Genau diese Empörungswelle meine ich. Ich habe mit keinem Wort davon gesprochen, dass ich es nicht für wichtig halten würde, gegen Rassismus einzustehen. Tue ich. Sogar ganz entschieden.
Was mich an den derzeitigen Entwicklungen stört ist, dass viele derzeit jegliches Augenmaß und jede Verhältnismäßigkeit außen vor lassen, daher auch die Kritik am Zeitgeist. Wenn Statuen von dreihundert Jahre tote Menschen eingerissen werden, weil sie seinerzeit in Verbindung mit (dem damals legalen und auch aus damaliger Sicht nicht verwerflichen) Sklavenhandel standen, dann ist das völlig am Ziel vorbeigehend und genauso befremdlich, wie die Forderung nach einer Umbenennung der Dixie-Brewery oder der Washington Redskins.
Da es dieses aber alles gibt, ist es nicht einmal abwegig, dass wirklich irgendwer an Bezeichnungen wie DSC Arminia (oder auch Alemannia, Preußen, Borussia) Anstoß nimmt und im Zuge der derzeitigen Empörungskultur auch ein Shitstorm initiiert wird, um etwas am Status Quo zu ändern.
Der Maßstab, der aktuell angelegt wird, ist weit über die Grenzen des Verträglichen hinausgehend und niemand wird ihm standhalten können. Weite Teile derer, die aufgrund großer zeitgenössischer Verdienste der Ehre zuteil wurden, dass Straßen, Behörden, Gebäude oder sogar Städte nach ihnen benannt wurden, waren Antisemiten. Weil es damals grundsätzlich weit verbreitet war und der Grad der Aufklärung bei weitem nicht dem der heutigen Zeit entsprach. Will man hier wirklich irgendeiner dieser Personen hieraus einein Vorwurf machen?!
Ich weiß auch gar nicht, was der ganze Zirkus soll. Das eine schließt doch das andere nicht aus. Man kann doch auf der einen Seite die Leistungen und Verdienste einer Person anerkennen - und auf der anderen Seite ihre antisemitische, rassistische, frauenfeindliche oder was weiß ich für eine Haltung aufs schärfste kritisieren.
Aber gut, in Zeiten, in denen Smbolik, Empörung und eine gewisse Haltungsgeilheit derart ausgeprägt sind, ist es vielleicht zu viel verlangt, dass man differenziert. Da darf man Kritik am Absolutismus der Fridays for Future, Me Too- oder Black-Live-Matters-Freiheitskämpfer und ihrer teils weit über das Ziel hinausschießenden Ideen natürlich nicht unkommentiert stehen lassen und holt gleich mal die Rassismus-Keule heraus. Naja, passt halt irgendwie, wenn man sich das Weltbild "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns" erst einmal zu Eigen gemacht hat...