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Thema: Präsident Joe Biden und die amerikanische Politik

  1. #8401
    Avatar von flowen
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    Zitat Zitat von Daniel FR Beitrag anzeigen
    Was war denn für die, die Trump gewählt haben, so schlimm an der Politik von Bill Clinton, Bush und Obama, dass Trump für sie die bessere Alternative ist? Und was macht Trump aus deren Sicht besser?
    Wo soll man da anfangen? Im reichsten Land der Welt gibt es bis heute keine freie medizinische Versorgung für Millionen von Menschen. Viele leben dort in Angst, morgen eine Krankheit zu bekommen, die für uns einfach und schnell behandelbar ist. Die Leute in den USA müssen oft tausende Dollar pro Monat für ihr Medikament bezahlen, was sie in eine ewige Schuldenfalle steckt. Andere gehen erst gar nicht zum Arzt, weil sie sich die Behandlung sowieso nicht leisten können. Bei Nichtzahlung kommen noch weitere Strafen drauf, bis sie dann letztendlich im Gefängnis landen. Und das sind keine Einzelfälle. Millionen von Menschen sind eine Blinddarmentzündung oder eine Diabeteserkrankung davon entfernt, auf ewig oder lange Zeit verschuldet zu sein.

    Dann gibt es den Zustand der Masseninhaftierung. Kein Land anderes hat so viele Menschen, die im Gefängnis sitzen (pro 100k). Sehr viele davon auf Grund von kleinen Drogendelikten, Schulden etc. Kamala Harris, die heute vom Spiegel als großartige Präsidentschaftskandidatin gelobt wird, hat tausende Marihuanakonsumenten für Jahre in Gefängnis geschickt, ebenso wie Eltern von schulschwänzenden Kindern. Das US-Gefängnissystem ist im Grunde das neue Jim Crow. Hundertausende Menschen arbeiten dort für 4-10 Cent pro Stunden oder auch mal pro Tag, um für McDonald's, Walmart etc. Artikel herzustellen. Vor einigen Wochen gab es ja die Feuer in Kalifornien, viele der Feuerwehrmänner waren Häftlinge, die für 5 Cent Feuer löschen mussten. Und von diesem Geld müssen viele Häftlinge dann noch noch den Strom in ihrer Zelle oder eine Bettdecke zahlen, damit sie nicht frieren. Im Gefängnis selbst bekommen diese Leute kaum Hilfe, um das Leben nach der Inhaftierung neu zu starten, so wird es oft darauf oft ein ewiger Kreislauf. Und das ist gewollt, alleine New York ist die Gefängnisindustrie ein 80 million $ business. Joe Biden, der womöglich 2020 antreten wird, hat über Jahrzehnte für eine Verschärfung dieser Gesetze gekämpft.

    Man könnte nun noch etliche weitere Beispiele nennen (z.B. die opioid crisis, rising inequality, 10 Millionen Menschen, die 2008 ihre Häuser verloren). Das ganze System ist einfach nur darauf ausgelegt, um die Menschen auszusaugen und gleichzeitig unfähig machen, etwas dagegen zu tun (Gefängnis, Drogenabhänigkeit, Verbot nach Haft zu wählen, trash TV, Casinos etc.). Diese Hoffnungslosigkeit und Anomie, die Millionen von Menschen betrifft, führt dann oft zu einer Form der Zerstörungswut, (nicht nur auf das System, sondern auch auf sich selbst). Viele haben darauf Trump gewählt, der ja nun eimal mit "drain the swamp" Wahlkampf betrieben hat. In den Köpfen vieler Menschen ist Trump nicht Teil des Systems, nicht einmal der GOP. Immerhin sind bzw. waren Republikaner wie George W. Bush und John McCain ja Teil der #resistance. Einige wählten ihn, weil sie wirklich denken, er würde etwas ändern, andere aus purer Verzweiflung. Gleichzeitig haben eben auch Millionen von Menschen gar nicht bzw. Clinton nicht gewählt, das darf man nicht vergessen. Wenn man diese Leute befragt, kommt oft auch ein "Wen soll ich wählen? Es ändert sich ja doch nichts." Das war schon der Grund, warum Schnarchtablette Al Gore damals verloren hat. Obamas 2008er Wahlkampf war Trumps teilweise sehr ähnlich. Er hat die Probleme und Hoffnungslosigkeit angesprochen und, ganz wichtig, deren Ursachen benannt. Seine Politik war dann natürlich eine andere.

