Weder Gündogan noch Can sind oder waren aber jemals ein derart fester Bestandteil des Nationalmannschaft wie Özil und standen daher nie im Fokus der Diskussionen. Irgendwo (ich glaube web.de) habe ich heute früh die Überschrift "Löw hat sich mit Özil verzockt" gelesen, und als Beleg führte der Artikel dann an, dass Özil den letzten Zweikampf vor dem 1:0 verloren hat Klar, das sind Clickbait-Artikel und keine tiefen Analysen, aber sie werden halt geschrieben, weil man damit vorhandene Ressentiments zu klingender Münze machen kann. Und ich habe einige im Bekanntenkreis, die sich stundenlang darüber auslassen können, dass Özil die Hymne nicht mitsingt, sich aber noch nie über fehlende Textsicherheit oder Mundfaulheit bei anderen aufgeregt haben. Will nur sagen: Ich glaube nicht, dass latente Fremdenfeindlichkeit das Hauptmotiv für das Özil-Gebashe ist. Aber es zieht die Bewertungen schneller ins Negative als bei anderen.
Und zum Spiel: Klar war das kein gutes Spiel von Özil. Wie aber auch von Kroos, Müller, Khedira und Kimmich. Dennoch fand ich ihn noch einen der besseren. Was meiner Meinung nach immer zu kurz kommt ist seine Ballsicherheit unter Druck. Da waren gestern auch wieder etliche Szenen, wo er den Ball schwierig zugespielt bekommt und dann gegen 2-3 attackierende Mexikaner behauptet. Wird aber nicht bewertet, weil er ja offensive Wunderdinge vollbringen soll. Aber wo die Mitspieler nicht in die Gasse starten, kann man auch keinen Schnittstellenpass spielen. Wenn er in einem der nächsten Spiele 2-3 Tore durch starke Pässe in die Tiefe vorbereitet, heißt es wahrscheinlich "wurde aber auch Zeit" oder "war aber auch ein schwacher Gegner".
Nicht falsch verstehen, ich will auch mehr von Özil sehen, und es gibt keine Startelfgarantie für irgendjemanden. Ich habe nur nicht das Gefühl, dass da immer mit gleichem Mass gemessen wird.