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Wie bereits in der letzten Woche angekündigt, haben wir uns zu Weihnachten ein kleines 'Schmankerl' für die User des Worums einfallen lassen: ein Exklusiv-Interview mit unserem Ex-Spieler und aktuellem Nantes-Profi IVAN KLASNIC.
Der 'Killer' war insgesamt sieben Jahre in Bremen, bestritt 151 Bundesliga-Spiele und durfte insgesamt 49 Tore bejubeln. Noch mehr Grund zum Jubeln gab es 2004, als er den Meistertitel und DFB Pokalsieg feiern konnte. Danach war er Mitglied des berüchtigten K&K-Sturms. 2006 folgte der Gewinn des Ligapokals. Am 24. November 2007 feierte er beim Auswärtsspiel in Cottbus eines der größten Comebacks der Bundesligageschichte. Eine Vertragsverlängerung kam im Sommer 2008 aufgrund eines »gestörten Vertrauensverhältnisses« nicht mehr zustande.
Im Juli unterschrieb Ivan einen Vierjahres-Vertrag beim FC Nantes in Frankreich. Ein Klub, der gerade in die Ligue 1 aufgestiegen ist - aber nur ein Jahr in der Ligue 2 verbrachte und 2001 noch den achten Meistertitel der Vereinsgeschichte in die Hafenstadt holte. Nantes hatte über Jahre den Ruf einer hervorragenden Talentschmiede, u.a. gingen Didier Deschamps, Marcel Desailly, Mickael Landreau und Christian Karembeu aus ihr hervor.
Die Hinrunde in der Ligue 1 lief für den Aufsteiger recht ordentlich. Obwohl man bereits nach drei Spieltagen einen Trainerwechsel vornahm, ist der Klub derzeit auf Platz 16, fünf Punkte vor einem Abstiegsplatz. Ivans persönliche Bilanz nach 19 Spieltagen: 15 Einsätze, zwei Tore, eine Vorlage, drei gelbe Karten. Zudem wurde er einmal ein- und elfmal ausgewechselt. Im Spielsystem der 'Kanarienvögel' wird er meist als alleinige Spitze aufgeboten.
Trotz der geringen Ausbeute von zwei Toren (beide gegen Olympique Lyon erzielt) ist er zusammen mit vier Teamkollegen erfolgreichster Torschütze des FCN. Insgesamt hat die Mannschaft lediglich 15 Tore in der Hinrunde erzielt. Für französische Verhältnisse allerdings nicht ungewöhnlich.
Letzten Samstag musste Ivan leider aufgrund von Knieproblemen schon in der ersten Halbzeit beim letzten Spiel des Jahres 2008 vom Platz. Einige Tage vorher nahm er sich die Zeit, dem Worum Rede & Antwort zu stehen.
Worum: Bonjour Ivan, oder wie die Franzosen sagen, Ivoh Klasnique. Die Hinrunde ist vorbei, was ist Dein Fazit für die ersten sechs Monate beim FC Nantes?
Ivan Klasnic: Nun, ich muss mich natürlich erst an das Leben in Frankreich gewöhnen. Mit den Mannschaftskollegen komme ich super aus. Ich habe in meiner gesamten Fußballkarriere nie ein solches Konditionstraining wie in Nantes absolviert. Ich dachte, der Konditionstrainer will mich killen...
13 Spiele, 910 torlose Minuten. Zahlen die man nur von Klose-Rückrunden kennt. Hast Du zwischendurch an Dir gezweifelt, den Glauben an den erlösenden Torerfolg verloren?
Das ist nicht ganz richtig. Mittlerweile habe ich zwei Tore auf meinem Konto verbuchen können und hoffe, dass es noch mehr werden.
Der FC Nantes ist als Aufsteiger zwangsläufig einer der Kandidaten für den Abstieg. Beinhaltet Dein Vertrag eine Ausstiegsklausel für den Fall der Fälle?
Ich bin nicht nach Nantes gegangen, um mit der Mannschaft abzusteigen.
Die Ligue 1 ist eher defensiv, Nantes nicht offensiv wie Werder. Der Status Aufsteiger und die Grundstärke schreien auch nach Defensive. Viele Fans fragen sich: warum ging Dein Weg nicht zu einem sportlich besseren und auch offensiveren Verein bzw. einer solchen Liga?
Also, wer das Spiel Lyon gegen Bayern gesehen hat, könnte auch zu einem anderen Schluss kommen. Insgesamt ist die französische Liga körperlich härter. Für meine Entscheidung waren andere Faktoren maßgeblich.