    Es gibt so viele Menschen, die man gewinnen könnte. Und das können meiner Meinung nach kein Joe Biden oder keine Kamala Harris, die durch ihre Politik zu viel Schaden angerichtet haben, sondern nur Politiker, die seit Jahren und Jahrzenten (und nicht erst seit 3 Monaten) für progressive Politik stehen. Und das ist im Moment eben nur Sanders. Wenn das nicht geschieht, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Trump weiterhin Präsident bleibt.

  2. #8402
    werdergeist
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    Danke flowen, sehr interessant. War mir so nicht nicht bewusst. Das grundproblem ist halt auch das dichotome Parteiensystem, das lässt halt einfach keinen Raum für großartige Perspektiven. Und das traurige ist, das die gesamte westliche Gesellschaft fröhlich viele Entwicklungen aus den USA übernimmt, in allen Lebensbereichen, da die USA immernoch als großes Vorbild gilt. Verstehen muss man es nicht.

  3. #8403
    Avatar von raketeblau
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    @flowen, viel Zustimmung und dann noch hohe Mieten, hohe Wohnungslosigkeit, Leben auf Kreditkarte...bei gleichzeitig extremen Patriotismus. "Bestes Land der Welt". American Dream sei es durch Sportkarrieren oder den Lottogewinn. Streben der Mittelklasse nach oben, Angst vor dem Absturz. Teilweise katastrophale Infrastruktur, unterversorgte staatliche Bildungsstätten. Gegensatz arm/reich wird durch das Leben auf Kreditkarte möglichst lange verschleiert. Aber: Wenn Du viel Geld verdienst, kannst Du Dir sehr gute medizinische Versorgung, eine sehr gute Ausbildung Deiner Kinder, sehr gute Immobilien usw. leisten. Dementsprechend funktioniert auch die Politik mit der Verlustangst. Ob Mauerbau oder mehr Polizei, mehr Waffen, mehr Schutz vor Bedrohung, Diebstahl, Verlust. Einfach gesagt: Wenn einige Politiker endlos schwafeln, sagt ein anderer: Da kommen böse Menschen, die wollen Euch alles wegnehmen, also bauen wir eine Mauer. Punkt. Spätestens mit dem 11.09. leben die Menschen in Verunsicherung und im Abwehrmodus. Abwehr gegen jede Bedrohung, wenn Sie denn nur gut verkauft wird. Angst vor Einbrechern, Nachbarn, Ausländern, Terroristen,...Ich habe oft mit Kollegen dort diskutiert und ein relativ einfaches Beispiel erzählt. Während meiner Tätigkeit in den USA, musste ich auf Geschäftsreise nach Europa und landete in Kopenhagen. Irgendetwas fehlte dort auf dem Flughafen. Der Anblick von sehr vielen Polizisten. Der Unterschied für mich. Wenn ich 20 Polizisten zusammen sehe, denke ich, "Mist, hier ist es gefährlich oder etwas ist passiert." Wenn meine US Kollegen 20 Polizisten zusammen sehen, dann fühlen sie sich sicher. Es geht dort momentan eher um Wahrung des Besitzstandes als um Entwicklung neuer Ideen. (alles stark vereinfacht).

  4. #8404
    Avatar von Nis Randers
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    Flowen hat durchaus Recht mit seiner Beschreibung aber so konservativ wie weite Teile des Landes sind, verlieren die Dems jede Wahl mit einer europäisch ausgerichteten Sozialdemokratischen Einstellung. Das ist ähnlich wie in Europa wo die Linke sich mit der Sozialdemokratie vollkommen zerstritten hat und die rechten Parteien einen kometenhaften Aufstieg feiern. Außerdem stört mich bei seiner Zustandsbeschreibung das praktisch nur die Dems Schuld haben und die GOP/Trump angeblich die Sorgen der Menschen Ernst nimmt.

