Die Verbesserung sehe ich da aber nicht. Mag durchaus sein, dass es jetzt objektiv betrachtet weniger Fehlentscheidungen gibt, aber das ist für mich nicht der einzige Wert, an dem man den VAR messen sollte. Zum einen schwindet bei mir das Verständnis für klare Fehlentscheidungen und lässt mich manchmal auch über eine absichtliche Benachteiligung nachdenken. Zum wesentlich entscheidenderen Punkt stört mich aber insbesondere die lange Verzögerung, mit der so etwas entschieden wird. Das nimmt bei mir nahezu komplett die Emotionen aus den Spielen. Und da der Fußball heute in erster Linie ein Unterhaltungsgeschäft ist, sind das für mich entscheidende Punkte, weshalb ich den VAR weiterhin ablehne - "früher" hat es halt einfach mehr Spaß gemacht.
Übrigens habe ich überhaupt nichts gegen technische Hilfsmittel, so sie denn sinnvoll eingesetzt werden, beispielsweise die Torlinientechnologie. Beim Union-Hertha Spiel hat man beide Sachen sehr schön bei dem vermeintlichen Anschlusstreffer von Hertha gesehen: Der Ball wird kurz hinter der Linie geklärt, und noch bevor der Ball den Strafraum wieder verlassen hat, pfeift der Schiedsrichter und deutet auf seine Uhr, um zu zeigen, dass der Ball im Tor war - super! Dann wird minutenlang diskutiert und Videomaterial ausgewertet, und anschließend sieht man, dass ein Spieler im Spielaufbau (noch nichtmal beim unmittelbaren Pass vors Tor) ein paar Centimeter im Abseits stand - das nervt (mich).
Ein Challenge-System würde nur ein Teil dieser Probleme lösen.
Wenn es technisch möglich wäre, Abseits direkt zu erkennen (in dem Beispiel dann noch bevor die Flanke überhaupt Richtung Strafraum kommt), hätte ich dort auch kein Problem mit der technischen Überprüfung. Ansonsten kann ich wunderbar mit der alten Faustregel "Im Zweifel für den Angreifer" leben. Abseits wurde schließlich eingeführt, damit Stürmer nicht weit vorne alleine auf Bälle warten können, bei solchen extrem engen Entscheidungen entfällt aber sowieso der Vorteil, den der Angreifer durch seine Position hat.