Die 100 Europa-Repräsentanten werden von SKP dezentral in fünf Städte eingeladen (also jeder in eine) und bekommen dann 200 Clips von jeweils knapp einer Minute Länge zu Gesicht, die sie einzeln nach verschiedenen differenzierten und standardisierten Kriterien zu bewerten haben. Dabei werden polarisierende Votings bevorzugt, das heißt wer Euphorie und Bestnoten bei einem kleineren Teil des Panels auslöst, hat bessere Chancen auf die Chance im Trainingslager als derjenige, der zwar anständige Ratings bekommt, aber keine Top-Bewertungen.
Die Clips werden aus vorhandenem (eingereichten) Bewegtbild-Material vergleichbar geschnitten und ausgewählt. Aus ursprünglich 4.000 potenziellen „Kandidaten“ sind zum Tages-Status inzwischen 500 geworden und das Team, welches diese Auswahl getroffen hat und diese Auswahl fortsetzt, bis 200 Vorschläge für das Europa-Panel feststehen, will der NDR ebenfalls im Laufe des Prozesses noch bekanntgeben, verspricht Thomas Schreiber. Es finden sich neben den Herren Pellander und Schreiber darunter sicher auch einige andere der „usual suspects“ aus der Branche, erwähnt wurde u.a. ein Talent Scout aus der Redaktion „Inas Nacht“.
Insgesamt gibt es (also) vier „Gremien“, die an der Findung des deutschen ESC-Beitrags beteiligt werden:
(1) das oben genannte Aus-4.000-werden-200-Bewerber-Team, die „Musikexperten“ (Originalton Thomas Schreiber)
(2) das hundertköpfige Europa-Panel
(3) das Jurypanel mit 20-25 Mitgliedern, rekrutiert aus internationalen Jurys der letzten drei bis vier Jahre (können auch deutsche Jurymitglieder der Jahre 2014 bis 2017 sein, also zum Beispiel Wincent Weiss)
(4) das deutsche (Televoting-)Publikum
Das internationale Musikprofi-Panel kommt erstmals zum Einsatz, wenn es gilt, aus dem „Bootcamp“ mit 20 Acts (Bands oder Solisten, also rechnerisch maximal 120 Teilnehmer) die fünf auszusuchen, die in der Liveshow oder den Liveshows auftreten. (Die Anzahl der Sows wurde bewusst offengelassen, ich würde aber auf EINE Show wetten und darauf auch Geld setzen.)
Im Bootcamp werden die 20 ausgewählten Vor-Finalisten unter anderem auf ihre Kameratauglichkeit, ihren Livegesang und auch ihre „soziale Kompetenz“ (Thomas Schreiber) getestet. Das Trainingslager dauert „mehrere Tage“ (Christoph Pellander) und ein NDR Kamerateam ist dabei, das dabei entstehende Material soll (im Nachhinein) auch veröffentlicht werden. Ein gutes Transparenz-Signal, finde ich.
Ausgesucht werden die fünf Liveshow-Finalisten jeweils hälftig von dem Europa-Panel und der ESC-erprobten internationalen Jury (Ist Zoë Straub an Bord?). Das soll bis Mitte Dezember 2017 abgeschlossen sein, so dass ausreichend Zeit bleibt („etwa sechs Wochen“), mit den Lucky Five an ihrem jeweiligen „Maßanzug“ zu arbeiten. Denn jeder Finalist soll einen maßgeschneiderten Song bekommen, der authentisch zu ihr/ zu ihm / zu ihnen passt. Dafür werden Komponisten, Texter, Produzenten direkt angesprochen, aber es werden auch Musikverlage um Vorschläge gebeten. Und es ist auch denkbar, dass ein Act seinen selbstkomponierten Titel mitbringt. Thomas Schreiber wünscht sich, dass im Finale unterschiedliche Genres und Charaktere vertreten sind, das ist ein maßgebendes Ziel dieser Vorgehensweise.
Drei unserer oben identifizierten vier Findungsgremien stimmen dann in der Liveshow über unseren Song für Lissabon ab, was gleichzeitig bedeutet, dass es kein 100-prozentiges Live-Televoting mehr geben wird. Denn auch das Europa-Panel und die internationale ESC-Jury kommen bei der Songauswahl wieder zum Einsatz, sie werden beim deutschen Finale beide „anwesend und sichtbar“ (Thomas Schreiber) sein. Wie sich das konkret abspielen wird, war dem Podium noch nicht zu entlocken, das verliert sich derzeit noch (Verzeihung für die Formulierung, aber ich liebe sie) in den Nebeln vor Norwegen. Herauszubekommen war nur, dass die Abstimmungsverteilung NICHT 1/3+1/3+1/3 sein wird.