In Nantes ist eines der weltweit größten Nierenzentren angesiedelt. Der leitende Professor hat sich gleich gemeldet und für eine medizinische Versorgung zur Verfügung gestellt. Der Präsident Waldemar Kita und sein Team haben sich bestens präsentiert und ich hatte das Gefühl, ich komme in eine intakte kleine Familie.
Wenn ich die anderen Teams mit ihren Offerten betrachte, stehen die auch nicht besser da. Es haben sich nicht alle Clubs gemeldet, welche in der Zeitung standen. Auch der HSV nicht, wie alle gedacht haben. Wie Euch bekannt ist, habe ich diesbezüglich keine Kommentare abgegeben, um gerade nicht diesen Spekulationen der Presse Futter zu geben.
Frankreich ist nicht gerade dafür bekannt, sprachlich viel mehr als Französisch zu bieten. Ist es schwer mit der Sprachbarriere für Deine Familie in Nantes bzw. Frankreich? Gibt es FCN-Spieler, die Dir die Eingewöhnung erleichtert haben?
Französisch ist halt eine der Weltsprachen. Ich denke mir, dass daher viele Franzosen nie so richtig englisch gelernt haben. Ich versuche schon, wo ich kann, französisch zu sprechen.
Im Interview mit spox.com sagtest Du »Es ist schade, aber in Frankreich haben die Journalisten keine Ahnung vom Fußball und schreiben nur Scheiße.« Bereust Du im Nachhinein diese deutliche Aussage?
Ich kann mich nicht entsinnen, eine solche Aussage in der Form gemacht zu haben. Die französische Presse ist aber gnadenlos und es werden Storys geschrieben, wo es keine Storys gibt.
Zum Beispiel hatte ich einen Pressetermin und der Pressevertreter ist nicht erschienen. Am nächsten Tag habe ich dann meine nicht geäußerten Kommentare in der Zeitung lesen können. Mein Verhältnis zur Presse ist schon seit Jahren nicht einfach.
Wie wurdest Du von den Ex-Kollegen und den Werder-Mitarbeitern empfangen, als Du gegen Köln im Weserstadion warst? Kamst Du mit gemischten Gefühlen zurück?
Ich habe heute noch Kontakt zu vielen Werder Spielern und habe feste Freundschaften während meiner Zeit in Bremen geschlossen. Einige Werder-Mitarbeiter können mir aber auch gestohlen bleiben. Und welche ich meine, müsste klar sein.
Von Deiner Website: »Ich habe mich mit der Bremer Führung nur zusammengesetzt um zu sehen, wie sie mit mir umgehen und was sie mit mir vorhaben. Ich hatte auch das Gefühl, dass die mich gar nicht mehr haben wollten.« Hattest Du den Eindruck, dass man nur halbherzig das Gespräch suchte um wenigstens sagen zu können "wir haben mit ihm gesprochen, er wollte aber nicht bleiben"? Und lässt Deine Aussage nicht auf das Gleiche von Deiner Seite schließen?
Das ist richtig. Ich hatte das Gefühl, die wollten mich nicht.
Einige Fans empfinden die Äußerung »[…] dann kann ich nicht gerade sagen, dass ich dem Verein Werder Bremen dankbar bin bzw. viel zu verdanken habe. […]« (ebenfalls von Deinem Website-Statement) als Schlag ins Gesicht gegenüber dem Verein. Immerhin hast Du hier sportlich viel Erfolg gehabt. Ist Deine Aussage zu pauschal?
Sicherlich muss hier differenziert werden. Darüber hinaus hat man den Satz aus dem Kontext genommen. Ich hatte bereits darauf hingewiesen, dass ich nicht die Werder Fans meine. Ich werde Euch Fans nie vergessen. Mit dem Verein meinte ich die Führung und medizinische Abteilung.
Es gibt wichtigere Dinge im Leben als sportlichen Erfolg. Zum einen die Gesundheit und zum anderen das Leben selbst. Hätten die behandelnden Ärzte im Klinikum Bremen vor meiner Blinddarmoperation nicht festgestellt, dass meine Nierenwerte nicht in Ordnung sind, hätte alles auch schlimmer kommen können.
