Früher war "Dinge", heute ist es "Männer".
PK vor dem Bundesligaspiel gegen Hoffenheim
Polster: Vierzig Sekunden vor der Zeit. Die vierzig Martin-Globisch-Sekunden. (schaut auf die Uhr) (schaut nochmal auf die Uhr) Ich fade langsam ein, hallo zusammen. Auch in Hoffenheim gibt es viele Werderfans, 2500 erwarten wir.
Moritz Cassalette: Wie ist der Stand in Sachen Petersen?
Dutt: Trainiert sehr gut, man merkt ihm nichts an. Wir werden nicht sagen können, wie weit die Kräfte reichen. Ich bin guten Mutes, es sieht gut aus, was er macht.
Wir wissen nicht, wie lange die Kräfte reichen - Kaderplatz?
Dutt: Es sieht gut aus. Wenn er sich fit fühlt, will ich nicht auf ihn verzichten. Ich hoffe, dass er sich kräftemäßig gut genug fühlt.
Startelfeinsatz denkbar?
Dutt: Ich bin da noch nicht so weit. Ich muss mit ihm sprechen. Er müsste sich 60 Minuten auf hohem Niveau zutrauen, wenn er das bejahen kann, müsste man nachdenken. Bis gestern habe ich nicht mal an einen Kaderplatz denken dürfen, ein Bankplatz wäre realistischer.
Philipp Bargfrede, wie sieht es aus?
Dutt: Ich habe mit ihm gesprochen, bei ihm hat es länger gedauert als bei Nils, er hat zwei Wochen gut trainiert, es könnte sein, dass er, obwohl er fit ist, sich nach anstrengenden Wochen noch nicht ganz fit fühlt. Wir werden uns kurzschließen, ob wir ihn mitnehmen können.
Henry Vogt: Bilder gegen Mainz nochmal gesehen, neue Erkenntnisse?
Dutt: Ich weiß, woran es gelegen hat, kein Thema. Manche Dinge werden nicht besser, wenn man sie wiederholt, manches lässt sich nicht trainieren. Was sich trainieren lässt, haben wir angesprochen. Wir hatten genügend Torchancen, hätten aber mehr herausspielen können. Wir haben im letzten Drittel den intelligenten Pass zum Nebenmann übersehen, wir wollten das Ding umdrehen, da leidet die Übersicht. Was die erste Halbzeit betrifft, haben wir hinten zu viele Querpässe gespielt, da gab es keinen Plan zur Spielfortsetzung. Wenn Du im Spielaufbau gepresst wirst, welche Lösungen man finden kann, das haben wir angesprochen.
Marc Hagedorn: Schwierige Phase für Miele?
Dutt: Schwer zu sagen. Er ist ein junger Mensch, der positiv durchs Leben geht. Aber wer schaut schon richtig hinter das Äußere. Er hat 18 Monate im wechselnden Turnus ... muss er sich mit der Situation auseinandersetzen, dass er thematisiert wird. Wir als Trainer versuchen, ein Gefühl dafür zu bekommen. Aber es ist schwer zu sagen, wie es um den Menschen bestellt ist.
Miele will diese Woche nichts sagen, hat sich Sonntag geäußert - wie geht er damit um?
Eichin: Pff. Es ist schwer von meiner Seite aus zu beurteilen. Man guckt nur vor den Kopf. Wir haben uns klar zu Sebastian positioniert, als die Wiese-Debatte unnötigerweise aufkam, habe ich mich klar positioniert. Er hat zwei Fehler gemacht, er ist Bundesligatorwart, muss das abkönnen. Ich habe kein Mitleid, das ist Fußballbundesliga, da muss man durch, das muss man abkönnen.
Ist er unumstritten? Denken Sie über eine Pause nach?
Dutt: Die Frage kann ich einfach beantworten. Ich äußere mich nicht zu Aufstellungen. Dass wir uns ständig hinterfragen, ist normal. Aber wer spielt, bleibt auf allen Positionen bis zum Spieltag in meinem Kopf.
Raphael Wolf - wäre er soweit?
Dutt: Kann ich Ihnen nicht sagen. Ich kann Ihnen sagen, wie die Trainignsleistungen sind und die Spiele in der U23. Die Bundesliga, das sind zwei paar Stiefel. Sollte der Fall eintreten, dass er spielt, werden wir uns überraschen lassen, wie er spielt.
Sie haben gesagt - "versucht, mit Miele zu sprechen"?
Dutt: Ich habe versucht, im Gespräch rauszukriegen, was in ihm vorgeht. Wir haben lange mit ihm gesprochen, es wird beim Versuch bleiben, in das Innere des Menschen zu kommen. Ein paar Dinge kann man durch Erfahrung erkennen, aber nicht alles.
Axel Pusitzky: Körpersprache von Mielitz? Bemüht, fast übermotiviert, zu viele Ideen - so wirkt es auf mich.