  5. #8405
    Avatar von Daniel FR
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    Mir fehlt bei der ganzen Beschreibung der Aspekt "Was konkret macht Trump aus deren Sicht besser?".
    {Meta Male}

    „Der Mensch braucht wenig und auch das nicht lange.“ - Edward Young (1683-1765)
    „Das Wort verwundet leichter, als es heilt.“ -J. W. v. Goethe (1749-1832)

  6. #8406
    Avatar von flowen
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    @Nis Du hast mir schon mehrere Male vorgeworfen, dass ich die Demokraten für alles verantwortlich mache, mal direkt, mal indirekt. Entspricht jedoch nicht der Wahrheit. Ich habe gesagt, dass es sinnvoller ist, die Demokraten zu kritisieren, weil diese in den letzten Jahrzehnten zu einer neoliberalen Partei verkommen sind und sich der GOP immer mehr angleichen, während sie jedoch das Gegenteil predigen. Die Republikaner werden nie die Politik machen, die ich mir wünsche, daher zeige ich gerne auf die Partei, in der es eventuell möglich ist. Würden die Demokraten progressive Politik machen, hätten wir Trump nicht, das ist einfach meine Meinung.

    Das Thema mit den Konservatien hatten wir schon einmal, glaube ich. Es gibt meiner Meinung nach keine Massen von moderaten Republikaner, die plötzlich auf die Demokraten überlaufen. Al Gore hat mit dieser Strategie verloren, Hillary Clinton ebenso. Man erinnere sich an Schumers berühmtes "For every blue-collar Democrat we lose in western Pennsylvania, we will pick up two moderate Republicans in the suburbs in Philadelphia." Warum sollen die Leute auch nicht das Original wählen? Desweiteren sind Themen wie Medicare 4 All auch keine Themen für "Linke". Healthcare wird als das wichtigste Thema überhaupt angesehen, wenn Leute danach gefragt werden. 70% aller Amerikaner sind für Medicare 4 All, unter den Republikanern sind es 52%. Ich bin der Überzeugung, dass Trump gegen Bernie Sanders keine Chance gehabt hätte. Vielleicht werden wir diesen Kampf in der Zukunft ja noch erleben. Dann hoffentlich mit fairerer Behandlung durch die Medien, aber wahrscheinlich sehen wir wieder eher 30 Minuten Trumps leeres Podium als eine gleichzeitig laufende Rede von Sanders.

  7. #8407
    Avatar von Wiesenlove
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    Zitat Zitat von flowen Beitrag anzeigen
    @Nis Du hast mir schon mehrere Male vorgeworfen, dass ich die Demokraten für alles verantwortlich mache, mal direkt, mal indirekt. Entspricht jedoch nicht der Wahrheit. Ich habe gesagt, dass es sinnvoller ist, die Demokraten zu kritisieren, weil diese in den letzten Jahrzehnten zu einer neoliberalen Partei verkommen sind und sich der GOP immer mehr angleichen, während sie jedoch das Gegenteil predigen. Die Republikaner werden nie die Politik machen, die ich mir wünsche, daher zeige ich gerne auf die Partei, in der es eventuell möglich ist. Würden die Demokraten progressive Politik machen, hätten wir Trump nicht, das ist einfach meine Meinung.

    Das Thema mit den Konservatien hatten wir schon einmal, glaube ich. Es gibt meiner Meinung nach keine Massen von moderaten Republikaner, die plötzlich auf die Demokraten überlaufen. Al Gore hat mit dieser Strategie verloren, Hillary Clinton ebenso. Man erinnere sich an Schumers berühmtes "For every blue-collar Democrat we lose in western Pennsylvania, we will pick up two moderate Republicans in the suburbs in Philadelphia." Warum sollen die Leute auch nicht das Original wählen? Desweiteren sind Themen wie Medicare 4 All auch keine Themen für "Linke". Healthcare wird als das wichtigste Thema überhaupt angesehen, wenn Leute danach gefragt werden. 70% aller Amerikaner sind für Medicare 4 All, unter den Republikanern sind es 52%. Ich bin der Überzeugung, dass Trump gegen Bernie Sanders keine Chance gehabt hätte. Vielleicht werden wir diesen Kampf in der Zukunft ja noch erleben. Dann hoffentlich mit fairerer Behandlung durch die Medien, aber wahrscheinlich sehen wir wieder eher 30 Minuten Trumps leeres Podium als eine gleichzeitig laufende Rede von Sanders.
    Warum haben sie dann jemanden gewählt, der "Obamacare" ablehnt und diese Ablehnung zu einem seiner zentralen Wahlkampfthemen gemacht hat?