Ich glaube aber auch, dass ich ein Teil des sportlichen Erfolgs bin. Sicherlich habe ich diesen auch genossen. Ich verurteile ja nicht die Fans und auch nicht die Spieler. Der Verein Werder besteht natürlich nicht nur aus der Führung. Jedoch findet doch immer eine Assoziation statt. Wenn Werder einen Spieler verpflichtet, sagt man ja auch nicht die Fans hätten den Spieler verpflichtet.
Deine beim Bremer Landgericht eingerechte Klage sollte lt. Medienmeldungen noch in diesem Jahr behandelt werden. Gibt es Neuigkeiten dazu, steht ein Termin mittlerweile fest?
Ich hoffe, dass es mal zu einem Termin kommt, um mit dem Thema abschließen zu können.
Wie viel Wahrheit steckt in Deinem Zusammenhang in der Aussage "Einen Spieler kann man leichter auswechseln als ein ganzes Ärzteteam“?
Ich glaube, dass der Anschein erweckt wird. Ich bin davon ausgegangen, dass sich die Bremer Führung von den Ärzten trennt.
Würdest Du zurückblickend wieder bei 'Beckmann' auftreten?
Der Auftritt bei Beckmann wurde ebenfalls übermäßig und unnötig aufgebauscht. Die Sendung betraf meine Familie und meinen Leidensweg und nicht gerade Werder Bremen. Aber ich würde mich doch mal fragen, warum die Bremer Verantwortlichen so schnell reagiert haben. Normalerweise kräht nach zwei, drei Tagen kein Hahn mehr danach und es herrscht Ruhe. Aber ich darf anscheinend nichts sagen, was irgendwie die Verantwortlichen des Vereins in ein schlechtes Licht rücken könnte. Das kann es doch nicht sein. Vorher habe ich mich nie kritisch geäußert. Dies sollte doch zu denken geben.
Deine Frau Patricia sagte in der Sendung, dass sie eingeschritten wäre, hätte sie über Deine Medikation Bescheid gewusst. Hast Du damals der ärztlichen Betreuung blind vertraut, nie Bedenken gehabt oder Deiner medizinisch ausgebildeten Frau davon erzählt?
Nicht nur meine Frau, auch ich hätte sofort jegliche Medikation eingestellt, wenn ich über meine Nierenwerte bzw. das Nierenleiden Bescheid gewusst hätte. Ich habe bei Werder Bremen gespielt. Einem Verein, der zu den besten Vereinen Europas zählt und da denk ich doch im Traum nicht daran, dass ich zwei ausgebildeten Ärzten nicht vertrauen kann. Es gehört doch dazu, dass ein Verein seinen Spielern die bestmöglichste Versorgung stellt.
Bist Du der Meinung, dass im Profisport allgemein zu viele Medikamente zum Einsatz kommen, damit die Profis Topleistungen am Fließband leisten können?
Die Medikamente dienen nicht zur Steigerung der Topleistung. Du bekommst regelmäßig in den Spielen auf die Knochen und diese schmerzen dann halt. Und wenn Du starke Schmerzen hast, dann greifst Du in Absprache mit Deinem Mannschaftsarzt auch zu Schmerzmitteln.
Wie geht es Deinem Vater und Deiner Mutter, die Dir beide eine Niere gespendet haben?
Diese Frage beantworte ich nicht, da ich grundsätzlich keine Aussagen zu meiner Familie tätige.
Welche Einschränkungen im Alltag hast Du auch heute noch nach der Nierentransplantation?
Ich stehe ständig unter medizinischer Aufsicht und es wird mir regelmäßig Blut abgezapft. Meine Kreawerte sind seit der OP stabil.
Wie war Deine erste Reaktion, als Dir mitgeteilt wurde, dass Du an Niereninsuffizienz leidest, eine Transplantation nicht mehr zu vermeiden sei und Dein Leben ernsthaft in Gefahr ist?
Das hat mich ziemlich hart getroffen. Danach habe ich immer gehofft, dass ich mich einer Nierentransplantation nicht unterziehen muss. Ich bin ein positiv denkender Mensch und glaube, dass mir meine positive Einstellung sehr geholfen hat, wie auch die Unterstützung meiner Familie und meiner Frau. Viele vergessen, dass meine Frau gerade Mal einen Monat vor meiner ersten OP unser gemeinsames Kind entbunden hat.
Hast Du die Mannschaft darüber persönlich informiert? Bzw. Klaus Allofs und Thomas Schaaf?