Dutt: Körpersprache und Einstellungen gehen oft nicht parallel einher. Sportler sind sich oft der Körpersprache nicht bewusst, manchmal lässt sie sich auch nicht verändern. Spieler kleiner Größe machen oft einen engagierteren Eindruck als größere Spieler. Das sagt nichts über die innere Einstellung. Aaron Hunt wird Lethargie unterstellt, das ist aber sein Bewegungsablauf. Wenn ich ihn unabhängig von der Armhaltung bewerte, was er für die Mannschaft leistet... Alles hat eine Außenwirkung. Ein Torhüter hat mit seinen Händen das wenigste zu tun im Spiel. Er hat den Ball am Fuß, dann Körpersprache, Auftreten. Als Jens Lehmann 34 war hatte er eine andere Ausstrahlung als wo er mit der Straßenbahn nach Hause gefahren ist nach dem Spiel. Ich kann als Trainer viel erkennen. Er ist ein junger Torhüter, wenn er einen Fehler macht, hat er eine andere Körpersprache als Oliver Kahn mit 30, der sagt: Pfft, mir egal.
Wie geht es Ihnen auf der Bank dabei? Mir geht es auch bei den guten Partien so, dass er einen bemühten Eindruck macht, einen überbemühten.
Dutt: Es gibt zwei Ebenen. Die emotionale und die sachliche. Die emotionale sage ich Ihnen nicht, die ist nicht sachlich. Ich lasse mir so lange Zeit mit meinen Entscheidungen, bis ich wieder auf der Sachebene bin. Auf der Sachebene beobachte ich einen jungen Torhüter, der seinen Weg machen wird. Ich habe viel Vertrauen in Marco Langner. Ich beobachte bei Mielitz nicht mehr oder weniger Fehler als bei anderen jungen Spielern. Meine Aufgabe ist es, Spieler zu entwickeln, nicht, dauerhaft die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen.
Wenn man sich Mielitz anschaut, würden Sie sich wünschen, dass er weniger bescheiden wird? Dass er auch mal aus sich heraustritt?
Dutt: Nein. Also wenn das authentisch ist, dass er so eine Ausstrahlung hat, die arrogant wirkt, das ist in Ordnung. Aber Schauspielerei...? Jeder Sportler muss ... das Selbstbewusstsein muss wachsen, es muss authentisch sein. Das ist wie beim Autofahren, wenn man das erste Mal fährt, muss man dran denken, wie man den Knüppel reinbekommt. Wenn ein Torwart immer an die Körpersprache denkt, ist das Ding drin, bevor er rankommmt. Jeder muss sich auf den Platz bringen, wie er sich wohl fühlt. Es gibt für Extro- und Introvertierte erfolgreiche Beispiele.
Wie ist Wolf im Traing, bei den Spielen, ist Miele die Eins?
Dutt: Sebastian Mielitz ist die Nummer Eins. Raffa trainiert gut, ist über Monate stabil, nach langen Verletzungen, das ist in Ordnung.
Marcus Balczuweit: Eine Nummer Eins kann auch auf der Bank sitzen?
Dutt: Kahn und Lehmann, wer war die Nummer eins? Solange er im Tor ist, ist er Nummer eins. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass er die nächsten zehn Jahre alle Spiele macht. Wenn ich irgendwann mal den Gedanken habe, zu wechseln, werde ich es in der PK nicht verkünden.
Sie haben nicht dazu beigetragen, das Thema kleinzuhalten.
Dutt: Ich sage nichts zu Aufstellungen. Fragen zu Deiner Person und zu Aufstellungen beantwortest Du nicht, das habe ich gelernt. Manchmal spekulieren Sie gut, manchmal nicht.
Man könnte so verfahren, dass man dem Stammtorwart öffentlich den Rücken stärkt.
Dutt: Wenn ich eins gemacht habe in diesem Jahr, dann zu hundert Prozent hinter Sebastian Mielitz zu stehen. Da kann man zu keiner anderen Meinung kommen.
Interessanter Saisonverlaug bei Hoffenheim - wie bewerten Sie den Gegner?
Dutt: Eine große Wundertüte. Die Offensivkraft gehört zum oberen Drittel, die Anzahl der geschossenen Tore ist sehr gut, dennoch stehen sie unter uns. Es wird kein einfaches Spiel für beide Mannschaften, beide bekommen zu viele Tore. Dadurch, dass es ein Auswärtsspiel ist, haben wir einen ganz leichten psychologischen Vorteil, aber das ist imaginär. Man spricht vor jedem Spieltag darüber, ob es ein wichtiges Spiel ist: Dieses Mal bejahe ich das, es ist ein sehr wichtiges Spiel.
Björn Knips: Weil dann Ruhe ist, oder wegen der kommenden Aufgaben?
