Als ich abhängig wurde, hatte ich von da an nur einen Gegner, mein eigenes "Sucht-Ich", dem ich per se unterlegen war. Als mir in der Therapie klar wurde, dass ich diesen Gegner nie mehr komplett auslöschen können würde, hab ich angefangen, dieses "Sucht-Ich" radikal als einen Teil von mir zu begreifen, der mich halt mein Leben lang begleiten wird, anstatt als Gegner, der wie so ein außerkörperlicher, nerviger Typ hinter mir lauert. Manchmal lache ich diesen Teil von mir aus und in in schwierigen Situationen, wenn der Durst kommt, diskutiere ich auch mal mit ihm. So nach anderhalb Jahren Abstinenz merke ich dann schon, wie seine Präsenz und seine Macht nach und nach schwinden. Dieser Teil von mir verblasst, auch wenn er mir immer bewusst bleibt und die kritischen Situationen werden weniger. Und das ist schön, denn das Leben hält zuviel Gutes bereit, dem man besser mit Offenheit als Verbissenheit begegnen kann. Und es ist zu kurz, um ewig zu kämpfen.