Als Opfer einer Straftat ist man im Adhäsionsverfahren ja auch (aus guten Gründen) so schon wesentlich besser gestellt als in einem normalen Zivilprozess. Den Ansatz, es von der finanziellen Bedürftigkeit des Opfers abhängig zu machen, ob das Haftungsrisiko für die eigenen Anwaltskosten auf den Staat übergehen soll, finde ich trotzdem vernünftig. Nur sind wohl die Freibeträge bei der Prozesskostenhilfe viel zu niedrig, um hierbei zu gerechten Ergebnissen zu kommen. Wer sich die Anwaltskosten vom mühsam Ersparten abknapsen muss, sollte nicht darauf sitzen bleiben müssen, nur weil beim Täter nichts zu holen ist.
Aber warum werden dann Prozeßkosten am Streitwert angelehnt? Genau da liegt doch der Fehler. Oder es ist Absicht, der Staat bekommt auf jeden Fall mehr als ihm eigentlich zusteht, egal wer zahlen muss.
Gerade bei Gewaltdelikten ist in 99% der Fälle absolut nichts zu holen beim Täter. Also holt man es sich einfach beim Opfer?
Soweit ich weiß, geht es nicht um die kompletten Prozesskosten (47.141,44 €), sondern nur um die eigenen Anwaltskosten von Malte (2969,28 €) und Sebastian (964,24 €). Von daher bliebe der Staat eh auf ca. 43.000 € sitzen, kriegt also keineswegs mehr als ihm zusteht. Diese Summen standen jedenfalls im Westfalen-Blatt am Mittwoch. Leider ist der vollständige Artikel nicht online verfügbar.
Weil einige Fragen offen sind, werde ich mich am Sonntag nachdem Derbysieg nochmal etwas ausführlicher äußern. Ich muss jetzt aber mal ein bisschen Arbeiten. Das kam diese Woche zu kurz ;-)
Euch alles Gute!
Ich kann mich nur wiederholen: Nochmal meinen vollsten Respekt für deine Haltung, Malte. Vorbildmäßig. Alles Gute euch beiden, hoffe ebenfalls, dass viel Geld zusammen kommt. Zum einen um eure Kosten voll decken, zum anderen um den Weißen Ring maßgeblich unterstützten zu können. Das Lob geht natürlich auch an die Arminia, dafür dass sie aktiv geworden sind und ein Spendenkonto einrichten lassen haben. Menschen, die sich menschlich verhalten. Es gibt sie doch noch.
Hier haben sie es mittlerweile erwähnt:
http://www.werder.de/de/profis/news/52582.php
Spendenaktion für verletzte Werder-Fans: Der SV Werder unterstützt den Aufruf von Arminia Bielefeld, für die beiden Werder-Fans, die im Mai 2012 bei der Drittliga-Begegnung DSC Arminia gegen die U 23 des SVW verletzt wurden, zu spenden. Die Grün-Weißen haben bereits gespendet, um die beiden Gewaltopfer von den Prozesskosten in Höhe von rund 4.000 Euro zu entlasten. Das Konto bleibt bis zum DFB-Pokalspiel gegen Arminia Bielefeld Anfang März 2015 geöffnet. Bis dahin kann weiterhin gespendet werden. Alle Informationen und die Bankverbindung gibt es hier. +++
http://www.beta.nw-news.de/sport/dsc...gan-Opfer.html
Denn auch Bernd Tischler vom Verler Werder-Fanklub "Die Grün-Weißen vom Ölbach" hatte von den Prozesskosten für die Opfer gelesen. Er hatte bereits direkt nach dem rücksichtslosen Angriff 2012 das Hilfsprojekt "Hooligan-Opfer-Hilfe" ins Leben gerufen und damals zahlreiche Werder-Fanklubs angeschrieben, Güterslohs Landrat Sven-Georg Adenauer als Schirmherr gewonnen und bei der Firma Kleinehelleforth eine Hutsammlung veranstaltet, dessen Ergebnis die Chefs noch verdreifacht haben.und übergab nun beim jüngsten Arminia-Heimspiel 964 Euro an Marcus Uhlig. "Dass die Opfer Teile der Prozesskosten zahlen müssen, ist zwar Recht, aber nicht gerecht", so Tischler.Und auch Arminia wird weitermachen. Die Sammelaktion für Malte K. und Sebastian W. wird bis zum DFB-Pokalspiel gegen Werder Bremen im März 2015 weiterlaufen. "Wir sind überzeugt, dass sich zahlreiche DSC-Fans solidarisch zeigen werden und unserem Aufruf folgen", sagte Uhlig gleich zu Beginn der Initiative.