Dutt: Über Ruhe dürfen wir uns nicht beschweren. Die Fans, alle insgesamt, Sie auch, Sie begleiten uns. Da dürfen wir uns nicht beschweren, das ist alles in Ordnung. Wenn man gewinnt, hat man noch mehr Ruhe, doch nichts kann uns von unserem Weg abbringen - weder Sieg noch Niederlage. Jetzt ist es so, dass wir nach dem Hoffenheim-Spiel Gegner haben, die uns dann erst beschäftigen, die Wichtigkeit liegt auf dem Hoffenheim-Spiel. Es ist ein Unterschied, ob man mit 15 oder 18 Punkten in die letzten drei schwierigen Spiele geht, für das Gefühl.
Zusammenarbeit mit Juventus Turin ist perfekt?
Eichin: (lacht)
Warum ging es jetzt so schnell, was bedeutet das?
Eichin: Man muss richtig zuhören. Es geht nicht um einen Vertrag, sondern um eine Kooperation, um Gespräche, das hat stattgefunden, läuft schon längst. Das wird natürlich erst glaubwürdiger, wenn ein Spieler dann vielleicht irgendwann mal hier ist. Es hat keinen Vertrag gegeben, man tauscht sich aus, sie haben Interessen, wir haben Interessen. Es gibt viele Ideen, die wir haben, die wir aber nicht alle zehn Stunden am Tag bearbeiten. Wir werden uns im Dezember wieder treffen. Es ist ein kleiner Baustein im Transferbereich, von dem wir profitieren können und vielleicht auch Turin.
Axel Pusitzky: Ist das eine Verabredung, oder wird da etwas schriftlich fixiert? Gibt es eine feste Zusage, dass diese Kooperation nur mit Werder läuft?
Eichin: Es gibt ein Konzept, das bei Juve dahinter steht, eine Philosophie, die wir mit Leben zu füllen versuchen. Die Gespräche waren echt gut, wir können viele Dinge nutzen. Es geht um Scouting, Marketingaktivitäten, für Juve und für uns. Mit so einem renommierten Verein wie Juventus. Wenn kein Spieler kommt, weil er nicht in mein Konzept passt oder in Robins, dann ist das eben so.
Jeder Spieler hat eine Rolle, weiß, was er zu tun hat - wie viel Freiheiten haben Ihre Spieler, die Grenzen zu verlassen. Wie weit ist die Mannschaft, kann sie dann reagieren, wenn die Spieler sich Freiheiten nehmen?
Dutt: Man muss zwischen Offensive und Defensive teilen. In der Defensive sind die Aufgaben strikter, in der Offensive werden die Freiheiten nach vorne größer. Aaron Hunt ist relativ ungebunden, ich erhoffe mir einen Mehrwert von ihm. Garcia hat die Freiheit, nach vorne zu stoßen, kann aber nicht die Seite wechseln. Im zentralen Mittelfeld gibt es Abhängigkeiten. Ein defensiver Spieler kann sich nach vorne einschalten, dann muss ein anderer die Position auffüllen. Ganz vorne können die Spieler Überzahl schaffen. Je länger man mit einer Mannschaft arbeitet, umso mehr wissen die Spieler, was der Trainer ihnen für Freiheiten gibt. Dann ist die Kreativität der Automatismus. Davon sind wir noch weit weg.
Björn Knips: Durch den Ausfall von Kroos - 1:1-Änderung oder anderes System?
Dutt: Wir sind noch in der Testphase, der wichtigste Test steht noch aus, im nicht-öffentlichen Training. Ich habe mich noch nicht entschieden. Es ist nicht entscheidend, unsere Grundordnung in den ersten 20 Minuten ... wir haben da nicht gut ins Spiel gefunden, mit einer Grundordnung, mit der wir gegen Hannover und Schalke ein gutes Spiel gemacht haben, später besser ins Spiel gefunden mit einer anderen Grundordnung. Ich muss nicht mehr auf die Grundordnung achten, sondern kann auf die Tagesform achten, dann ergibt sich die Grundordnung von allein.
Was ist schlimmer: 0:5 gegen Manchester oder 1:7 gegen Barcelona?
Dutt: Für mich wissen Sie das. Was Leverkusen nicht braucht, ist ein Ex-Trainer, der schlaue Sprüche macht. Ich weiß, wie sie sich dort fühlen.
(Keine wörtliche Wiedergabe.)
Geändert von K [Mod] (28.11.2013 um 14:09 Uhr)
@ K: Danke, ich finde die Pressekonferenzen mittlerweile immer sehr spannend und interessant. Dass es noch ein sehr weiter Weg für Werder ist, ist jedem klar, ich habe nur keine Lust mehr auf Abstiegskampf bis zum 33. oder 34. Spieltag. In dieser Saison muss Werder das früher geregelt bekommen.
Besten DanK
DanKe!
Treffen sich zwei Gedankenleser.
Danke K.
Oha, für Miele wird es ungemütlich....
Früher war "Dinge", heute ist es "Männer".