Das Schiedsrichterwesen wird beim DFB ähnlich kritisch analysiert wie die sportliche Führung bei Werder, zum Glück leisten beide sehr gute Arbeit.
Die Show geht ja noch schneller los als erwartet. Der DFB musse auf diese Aussagen von Bellingham irgendwie reagieren, sonst macht er sich in der Causa Zwayer komplett lächerlich (so eine Aussage eines 18-jährigen Engländers bringt ja schon deutlich zum Ausdruck, was Zwayer für ein Standing unter den Spielern hat). Die Aussage von Bellingham geht mMn auch über eine reine Tatsachenbehauptung hinaus und ob die von Bellingham geschilderte Tatsache (match fixing durch Zwayer) tatsächlich richtig ist, weiß ich auch gar nicht genau.
Die Aktion von Marco Haase aber:
"In der Anzeige schrieb Schiedsrichter-Beobachter Haase als Privatperson, BVB-Profi Bellingham könne seine Äußerung »aus Lebenserfahrung« nicht ohne Gräfe getan haben. Nur wegen des Interviews im ZEIT Magazin, so will Haase das verstanden wissen, habe Bellingham die Vorwürfe gegen Zwayer im Sinn gehabt. »Gräfes meiner Wahrnehmung nach erneuter genauso unterirdischer wie unsolidarischer Auftritt« im ZDF, so Haase zum SPIEGEL, würde den Verdacht »meiner Meinung nach« unterstützen."
Ich weiß nur nicht, für welchen Aspekt dabei am ehesten.
Die Vorstellung, Bellingham könne "nur wegen" des Zeit-Interviews von Gräfe von der Sache erfahren haben? Die Vorstellung - selbst wenn dies so wäre - sei das ein Grund, warum Gräfe diese Aussage nicht tätigen dürfte? Die Vorstellung, die Aussagen von Gräfe - die sich m.E. deutlich von denen Bellinghams unterscheiden - seien strafbar oder ein Grund eine Anzeige zu erstatten? Das von einem - wenn die Infos stimmen - Sprecher des Verfassungsschutzes (ehemals Sprecher der Schill-Partei)? Diese schleimischere Arschkriecherei mit so einer Begründung ("genauso unterirdischer wie unsolidarischer Auftritt") eine Anzeige zu erstatten, wenn die Delikte nur auf Strafantrag von Zwayer (der, wenn er schlau ist, einen solchen Antrag sicher nicht stellen wird) verfolgt werden können? Ich kann mich nicht entscheiden.
Nicht involviert stimmt aber auch nicht so ganz. Er hat immerhin von Hoyzer 300 Euro bekommen, um als Linienrichter im Zweifelsfall gegen die Werder Amateure zu entscheiden. Ihm kam dann wohl zugute, dass es keine Notwendigkeit gab für ihn einzugreifen - die grundsätzliche Bereitschaft schien aber da zu sein.
Edit: Quelle: DFB-Urteil gegen Zwayer
Geändert von Grinch (05.12.2021 um 23:17 Uhr)
Ceterum censeo VAR esse delendam.
Nächstes mal lese ich genauer... Sorry!
Ceterum censeo VAR esse delendam.
Wenn man ihn als Schiedsrichter behalten will muss man davon wohl "ausgehen". Die Annahme des Geldes spricht für mich dafür, zumal es nur selten spielentscheidende Szenen gibt, die der Linienrichter effektiv entscheiden kann (zu offensichtlich dürfen falsche Abseitsentscheidungen dann halt doch nicht sein...).
Ceterum censeo VAR esse delendam.
Das mag sein, aber das ist dann eben kein "Fakt", sondern eine darauf gestützte Vermtutung. Die auf dem DFB-Urteil basierenden "Fakten" sind: Er hat Geld angenommen und die Manipulation von Hoyzer nicht gemeldet. Genau das hat Gräfe (der sich vorher sicherlich überlegt hat, was er sagt) geschildert. Allein schon deswegen ist eine Anzeige Gräfes wegen des Verdachts der Beleidigung, üble Nachrede oder Verleumdung ziemlich abenteuerlich.
Das sieht der DFB anders - Zwayer hat zwar das Geld genommen, aber laut Urteil "ist davon auszugehen", dass er "einer tatsächlichen Beteiligung an den Spielmanipulationen [...] widerstanden hat." Also selbst, wenn das Spiel anders gelaufen wäre, hätte der dann doch redliche Felix damals nicht im Sinne Hoyzers entschieden. Meint der DFB. Also hat der Felix nie irgendwas ge"fixed". Er mag halt nur Geld ziemlich gern.
Der DFB ist eine Lachnummer, Marco Haase passt dort also perfekt hin (Bitte, bitte nicht anzeigen! Danke.).
Gäbe es den beschissenen VAR nicht, wäre einem dieses neuerliche Drama erspart geblieben. Abschaffen! Jetzt! Oder zwangsläufig jede erdenkliche Szene anschauen und ein simples Fußballspiel so fortan auf 4-Stunden-Länge strecken.
Und trotzdem hat selbst der DFB ihn für ein halbes Jahr gesperrt.
Diese Auffassung vom DFB sollte man unbedingt auch auf den öffentlichen Dienst ausweiten. Ich mag Geld auch sehr gerne. Also sollte es auch in Ordnung sein, wenn mir Leute Geld geben, damit ich deren Anliegen "nicht falsch" bearbeite. Solange ich dann meinen Dienst korrekt ausübe ist doch alles in Ordnung....
Ich verstehe gerade echt nicht die Motivation vom DFB und Herrn Hasse die Angelegenheit so prominent breitzutreten. Das ist doch weder im Interesse vom DFB noch Herrn Zwayer.
Falls es für die Aussage jetzt eine Form von Sanktion gibt, dann wird doch Dortmund bzw. Bellingham dagegen doch sicherlich vorgehen. In der DFB Sportsgerichtsbarkeit kommt man vielleicht damit noch durch, aber dann klagt man dagegen doch bestimmt vor einem ordentlichen Gericht. Und will man wirklich die Geschichte vor einem Gericht aufkochen und wohlmöglich eine Entscheidung in die Welt setzen, dass man die Sache mit Zwayer zurecht in der Öffentlichkeit so äußern darf. Denke das wäre nicht klug.
Die EM hat gezeigt, dass bei vernünftiger Handhabung der VAR gut funktioniert. Es ist die Unfähigkeit des deutschen Schiedsrichterwesens, die den VAR bei uns zu oft zum Ärgernis und Trauerspiel macht.
2008er und Mitglied des Politbüros.