Geändert von -=RK=- (03.12.2014 um 17:36 Uhr)
123SV Werder Bremen @werderbremen 3 Min.Vor 3 Minuten
#Werder spendet 2.000 Euro für die Aktion von Arminia für den verletzten #Werder-Fan, die damit endet. Tolle Aktion! #WerderPK #dscsvw
Nachdem ich mir eine Woche meine Gedanken über den Tag in Bielefeld machen konnte, möchte ich mich einmal noch abschließend persönlich dazu äußern. Ich denke, das worum, speziell das Internet, ist ein guter Ort um viele Menschen zu erreichen.
Erstmal vielen vielen vielen lieben Dank, für die zahlreichen Spenden. Wir waren sehr überwältigt über die gesammelte Summe. Ich finde die Fans von Arminia, von Werder, die Verantwortlichen beider Vereine und viele andere Menschen haben hier großartiges geleistet. Besonders danken möchte ich Herrn Uhlig und seinem Team von Arminia, für die tolle Zusammenarbeit.
Wie ihr mitbekommen habt, sind 12.810 Euro zusammen gekommen. Unsere Prozesskosten worden somit um einiges überschritten. Der Überschuss (ca. 8.810 €) kommt dem Weißen Ring zu Gute. Der Weiße Ring hat mich und meine Familie in all den Jahren immer sehr unterstützt und hat mir bei vielen Dingen geholfen. Mit dieser Aktion konnten wir Alle dazu beitragen, dass auch anderen Gewaltopfern in Zukunft weiter geholfen werden kann.
Zusätzlich konnten wir durch eine Tombola in unserem Bus noch ca. 400 Euro einnehmen, die an das Trinkwasserprojekt Viva con Agua gespendet werden. Danke dazu an meine beiden homies Zivi und Arne für die tolle Organisation. Und natürlich an Thomas Wolter und andere Verantwortliche von Werder Bremen, die einige Sachen zur Verlosung zur Verfügung gestellt hatten.
Für mich persönlich war das ein super Abschluss der ganzen Geschichte. Danke an Alle die mich in den letzten Jahren immer unterstützt haben. Ich kann heute sagen, dass ich zumindest das Gefühl habe endlich die Ziellinie zusehen. In den nächsten Monaten werden noch einige Nachwehen auf mich zukommen, aber ich denke spätestens ab Sommer kann ich mich wieder auf mein Leben konzentrieren. Lachen, lieben und meine Zukunft gestalten. Ein gutes, tolles Leben ist halt immer noch die beste Rache!
Weil ich in den letzten Monaten nach meinem Gang an die Öffentlichkeit auch kritisiert wurden bin, möchte ich abschließend noch kurz noch zu dem Umgang mit der Gerichtskostenhilfe Stellung nehmen. Wobei ich das Meiste dazu eigentlich bereits geschrieben hatte.
Es ging mir wirklich nie darum, Jemand seine Steuergelder wegzunehmen (dieser Vorwurf kam auf). Wir zahlen Steuern ja nicht ohne Grund, sondern durchaus auch um Gegenleistungen dafür zu erhalten. Auch wenn mein Eindruck ist, dass diese Tatsache den meisten Politikern nicht mehr ganz bewusst ist.
Mir ging es hauptsächlich darum unserer Politik einen kleinen Denkanstoß zugeben. Ich finde, dass dieses Gesetz zur Beteiligung an den Prozesskosten nicht völlig falsch ist, aber eine kleine Änderung benötigt. Menschen die Opfer von schwerer Körperverletzung, Mord, Vergewaltigung usw… geworden sind, sollte man das Recht eingestehen, zumindest zu Klagen. Bei kleinen Dilekten, bei denen Niemand schlimm zur Schaden gekommen ist, finde ich es auch total in Ordnung wenn man sich an den Prozesskosten beteiligt, und dem Steuerzahler keine Kosten aufdrückt. Man sollte in diesem Bezug immer von Fall zu Fall unterscheiden.
Wir dürfen nicht vergessen, dass viele Menschen keine Vereine, Organisationen in der Hinterhand haben, die im Notfall für Sie einspringen. Ich weiß die viele Hilfe zwar sehr zu schätzen, mir ist aber bewusst, dass viele Menschen nicht so viel Glück haben wie ich.
Auch wenn gerade keine Wahlen sind, würde ich mir sehr wünschen, dass die Politik in Zukunft auch mal mit ihrer Bevölkerung zusammenarbeitet, wieder mehr den Kontakt sucht und wir gemeinsam an Lösungen arbeiten. Das wir gemeinsam Überlegen wie wir in Zukunft etwas verbessern können. Demokratie bedeutet mehr, als alle 4 Jahre sein Kreuz zu machen.
Ich hoffe, dass für den Staat mit dem Erhalt des Geldes mein Fall nicht ganz vom Tisch ist. Etwas positiv verändert zu haben, wäre ein großer Sieg für mich. Die beschissenen letzten 3 Jahre wären zumindest nicht ganz umsonst gewesen.
Damit möchte ich das Thema jetzt aber wirklich abschließen. Danke euch Allen, passt immer gut auf euch und Andere auf. Wir sehen uns, in den Stadien dieser Welt ;-)