  8. #8408
    Avatar von Nis Randers
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    Zitat Zitat von Wiesenlove Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von flowen Beitrag anzeigen
    @Nis Du hast mir schon mehrere Male vorgeworfen, dass ich die Demokraten für alles verantwortlich mache, mal direkt, mal indirekt. Entspricht jedoch nicht der Wahrheit. Ich habe gesagt, dass es sinnvoller ist, die Demokraten zu kritisieren, weil diese in den letzten Jahrzehnten zu einer neoliberalen Partei verkommen sind und sich der GOP immer mehr angleichen, während sie jedoch das Gegenteil predigen. Die Republikaner werden nie die Politik machen, die ich mir wünsche, daher zeige ich gerne auf die Partei, in der es eventuell möglich ist. Würden die Demokraten progressive Politik machen, hätten wir Trump nicht, das ist einfach meine Meinung.

    Das Thema mit den Konservatien hatten wir schon einmal, glaube ich. Es gibt meiner Meinung nach keine Massen von moderaten Republikaner, die plötzlich auf die Demokraten überlaufen. Al Gore hat mit dieser Strategie verloren, Hillary Clinton ebenso. Man erinnere sich an Schumers berühmtes "For every blue-collar Democrat we lose in western Pennsylvania, we will pick up two moderate Republicans in the suburbs in Philadelphia." Warum sollen die Leute auch nicht das Original wählen? Desweiteren sind Themen wie Medicare 4 All auch keine Themen für "Linke". Healthcare wird als das wichtigste Thema überhaupt angesehen, wenn Leute danach gefragt werden. 70% aller Amerikaner sind für Medicare 4 All, unter den Republikanern sind es 52%. Ich bin der Überzeugung, dass Trump gegen Bernie Sanders keine Chance gehabt hätte. Vielleicht werden wir diesen Kampf in der Zukunft ja noch erleben. Dann hoffentlich mit fairerer Behandlung durch die Medien, aber wahrscheinlich sehen wir wieder eher 30 Minuten Trumps leeres Podium als eine gleichzeitig laufende Rede von Sanders.
    Warum haben sie dann jemanden gewählt, der "Obamacare" ablehnt und diese Ablehnung zu einem seiner zentralen Wahlkampfthemen gemacht hat?
    Die Standard-Erklärung ist ja das durch die Obamacare die Premiums für die Besserverdienenden stark gestiegen sind nur damit Mindestlöhner sich ne Krankenversicherung leisten können.

  9. #8409
    Avatar von diamondstar
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  10. #8410
    Avatar von Schmolle
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    Reaktionäre Friedenskraft!
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    Klaut den Demokraten die Stimmen und Trump kriegt seine zweite Runde. Einen Dollar drauf!
    Protest war schon immer käuflich.

  11. #8411
    Avatar von Nis Randers
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  12. #8412
    Avatar von diamondstar
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    Zitat Zitat von Schmolle Beitrag anzeigen
    Klaut den Demokraten die Stimmen und Trump kriegt seine zweite Runde. Einen Dollar drauf!
    Er tritt ja für die Demokraten an, wie soll er ihnen also Stimmen klauen?
    Ole's at the wheel

  13. #8413
    Worum Mitgl. Nr. 1 Avatar von Kilgore Trout
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    Wieso tritt er für die Demokraten an? Ist das neu?
    ...one of those Days

  14. #8414
    Avatar von XantaKlaus
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    Er ist auch 2016 für die Demokraten angetreten.
    “I think the saddest people always try their hardest to make people happy because they know what it’s like to feel absolutely worthless and they don’t want anyone else to feel like that.” R. Williams

  15. #8415
    Avatar von Norge
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    Zitat Zitat von XantaKlaus Beitrag anzeigen
    Er ist auch 2016 für die Demokraten angetreten.
    Genau genommen ist er bei den Demokraten angetreten, weil er für die Demokraten antreten wollte.
    Hebbt 'n W up dat Trikot
    Dat is gröön, dat schall wohl so

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