Hier passts wohl am besten, auch wenn es um einen Ex geht:
Nachdem hier im falschen Thread (bei Christian Stoll) der TV-Bericht über Niels Stolberg angekündigt wurde hab ich den mittlerweile gesehen. Zuerst klang es so, als wenn man mit dem Bericht Stolberg entlasten wolle, dass die bösen Amerikaner eine ehrenwerte deutsche Firma zerschlagen hätten. Passend dazu ein Stolberg, der genau das immer wieder betonte und durchblicken ließ. Falsch gemacht habe er nichts, Straftaten auch nicht begangen, die Weltwirtschaft lief halt nicht so, er brauchte n bißchen Geld und holte sich den Teufel ins Boot, der ihn dann niedermachte. Und nur niedermachen wollte.
Aber irgendwann kommt dann der Umschwung in der Aussage des Berichts, es wird klar, was da ablief. Bilanzfälschung wird genannt, das waren zusammen für zwei Jahre wohl um die 500 Millionen Euro (!), Stolberg aber wollte weiter expandieren anstatt erstmal sicherzustellen, dass es mit dem aktuellen Hab und Gut ausreicht - und dann hat er sich eben jedes Mal in den USA von Oaktree nach und nach mehr Kohle geholt, musste aber (logischerweise) auch mehr Anteile abgeben. Auch da gabs Kreditbetrug, weil er 800 Millionen Euro an Aufträgen präsentierte, die in Wirklichkeit nur knapp 60 Mio. waren. Dazu hat Beluga auch bei Schiffsneubaten den Banken um mehrere Millionen absichtlich zu hoch berechnete Kostenunterlagen vorgelegt. Und irgendwann platzte die Blase.
Bei den Fragen nach den Waffentransporten weicht er aus. Wirkt so, als wisse er genau, was da abging, hat aber aus finanziellen Gründen, wie der Rest der Führungsetage, drüber weggeschaut.
Viele private Investitionen (zB auf Spiekeroog) wirkten konzeptlos, eher ein "mögt mich bitte"-Versuch.
Die Staatsanwaltschaft ist mit dem Umfang des Verfahrens hoffnungslos überfordert, weil unterbesetzt. Das kann noch ewig dauern.
Ich hab am Ende den Eindruck gewonnen, als wenn da nach guter Arbeit, die Firma aufzubauen, nach und eine riesengroße Lügenblase erstellt wurde, ein Mann nach Anerkennung suchte und dabei völlig abdriftete anstatt eine "kleinere" Firma laufen zu lassen. Einsicht war nicht vorhanden, im Gegenteil. Aus Gründen des laufenden Verfahrens in manchen Teilen auch verständlich.
Wer in dieser Höhe (über eine Milliarde) betrogen hat, der hat kein Mitleid verdient. Ich finde das heftig. Auch wenn man das nicht allein auf Stolberg begrenzen muss, das dehnt sich ja auf weitere Beluga-Führungsleute aus. Trotzdem hinterlässt sowas auch immer den Beigeschmack mit den Fragen: war beim Firmenaufbau denn damals alles rechtens? Hat er in seinen anderen Funktionen wie bei der Beluga School of Life oder auch bei Werder (wie auch immer) sich auch so 1a verhalten?
Top war die Doku "Herr der Schiffe" meines Erachtens nicht, aber durchaus interessant.