Ich hatte kurzfristig erfahren, dass ich mich schnellstmöglich operieren lassen muss. Ursprünglich war ja geplant, dass ich mit ins Trainingslager fliege. Kurz zuvor habe ich dann Klaus Allofs und Thomas Schaaf persönlich mitgeteilt, dass ich nicht mitfliege und operiert werde muss.
Hast Du mitbekommen, dass nach dem Auftritt bei 'Beckmann' gerade Deine Frau Patricia unter teils heftiger Kritik bei den Fans stand, weil aus deren Sicht ihr Lieblings-Verein öffentlich zu deutlich von ihr angegangen wurde?
Das sind wir wieder bei dem Thema. Es darf nichts gegen die Verantwortlichen des Vereins gesagt werden. Wieso sollten wir etwas gegen die Verantwortlichen sagen, wenn es nicht so wäre? Abgesehen davon haben wir nichts gegen den Verein gesagt, sondern das Verhalten der Bremer Führung kritisiert.
Ich frage mich aber auch, was Eure Frau in so einer Situation gesagt hätte. Ich bin stolz und überglücklich eine Frau an meiner Seite zu haben, die mich unterstützt und zu mir hält. Zudem war dies die Spitze des Eisbergs. Es sind so viele Dinge in der Zeit vorgefallen, welche wir in der Sendung gar nicht erst erzählt haben. Meine Verbitterung über die Verantwortlichen müssen die Fans verstehen. Ich kann den Verantwortlichen nicht verzeihen.
Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden, um gerade nicht den Eindruck entstehen zu lassen, dass ich etwas gegen die Werder-Fans und den Verein Werder als solchen gehabt hätte. Nein, ich fand es nicht gut und auch nicht respektvoll, wie die Verantwortlichen mit mir umgegangen sind.
Liest Du ab und an in Internetforen, was die Fans über Dich denken und schreiben?
Ich surfe regelmäßig im Internet und lese sehr viel, vor allem die Einträge in meinem Gästebuch.
Bei den Fans warst Du auch aufgrund Deiner ehrlichen Art als "Killer" nahe am Kultstatus, Deine schönen Grüße an Olli Kahn sind legendär. Zuletzt hat der Ruf allerdings Durch Aussagen von Dir bei Einigen gelitten. Bist Du manchmal zu ehrlich und direkt?
Welche Aussagen von mir haben Euch denn gestört? Es liegt mir fern, die Fans zu enttäuschen. Ich bin ehrlich und direkt und ich finde, dass ist auch gut so.
Ailton betont in jeder freien Minute, dass er vor Karriere-Ende noch mal für Werder spielen will. Wie realistisch ist Deine triumphale Rückkehr zum FC St. Pauli, pünktlich zum vollendeten Stadionumbau?
Ich wünsche es Pauli, dass das Stadion schnell umgebaut wird. Auf St. Pauli habe ich meine Karriere begonnen und eine tolle Zeit verbracht. Natürlich kann ich mir auch vorstellen, am Millerntor meine Karriere wieder zu beenden.
Verfolgst Du die Bundesliga? Klinsmanns Bayern, Herbstmeister Hoffenheim, die Berg- und Talfahrt von Werder?
Ja! Die Liga ist doch reizvoll. Alle sind dicht beieinander. Werder wird auch noch kommen. Vielleicht fehlen ihnen aber meine Witze und meine Späße...
Zuletzt tauchte Dein Name immer wieder bei Transferspekulationen auf. Heißt es demnächst Weihnachten in Hamburg, Rückrunde in Gladbach?
Also laut Pressemitteilungen war ich schon in Wolfsburg, Lautern, Gladbach und in Hamburg. Komisch! Warum ruft mich nur keiner an?
Gute Vorsätze oder Ziele für 2009, Worte an die Werder- und Ivan Klasnic-Fans?
Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2009 wünsche ich Euch von Herzen. Genießt die Tage mit Euren Lieben, denn kleine Dinge und Momente wissen oft nicht, wie wichtig sie zu weilen sind.
Gute Vorsätze sind eine tolle Sache. Ich habe viele davon. Mal sehen, welche ich umsetzen werde.
Frohe Weihnachten, einen guten Rutsch und vor allem alles Gute für 2009 wünscht Dir das Team vom Worum und dankt Dir nochmals für die Zeit, die Du Dir für uns genommen hast.
[Vervielfältigung und Verbreitung - auch auszugsweise - nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung von worum.org. Bitte Autor kontaktieren. Links sind natürlich erlaubt.]
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Zitat von ostfriesland_1
