.
Steht ein mal eine (erfolgreiche) psychologische Behandlung in meinen ärztlichen Akten, ist das alles sehr schwierig.
Vielen Dank!
Ist allerdings eine Stärke, aber auch gleichzeitig eine Schwäche. Weil irgendwann wird aus diesem reinhören, sich konstruktiv Gedanken zu machen ein Gedankenkarusell aus dem ich im Moment schwer rauskomme und umso "lauter" ist es dann wiederum.
Auch dir ein Vielen Dank!
Die crux mit der psychologischen Hilfe hab ich ja schon weiter oben beschrieben. Antworte dir aber noch auführlicher auf deine PN.
Geändert von Johnboy (24.03.2019 um 20:38 Uhr)
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I begin to assemble what weapons I can find
Cause sometimes to stay alive you gotta kill your mind.
Sometimes quiet is violent!
Nochmal zum Thema: Wenn das für Dich machbar ist, könntest Du das auch privat bezahlen, heißt dann auch nicht mehr Therapie sondern Coaching / Beratung
Suchparameter, die ich Dir empfehlen würde, wären "Systemische Beratung" bei jemandem, der / die eine fundierte Ausbildung, Studium als Psychologe hat. Schwer zu finden aber perfekt für den Resourcenspeicher wäre jemand im Bereich Hypnosystemische Beratung.
Bis Unendlich ist es ein weiter Weg.