Wenn wir Trump kritisieren, der offen sagt, dass Waffenlieferungen wichtiger sind als der Tod eines Nicht-US-Bürgers, dann kann man das auch umdrehen und fragen, warum es den Tod eines Journalisten der Washington Post benötigt, um die Medien und Politiker plötzlich in diesem Maße Saudi Arabien kritisieren zu lassen. In beiden Fällen wiegt die eine Sache scheinbar weitaus mehr als tausende getötete Zivilisten im Jemen oder jede andere Tat Saudi Arabiens. Die Geschichte ist doch keine Abweichung von dem, was Saudi Arabien seit Jahren treibt, nur in diesem Fall war der Getötete eben eine Bekannter und Freund von einflussreichen Journalisten. Man muss nicht einmal nach Saudi Arabien schauen, selbst Morde durch die eigene Regierung an US-Bürgern interessieren Politiker und Medien weitestgehend nicht.
Man kann könnte nun "endlich sind die Leute aufgewacht" sagen, doch wer glaubt schon wirklich, dass sich etwas an der US-Unterstützung (und der oft verschwiegenen aktiven Beteiligung am Jemenkrieg durch USA/UK, Stichwort "Saudi-UAE coalition") durch Republikaner, Demokraten, Medien und Wirtschaft für Saudi Arabien ändert? Oder der deutschen Unterstützung durch Waffenlieferungen? Tom Friedman und David Ignatius werden MBS nun erstmal nicht mehr wöchentlich beweihräuchern können, aber das war es dann auf längere Sicht auch.